Ich schaue immer auf Geschlechtsorgane - was kann ich tun?

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Tom-Thomas
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Ich schaue immer auf Geschlechtsorgane - was kann ich tun?

Beitrag Mi., 20.07.2016, 08:52

Hallo liebes Forum,


ich bin hier, weil ich hoffe, dass Ihr mir weiter helfen könnt.

Ich bin mittlerweile Ende 30 und habe schon seit vielen Jahren das Problem, dass ich Menschen unbeabsichtigt auf die Geschlechtsorgane schaue - dh. ich bekomme es natürlich mit, aber ich kann es nicht kontrollieren.

Das passiert mir bei Frauen (bin auch Hetero) - egal ob sie für mich attraktiv sind oder nicht, sehr alt oder sehr jung, ebenso wie bei Männern (wie gesagt, ich habe eigentlich Null Interesse an männlichen Körpern).
Bei Frauen gleiten meine Blicke schnell mal zu den Brüsten/Dekoltee, obwohl ich zwanghaft versuche nicht dort hin zu sehen. Ich versuche immer einen Punkt zwischen den Augen meines Gegenübers zu fixieren, aber irgendwie gleiten meine Blicke ab.
Bei Männern schaue ich häufig ungewollt auf das Gemächt. In beiden Fällen merke ich, dass es häufig mein Gegenüber irritiert und das ist das was ich am wenigsten will. Mir ist es immer sehr wichtig, dass meine Gesprächspartner (aber sowas passiert auch bspw. in der U-Bahn, ohne miteinander zu sprechen) sich wohl fühlen. Ich tue eigentlich sehr viel dafür, dass sich Menschen in meinem Umfeld wohl fühlen - das ist mir häufig wichtiger, als das ich mich selbst wohl fühle oder gut da stehe.

Und jetzt kommt es eben schon seit vielen Jahren dazu, dass ich mich so verhalte. Das passiert, wie gesagt, bei egal was für Menschen: Mutter, Chef, Chefin, Paketzustellerin, Freunde, Einstellungsinterviewerin, Unbekannte, Kunden. Und natürlich ist das für mich sehr unangenehm, wie ich Menschen dadurch in latente Schutzreaktionen bringe, wie bspw. bei Frauen die Hand an das Kinn zu nehmen/die Bluse zurechtzurücken, um das Dekoltee zu verstecken oder bspw. bei Männern die Hände in den Schoß zu legen, um das Geschlecht zu verbergen.

Ich kann es nicht an bestimmten Situationen fest machen: mal gelingt es mir gut die Geschlechtsteile eines Menschen zu ignorieren und mal nicht. Manchmal liegt es daran, dass ich nicht ausgeruht bin und manchmal ist das egal.
Sexuell missbraucht wurde ich übrigens nicht, falls das hilfreich für Euch ist.

Bisher hatte ich erst 2 Beziehungen (zu Frauen, wie gesagt, bin Hetero - wenn es nicht so wäre, wärs auch OK) in meinem Leben über je ein knappes Jahr und währenddessen ich darin "sexuell ausgelastet war" ist es mir trotzdem passiert. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich eigentlich sehr Sex-affin bin und ich mich bis dato noch nicht ausleben konnte - wüsste auch nicht wie ich das hin bekäme, da ich nicht der Attraktivste vor dem Herrn bin.

Insgesamt will ich mit den Menschen, die ich treffe, einfach entspannter sein und nicht so "gierig/geil/neugierig" rüber kommen.

Ich weiß mir wirklich nicht zu helfen und hoffe, dass Ihr mir sagen könnt,
1. auf was das (ggf. als Krankheitsbild) hindeutet
2. was ich dagegen tun kann.

Ich danke Euch von Herzen für Eure konstruktiven Antworten
und hoffe, dass Ihr mich nicht veralbert.


