Mein Körper und meine Seele sind gegen mich

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Lüttsche
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Mein Körper und meine Seele sind gegen mich

Beitrag Di., 22.09.2009, 13:28

Ich brauche bitte ein bißchen Input, vielleicht kann ja jemand von Euch etwas mit dem Folgenden anfangen. Bin mir auch nicht sicher, in welches Forum das hier gehört, weil es mehrere Bereiche betrifft. Falls falsch, sorry.

Kurz der Einstieg:

Meine Kindheit ist wie die vieler anderer hier verlaufen: Gewalttätig, vernachlässigend, mißhandelnd.

Erste Therapie war von 2005 - 2007, tiefenpsychologische Gesprächstherapie. Als sie abgeschlossen war, war mit mir auch erstmal alles in Ordnung, wir haben uns quasi "einvernehmlich getrennt"
Aus heutiger Sicht würd ich sagen: Das war der Vorgeschmack auf das, was ich nun durchmache.

Seit April diesen Jahres befinde ich mich wieder in Therapie. Gleiche Thera, gleiche Therapieart.
Probleme gabs es natürlich schon vor April, wenn ich so drüber nachdenke, ging es so richtig im Herbst 2008 los.
Ich habe mich also wieder zu ihr hinbegeben, weil auch die psychosomatischen Beschwerden immer massiver wurden.

Kurz ein Wort zu den Symptomen:

Fast durchgängig habe ich ein Kloßgefühl im Hals. Das Empfinden ist unterschiedlich, wechselt sich aber regelmäßig ab. Mal ist es auszuhalten, mal bin ich am Rande einer handfesten Panik, die ich nicht aufhalten kann.

Panikattacken mit Luftnot, Engegefühl, Herzrasen, Herzstolpern sind mir schon lang bekannt, aber neuerdings bekomme ich sie nicht mehr unter Kontrolle.

Asthma bronchiale wurde bereits als Teenie diagnostiziert, trat bislang eigentlich nur als allergische Reaktion auf Hausstaub auf, lies sich also gut kontrollieren. Seit einiger Zeit habe ich vermehrt latent Asthma. Es ist ein Druck auf den Bronchien und es "pfeift" etwas. Ich habe akut-Spray, also kein Problem, aber dennoch finde ich beunruhigend, das es wieder da ist.

Zum Kloßgefühl wurde alles untersucht, was untersucht werden kann. Schilddrüse, HNO und Magenspiegelung. Der Ehrlichkeit halber muß ich aber sagen, das die MS erst letzten Freitag gemacht wurde, weil ich große Angst hatte und sie vor mir hergeschoben habe. Die Ergebnisse bekomm ich kommenden Freitag.

Seit neuestem nun habe ich auch noch Schleim im Hals, den ich nicht wegbekomme. Wieder HNO, wieder alles in Ordnung. Mir wurde eine Nasendusche empfohlen. By the way: Hat das schonmal jemand gemacht? Kann mir jemand Tips geben? Ich hab Angst vorm Verschlucken und Ersticken, habe bereits alles durchgegoogelt und mir sind die Nackenhaare hochgekommen.

Nun zu meinem Problem.

Für eine kurze Zeit war ich davon überzeugt, es eingesehen zu haben, das das alles psychosomatischer Natur ist. Die Thera konnte mir klarmachen, das zb das Kloßgefühl im Zusammenhang mit meinen psychischen Problemen steht. Der Hals steht für Ausdruck/etwas ausdrücken und da war so einiges, wozu ich nicht bereit war, es anzunehmen, zu akzeptieren, zu "schlucken" usw.

Ich war wirklich der Meinung, das es nun "klick" gemacht hat und wartete darauf, das es besser wird.
Es wurde aber nichts besser, nicht mal ansatzweise. Trotzdem war ich motiviert und habe mich sogar auf die Arbeit mit meinen inneren Kindern / Instanzen eingelassen (war früher völlig undenkbar). Da gab es auch ein ziemlich bewegendes Erlebnis, was mir so überhaupt noch nicht passiert ist. Ich war total von der Rolle, im positiven Sinne und dachte: Nun kanns weitergehen, die erste Hürde ist geschafft.

