Bewusst Hausmann geworden

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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GebrocheneSeele
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Bewusst Hausmann geworden

Beitrag Fr., 01.08.2014, 09:36

Hallo liebes Forum!

Ich brauche mal einen Rat von außenstehenden Personen über mich. Ich möchte wissen ob nur meine Familie so schlecht über mich denkt oder ob ich wirklich nicht ganz dicht bin.

Kurz zu meiner Vergangenheit:

Wuchs Vaterlos bei Mutter und Großeltern auf. Bekam dort keine Liebe, nur kälte und musste immer am Hof schuften (kleiner Bauernhof). Bin mit 14 mit meiner Mutter in eine Wohnung gezogen. Sie leidet unter einen Trauma und wurde immer wieder wegen Überdosis Medikamente eingeliefert. Über meinem Vater habe ich immer nur gehört er wäre alkoholiker.

Das hat mich alles irgenwie gezeichnet und ich habe selber ständig unkontrollierbare Angst und Panikattacken. Nach meiner Schulischen Ausbildung und Zivieldienst war ich etwa 2 Jahre arbeitslos. Als ich meiner letzten Arbeit nachging hatte ich solche Panik und ging dort nicht mehr hin.

Da ich schon immer minimalist war und überhaupt keine Ansprüche habe, hatte ich beschlossen alles an den Nagel zu hängen und wurde Hausmann. Lebe mit meiner Freundin zusammen und wir haben und wollen keine Kinder. Das mache ich schon seit fast 5 Jahren. Mache den ganzen Haushalt, gehe einkaufen,... Das ist das beste was mir jemals passiert ist. Bin mittlerweile 29.

War auch schon bei Psychiater und die meinte das könnte ich nicht machen und ich soll in einen Kurs gehen der Menschen wieder in die Arbeit eingliedert. Das habe ich nicht gemacht. Meine Panikattacken sind so stark, ich halte es einfach nicht unter menschen aus. Bekomme ständig Schweißausbrüche, mein Magen schnürrt sich zu und mir wird ständig übel. Ich glaube immer Menschen wollen mir böses zufügen. Da bin ich lieber arm und ohne einkommen als das ich mich von allen demütigen lasse. Ihr seht schon ich bin ein ziemlicher Einzelgänger. Aber ich bin glücklich.

Das einzige das mir freude macht ist der Film Titanic von 1997. Noch nie habe ich so einen perfekten film gesehen. Ich sehe Jack als mein Vorbild. Mittellos und doch das einzige Glück Liebe. Auch der Wilde westen fasziniert mich. Also alles was irgenwie mit freiheit verbunden ist.

Bin schon seit 7 Jahren vegetarier und liebe alle Tiere.

Mit meiner Familie habe ich keinen Kontakt mehr. Sie sehen mich als schlechten menschen an und wollen mit mir nichts mehr zu tun haben.

So nun ein kleiner Einblick über mich. Ich will wissen ob irgendjemand meinen Weg nachvollziehen kann, oder nicht.

Glg

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Danica
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:33

GebrocheneSeele hat geschrieben: Aber ich bin glücklich.
Das ist alles, was zählt.

Wenn andere ein Problem mit deiner Lebensweise haben, ist das eben auch nur deren Problem, nicht deins.

Allerdings könntest du vielleicht trotzdem überlegen, etwas gegen deine sozialen Ängste zu unternehmen, denn dadurch scheinst du relativ stark eingeschränkt zu sein. Nicht, um damit die Meinung der anderen über dich zu ändern, sondern nur um dir selbst mehr Freiheit zu verschaffen.


Feenya
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 13:58

GebrocheneSeele hat geschrieben: Ich brauche mal einen Rat von außenstehenden Personen über mich. Ich möchte wissen ob nur meine Familie so schlecht über mich denkt oder ob ich wirklich nicht ganz dicht bin.
Also, ich denke nicht schlecht über dich, und undicht bist du sicher auch nicht.

