Hallo allerseits,
seit einiger Zeit beobachte ich bei mir folgendes, merkwürdiges Verhaltensmuster: Ich tendiere dazu, mich im Leben besonders stark auf eine einzige, meist materielle Sache zu fixieren, mache mir um diese Sache dann ständig die verschiedensten Gedanken (und teilweise auch Aktionen, um die Gedanken zu beruhigen), die ich selber in der Regel als unrealistisch einschätze, bis ich dann irgendwann "zu viel" kriege, mich von der Sache abwende, ein paar Tage Ruhe habe, bevor ich mich dann einer anderen Sache zuwende, wobei das Spielchen dann von vorne beginnt.
Mal ein Beispiel: Ich habe beruflich mit Computern zu tun und beschäftige mich auch privat gerne und viel damit. Dann könnte im ersten Schritt z.B. der Gedanke aufkommen: "Was mache ich, wenn mein Computer kaputt geht? Kann ja sein, dass ich genau in dem Moment etwas wichtiges zu erledigen hätte - vielleicht sogar für die Arbeit." Ein normaler Mensch würde jetzt denken: "Ja, kann immer mal passieren, dann repariert man halt oder kauft einen Neuen." Das bereitet mir aber nicht wirklich Ruhe, so dass ich in einer solchen Situation dann wirklich schon mal einen weiteren Computer gekauft hatte, den ich nur als Ersatz im Schrank liegen ließ (mittlerweile habe ich ihn sinnvoller Weise schweren Herzens und mit leichten Verlusten wieder verkauft).
Bis hierhin mögen meine Sorgen noch einigermaßen nachvollziehbar, wenn auch unsinnig, sein, aber sie können durchaus noch viel unsinniger werden: Gerade unter Stress verstärken sich meine Sorgen, und dann kann ich z.B. mit großer Angst im Bauch darüber philosophieren, was denn wohl wäre, wenn ich vielleicht irgendwann nicht mehr genug Geld hätte, um mir einen Computer zu leisten, oder was wäre, wenn es irgendwann keine Computer mehr auf der Erde geben könnte.
Ja, solchen Blödsinn Reime ich mir da zusammen und bringe an einem schlechten Tag vielleicht 1 - 2 Stunden damit auf, darüber nachzudenken.
Irgendwann kommt dann die "Trotz-Reaktion", wo ich mir dann sage: "Computer interessieren mich jetzt nicht mehr so besonders, außer bei der Arbeit, wo ich mich dafür interessieren muss. Als 'Hobby' mache ich aber ab jetzt lieber etwas anderes."
Vielleicht komme ich dann auf die Idee, dass ich abends lieber mal ein gutes Buch lese. Das bereitet mir dann ein paar Tage Freude, aber dann gehen die Gedanken wieder los: Was, wenn es irgendwann keine Bücher mehr geben könnte, weil alle Menschen außer mir vielleicht statt Bücher zu lesen lieber Filme schauen? (Ich war noch nie ein großer Film-Fan). Vielleicht entscheide ich mich auch, als neues Hobby Briefmarken zu sammeln, mache mir dann aber wieder Brose Sorgen, dass es irgendwann keine mehr geben könnte durch E-Mail und so. Vielleicht fange ich auch mit Modellbau an und baue dann Modellflugzeuge und kriege nach kurzer Zeit Angst vor Modellhubschraubern, die gerade besonders "in" sind, mich aber vielleicht nicht besonders interessieren.
Das wäre also grob gesagt das Muster meines Problems: Ich entwickle Ängste scheinbar vor dem Verlust einer materiellen Sache, die mir gerade besonders wichtig ist, bis ich dann schließlich vor lauter Angst eher zu einer anderen Sache wechsel, wo ich kurz Erleichterung, danach aber die selben Ängste in grün habe.
Derzeit Frage ich mich, ob sowas wohl eher in den Bereich der Zwangsstörung passt, oder ob es eher auf eine generalisierte Angststörung hindeutet. Außerdem stimmt es mich besorgt, dass sich meine Ängste auf materielle Dinge beziehen, was ha irgendwie nicht so löblich ist. Wobei ich sagen muss: Als kleines Kind hatte ich in ähnlicher Form Angst, dass meine Eltern sterben könnten, und am Anfang jeder Beziehung (lebe jetzt auch seit 5 Jahren in Beziehung) hatte ich immer ähnlich Ängste jener Partnerin gegenüber, die mit einiger Zeit dann aber immer verschwunden sind. Was blieb ist das oben beschriebene Phänomen.
Und während ich jetzt durchaus über eine Psychotherapie nachdenke, Frage ich mich, ob jemand schon mal ähnliches ergebt hat und meine Schilderungen nachvollziehen kann, oder ob ich etwa meine ganz eigene Form der Verrücktheit erfunden habe.