Jetzt ist es so, als ob jemand den Reset-Knopf gedrückt hat. Ich zweifel alles an. Finde keinen Zugang zu meinem Innersten mehr, die Selbstreflektion ist ins Niemandsland abgewandert, die Symptome fühlen sich wieder beunruhigender an und ich stehe unter Dauerstrom.

Bei der letzten Sitzung habe ich genau das angesprochen und wir sind dann dahingekommen, das ich mich unter Leistungsdruck setze usw. Das ist zwar auch ein Thema, aber irgendwie auch ein bißchen an dem vorbei, was mich eigentlich quält. Deswegen möchte, bzw muß ich ihr wohl heute sagen, das ich mittlerweile nicht mehr glaube, das die Symptome wirklich psychische Ursachen haben. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Obwohl ja nun die Untersuchungen dagegen sprechen und mir permanent gesagt wird, das alles in Ordnung ist.

Ich weiß noch, das ich in der ersten Therapie oft gefragt habe: Wie verarbeitet man? Wie geht das? Und genauso fühl ich mich jetzt. Dabei müßt ich doch wissen, wie es funktioniert. Ich habe ja schon so einiges an Handwerkzeug mitbekommen. Mein Leidensdruck ist enorm, ich habe nicht den blassesten Schimmer, in welche Richtung ich den ersten Schritt gehen soll.

Hat jemand von Euch dazu ein paar Gedanken?

Falls Fragen, dann natürlich fragen.

Danke fürs Lesen.
So long,
Lüttsche

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MrN
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Beitrag Do., 24.09.2009, 10:26

Hallo Lüttsche,
wenn ich mir Deine Frage und Deine Probleme so anschaue, möchte ich fast sagen:
"Vielleicht genau umgekehrt?!"
Das nur mal vorneweg - vielleicht überfordern Deine Wünsche und Vorstellungen einfach nur Deine Körper und Seele...

Ich mache seit über 20 Jahren Yoga. Dort findet man nicht nur die Antwort auf Deine Fragen, sondern macht auch gleich noch reale Erfahrungen im praktischen Umgang mit sich selbst, also gerade den körperlichen und unbewußten Anteilen.
Ich weiß nicht, ob das ein Tip für Dich wäre. Gerade mit Panik ist es jedenfalls oft schwierig wirklich regelmäßig dabei zu bleiben...
Lüttsche hat geschrieben: Fast durchgängig habe ich ein Kloßgefühl im Hals. Das Empfinden ist unterschiedlich, wechselt sich aber regelmäßig ab. Mal ist es auszuhalten, mal bin ich am Rande einer handfesten Panik, die ich nicht aufhalten kann.
Das Kehlkopfchakra (Vishuddha) hat mit dem Persönlichkeitsbewußtsein, dem Denk- und Urteilsvermögen, dem Verantwortungsgefühl zu tun. Wahrscheinlich alles Fragen, worüber Du viel zu grübeln hast?!
Jedenfalls gibt es eine Menge Übungen für den Hals-Schulter-Nacken-Bereich, welche Dir evtl. helfen können, Deine Anspannung, also den Kloß loszulassen.

Das hilft zwar, die Blockaden zu lösen. Mental mußt Du Dich allerdings trotzdem entscheiden - entweder für "runterschlucken" oder für "ausspucken". Das hängt vom Thema, vom konkreten Problem ab und ist deshalb nicht so leicht herauszufinden. Da wird Dir aber Deine Therapeutin ganz sicher bei helfen wollen!
Lüttsche hat geschrieben: Mir wurde eine Nasendusche empfohlen. By the way: Hat das schonmal jemand gemacht? Kann mir jemand Tips geben? Ich hab Angst vorm Verschlucken und Ersticken, habe bereits alles durchgegoogelt und mir sind die Nackenhaare hochgekommen.
Eine Nasendusche kannst Du in der Apotheke oder Drogerie kaufen. Warmes Leitungswasser (ca. 1/4 l) und ca. ein viertel Teelöffel Kochsalz genügen. Gut (aber teuer) sind auch speziell konfektionierte Röllchen mit Emser Salz.

