Ist es Angst oder sind es Benzo-Entzugssymptome?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Angustus
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Ist es Angst oder sind es Benzo-Entzugssymptome?

Beitrag So., 28.11.2010, 18:04

Hallo,

mein Benzo-Entzug (7 monatige Einnahme von Tavor, im Schnitt 1,5mg am Tag) liegt jetzt über 3 Wochen zurück und im Moment nerven mich meine extrem wackeligen Beine. Manchmal geht es und dann nutze ich die Chance zu einem Spaziergang. Wenn ich davon (ca. 15 Minuten "strammen Schrittes") zurück bin, vibriert meist mein ganzer Körper und ich habe Schwierigkeiten, danach zu stehen (z.B. beim Kochen, usw.) - fühle mich wackelig und es fängt auch phasenweise in den Unterschenkeln leicht an zu zittern (das hatte ich schon während des Entzuges).

Kennt Ihr das, auch nach einem Entzug von Benzos? Das dumme ist dann der berühmte Kreis: Nach dem Spazieren gehen wackelig (aber nicht körperlich erschöpft im klassischen Sinne, als kein Schwitzen oder Keuchen), durch das Wackelige in Unruhe und angenervt, dadurch frustriert ("Ich kann nicht mal mehr spazieren gehen!") - habe heute den halben Tag im Bett verbracht, obgleich gar nicht müde gefühlt bin ich dann doch weggeduselt. Kaum stehe ich auf und gehe ein paar Schritte in der Wohnung: Kribbelt es wieder und "tuckert" in den Unterschenkeln.

Allerdings habe ich das nicht immer, aber doch so häufig das ich schon vor eventuellen Terminen (die ich so oder so schon eher gering halte) Angst vor diesem "Wackelgefühl" habe und schon so komisch "klapprig" laufe bzw. stehe. Ich vermute, dass ERST die körperliche Reaktion kommt und begründet DADURCH meine Angst. Nachteil: Ich gehe natürlich weniger raus, Schonhaltung - es nervt wirklich. Wie gesagt: WÄHREND des Entzuges (entzogen wurde mit Rivotril in 30 Tagen ambulant) hatte ich das nicht so stark bis gar nicht.

Meine Fragen dazu: Ist das Angst oder wirklich eher rein körperlich und bedingt dadurch wird die Angst ausgelöst? Kennen das Einige von Euch und was hat geholfen? Ich habe noch "Carbamazepin" hier (gegen körperliche Unruhe) und "Atosil" bzw. "Promethazin" - traue mich als Medikamentenfeigling mit Angst vor Nebenwirkungen aber an beides nicht heran. Das eine soll ja körperlich die Nerven beruhigen, das andere von "innen heraus" etwas beruhigend wirken. Ich nehme KEINERLEI Medikamente, also nur damals die Benzos, keine Antidepressiva oder anderes Zeugs, ausser pflanzliche Sachen wie Passionsblumenextrakt, Baldrian oder Johanniskraut.

Freue mich auf JEDE Rückmeldung...

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zwillimami2008
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Beitrag So., 28.11.2010, 19:53

Hallo,

hast Du die Benzos denn eigentlich lange genommen?

In 2006 habe ich ebenfalls für mindestens 4 Monate genommen. Jeden Abend zum Schlafen und teilweise auch am Tag.
Ich hatte keinerlei Enzugserscheinungen. Ich merkte nur, daß es nicht mehr so "einfach" war. Mein Gefühl war immer "warm" mit Benzos..
Ich habe zum Schlafen max 3mg- meistens aber 1,5 mg genommen und ab und an am Tag auch zusätzlich 1,5 mg genommen.
Also leider kann ich Dir nicht helfen..

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Ive
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Beitrag So., 28.11.2010, 19:57

Hallo!

Ich hab vor etlichen Jahren u. a. auch Tavor entzogen; die Erscheinungen sind unterschiedlich, aber es kann gut sein, dass es noch eine Wirkung des Entzugs ist. Um davon wirklich weg zu sein, kann es bis zu einem halben Jahr brauchen. Ein Teufelzeug eben.

