Wie finde ich heraus, woher die Gedanken kommen?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Brigitta
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Wie finde ich heraus, woher die Gedanken kommen?

Beitrag Mi., 09.04.2014, 18:53

Hallo,

ich bin nun das allererste Mal in einem Forum und weiß garnicht, wie ich anfangen soll.

Ich hatte eine recht schwierige Kindheit. Hatte nicht nur Angst um meine Mutter, sondern auch irgendwie die Verantwortung für sie übernommen. Meine Mutter (Ausländerin mit wenig Selbstbewusstsein) war unglaublich eifersüchtig und misstrauisch gegenüber meinem Vater gewesen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass meine Mutter am Abend am Fenster saß und auf meinen Vater gewartet hat. Kaum war er zuhause, schrie sie ihn an, woher er denn jetzt komme und dichtete ihm sofort irgendwelche Frauengeschichten an. Irgendwann konnte sich mein Vater verbal nicht mehr wehren und schlug auf meine Mutter ein. Er konnte die täglichen Beschuldigungen einfach nicht mehr ertragen. Mit meiner Mutter konnte man auch nicht reden, da sie nur von ihrer vorgefertigten Meinung (Phantasie) überzeugt war und nicht anderes gelten ließ. Nun war ich als Kind immer auf "Hab-acht-Stellung", dass mein Vater meiner Mutter bloß nicht wehtun soll, denn meine Mutter spielte vor uns Kindern immer das Opfer und nahm uns total in Beschlag, so dass wir seinerzeit voll auf ihrer Seite standen. Fast jeden Abend hatte ich Angst, dass jetzt wieder etwas passieren könnte. Ich hatte sozusagen immer Angst und entwickelte bereits im Alter von ca. 8 Jahren eine Kontrollsucht. Das war meine Kindheit zuhause. In der Schule fühlte ich mich auch schlecht. Ich wurde gemobbt, weil ich "schwach" war. Ich hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein, oft wenig Schlaf (weil ich wachen musste, damit nichts passiert!). Also irgendwie kein schützendes Nest, weder zuhause noch in der Schule. Meine Mutter gab uns zwar viel Liebe, aber während ihrer Eifersuchtsattacken war es ihr völlig egal, ob wir Kinder dabei standen oder nicht. Ich habe auch nie gelernt Grenzen zu setzen, ich wollte immer jedem alles recht machen, da ich mich nach Harmonie sehnte.
Erst seit kurzem habe ich psychische Probleme. Es wurde Hashimoto bei mir diagnostiziert (Autoimmunerkrankung-Schilddrüse) und seit dieser Zeit leide ich immer wieder unter Angststörungen, Depressionen, Zwangsgedanken. Jetzt kommt meine eigentliche Frage:
Ich bin glücklich verheiratet, habe einen wunderbaren 12-jährigen Sohn, den ich unglaublich liebe, aber meine Zwangsgedanken gehen gegen ihn (ich denke z.B. du bist dumm, etc.), dann bekomme ich ein unglaublich schlechtes Gewissen und gleich wieder Angstzustände. Es ist furchtbar! Verarbeite ich vielleicht jetzt das Mobbing in meiner Schulzeit - projiziere ich das auf mein Kind? Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll?
Über ein paar Antworten bzw. Erfahrungen würde ich mich sehr freuen

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Schlampowski
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Beitrag Mi., 09.04.2014, 21:55

Hallo Brigitta.

Schlimm was du alles durchmachen musstest.

In Bezug auf Kindheit kann ich dir sagen dass wir auch als Erwachsene teilweise unsere eigenen Kindheitserfahrungen durchspielen.

d.h. Wie mit dir umgegangen wurde, bzw wie du darauf reagiert hast dass macht sich noch immer in deinem Erleben und Agieren bemerkbar, dass ist zumindest der Schluss auf den ich gekommen bin.

Ich hoffe das bringt etwas Licht ins Dunkel.

P,S,; In Bezug auf Zwangsgedanken kann ich nur sagen; nimm sie nicht ernst, stell sie nicht auf ein Podest, es sind nur Gedanken (ich kann mir auch denken einer gelber Elefant zieht sich mit einem Strohalm Bademeister durch die Nase), verstehst? dann nimmst du ihnen auch die Kraft.
Wenn der Mensch kein ewiges Gewissen hätte, das Große und das Geringe, aus dem Strudel dunkler Leidenschaften hervorbrächte, wenn darunter sich die bodenlose, durch nichts zu füllende Leere verberge - was wäre dann das Leben anderes als Verzweiflung?