Grüße,
Nils
Verlustangst gegenüber materiellen Dingen?
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Hi PaperFlowers,
beim Lesen Deiner Symptombeschreibung frage ich mich, was sich wohl verändert hat, dass du vor einiger Zeit dieses Verhaltensmuster erstmalig beobachtet hast. Wann war was?
Die Frage danach, ob dieser Grübelzwang eher für sich alleine steht, oder in eine komplexere Angst- oder Zwangsstörung kategorisiert werden kann verstehe ich in direktem Zusammenhang mit deiner (wunderbar formulierten Frage):
Liebe Grüße
rote Zora
beim Lesen Deiner Symptombeschreibung frage ich mich, was sich wohl verändert hat, dass du vor einiger Zeit dieses Verhaltensmuster erstmalig beobachtet hast. Wann war was?
Die Frage danach, ob dieser Grübelzwang eher für sich alleine steht, oder in eine komplexere Angst- oder Zwangsstörung kategorisiert werden kann verstehe ich in direktem Zusammenhang mit deiner (wunderbar formulierten Frage):
Ich glaube, dass diese Symptome in dieser oder ähnlichen Art häufig sind und auch zu bewältigen. Wie eine evt. Diagnose lauten würde, würde ich momentan hintenan stellen. Wichtiger finde ich die Erkenntnis, dass dich dieses Verhalten und Erleben beeinträchtigt ( das unterstelle ich, du hast es nicht explizit geschrieben) und du es verändern möchtest. Das ist auf jeden Fall ein guter Grund, dich nach therapeutischer Hilfe oder Begleitung umzusehen und anzunehmen.PaperFlowers hat geschrieben:
[...], ob jemand schon mal ähnliches erlebt hat und meine Schilderungen nachvollziehen kann, oder ob ich etwa meine ganz eigene Form der Verrücktheit erfunden habe.
Liebe Grüße
rote Zora
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Hallo rote Zora,
vielen Dank für Deine Antwort!
Ja, die Sache beeinträchtigt mich in der Tat negativ. Zum einen kann es durchaus mal zu finanziellen Auswirkungen kommen, wenn ich mir - wie im ursprünglichen Posting erwähnt - Dinge doppelt kaufen muss, um mich zu beruhigen. Noch viel nerviger ist aber die ganze Zeit, die ich mit dem Grübeln verbringe. Manchmal setzte ich mich dann lange Zeit vors Internet, nur um irgendwie Belege zu finden, die für oder gegen meine Befürchtungen sprechen. Manchmal laufe ich aber auch nur wie wild in der Gegend rum und denke über die Dinge nach, wenn ich eigentlich viel lieber in Ruhe ein Buch lesen würde - das zu tun gestehe ich mir aber immer erst dann zu, wenn ich die "bösen Gedanken" unter Kontrolle gebracht habe und sich ein einigermaßen gutes Gefühl einstellt.
Interessant ist natürlich auch diese Frage:
Besonders schlimm sind meine Symptome meiner Beobachtung nach immer dann, wenn ich besonders viel Stress (z.B. bei der Arbeit) habe. Da kann man echt die Uhr nach stellen: Wenn ich Urlaub habe oder am Wochenende, ist alles fast komplett "ruhig". Selbst an normalen Tagen nach Feierabend plagt mich der ganze Kram weniger als während der Arbeitszeit.
Wenn ich mich jetzt psychologisch betätigen und ein wenig aus dem Fenster lehnen wollte, dann würde ich sagen, dass ich möglicherweise "echte Ängste" habe, z.B. dass ich ein Projekt bei der Arbeit nicht rechtzeitig schaffe, dass ich etwas falsch mache, dass ich deswegen Nachteile zu spüren bekomme oder gefeuert werde o.ä. Und um keien Zeit zu haben, mir darüber Gedanken zu machen, hole ich mir dann vielleicht künstlich die oben beschriebenen Gedanken, die ich zumindest ein klein wenig kontrollieren kann. Wäre zumindest mal 'ne Theorie.
Generell sieht es so aus, dass ich nächste Woche erst mal ganz regulär Urlaub habe und verreise, und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass ich da dann plötzlich wieder ziemlich "sorgenfrei" sein werde. Danach, wenn ich wieder zuhause bin, werde ich mich aber wohl wirklich mal nach einer Therapiemöglichkeit umsehen. Jetzt kann ich mit meinen Problemen zwar noch recht gut leben, auch wenn sie mir gelegentlich den ein oder anderen Tag versauen. Aber bevor's schlimmer wird, sollte man da vielleicht lieber etwas machen!
Grüße,
Nils
vielen Dank für Deine Antwort!
