Erfahrung mit Angst-Konfrontation in Therapie?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Wandelröschen
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Erfahrung mit Angst-Konfrontation in Therapie?

Beitrag So., 04.03.2012, 12:47

Hallo,

Ich bin seit einiger Zeit in Therapie (VT), hab viele Baustellen. Dazu gehören auch ein paar ganz konkrete Ängste. Nun steht in ein paar Tagen eine Angst-Konfrontation an. Und je näher der Termin rückt, um so mehr Bammel bekomme ich davor, ob ich das wirklich machen soll, die Konfrontation im RL. Mein Thera ist davon überzeugt, dass ich das schaffe, es mir hilft und bislang hat mich auch alles vorangebracht, was wir gemacht haben. Und eine „Trockenübung“ habe ich ja auch „überlebt“, obwohl die ganz schön heftig war. Da wird es im RL bestimmt noch heftiger, deshalb jetzt auf einmal meine Zweifel.
Hat jemand von euch schon mal eine Angst-Konfrontation im RL mit dem Thera gemacht?
Was ist da eure Erfahrung? Wurden eure Angstsymptome dann weniger? Hat es was gebracht?
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Jenny Doe
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Beitrag So., 04.03.2012, 14:39

Hallo Wandelröschen,

bei mir hat es sehr viel gebracht.
Ich hatte auch lange Zeit diverse Ängste, die immer schlimmer wurden und sich immer mehr generalisierten, bis ich schließlich nicht mal mehr einkaufen gehen konnte.
Ich habe dann eine VT gemacht. Ein paar mal bin ich zusammen mit meiner Thera durch die Stadt und die Geschäfte "gebummelt", den Rest bekam ich als Hausaufgaben auf (z.B.wieder alleine Bus fahren usw.).
Konfrontation ist wichtig, damit man die Erfahrung machen kann, dass einem nichts passiert, dass die Angst unberechtigt ist.
Zuerst, klar, erzeugt eine solche Konfrontation Angst. Aber diese Angst vergeht mit der Zeit. Je länger man in der Situation bleibt und je häufiger man sich konfrontiert, desto mehr lässt die Angst nach.

Viel Erfolg!
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Waldschratin
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Beitrag So., 04.03.2012, 19:13

Wandelröschen hat geschrieben:Und eine „Trockenübung“ habe ich ja auch „überlebt“, obwohl die ganz schön heftig war. Da wird es im RL bestimmt noch heftiger, deshalb jetzt auf einmal meine Zweifel.
Das muß nicht zwangsläufig heftiger sein/werden,weil du ja in der "Trockenübung" nun schon die Erfahrung gemacht hast,daß es "geht",aushaltbar ist.
Und wenn da dein Thera schon mit dabei war,dann noch mehr : weil du ja weißt,er ist mit da,er kann dich unterstützen und "halten",du bist da nicht alleine.

Außerdem gehts ja nicht drum,in dieser Konfrontation unbedingt "schnell was zu leisten",sondern gucken,wie gehts dir,was spielt sich tatsächlich im Hier und Jetzt noch ab,welche Gefühle und Zustände sind "pur" aus dem Damals etc.
Es geht also nicht nur drum,es "zu schaffen",sondern hauptsächlich,daß du "bei dir" bleiben und gut für dich sorgen kannst.

Ich hab solche Konfrontationen auch nicht bereut,mir haben die sehr viel gebracht.Die Angstsymptome wurden da recht schnell weniger,einfach aus der gemachten Erfahrung raus,jetzt sind ganz andere Umstände und Möglichkeiten als "damals" und ich kann ganz anders damit fertigwerden.

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Wanderer77
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 18:29

hallo, darf ich mal fragen, wie genau sich das anfühlt dann während einer konfrontation?

ich z.b. bekomme schnell das gefühl, verrückt zu werden und weiss nie, ob das als warnung zu betrachten ist oder ein normales angstsymptom, dem man sich stellen muss. es wird dann alles so merkwürdig unreal um einen herum, was ich eigentlich garnicht kenne aus gesundheitszeiten.
lässt sowas dann nach nach einer gewissen zeit?

mfg wanderer

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 05.03.2012, 19:57

Von selber meiner Erfahrung nach nicht...