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Brigitta
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Beitrag Do., 10.04.2014, 00:48

Hallo Schlampowski,

vielen, lieben Dank für deine Antwort.

Das mit dem Elefanten finde ich schon ´mal ganz gut!!

Aber wie schafft man es, die Gedanken nicht auf ein Podest zu stellen, wenn sie immer da sind? Hattest du auch schon so etwas?

Liebe Grüße

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Schlampowski
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Beitrag Do., 10.04.2014, 11:10

Brigitta hat geschrieben:

Aber wie schafft man es, die Gedanken nicht auf ein Podest zu stellen, wenn sie immer da sind? Hattest du auch schon so etwas?
Ja, so in der Art, aber viel krasser, will ich jetzt nicht näher darauf eingehen aber dass kann schon eine große Belastung sein, dass weiß ich.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich von "Gedanken" zu distanzieren.

1.) Nimm ihnen die Ernsthaftigkeit. Mach dich darüber lustig, sieh das ganze mit einem Augenzwinkern.
2.) Meditation ist auch sehr hilfreich, immer wieder mal abschalten zwischendurch, möglichst Morgens und Abends 10-15 Minuten.
3.) (Vorsagen) Es sind nur Gedanken, du bist nicht deine Gedanken, dass ist ein Teil von dir aber nicht du, du bist viel mehr.

Viele Menschen tendieren dazu sich mit ihren Gedanken zu identifizieren und sie als absolut zu betrachten, was aber so nicht stimmt.
Der Verstand, die Denkmaschine, ist wie eine Waschmaschine, und in der Trommel fliegen die ganze Zeit die Gedankenfetzen umher.

Bsp. Okay ich muss noch einkaufen, was kaufe ich ein, der Nachbar ist aber heute wieder lästig, draußen scheint die Sonne, was hatte ich nochmal aufgeschrieben, usw. usw. ........

Solche Gedanken belasten dich doch auch nicht oder?
Die Gedanken die dich belasten sind aber auch nur "Gedanken", ob ich jetzt denke A und B oder eben mein Junge ist dumm, ist dasselbe. Eben nur GEDANKEN!

Host mi? (Wie sie so schön in Bayern sagen)

Alles Liebe.

S.
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candle.
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Beitrag Do., 10.04.2014, 11:26

Hallo Brigitta!

Willkommen im Forum!
Brigitta hat geschrieben:Erst seit kurzem habe ich psychische Probleme. Es wurde Hashimoto bei mir diagnostiziert (Autoimmunerkrankung-Schilddrüse) und seit dieser Zeit leide ich immer wieder unter Angststörungen, Depressionen, Zwangsgedanken
Meine Antwort bezieht sich jetzt mal auf deine Erkrankung der Schilddrüse. Das kann durchaus diese Beschwerden machen. Bist du denn gut eingestellt mit Medikamenten bzw. in medizinischer Betreuung deswegen?

Viele Grüße!
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Brigitta
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Beitrag Do., 10.04.2014, 11:53

Hallo Candle,

vielen Dank für deine Nachricht.

Meine Schilddrüsenwerte sind im normalen Bereich, daher ist eine Einnahme von Tabletten im Moment nicht erforderlich. Nur anhand der Antikörper stellte man die Erkrankung fest. Ich habe auch schon hin und her überlegt. Vielleicht liegt es auch am Klimakterium? Bin im hormonellen Wechsel (45 J.). Meine Psychotherapeutin meinte, dass ich etwas aufzuarbeiten hätte und die (vielleicht durcheinander geratenen) Hormone nur eine Begleiterscheinung wären??!!

Brigitta

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candle.
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Beitrag Do., 10.04.2014, 11:59

Brigitta hat geschrieben: Bin im hormonellen Wechsel (45 J.).
Ist das denn eindeutig festgestellt? Nimmst du da irgendwelche Medikamente?

candle
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Brigitta
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Beitrag Do., 10.04.2014, 16:54

Ja, es wurde eindeutig festgestellt, aber wie gesagt, benötige ich im Moment noch keine Medikamente.

Liebe Grüße

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Brigitta
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Beitrag Do., 10.04.2014, 16:58

Hallo Schlampowski,

wollte mich noch für die Antwort bedanken!!!

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