Ja, die Sache beeinträchtigt mich in der Tat negativ. Zum einen kann es durchaus mal zu finanziellen Auswirkungen kommen, wenn ich mir - wie im ursprünglichen Posting erwähnt - Dinge doppelt kaufen muss, um mich zu beruhigen. Noch viel nerviger ist aber die ganze Zeit, die ich mit dem Grübeln verbringe. Manchmal setzte ich mich dann lange Zeit vors Internet, nur um irgendwie Belege zu finden, die für oder gegen meine Befürchtungen sprechen. Manchmal laufe ich aber auch nur wie wild in der Gegend rum und denke über die Dinge nach, wenn ich eigentlich viel lieber in Ruhe ein Buch lesen würde - das zu tun gestehe ich mir aber immer erst dann zu, wenn ich die "bösen Gedanken" unter Kontrolle gebracht habe und sich ein einigermaßen gutes Gefühl einstellt.
Interessant ist natürlich auch diese Frage:
Dazu kann ich sagen: Ich glaube, ich bin eigentlich schon immer ein wenig von Ängsten und Zwängen geplagt gewesen. Zum Beispiel kann man durchaus sagen, dass ich mir die Hände deutlich öfter wasche als "normale Menschen", als richtigen Waschzwang würde ich das jedoch noch nicht bezeichnen. In der Vergangenheit hatte ich auch durchaus schon solche Gedanken wie die hier beschriebenen, aber sie störten mich nicht weiter und ließen sich in Kürze "abarbeiten".beim Lesen Deiner Symptombeschreibung frage ich mich, was sich wohl verändert hat, dass du vor einiger Zeit dieses Verhaltensmuster erstmalig beobachtet hast. Wann war was?
Besonders schlimm sind meine Symptome meiner Beobachtung nach immer dann, wenn ich besonders viel Stress (z.B. bei der Arbeit) habe. Da kann man echt die Uhr nach stellen: Wenn ich Urlaub habe oder am Wochenende, ist alles fast komplett "ruhig". Selbst an normalen Tagen nach Feierabend plagt mich der ganze Kram weniger als während der Arbeitszeit.
Wenn ich mich jetzt psychologisch betätigen und ein wenig aus dem Fenster lehnen wollte, dann würde ich sagen, dass ich möglicherweise "echte Ängste" habe, z.B. dass ich ein Projekt bei der Arbeit nicht rechtzeitig schaffe, dass ich etwas falsch mache, dass ich deswegen Nachteile zu spüren bekomme oder gefeuert werde o.ä. Und um keien Zeit zu haben, mir darüber Gedanken zu machen, hole ich mir dann vielleicht künstlich die oben beschriebenen Gedanken, die ich zumindest ein klein wenig kontrollieren kann. Wäre zumindest mal 'ne Theorie.
Generell sieht es so aus, dass ich nächste Woche erst mal ganz regulär Urlaub habe und verreise, und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass ich da dann plötzlich wieder ziemlich "sorgenfrei" sein werde. Danach, wenn ich wieder zuhause bin, werde ich mich aber wohl wirklich mal nach einer Therapiemöglichkeit umsehen. Jetzt kann ich mit meinen Problemen zwar noch recht gut leben, auch wenn sie mir gelegentlich den ein oder anderen Tag versauen. Aber bevor's schlimmer wird, sollte man da vielleicht lieber etwas machen!
Grüße,
Nils
hallo Nils,PaperFlowers hat geschrieben:
Wenn ich mich jetzt psychologisch betätigen und ein wenig aus dem Fenster lehnen wollte, dann würde ich sagen, dass ich möglicherweise "echte Ängste" habe, z.B. dass ich ein Projekt bei der Arbeit nicht rechtzeitig schaffe, dass ich etwas falsch mache, dass ich deswegen Nachteile zu spüren bekomme oder gefeuert werde o.ä. Und um keien Zeit zu haben, mir darüber Gedanken zu machen, hole ich mir dann vielleicht künstlich die oben beschriebenen Gedanken, die ich zumindest ein klein wenig kontrollieren kann. Wäre zumindest mal 'ne Theorie.
ich finde diesen Erklärungsversuch gut nachvollziehbar. Wenn du eine kassenzugelassene Therapie bei einem niedergelassenen Thera suchst, könntest du ja jetzt vor dem Urlaub mal Kontakte knüpfen, erfahrungsgemäß sind die Wartelisten dort lang!
Als begleitende "erste Hilfe" Maßnahme, da du ja insbesondere Stress und Anspannung in den Raum stellst, könnte es ja vielleicht hilfreich sein, wenn du dich mal mit Entspannungsmethoden auseinandersetzt... V
liebe Grüße
die rote Zora
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