Liebe Grüße
Tom

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Beitrag Mi., 20.07.2016, 09:26

Hallo Tom,
ich glaube, jeder guckt mehr oder minder, das finde ich nicht bedenklich. Wenn du sicher bist, dass es anderen auffällt, kannst Du versuchen, Deinen Blick einfach nur schweifen zu lassen und nicht an den intimen Stellen zu verharren? So macht es jeder, denke ich.
Vielleicht ist es ja auch so, dass es Dir verstärkt auffällt, weil Du eben drauf achtest. Ich glaube nicht, dass das allein ein Krankheitsbild ist. Wie sieht es denn sonst in Deinem Leben aus?
"i am the master of my fate: i am the captain of my soul" Henley, Invictus

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Nico
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Beitrag Mi., 20.07.2016, 09:35

Also ich schaue immer nur in die Augen

Soll heißen: Meine Vor - Posterin hat recht !
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Mi., 20.07.2016, 09:42

Hihi Nico Nein, im Ernst, ich gucke auch allen überall hin. Unauffällig. Warum? Aus Neugierde, Attraktivität oder nicht, Sehen wollen, wie das bei anderen so aussieht etc
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Candykills
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Beitrag Mi., 20.07.2016, 09:43

Ich würd einfach weniger auffällig hinschauen xD
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Tom-Thomas
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Beitrag Mi., 20.07.2016, 10:00

Vielen Dank für Eure Beiträge!
side effect hat geschrieben:Wenn du sicher bist, dass es anderen auffällt, kannst Du versuchen, Deinen Blick einfach nur schweifen zu lassen und nicht an den intimen Stellen zu verharren? So macht es jeder, denke ich.
Vielleicht ist es ja auch so, dass es Dir verstärkt auffällt, weil Du eben drauf achtest. Ich glaube nicht, dass das allein ein Krankheitsbild ist. Wie sieht es denn sonst in Deinem Leben aus?
Leider schaffe ich es nicht den Blick einfach nur schweifen zu lasssen. Ich versuche es, aber mit viel mentaler Energie woanders hin zu sehen. Irgendwie habe ich dann das Gefühl, dass obwohl ich bspw. versuche an der Person im Gespräch vorbei zu schauen ich auf die Stellen "schiele" und genau das mein Gegenüber mit bekommt. Wenn sich dann bspw. mein Gesprächspartner bückt etc. (und es für eineen "Spanner", der ich ja nicht bin, normal wäre konkret hin zu sehen) schaue ich immmer komplett in eine andere Richtung, um dem anderen zu zeigen, ich will Dich nicht "unsittlich" ansehen...

Es kann natürlich sein, dass ic meine Wahrnehmung daruaf fixiert habe, weil ich immer meinem Gegenüber ein gutes Gefühlgeben will und genau dadurch meine mentale Retourkutsche passiert - ich bin mir da unsicher.

Sonst kann ich, denke ich, vielen Menschen in einem Umfeld durch meine wertschätzende und lösungsorientierte Art gut tun. Mit mir bin ich jedoch nicht zufrieden, da ich noch sehr übergewichtig bin.

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Beitrag Mi., 20.07.2016, 10:07

Hm, kann es sein, dass du zuviel Angst bzw Gedanken darum hast, ob sich Dein Gesprächspartner gut fühlt? Also würd ich eher in Richtung Selbstwertgefühl aufbauen gehen. Mit steigendem Selbstbewusstsein machst Du Dir sicher weniger Gedanken darum, Dein Gegenüber zu genieren oder schlecht fühlen zu lassen. Wie geht es Dir denn im Kontakt mit engeren Freunden?
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Räbin
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Beitrag Mi., 20.07.2016, 10:22

Es klingt, als ob Du da fast (?) so etwas wie einen Zwang entwickelt hast. Du willst Dich partout kontrollieren, ja nicht hinsehen, was genau das Gegenteil bewirkt, Du guckst um so mehr. Je mehr Du guckst, um so mehr versuchst Du Dich zu kontrollieren und so verstärkst Du genau das, was Du versuchst zu verhindern.