GebrocheneSeele hat geschrieben: Wuchs Vaterlos bei Mutter und Großeltern auf. Bekam dort keine Liebe, nur kälte und musste immer am Hof schuften (kleiner Bauernhof). Bin mit 14 mit meiner Mutter in eine Wohnung gezogen. Sie leidet unter einen Trauma und wurde immer wieder wegen Überdosis Medikamente eingeliefert. Über meinem Vater habe ich immer nur gehört er wäre alkoholiker.
Bei dieser Geschichte ist es nicht verwunderlich, dass deine Seele einen Knacks abbekommen hat.
Wie sieht es mit deinem Vater aus? Hast du die Sehnsucht ihn zu suchen und zu sehen, ob die Berichte deiner Mutter und Großeltern den Tatsachen entsprechen?
GebrocheneSeele hat geschrieben: Das hat mich alles irgenwie gezeichnet und ich habe selber ständig unkontrollierbare Angst und Panikattacken. Nach meiner Schulischen Ausbildung und Zivieldienst war ich etwa 2 Jahre arbeitslos. Als ich meiner letzten Arbeit nachging hatte ich solche Panik und ging dort nicht mehr hin.
Bist du die Ängste therapeutisch angegangen, oder bist du vor der Angst geflüchtet, und hast dich (in dein Hausmanndasein) zurückgezogen?
GebrocheneSeele hat geschrieben: War auch schon bei Psychiater und die meinte das könnte ich nicht machen und ich soll in einen Kurs gehen der Menschen wieder in die Arbeit eingliedert. Das habe ich nicht gemacht. Meine Panikattacken sind so stark, ich halte es einfach nicht unter menschen aus.
Naja, die Überlegung dahinter ist, dass du KOMPLETT von deiner Freundin abhängig bist.

Eigentlich bist du bis an dein Lebensende von einem anderen Menschen abhängig. Du brauchst jemanden, der für deinen Unterhalt das Geld verdient, über den du krankenversichert bist und der dich auch im Alter noch finanziell mitzieht.
Was passiert mit dir, wenn deine Freundin sich von dir trennt? Was, wenn sie selber krank und arbeitsunfähig wird? Was, wenn sie durch einen Unfall schwere Behinderung erfährt, oder gar stirbt?

Meinst du, du findest dann sehr schnell wieder "Ersatz"? Eine Frau, die es dir ermöglicht ihr den Haushalt zu führen und als Gegenleistung darfst du von ihrem Geld leben?

Das solltest du alles bedenken. Mit 29 Jahren hast du also noch einige Jahrzehnte vor dir, in denen jede Menge Unvorhergesehenes geschehen kann.

Am Hausfrauen/-mann-Leben an sich ist nichts Schlimmes. Wenn man glücklich ist.
Ich war selber 11 Jahre (Kindererziehungszeiten) lang "Nur Hausfrau". Ich weiß, dass dieser Beruf durchaus auch genügend Arbeit bedeutet.
Wenn nur nicht die komplette Abhängigkeit - auf Gedeih und Verderb - vom Partner wäre.

An deiner Stelle würde ich zuerst die Ängste therapeutisch angehen, und hinterher doch versuchen, zumindest in einen "Minijob" reinzukommen.
Wenn man den Fuß in der Türe (Arbeitswelt) hat, dann ist es einfacher einen 20-Stunden, 30-Stunden, 40-Stunden-Job zu bekommen, wenn die Unterstützung durch die Frau wegfällt.
Mit 29 Jahren wird es zwar nicht mehr ganz so leicht sein wie mit 19 Jahren, aber in 5 Jahren ist deine Chance so gut wie vertan.
Und ab 40 Jahren gehörst du dann sowieso schon zum alten Eisen, das man kaum noch einstellen möchte, selbst wenn dieser Mensch vorher 10 bis 20 Jahre in einem Arbeitsverhältnis war.

Noch ist Zeit! Traue dich um Hilfe zu bitten, damit dich deine Ängste bald verlassen.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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GebrocheneSeele
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:17

Danke mal über eure Antworten!