Du erlebst da wahrscheinlich Derealisationen - kenn ich auch.Mir hat da geholfen zu trainieren,daß ich mich bewußt "verankere" im Hier und Jetzt,z.B. an nem bestimmten Gegenstand,den ich mit der Realität gut verbinden konnte.

Und dann heißts,sich langsam ranarbeiten,bei sich bleiben,seine Grenzen schon wahrnehmen und achten - aber auch immer ein bissl mehr auszuweiten versuchen.

Am besten mit ner (fachlichen) Begleitung dabei.

Darf ich dich fragen,ob du in Therapie bist?


Jenny Doe
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Beitrag Di., 06.03.2012, 03:41

es wird dann alles so merkwürdig unreal um einen herum
Dieses Derealisations- und auch Depersonalisationsgefühl kenne ich auch während der Konfrontation. Es trat (und tritt auch noch) auf, wenn ich ein zu starkes Stresserleben habe. Das war z.B. der Fall, wenn ich nicht vermeiden konnte, wenn z.B. der Kühlschrank leer war und mir nichts anderes übrigblieb als rauszugehen. Ich hatte mich dann zwar mit der Situation "Supermarkt" konfrontiert, aber dann stattdessen innerlich vermieden, mich selber weggebamt oder alles erschien mir wie ein Traum, unreal.
Es ist wichtig, dass du das deiner Therapeutin erzählst, weil es nur eine "halbe Konfrontation" wäre, wenn man sich zwar der Situation stellt, aber dann kognitiv flüchtet oder innerlich vermeidet.
Während meiner Konfrontation zusammen mit der Thera trat dieses Problem nicht auf, vermutlich, weil die Anwensenheit einer Thera einem das Gefühl der Sicherheit gibt. Aber genau das ist wichtig, weil man dann in einem sicheren Rahmen die Erfahrung machen kann, dass einem nichts passiert. Wenn man diese Erfahrung gemacht hat, dann braucht man auch die Derealisation- bzw. Depersonalisation nicht mehr, zumindest war es bei mir so.
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Wandelröschen
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Beitrag Di., 06.03.2012, 07:35

@ Jenny Doe,
ja, genau da habe ich auch angst davor, dass ich nicht die ganze zeit "da bleibe", weil ich auch dissoziire. Das weiß aber mein Thera. Er sagte, bei der Trockenübung saß auch mal für ca. 10 Minuten eine der Kleinen auf dem Bestimmerstuhl und es wäre schon schwer gewesen, die Erwachsene wieder herzuholen. Er werde jetzt bei der bevorstehenden Konfrontation noch mehr darauf aufpassen und früher intervenieren, so dass ich auch da bleibe.
Mensch, ich hab jetzt schon die Muffesausen.
Gruß
Wandelröschen

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Jenny Doe
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Beitrag Di., 06.03.2012, 09:27

ja, genau da habe ich auch angst davor, dass ich nicht die ganze zeit "da bleibe", weil ich auch dissoziire.
Am Anfang der Übung kann es sein, dass du noch das machst, was du kennst, nämlich dissoziieren. Aber das ist ja der Sinn der Übung, dass du durch die Konfrontation immer mehr Sicherheit bekommst, so dass du immer weniger und kürzer und schließlich gar nicht mehr dissoziieren musst.
Hab nicht so viel Angst. Das, was du über deinen Therapeuten schreibst, klingt gut, finde ich. Du bist ja nicht alleine, er ist bei dir und er wird dich, wenn nötig, auch aufzufangen wissen.