Ich wünsch Dir baldige Besserung - finds gut, dass Du nichts anderes mehr nimmst.

Ive

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Angustus
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Beitrag So., 28.11.2010, 20:09

Hi, 7 Monate Benzos, gegen aufkommende Angst- und Panikattacken (Auslöser bekannt). Schlaf funktioniert glücklicher Weise und das "warme Gefühl" kenne ich nur zu gut - ich war (auch durch ein angeblich vorhandenes ADHS) in meinem Leben eigentlich nie wirklich entspannt, unter den Benzos das erste Mal phasenweise schon (auch, wenn ich sie dafür ja nicht bekommen hatte). Jetzt sind die Dinger weg und die frühere Unruhe kommt wieder durch, irgendwie...


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Ive
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Beitrag So., 28.11.2010, 20:31

Angustus hat geschrieben:ich war in meinem Leben eigentlich nie wirklich entspannt, unter den Benzos das erste Mal...
Gefährlich. Pass nur auf Dich auf.

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Angustus
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Beitrag So., 28.11.2010, 20:41

Du meinst aufgrund möglicher Rückfallgefahr? Dazu habe ich bisher zu viel Stolz in mir, es geschafft zu haben mit dem Entzug und auch zu viel Angst vor Nebenwirkungen... Ich schleppe mich ja seit über 3 Wochen mit Pflanzenzeugs über die Tage, also Baldrian, Johanniskraut, Passionsblumenextrakt - da ich damit direkt nach dem Absetzen der Benzos angefangen bin, kann ich jetzt nicht sagen "es wirkt", aber ich denke: Schon...

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Ive
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 13:38

Ja, das meinte ich. Die Gefahr ist oft umso größer, je sicherer man sich wähnt, das ist das Vertrackte. Warte ab, der Entzug kann sich lange hinschleppen, aber am Ende wirds besser.

Besuchst Du eigentlich eine einschlägige Selbsthilfegruppe? Kann ich Dir nur warm empfehlen.

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chandelle
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 13:45

Hast Du nie ein anderes Medikament bekommen. Benzos sind ja eher Notfallmedikamente, die langfristig nicht wirken.

Für mich klinkt es eher als bekämest Du Panikatacken. Bist Du denn in psychologischer Behandlung?

chandelle

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Angustus
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 13:52

Behandlung folgt, morgen Termin. Selbsthilfegruppe gegen Angst kann ich auch wahrnehmen, phasenweise gehe ich auch intensiv raus, spazieren und sage mir: "Okay, dann mach halt!". Die Phasen in denen das klappt werden immer mehr, wohlwissend, dass es auch wieder schlimmer kommen kann, ich wähne mich also nicht in "trügerischer Sicherheit". Für den absoluten Notfall hätte ich Atosil im Haus, würde da aber nur 2 Tröpfchen nehmen weil ich ein absoluter Medikamentenschisser bin - das hat ja die Benzoabhängigkeit (die ich mir nicht bewusst ausgesucht habe) um so schlimmer gemacht - etwas nehmen MÜSSEN was man gar nicht nehmen WILL nur weil man es nicht einfach so weglassen DARF.

Irrsinn, oder?

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Ive
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 13:56

Ja. Aber manchmal ist man eben ein bisschen irre.

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chandelle
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 14:02

Nun ja, ich bin jetzt kein Medikamentenschisser, aber nehme ernst was wirklich Sinn macht.

Wie auch immer: Du hast weder extrem lang noch hochdosiert das Tavor genommen, deswegen kann ich mir eine Abhängigkeit nicht vorstellen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Angst und Panik wieder in den Vordergrund tritt. Da hilft nur dranbleiben, durchstehen, ein Medikament und Therapie um die Angst und Panik zu behandeln. Bei mir hat es auch recht erfolgreich funktioniert. Im Moment nehme ich auch wieder Citalopram 20mg. Kannst es ja mal ansprechen, ob das was für Dich sein könnte?!

chandelle

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Beitrag Mo., 29.11.2010, 14:04

Du hast weder extrem lang noch hochdosiert das Tavor genommen
Für Tavor sind 7 Monate sehr lange!