Ich wollte einfach mal Meinungen hören. In der realen Welt habe ich nur sehr wenig soziale Kontakte. Zur Zeit geht es mir mit den Panik Attacken mittelmäßig. Bei mit ist es so das ich immer welche bekomme wenn ich z.B. "zwingende" Termine habe ( Tierarzt, Bank, etc.) Wenn ich in einem Bus voller Leute sitze ist das wie eine Horrorfahrt für mich. Aber das ist nicht immer so. Manchmal geht es mir monatelang gut und plötzlich wieder schlecht. Bei Psychiatern und Psychologen war ich bereits. Die nehmen mich aber nicht so erst, meinen nur ich sollte wieder Arbeiten und Reha Kurse machen. Ich sage dann immer nur ja, bin aber zu schüchtern zu sagen das ich das gar nicht möchte. Ich bin glücklich so wie jetzt alles ist. Ich wurde von meiner Mutter sehr unterdrückt und immer wieder gesagt bekommen männer wären schlecht. Da ich selber ein mann bin mich aber überhaupt nicht wie einer fühle ist das sehr schwer gewesen. Ich bin kein mann in dem typischen sinn. Ich interessiere mich weder für autos, muskeln und alles andere. Bin halt ein waschlappen.

Lg

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Feenya
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 15:48

Ich bin glücklich so wie jetzt alles ist. Ich wurde von meiner Mutter sehr unterdrückt und immer wieder gesagt bekommen männer wären schlecht. Da ich selber ein mann bin mich aber überhaupt nicht wie einer fühle ist das sehr schwer gewesen. Ich bin kein mann in dem typischen sinn. Ich interessiere mich weder für autos, muskeln und alles andere. Bin halt ein waschlappen.
Nein, ein Waschlappen bist du echt nicht!

Ich kenne auch zwei Brüder, die dir sehr ähnlich sind.

Deren Mutter hatte auch so ihre Probleme mit der Männerwelt, und hat dieses negative Männerbild in ihre Söhne hineinprojizieren.

Beide haben ihre psychischen Probleme, die sie bis heute bremsen, damit. Aber zum Glück gehen diese Probleme nicht so weit, dass es ihnen unmöglich ist einer Arbeit nachzugehen.
Bei mit ist es so das ich immer welche bekomme wenn ich z.B. "zwingende" Termine habe ( Tierarzt, Bank, etc.) Wenn ich in einem Bus voller Leute sitze ist das wie eine Horrorfahrt für mich.
Meinst du nicht, dass sich dafür eine Therapie lohnt? Wenn du das einem Therapeuten so erklärst, darf er dich gar nicht ablehnen.
Zuerst musst du diese starken Ängste in Griff bekommen, dann kannst du auch Reha und Arbeit in Angriff nehmen.
Aber dich dort hinzubringen, das sollte der Therapeut sich zur Aufgabe machen.

Selbst für eine Rehaklinik im psychischen Bereich muss man eine gewisse Stabilität mitbringen, sonst scheitert man sogar dort!
Wie sollen da "Arbeitseingliederungsmaßnahmen" funktionieren?
Ich sage dann immer nur ja, bin aber zu schüchtern zu sagen das ich das gar nicht möchte. Ich bin glücklich so wie jetzt alles ist.
Naja, aber du bist damit vollkommen von anderen Menschen abhängig. Glücklich hin oder her.

Natürlich wünsche ich dir, dass du mit deiner - bis ins Pensionsalter fitten - Freundin alt und grau werden darfst.
Aber das Leben spielt nicht immer so, wie man es gerne hätte, um glücklich zu sein.

Und dann stehst du da mit deinen Ängsten, die dich nicht einmal Termine wahrnehmen lassen, und Horror sind.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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GebrocheneSeele
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 16:57

Danke für deine lieben Worte. Ja das wäre schön einen Partner zu haben der mit einem alt wird. Und wenn es mal aus ist muss ich mich eben der wahrheit stellen und mich wieder arbeitssuchend melden.