Wann hast du den Konfro-Termin?
Wenn du magst, dann berichte mal, wie es gelaufen ist.

viel Erfolg!
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Beitrag Di., 06.03.2012, 18:35

@waldschratin

ja, ich bin in therapie bei einem spezialisten für traumata.

ich hörte mal nachts eine stimme im kopf, die sagte: " stefan, du MUSST beissen" (also der angst entgegen gehen)...seitdem habe ich wieder etwas mehr mut, angstbesetzte situationen nicht zu vermeiden.
aber es ist schon nicht einfach, gerade wegen dem derealisationserleben.

mfg wanderer

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Ubu
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Beitrag Di., 06.03.2012, 19:33

leider kommt für mich so eine konfrontation nicht in frage, ich denke, dass bei mir auch die gefahr besteht, dass alles nur noch schlimmer wird.
das war auch einer der gründe warum ich meine vt abbrach und eine pa anfing.


Waldschratin
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Beitrag Mi., 07.03.2012, 07:21

Wanderer hat geschrieben:ich hörte mal nachts eine stimme im kopf, die sagte: " stefan, du MUSST beissen" (also der angst entgegen gehen)...seitdem habe ich wieder etwas mehr mut, angstbesetzte situationen nicht zu vermeiden.
aber es ist schon nicht einfach, gerade wegen dem derealisationserleben.
Da hast du recht,einfach ist das alles ganz bestimmt nicht!
Aber lohnen tut es sich schon,sich damit auseinanderzusetzen,weils ja doch ganz schön einschränkt - war bei mir jedenfalls so.Die Angst hat das so an sich,daß sie immer noch "mehr Platz" haben will...

Und sehs mal so : du bist nicht alleine damit.Du hast jemand an deiner Seite,der dich "halten" kann,und du derweil lernen kannst,immer besser mit deiner Angst umzugehen.Und dann vielleicht auch mal druntergucken kannst,was hinter der Angst an sich stecken mag.
Find ich gut,daß du "zurückbeißt".

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 09.03.2012, 23:29

Ich hab’s überstanden.
Mensch, hatte ich muffesausen den Tag vorher und auch heute Morgen, stand wirklich kurz davor abzusagen. Mein Thera war dann pünktlich am Treffpunkt.
Nach einem kurzen Vorgespräch ging’s dann in die entsprechende Örtlichkeit. Er hat mich durch gezieltes Nachfragen in der Situation gehalten, ich war der Angst ausgesetzt und zeigte diverse Angstsymptome. Er passte genau auf und immer, wenn er merkte, dass ich versuchte, mich der Situation zu entziehen, oder mich auf andere Weise zu beruhigen, hat er interveniert, mich „gezwungen“, da zu bleiben. Und dann wurden tatsächlich mit der Zeit die Symptome weniger, einige Symptome schneller, einige brauchten länger, aber dann irgendwann saß ich wirklich ganz ruhig da und es war ein fast ganz normaler Ort, ohne (ok, ein klein bisschen trockener Mund war noch da), dass er Angst einflößte. Erst als auch das letzte Symptom unter einem bestimmten Level war, haben wir die Örtlichkeit verlassen. Hinterher waren wir noch ne Weile zusammen und haben darüber gesprochen. Man, das hat ganz schön lange gedauert, hätte ich nicht gedacht. Ich war allerdings hinterher sowas von fix und alle. Als ich zu Hause war, war mir nur nach schlafen zu mute, was ich auch erstmal tat. Und nachmittags legte ich mich nochmal hin. Jetzt bin ich zwar immer noch leer, aber auch ruhig, irgendwie ein recht angenehmes Gefühl. So geht’s mir momentan. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Gruß
Wandelröschen

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Beitrag Sa., 10.03.2012, 06:30

Hallo Wandelröschen,

Glückwunsch für deinen Erfolg.
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Waldschratin
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Beitrag Sa., 10.03.2012, 06:35

Na,wußt`ich s doch...
Glückwunsch,liebe Wandelröschen!Klasse hingekriegt! Bild

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Wanderer77
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Beitrag So., 11.03.2012, 12:21

hallo wandelröschen, herzlichen glückwunsch zu deinem erfolg.

würdest du dir jetzt zutrauen, so eine situation allein zu bewältigen?
und kannst du eigentlich sagen, wovor du genau angst hattest?


mfg wanderer

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