Ist das Höhenangst?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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derhornist
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Ist das Höhenangst?

Beitrag Sa., 08.08.2015, 20:37

Hallo,

ich arbeite bei einer Firma, die u.a. Mobilfunkantennen wartet. Die Masten sind zwischen 20 und 60 Meter hoch. Ich mache den Job seit gut 10 Jahren. Immer ohne Probleme. Vor etwa 2 Jahren hatte ich bei einer solchen Besteigung in etwa 20 Meter einen "Fastkreislaufzusammenbruch". Es war an dem Tag schwül, also "Kreislaufwetter". Jedenfalls merkte ich, dass mir schlecht wird und ich sicherte mich zusätzlich mit meinem Halteseil, um nicht in den Steigschutz zu fallen. Bei richtiger Anwendung der Schutzausrüstung ist ein Absturz nicht möglich. Außerdem trainieren wir jedes Jahr die Rettung aus solchen Situationen. Das läuft bei mir immer ohne Probleme ab.
Jedenfalls habe ich seither extreme Probleme mit dem Steigen. Bis ca. 15m geht alles gut. Je höher ich klettere, desto weicher werden die Knie. Ich habe mich jetzt schon öfters gezwungen, bis ganz nach oben zu steigen. Ich mache vor jeder Kletterpartie ca. 2 Minuten gedanklich Vorbereitung. Ich gehe dann die Schritte durch, die ich im Falle eines erneuten Schwindelanfalles abarbeite, um optimal gegen einen Absturz gesichert zu sein.
Allerdings hilft das alles nichts. Am Anfang klappte das gut, doch jetzt wird es wieder schlimmer. Vor ca. 2 Wochen hatte ich auf ca. 25m das Gefühl, dass ich ohnmächtig werde. Die Luft blieb weg, als schnüre mir jemand den Hals zu. Mir gelang dann der sichere Abstieg. Seither geht nichts mehr. Bei 10m ist Schluss. Weiter geht nichts. Das ist natürlich nicht sehr förderlich für meinen Beruf.

Es macht mir allerdings überhaupt nichts aus, z.B. auf hohen Brücken zu stehen oder Gebäuden und nach unten zu sehen. Das klappt weiterhin ohne Probleme.

Wie kann ich mein Problem in den Griff bekommen? Gibt es dafür spezielle Trainingsangebote oder ein mentales Training?

Vielen Dank und Gruß

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 08.08.2015, 22:08

Hallo hornist,

willkommen im Forum!

Nach deinen Schilderungen könnte es sich um Angst- oder Panikanfälle handeln, die durch den Schwindelanfall von vor zwei Jahren ausgelöst werden. Solche Ängste sind meines Wissens mit Psychotherapie gut behandelbar.
Zuvor würde ich dir aber raten, dich beim Hausarzt durchuntersuchen zu lassen, um allfällige körperliche Ursachen auszuschließen bzw. festzustellen und die Behandlung entsprechend abstimmen zu können.

Alles Gute!
Fundevogel

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derhornist
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Beitrag Mo., 10.08.2015, 17:38

Hallo Fundevogel,

vielen Dank für die Antwort. Ich habe in 2 Wochen einen Hausarzttermin. Sie (die Ärztin) hat eine Zusatzausbildung in Notfallpsychologie, sollte also mit meinem Problem etwas anzufangen wissen und mich richtig weitervermitteln.
Körperlich ist alles o.k. Wir werden alle 2 Jahre vom Betriebsarzt gecheckt. Auch die Höhentauglichkeit incl. Sehtest, Blut, Belastungs- EKS usw.
Allerdings neige ich seit frühster Kindheit zu niedrigem Blutdruck und hatte seit ich 10 bin bis heute genau 4 mal einen Kreislaufkollaps. 2 mal wegen Unterzuckerung. 2 mal nach Einwirkung von Schmerz. Komisch, an jedesmal erinnere ich mich sehr genau.

Gruß

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 10.08.2015, 18:49

Hallo hornist,

klingt doch gut, der Termin bei der Hausärztin mit Notfallpsychologieausbildung.

Vielleicht ist es ja auch eine Kombination von körperlichen und seelischen Faktoren, so dass gewisse körperliche Faktoren wie bestimmter Blutdruck zB wie "eingespeichert" sind im Körpergedächtnis und dann geht nichts mehr trotz allen Bemühens seit zwei Jahren.