Feenya
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 19:59

Na dann ....

Du bist glücklich. Was will das Herz mehr?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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BillieJane
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 21:36

Hallo GebrocheneSeele.

Ich lese du hast deinen Ort und deine kleine Heimat gefunden obwohl du es so schwer im Leben hast.
Du magst den Film Titanik und bist Vegetarier und wenn du darüber schreibst, dann kommt bei mir so viel Positives rüber, dass ich sogar geneigt bin mir noch mal diesen Film an zu schauen.

Was ich auch noch sehr schön finde ist die Art wie du zu dem was du machst und wie du bist stehst, mit allen deinen Stärken und Schwächen.

Du machst auf mich einen sehr authentischen Eindruck und du kommst mir auch recht selbst bewusst rüber.

Wenn du meine Meinung wissen willst, ich finde du machst das alle super und du hast das Beste aus deiner Situation gemacht. Das schafft auch nicht jeder, denn dazu gehört durchaus auch ein Stück weit Lebenskompetenz. Denn es ist schon ungewöhnlich für einen Menschen mit deinen Ängsten, dass er sich im Leben so gut einrichtet wie du es machst und auch dazu so steht wie du.

Mein Neffe ist in seinen Ängsten ähnlich wie du. Er hat schreckliche soziale Ängste, er war auch arbeitslos usw. Viel gekifft... Das ganze Programm. Er hat jedoch mal mit Nachbarschaftshilfe angefangen. Mit einer erblindeten Dame spazieren gehen und sie beim Einkaufen begleiten. Das hat bei ihm sehr viel ins Rollen gebracht und so ist er in seiner Gemeinde so eine Art Ansprechpartner geworden für Menschen welche sich mit ihm und seinen Schwächen und Ängsten identiffizieren konnten. Denn er ist wie du auch sehr offen damit umgegangen, mit seinen Störungen, mit seinen sozialen Ängsten. So hat er in seiner Gemeinde Gleichgesinnte gefunden, Menschen mit sozialen Ängsten, mit Behinderungen usw. und sie haben gemeinsam ein Betreuungsprojekt für behinderte Menschen errichtet was zum Teil durch öffentliche Hand und zum Teil privat finanziert wird.

Es gibt für jeden Menschen irgendwie und irgendwo einen Platz.
Und wenn du schon diese Kompetenz hast dir diesen Platz eingerichtet zu haben, dann kannst du das bestimmt auch auf die eine oder andere Art weiter ausbauen, so dass es sich für dich richtig anfühlt, auch unter Berücksichtung deiner Ängste. Diese Ängste kannst du behalten und du musst sie vielleicht gar nicht so stark bekämpfen wenn du einen Ort findest wo du dich einbringen kannst wo andere Menschen ebenso wie du die gleichen Probleme haben oder ähnlich denken und fühlen wie du.

Schau vielleicht was dich im Leben interessiert, wie zum Beispiel deine Liebe für Tiere.
Es gibt überall Gleichgesinnte mit denen dich etwas gemeinsam verbindet.

Liebe Grüße,
BillieJane

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GebrocheneSeele
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Beitrag Mo., 04.08.2014, 07:51

Sorry das ich erst jetzt schreibe. Am Wochenende verbringe ich kaum Zeit am Computer.

@feenya : Ja du hast recht. Ich bin glücklich und das ist doch das wichtigste.

@billiejane: Danke für deine positiven Worte und energie. Da hast du recht das ich selbstbewusstsein habe. Das war aber leider nicht immer so. Aber wie gesagt als ich meinen weg gefunden habe wurde alles gut. Geld spielt in meinem Leben so gut wie keine Rolle. Für mich ist meine kleine Welt, die Natur und Tiere das wichtigste. Freut mich das ich dir lust auf titanic gemacht habe. Ich kenne den film in und auswendig und sehe in mir jährlich an.

Alles liebe

Glg

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