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zwillimami2008
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 14:11

Ich denke auch, daß einfach der vorherige Zustand (der Zustand vor Benzo) wieder da ist.
Du hast gemerkt, daß die Benzos Dir helfen und dies sind Deine Entzugssymtome.
Benzos verabreicht man derzeit nur kurzfristig (da gab es ganz andere Zeiten!!) und dies ist von Arzt zu Arzt auch unterschiedlich (wie gesagt ich habe es auch über Monate genommen)

Eine Therapie wäre mit Sicherheit das Beste! Ich bin auch von Natur aus der unruhige, hibbelige Typ.
Derzeit bin ich auch in Therapie und habe mich auf Ad's eingelassen. Die Benzos habe ich zu Anfang genommen und habe auch diesmal wieder keine Entzugssymptome ..

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Angustus
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 14:20

Es fing ja alles mit ADs an, das ist ja der Irrsinn... die hatte ich gegen ADHS bekommen: 4 Wochen Solvex, ohne Ausschleichen danach 4 Wochen Venlafaxin, ohne Ausschleichen 4 Wochen danach Citalopram. Nach 4 Wochen Citalopram moralisch total enthemmt, wie in einem Dusel, nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden können. 2 Tage nach dem schlagartigen Absetzen (auf ärztlichen Rat) dann Zahnschmerzen (hatte ich immer mal wieder) und wie unter einem Dusel eingeschmissen was der Medischrank hergab - darauf allergische Kreuzreaktion, Atemnot, Hitzewallungen, Todesangst. Nach 3 Stunden Reaktion abgeklungen und 2 Tage später ging es dann los mit den Panikattacken.

Wohlgemerkt: Ich war vorher NIE ein Arztgänger, NIE ein Medikamenteneinnehmer und diese ganzen ADs hat man an mir ausprobiert um ADHS in den "Griff" zu bekommen, dabei hatte eine begleitende ADHS-Therapie (Gespräche) schon gute Wirkung gezeigt, die Medis nahm ich aufgrund von äusserem Druck ein (nicht von der Lebenspartnerin, Gründe möchte ich hier nicht näher benennen), aus Angst, das Nicht einnehmen könnte mir negativ mit eventuellen Folgen ausgelegt werden.

Und mit eben diesen Mitteln ging es dann los wie beschrieben. Ich war nie depressiv, ich war antriebslos, allenfalls etwas launisch, manchmal nicht so orientiert und (typisch ADHS) mit vielen Arbeiten auf einmal unterwegs aber keine davon richtig ausführend.

Das vielleicht als nicht ganz unwichtige Vorgeschichte. Und aus eben DIESEM Grund habe ich jetzt eine noch größer Aversion gegen Medikamente als ich sie vor dem ganzen Theater so oder so schon hatte und bis dahin auch nie irgendwas eingenommen habe.

Und zu Tavor: Fast 7 Monate täglich 1.5mg macht zu 99% abhängig - mir hat mal ein Psychiater gesagt: "Das Zeug können Sie in der Dosierung noch 10 Jahre nehmen, das tut ihnen nix!". Das ich diesem "Arzt" das "Zeug" gerne mal für 4 Wochen täglich in den Rachen geschmissen und dann entzogen hätte um nach 1 Woche noch mal zu fragen: "Na, tut nix?" ist wohl eine normale Reaktion...

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Ive
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 15:19

Ich war von Tavor nach ca. 14 Tagen bereits psychsich abhängig und körperlich wenig später. Es mag ein paar Unterschiede geben, aber im Prinzip ist es vorsätzliche Körperverletzung, das Zeug über Monate zu verabreichen. Tut mir leid, aber nach meinen Erfahrungen kann ich das nur so sehen.

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