Kann mit negativen Erfahrungen nicht abschließen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Neraton
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Kann mit negativen Erfahrungen nicht abschließen

Beitrag Di., 01.04.2014, 22:02

Hallo,

bin gerade nicht ganz da, deswegen schreibe ich etwas knapper. Bin nicht sicher, ob die Kategorie "Zwänge" passend ist aber wüsste auch nicht, wo konkret ich das sonst einordnen sollte. Außer eben unter "sonstige Problembereiche". Nunja, vllt. hat jmd eine Idee.

Also, es ist so, dass mir negative Erfahrungen auch nachträglich noch regelmäßig und über einen langen Zeitraum zu schaffen machen. Es ist stellenweise zwar schon etwas besser geworden, so dass ich mich nicht mehr an jeglicher Kleinigkeit aufhalte, aber umso schlimmer ich persönlich ein Erlebnis einordne, desto länger hadere ich damit.

Daraus ergeben sich dann Gedanken- und Emotionsspiralen, die durch eine Erinnerung an das Erlebte ausgelöst werden können. Und dann grübele ich immer wieder darüber, wieso ich bestimmte Entscheidungen getroffen habe, weshalb ich mich ggf. von dieser oder jener Person habe beeinflussen lassen (heißt, ich neige auch dazu, "Schuld" abzuwälzen), wieso ich nicht dieses oder jenes vorausgesehen oder anders eingeschätzt habe, usw....
Also es dreht sich vieles darum, dass ich die Situation besser hätte lösen können, wollen und müssen. Dass ich das Gefühl habe, nicht damit leben zu können, wie es ausgegangen ist.

Hindert mich stellenweise natürlich enorm am Vorankommen, weil mich diese Gedanken und Emotionen (Selbsthass, Wut, Frustration, u.v.m.) sehr vereinnahmen. Allein schon wegen der ständigen Wiederkehr. Und auch weiß ich gar nicht, wohin mit dem Ärger.

Hoffe, das gibt soweit einen einigermaßen guten Einblick.


Danke

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Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 03.04.2014, 12:00

Hallo,
mir geht es nur in einem Bereich ähnlich, aber ich kann mir gut vorstellen, wie du darunter leidest und wie dich das ablenkt. Vielleicht kannst du es positiver sehen, wenn du analysierst, was du aus deinen Fehler lernen kannst und wie du das nächste Mal besser reagieren kannst. Was ich wichtig finde, ist, daß du dir selbst verzeihst und dir eingestehst, daß deine Entscheidnug zu diesem Zeitpunkt nach bestem Gewissen getroffen wurde und sich jeder einmal irren kann. Wenn du dir z.B. vornimmst, Entscheidungen künftig anders zu treffen als bisher, dann kannst du positiver in die Zukunft sehen. Dann wirst du anderen vielleicht auch besser ihre Fehlentscheidungen oder Versuche dich zu beeinflussen verzeihen können, wenn du merkst, daß Fehleinschätzungen normal sind und wenn man schon alles wüßte, müßte man gar nicht weiterleben und weiterlernen.

Mir hat es geholfen mich zu fragen, woher meine unrealistisch hohen Ansprüche/Erwartungen an mich selbst kommen, die schließlich auch dazu führen, daß ich an andere zu hohe Ansprüche/Erwartungen habe. In dem Buch, das ich gerade lese (5 Dinge, die Sterbene am meisten bereuen), steht, daß Wut und Ärger letztlich enttäuschte Erwartungen sind, und da lohnt sich diese Frage, denn offensichtlich waren diese Erwartungen unrealistisch. Machst du Selbstliebe bzw. weniger Selbsthaß davon abhängig, dich immer "richtig" zu entscheiden? Ist das an sich eine richtige Entscheidung? Würdest du deine Freunde, Familie etwa weniger mögen, weil sie sich mal irren oder etwas falsch gemacht haben?

Ich hoffe, ich habe nicht an deinem Problem vorbeigeschrieben und konnte etwas Hilfreiches beitragen.

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Betthupferl
Helferlein
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Beiträge: 115

Beitrag Mo., 07.04.2014, 11:54

Hallo Neraton,

ich habe vor Kurzem für mich erkannt,
dass es eine "innere Entscheidung" ist - "los zu lassen", auch die negativen Erfahrungen.