Vorsichtige Anfrage: das Problem mit deinem Betriebsarzt zu besprechen kannst du dir nicht vorstellen? Der sollte sich auskennen und unterliegt sicher der Schweigepflicht. Ich kann aber verstehen, dass es eine Hemmschwelle gibt. Und die Möglichkeit kannst du dir ja im Hinterkopf behalten.

Aber wie du sagst, die Hausärztin wird das wohl feststellen und dich an die richtige Stelle weitervermitteln können.

Finde ich gut, wie offensiv und konsequent du das Problem analysierst und die Lösung angehst.

Ich wünsche dir nochmal alles Gute dafür!
Fundevogel

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Herzeleid
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Beitrag Di., 11.08.2015, 08:19

An deiner Stelle würde ich mir mal überlegen wovor dich deine Seele/Psyche schützen möchte (Strahlung, vlt in der Zukunft liegende Auswirkungen oder Ereignisse), denn ich glaube nicht das du ein körperliches Problem hast.
Hinweis: Ich bin kein Mediziner und habe auch keine medizinische
Ausbildung. Alles was ich hier schreibe sind meine eigenen Erfahrungen
oder angelesenes Wissen. Also alles Ohne Gewähr.

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derhornist
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 10:28

Hallo,

zunächst Danke für die Antworten.

Der Ansatz mit der Schutzfunktion ist interessant: Also Strahlung ist es wohl nicht. Wir haben immer ein Meßgerät (welches geeicht ist) dabei. Und das funktioniert zuverlässig. Wir arbeiten auch immer hinter den Antennen. Und Antennen strahlen nur nach vorne. Es sei denn, sie sind defekt. Aber das würde das Gerät anzeigen.
In der Tat überkam mich in der Höhe schon der Gedanke, was passiert wenn ich jetzt abstürze bzw. das Material versagt. Das könnte natürlich sein, dass sich unterschwellig keine Angst breit macht und mein Körper bzw. das Gehirn auf "Überlebensmodus" umschaltet und mich (bzw. sich) schützen möchte.

Das Anvertrauen an den Betriebsarzt ist leider keine gute Idee. Diese Leistung wird seit einigen Jahren extern eingekauft. Und ich habe jetzt schon öfters mitbekommen, dass die von scheinbar Anweisung erhalten, Kollegen auch schon mal "kaputt" zu schreiben, damit unsere Firma sie schneller los wird. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. Leider!! Ich gehe seit einigen Jahren vor meinem Betriebsarzttermin immer zu meiner Hausärztin und lasse mich checken, damit ich das Risiko der "Ausmusterung" minimieren kann. Schlimm, oder?

Kommenden Freitag bin ich wieder bei meiner Ärztin. Ich werde dann weiter berichten.

Gruß

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stern
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 11:00

Dass du dich checken lässt ist gut und wichtig. Für mich klingt es so, dass nach dem wetterbedingtem Fastkreislaufzusammenbruch nun Angst hinzugekommen ist, dass ähnliches wieder passieren könnte... aber wie gesagt: Mal checken lassen. Physiologisch ist es m.W. so, dass Angst und Kreislaufschwierigkeiten ähnliche physiologische/körperliche Reaktionen hervorrufen können, so dass das subjektiv nicht immer so leicht zu unterscheiden ist. Insofern ist gut, dass du das auch körperlich checken lässt. So gibt es ja auch Leute, die mögliche Angst gar nicht mehr auf dem Trichter haben, sondern meinetwegen fürchten einen Herzinfarkt zu erleiden (wobei es in Wirklichkeit eher Angst ist), also ausschließlich körperliche Verursachung in Erwägung gezogen wird. Angst ist zwar individuell auch nicht ganz gleich, aber bei vielen Leuten soll es so sein, dass diese eher zum Blutdruckanstieg führt und so den Zusammenbruch i.d.R. verhindert. Was Angst ist, so soll sich das im Normalfall recht gut behandeln lassen... wobei Behandlung auch nicht immer notwendig ist: Also wenn du wieder ein paar Aufstiege gut meisterst, so "verlernst" du die Ängste evtl. auch wieder... kommt halt darauf an. Wenn die Angst eher zunimmt, ist Behandlung allerdings sinnvoller, nicht dass sich Ängste manifestieren (das gibt es halt auch).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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