Angst und Fremdheitsgefühl

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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FrE
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Angst und Fremdheitsgefühl

Beitrag Fr., 16.06.2017, 11:07

Hallo liebe Leute,
kurz zu meiner Geschichte. Ich schneide die Phasen nur kurz an. Ich leide schon länger unter psychischen Störungen. Angefangen hat dies in jungen Jahren (ca. 14). Damals hatte ich immer Verfolgungsangst. Sobald ich alleine unterwegs war, hatte ich Angst, das mich jemand entführen könnte. In der nächsten Phase hörte ich meine Stimme, die immer in agressiven Ton andere Menschen beleidigte. Dies richtete sich gegenüber allerlei Personen, schlimmstenfalls auch gegen meine Eltern. Dies war schon sehr belastend, jedoch lernte ich damit umzugehen, bzw. diese/ meine Stimme im Kopf zu verdrängen. Als wäre dies nicht genug, sah ich mich im Alter von 16 und 17 im Kopf Dinge tun, die ich jedoch in der Realität nicht wirklich gemacht habe. Diese Dinge waren damals zum Glück nicht von agressiver Natur, von daher noch ertragbar, aber natürlich auch belastend. Hierbei muss ich sagen, dass mir nur schwer Beispiele dazu einfallen. Wenn ich etwas gut gelernt habe, dann das Verdrängen. Danach ging es mir einige Jahre ziemlich gut. Selbstvertrauen hatte ich natürlich noch nie groß, aber zumindest lebte ich mein Leben in dieser Zeit verhältnismäßig normal. Nun, vor zwei Monaten habe ich bei einem Freund erstmals seit langer Zeit mal wieder ein Joint geraucht (es war zuviel). Das war dann der Horror meines Lebens. Um die drei Stunden hatte von Herzrasen, Zitteranfälle, Halluzinationen und Paranoia alles was man sich nur vorstellen kann. Ich konnte nicht auf die Toilette gehen, weil ich Angst hatte, nach dem Tür schließen, diese nie wieder verlassen zu können. Ich sah mein Leben in der Psychiatrie als Krüppel vor mir sehen und hörte lautes Atmen in der anderen Ecke des Raumes. Am schlimmsten waren in dieser Situation jedoch die Angsattacken. Dadurch das ich mir allerlei krankhafte Dinge vorstellte, hatte ich eine unglaubliche Angst. Ich glaubte die Sprache nicht mehr zu verstehen, räumlich isolliert von meinen Freund zu sein etc. Dies kam immer intervallartig und war das schlimmste was ich in meinem Leben erlebt habe. Seit diesem Ereignis ist nichts mehr wie zuvor. In den nächsten Tagen sah die Umgebung fremd aus, alles war total unreal. Ich bildete mir ein, nichts mehr zu können. Z.b.: hatte ich Angst davor nicht mehr einkaufen gehen zu können und Sport nicht mehr treiben zu können. Ich erzählte dies Freunden und Eltern, jedoch kann ich mir vorstellen ,dass wenn man selber nicht davon betroffen ist, es sich schwer vorstellen zu können, wie sich das anfühlt. Anschließend sah ich alles wie durch einen Schleier, was mir sehr befremdlich war und mir Angst gemacht hat. Nun aber zur aktuellen Situation. Als ich am Wochenende mit dem Zug nach Hause gefahren bin, kam wieder dieses Angstgefühl hoch, wie ich es beim kiffen erlebt habe. Es war grausam und jederzeit hatte ich das Gefühl, ich würde kollabieren. Seitdem habe ich dieses Angstfefühl im Bauch mal mehr mal weniger. Was auch nicht angenehm ist, ist dieses Fremdheitsgefühl. Ich hinterfrage alles, ob es real ist, und steiger mich immer weiter in Gedankenspiralen, was passieren könnte, wenn... Ich frage mich ob meine Eltern wirklich meine Eltern sind, ob die Menschen in meiner Umgebung wirklich Menschen sind etc. Hinzukommen agressive Zwangsgedanken Konzentrationsprobleme. Ich stelle mir vor, wie ich Leuten in meiner Umgebung etwas antun könnte. Das ist sehr beängstigend. Als letztes sind da noch starke Konzentrationsschwierigkeiten zu nennen. Am schlimmsten ist dieses Fremdheitsgefühl, als ob alles nicht real wäre und man im eigenen Körper unterwandert wird.
Ich bin aktuell dabei, einen Termin bei einem Therapeuten zu organisieren, was sich jedoch schwieriger gestaltet als gedacht. Einerseits kostet es mich große Überwindung und andererseits wird man oft abgewimmelt. Ich war zuvor noch nie bei einem psychologen oder psychiater und habe nur ganz selten mit einer Person über meine Probleme gesprochen. Meinen Eltern habe ich zum Beispiel nur anfänglich direkt nach dem Kiffen erzählt, was ich in dem Moment erlebt habe.
Ansonsten hilft mir sport sehr mich abzulenken. Jedoch hatte ich gestern auch erstmals während des Sports innerlich starke Angst - und Fremdheitsgefühle.

Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich habe Angst abzurutschen oder schizophren zu werden.

Ich danke euch vielmals für eure Einschätzungen und euren Rat.

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werve
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Beitrag Fr., 16.06.2017, 15:51

Hi FrE,

wenn du das:
FrE hat geschrieben: Fr., 16.06.2017, 11:07 mein Leben in der Psychiatrie als Krüppel
wirklich nicht willst, lass für immer die Finger von Drogen jeglicher Art.

Ein Therapeut wird dich mit dieser Geschichte zu einem Arzt weiterschicken.

Gruß
werve


shesmovedon
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Beitrag Fr., 16.06.2017, 16:27

Ich denke, dass das mit der Zeit wieder nachlässt. Allerdings ist es ein eindeutiger Hinweis darauf, dass du Kiffen nicht verträgst...du solltest es also zukünftig unterlassen.
Bleib positiv, dann wird das schon wieder!

Wenn es in ein paar Wochen noch nicht weg ist, würde ich mal einen Psychiater konsultieren. Aber bis dahin, möglichst positiv und cool bleiben, sprich nicht reinsteigern.


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FrE
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Beitrag Fr., 16.06.2017, 18:06

Danke euch beiden für eure schnellen Antworten. Zu cannabis werde ich wohl nie wieder greifen und habe es in der Vergangenheit immer als relativ harmlos angesehen, was jedoch jetzt durch dieses Ereignis grundsätzlich geändert wurde. Davor habe ich lediglich 5-6 mal im Jahr einen geraucht. Danke für deinen Zuspruch Schnlendrian. Ich werde schauen, wie sich das entwickelt. Ist jetzt aber auch schon wieder zwei Monate her... Das kommt halt immer schubweise. An werve: Was meinst du mit, er schickt mich zu einem Arzt bzw. was zu was für einem Arzt?

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shesmovedon
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Beitrag Fr., 16.06.2017, 18:21

Naja, das hört sich mehr nach einem psychiatrischen Problem an, als nach einem psychologischen. Der Psychotherapeut könnte dir zum Beispiel helfen, in dem er dich unterstützt mit diesen Schüben besser klarzukommen. Der Psychiater wird eher durch Medikamente versuchen dagegen anzukommen und sie weg zu machen.

Es kann tatsächlich durch's Kiffen so eine Art dissoziativer Zustand zurückbleiben. In dem einem alles unwirklich erscheint. Du schriebst ja "die Umgebung wirke fremd", was wohl mit ein Grund für diese Angstzustände ist?
Was du machen könntest, wäre dir zum Beispiel so einen Igelbal zu besorgen und diesen während eines Schubs in der Hand zu kneten. Das macht es leichter die Umgebung als normal wahrzunehmen.

Wird es denn insgesamt eher schlimmer oder lässt es eher nach?


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FrE
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Beitrag Sa., 17.06.2017, 11:45

Ja ich denke, dass das Fremdheitsgefühl verantwortlich für diese Angst ist. Dieses Angstgefühl ist lokal in der Magengegend. Naja, nach dem diesem Marihuana Ereignis sind nacheinander verschiedene Symptome aufgetreten. Zuerst die anders aussehende Umgebung, dann die Zwangsgedanken, dann die Konzentrationsschwäche und jetzt diese Angstgefühle, die sich jetzt in kurzer Zeit schon zweimal stark gesteigert haben und mich in diesen Zeitpunkten stark vereinnahmt und beeinträchtigt haben. Dieses Angstgefühl ist halt bisher das schlimmste von den Folgen und macht mir auch deshalb am meisten Sorgen.

Hast du selber Erfahrungen in einer ähnlichen Art gemacht, wenn ich fragen darf?

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