LG
Liebe und Lachen wirken Wunder

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Thread-EröffnerIn
Neraton
sporadischer Gast
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Beiträge: 25

Beitrag So., 20.04.2014, 12:47

Hallo,

herzlichen Dank euch beiden. Vorbeigeschrieben habt ihr ganz und gar nicht an meinem Problem.

Es tut mir Leid, wenn es länger dauert, bis ich eine Antwort formuliere. Das kann bei mir immer wieder vorkommen, ist aber nicht als Unhöflicheit gemeint und auch kein Desinteresser. In der Regel vergesse ich keine Beiträge aber mir mangelt es teils an Fokus oder Konsequenz.

Um auf beides einzugehen, wenn auch im Moment nicht auf jedes Detail:

Ich kann allem an sich zustimmen und eure Aussagen auch gut nachvollziehen. Über die hohen Ansprüche, das Loslassen und "sich selbst verzeihen" habe ich durch die Therapie bzw. die Auseinandersetzung mit diesen Faktoren schon dazugelernt und ich konnte auch schon Besserung erzielen (aber wie man sieht noch nicht den Durchbruch). Heißt, ich bin nicht mehr bei jeder Kleinigkeit so streng zu mir selbst, wie es noch vor nicht allzu langer Zeit der Fall war. Ist also schonmal eine Entlastung. Ich habe Selbstliebe und Selbsthass defintiv ganz enorm von dem Treffen "richtiger Entscheidungen" abhängig gemacht! Und mache das auch jetzt noch, zum Glück aber nicht mehr ganz so extrem, dass jeder Tag zum "Glücksspiel" wird. Und ja, ich übertrage diese Ansprüche auch enorm auf andere Menschen. Heißt, mein Verhältnis zu anderen Menschen ist u.a. auch dadurch stark beeinträchtigt!

Hier ein genaueres Beispiel über mich selbst:
Es gibt Situationen, in denen quasi mein Standpunkt bzw. mein Durchsetzungsvermögen/Selbstvertrauen gefragt ist. Also wenn es darauf ankommt, dass ich klar ausdrücke, was ich möchte. Leider gelingt mir das in der Regel nicht. Besonders Personen gegenüber, die Selbstbewusst sind oder zumindest so auftreten. Da gerate ich in eine gewisse Unterwürfigkeit und meine Meinung oder Ansicht kommt daher nicht zum Tragen.
Dadurch wiederum geschehen dann Dinge, die mich betreffen und die ich eigentlich gerne verhindern möchte; und die sich auch leicht hätte verhindern lassen, wenn ich meine Meinung gesagt hätte. Oder anders formuliert: Ich sehe tatenlos zu.
D.h. in dem Fall trifft es dann nicht ganz zu, dass ich eine Entscheidung nach bestem Gewissen getroffen habe, weil ich mir (durch mich selbst und durch andere) die Entscheidung quasi aus der Hand habe nehmen lassen. Und negative Konsequenzen, die dadurch entstehen empfinde ich dann als umso schlimmern, weil ich es ja theoretisch hätte verhindern können UND weil diese Konsequenzen oft ja auch absehbar sind.
Denn solche Situationen wiederholen sich ständig und dadurch wird es auch nicht besser, weil ich immer wieder das Gefühl bekomme, zu versagen.
Insofern spielt da noch eine andere große Problematik hinein, nämlich mein mangelndes Selbstbewusstein bzw. dieses "ich bin ganz klein und machtlos"-Gefühl. Es ist nun nicht so, das die oben beschriebenen Situationen mich ständig vereinnahmen aber sie drohen immerwieder hochzukommen, durch irgendetwas, das mich an den jeweiligen Vorfall erinnert. Und dann spielt sich das alles wieder ab, ich mache mir wieder Vorwürfe, fühle mich schlecht, usw. So in etwa war es auch, als ich dieses Thema hier eröffnet habe.

Klar, hohe Ansprüche zu haben, hat auch damit viel zu tun aber ich hoffe es wird verständlich, weshalb es mir mit solchen Erlebnissen noch schwerer fällt fertig zu werden. Und bin auch gespannt, ob das jemand so kennt oder ihr dazu einen Rat habt.


Schöne Grüße

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