Wenn es geht, vielleicht sich das Gucken erlauben? Es als natürlich betrachten. Theoretisch dürfte dann dieser Drang irgendwann nachlassen, weil die Fixierung gelöst wird.

Geh liebevoll nachsichtig mit Dir um, Du hörst ja von anderen, dass es anscheinend nicht so unnormal ist, wie Du annimmst.

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Tom-Thomas
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Beitrag Mi., 20.07.2016, 10:58

Liebe side effect,
liebe Räbin,

Ihr seit tolle Menschen! Danke!
side effect hat geschrieben:Hm, kann es sein, dass du zuviel Angst bzw Gedanken darum hast, ob sich Dein Gesprächspartner gut fühlt? Also würd ich eher in Richtung Selbstwertgefühl aufbauen gehen. Mit steigendem Selbstbewusstsein machst Du Dir sicher weniger Gedanken darum, Dein Gegenüber zu genieren oder schlecht fühlen zu lassen. Wie geht es Dir denn im Kontakt mit engeren Freunden?
Es stimmt, dass mir das Wohl der Anderen immer sehr wichitg ist und ich mich selbst dabei immer wieder vergesse. Dieses Muster, genau wie das mit dem "Stellen ansehen" ist auch im Kontakt mir engen Freunde so.
Dein Weg mit dem steigern meines Selbstwertgefühlst macht absolut Sinn. Ich weiß nur nicht wie ich das hin bekomme. Ich scheine in meiner Sozialisation den Glauben an mich nicht verankert zu haben. Ich denke eher, dass alle Anderen besser sind als ich und ich mir Mühe geben muss, um auf Augenhöhe mit den Anderen zu kommen.

Gleichzeitig bin ich immer sehr verunschert, wenn es neue Aufgaben für mich bspw. damals in der Uni oder jetzt im Job gibt. Ich denke immer, "dass das eine Hürde sein wird, die ich nicht nehmen kann." und dann schaffe ich es fast immer ein exzellentes Ergebnis zu erzielen, aber ich vergesse das wieder sehr schnell und denke auch beim folgenden Mal, dass ich es nicht schaffe.
Räbin hat geschrieben:Es klingt, als ob Du da fast (?) so etwas wie einen Zwang entwickelt hast. Du willst Dich partout kontrollieren, ja nicht hinsehen, was genau das Gegenteil bewirkt, Du guckst um so mehr. Je mehr Du guckst, um so mehr versuchst Du Dich zu kontrollieren und so verstärkst Du genau das, was Du versuchst zu verhindern.

Wenn es geht, vielleicht sich das Gucken erlauben? Es als natürlich betrachten. Theoretisch dürfte dann dieser Drang irgendwann nachlassen, weil die Fixierung gelöst wird.

Geh liebevoll nachsichtig mit Dir um, Du hörst ja von anderen, dass es anscheinend nicht so unnormal ist, wie Du annimmst.
Du triffst es da. Ich versuche mich immer selbst, eben auch und gerade beim "schauen auf die Stellen", zu kontrollieren und mache es dadurch noch schlimmer. Es ist ein wertvoller Hinweis für mich, es lockerer angehen zu lassen und dadurch die Fixierung zu lösen.

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Sarana
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Beitrag Mi., 20.07.2016, 17:58

Hatte das ne Weile, zum Glück noch nicht so auffällig. Es war furchtbar. Zog ja auch so oft Aufmerksamkeit auf sich! Sich im Gespräch auf das Gesagte zu konzentrieren war manchmal ganz schön schwer...

