Verfolgungswahn

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Taunus
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Verfolgungswahn

Beitrag Do., 06.08.2015, 14:45

Hallo !

Ich habe einen Bruder (Alter mitte Dreißig), der über ettliche Jahre hinweg Marihuana fast täglich geraucht hat.
Vor ca. einem Jahr hat er einen Verfolgungswahn entwickelt.
Er behauptet er wäre als Kind sexuell missbraucht worden und der damalige Täter hätte ihn nun wiedergefunden und ihn hypnotisiert.
Er habe ihm im Zuge dieser Hypnose klar gemacht, dass er in Lebensgefahr schwebe falls er mit den falschen Leuten darüber rede.
Seit dem sieht er in fast allen Menschen die ihm begegnen eine Bedrohung.
Zu erst fing es an seinem Arbeitsplatz an. Er war sich hundertprozentig sicher, dass seine Kollegen dort ihn bei der Geschäftsführung wegen seines Drogenkonsums verpfiffen hätten und ihn auch bei der Polizei angezeigt hätten.
Er steigerte sich so sehr hinein dass er nicht mehr zur Arbeit konnte und er auch schon ein sicheres Datum hatte, zu dem die Polizei bei ihm aufkreuzen würde. Ich habe dann mit ihm diesen Tag verbracht, natürlich kam kein Mensch vorbei.
Aus lauter Angst, dass er ins Gefängnis müsse, hat er schlagartig von einem Tag auf den anderen (vor ca. einem halben Jahr) aufgehört zu kiffen, alle Vorräte an Gras die er noch hatte vernichtet und hat das Zeug auch bis heute nicht mehr angerührt.
Leider wird sein Verfolgungswahn immer schlimmer.
In der Zwischenzeit sieht er bereits alle seine Verwandten darin verstrickt. Alle Exfreundinnen von ihm seien auch darin verstrickt. Entweder sind sie Teil der Bande, die von dem damaligen Missbrauchstäter geleitet wird, oder sie würden von ihm erpresst damit sie ihn aushorchen.
Er misstraut Internet, Telefon und allem. Er geht immer seltener aus dem Haus.
So weit ich es beurteilen kann vertraut er nur noch seiner Freundin, unserer Mutter und mir, aber ich hatte schon immer ein herzlicheres Verhältnis zu ihm.
Alle weiteren Geschwister von uns und auch unser Vater seien irgendwie darin verstrickt.
Er geht zwar noch zur Drogentherapie, jedoch ist er sich sicher, dass dort alle zu dieser ominösen Mafia gehören und der geht nur noch hin um nicht plötzlich etwas auffälliges zu tun.
Ansonsten verlässt er seine Wohnung kaum noch, da überall gefahren lauern könnten.
Am Anfang habe ich ihm die Missbrauchsgeschichte nocht geglaubt, aber in der Zwischenzeit wird es immer verworrener und unglaubwürdiger, denn es kann ja nicht jeder Mensch der ihm in irgend einer Weise begegnet, Teil dieser Mafia sein.
Daher kann ich immer weniger von seinen Schilderungen glauben. Jeder Versuch ihn zu einer Psychotherapie zu bewegen scheitert schon daran, weil er jedem Therapeuten bereits nach der ersten Sitzung misstraut und deshalb nicht mehr hingeht.
Ich halte den Kontakt und besuche ihn einmal in der Woche. Ansonsten hat er nur noch KOntakt zu seiner Freundin, die bei ihm wohnt und bis jetzt noch ganz gut damit klar kommt. Aber auch sie glaubt ihm langsam nichts mehr.
Unsere Eltern und unsere anderen Geschwister versuchen zwar noch Kontakt zu halten, jedoch blockt er diesen weitestgehend ab, da er ihnen misstraut.

Vielleicht hat hier jemand Erfahrung mit einem ähnlichen Fall. Über andere Gedanken wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße

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Alienia
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Beiträge: 241

Beitrag Do., 06.08.2015, 21:36

Hi!

Naja, typische drogeninduzierte Psychose halt.
Einem guten Freund von mir gings mal ähnlich.
Der eine verträgt halt die Drogen dem einen zerballert es leider den Kopf.

Wenn er die Drogen komplett sein lässt kann sich sein Gehirn vielleicht wieder regenerieren. Das dauert aber.

Wenn er die Kontrolle über sich verliert, sollte er in eine Klinik ... mit seinem Willen oder dagegen.
Es gibt auch Medikamente dagegen.

Ich will dir keine Angst machen, aber bei meinerm Freund hat es über ein Jahr gedauert bis er wieder halbwegs klar denken konnte.
Taunus hat geschrieben:der über ettliche Jahre hinweg Marihuana fast täglich geraucht hat.
Auch wenns schlimm ist, aber es war seine eigene Entscheidung das Zeug in rauen Mengen zu konsumieren. Nun ist er davon eben leider krank geworden. Schwer krank.

Helfen kannst du ihn in dem Zustand nicht besonders gut.
Er lebt ja in einer ganz anderen Welt wie du. Da hast du immer weniger Zugang zu.

Irgendwann wacht er vielleicht daraus wieder auf und kann sich an kaum mehr was erinnern.
So wars bei meinem Kumpel.

Wenns schlimmer wird braucht er auf jeden Fall professionelle Hilfe.
Ich würde mir immer wieder vor Augen führen, dass er krank ist.
Einem Menschen mit Blinddarmentzündung kannst du halt auch nicht allein heilen. Du kannst ihm nur begleiten, trotz allem für ihn da sein und so was.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.

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Mustermaus
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weiblich/female, 29
Beiträge: 72

Beitrag Sa., 17.10.2015, 18:20

Taunus hat geschrieben:
Am Anfang habe ich ihm die Missbrauchsgeschichte nocht geglaubt, aber in der Zwischenzeit wird es immer verworrener und unglaubwürdiger,

Muss sagen, der Missbrauch ist trotzdem nicht ausgeschlossen. Ich kann es nicht leiden, dass Drogenkonsumenten einfach als Süchtige in eine Schublade gesteckt werden... Es ist in dem allermeisten Fällen wesentlich mehr dahinter. Einem, der es gut geht, greift viel seltener zu Drogen!

Dass er was zum Missbrauch dazudichtet bzw die Geschichte ausschmückt und übertreibt, folgt aus seinem momentanen Zustand, schließt jedoch die Wahrhaftigkeit des Erlebnisses nicht aus.

Jedenfalls super, dass er nicht mehr kifft, das ist das wichtigste! Erkennt während der Drogentherapie tatsächlich niemand seine ernsthaften Probleme oder wollen sie ihm nicht helfen?
~ ~ ~ ~

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