Ja, bei mir wurde es besser sobald ich Druck wegnahm. Es mir nicht unbedingt erlaubte die Geschlechtsteile meines Gegenübers so ausgiebig wies nur geht zu inspizieren aber den Blick halt mal dahin wandern ließ - tat er doch ohnehin schon. Erwarte nicht, dass es sofort besser wird, wenn du es dir nun erlaubst - denn dann hast du es dir ja gar nicht wirklich erlaubt, dann ging es ja ums besser werden.
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Beitrag Do., 21.07.2016, 20:22

Tom-Thomas,

das ist wohl ein Zwang. Ich hatte das früher auch schon in ähnlichen Arten. Ich fühlte mich dabei unfrei und gebunden, es war mir mit der Zeit sehr lästig. Das sollte aber irgendwann wieder verschwinden, denke ich. Den anderen fällt natürlich früher oder später auf, dass du dauernd die gleichen Punkte an Ihnen beäugst und es ist ihnen unangenehm.

Vielleicht glauben die dann, dir wäre etwas dort an diesen Punkten, wo du hinsiehst, aufgefallen. Es bringt sicher Missverständnisse mit sich. Vermehrt ins Gesicht zu sehen könnte helfen, den Zwang abzugewöhnen.
Ein Gesicht(und auch die Gestik) sagt gewöhnlich mehr aus über die Mitmenschen als alles andere an ihnen. Letztlich geht es doch zwischenmenschlich eher um Verständigung und nicht um das Ausleben der eigenen Trieb-Fantasie, meiner Meinung nach.
Aber es soll jeder tun, wie er gedenkt.
Zwangsgedanken sehe ich davon aber ausgenommen, die sind da schon weit schwerer zu händeln als dieser Blickzwang.

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BlackSun
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Beitrag Do., 21.07.2016, 20:42

Lieber Tom-Thomas,

darf ich dich direkt einfach mal fragen, ob du darunter leidest? Oder turnt es dich einfach nur an?

Zwischen krankhaftes Verhalten (Leidensdruck) und einem 'einfachem' Tick liegen Welten...

Liebe Grüße
BlackSun

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Tom-Thomas
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Beitrag So., 24.07.2016, 19:30

BlackSun hat geschrieben:
darf ich dich direkt einfach mal fragen, ob du darunter leidest? Oder turnt es dich einfach nur an?
Ich leide darunter, weil ich es dadurch anderen unangenehm mache...

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BlackSun
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 20:42

Wenn du darunter leidest (sei es auch 'nur' weil du andere damit in Verlegenheit bringst), dann solltest du dir richtig Hilfe holen.
Ich weiß es nicht genaus, aber ich denke schon, dass man seinen Blick (wenn man wirklick will) trainieren kann

Lg
BlackSun

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Linegger
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Beitrag Sa., 07.10.2017, 19:33

Hallo und schönen Abend!

Ich bin sehr dankbar diesen Beitrag gefunden zu haben! 😊 ich suche seit Jahren nach Menschen, die ein ähnliches Verhalten haben. Ich dachte ich bin alleine damit.

Ich habe dasselbe Problem, dass ich egal welches Geschlecht und Alter ich jedem auf die Geschlechtsorgane schauen muss, obwohl ich es ganz und gar nicht will und mir immer vornehme es nicht zu tun.


Es geht so blitzschnell und es ist fast nicht zu kontrollieren. Es löst in mir irrsinnige schuldgefühle und Scham und Zorn aus und ich bestrafe mich dann gedanklich selber, was mir sehr viel Leid zufügt, auch weil es ja die Menschen merken und diese entweder lachen oder defensiv werde.

So wie es beschrieben wird, genauso ist es bei mir auch und ich nehme es bewusst seit ca. 15 Jahren war und es konnte mir noch keine Therapie und Medikament helfen.

Es ist mir sehr unangenehm und je mehr ich es loswerden will, desto stärker wird es. Es dominiert mein ganzes Denken und ich habe mittlerweile seit Jahren Angst vor Menschen aufzutreten,was für mich extrem anstrengend ist.

Schönen Abend noch und ich würde mich über Antworten sehr freuen!

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