Wenn Du den Kopf richtig zu Seite hältst und das Wasser dann in das "obere" Nasenloch laufen läßt, dann läuft es ganz von selbst aus dem Rachen durch das "untere" Nasenloch wieder ab. (Ein kleiner Rest Wasser bleibt im Rachen, den mußt danach ausspucken.)
Am Anfang ist es besser, dabei die Luft anzuhalten, damit das Wasser nicht in die Luftröhre gelangt. Mit ein wenig Übung kann man aber auch ganz normal durch den Mund atmen, während das Wasser durch die Nase läuft.
Lüttsche hat geschrieben: Jetzt ist es so, als ob jemand den Reset-Knopf gedrückt hat. Ich zweifel alles an. Finde keinen Zugang zu meinem Innersten mehr, die Selbstreflektion ist ins Niemandsland abgewandert, die Symptome fühlen sich wieder beunruhigender an und ich stehe unter Dauerstrom.
Kein Grund zur Beunruhigung. Du hast zwar jetzt eine neue Erkenntnis gewonnen, aber eben noch keine Erfahrung dazu gemacht. Der Körper kommuniziert mit dem Unterbewußtsein aber nur in Form von Erfahrungen, d.h. wiederholbaren Eindrücken. Also brauchst Du eine gewisse Zeit und regelmäßiges Üben, bis etwas von Deinem Wissen und Deiner Erkenntnis am "unteren" Ende ankommt.
(Solch praktisch erprobtes Wissen könnte man wohl mit Fug und Recht "Weisheit" nennen. Es lohnt sich also, auch wenn's am Anfang schwer fällt sich zu überwinden.)

Soweit erst einmal. Ich hoffe, meine Gedanken haben Dir etwas helfen können.

Liebe Grüße
MrN

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Lüttsche
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Beitrag Fr., 25.09.2009, 13:04

Hallo MrN,

danke für Deine Antwort.

Hm, es lohnt sich in jedem Fall, darüber nachzudenken, ob es nicht umgekehrt sein könnte. Ich bin generell sehr lösungsorientiert und damit verbunden sehr ungeduldig.

Mit Yoga habe ich mich noch nicht näher beschäftigt, ich weiß allerdings auch nicht, warum. Ich bin eigentlich nicht voreingenommen oder tue es als "Firlefanz" ab. Vielleicht sollte ich mich tätsächlich diesbezüglich mal schlau machen.

Du hast mehr oder weniger auch den Bereich HWS angesprochen und dazu habe ich Neuigkeiten. Ich war heute beim Arzt, um die Magenspiegelung zu besprechen. Mit dem Magen, bzw der Speiseröhre ist alles in Ordnung. Zum Ende des Gesprächs kam dem Arzt dann noch ein Geistesblitz und untersuchte meinen Nacken. Beim Abtasten und Rumdrücken fand eine Stelle, bei der ich das Gefühl hatte, mein Halsinnenleben kommt vorn wieder raus, es war sehr eindrucksvoll. Flugs hat er also eine Überweisung an den Orthopäden geschrieben, weil er Blockaden, wenn nicht sogar Wirbel-Verschiebungen vermutet.
Da habe ich nun nächsten Dienstag einen Termin.

Wenn das die Ursache ist, muß ich mich nichtsdestotrotz mit dem Ursprung dieser Blockaden auseinandersetzen.
Dazu ist mir eingefallen, das ich in der Therapie sehr häufig eine bestimmte Reaktion gezeigt habe, sobald das Thema Gefühle aufkommt. Ich ziehe die Schultern hoch und lege den Kopf in den Nacken, so wie bei großem Unbehagen oder Ekel. Mir war das nie aufgefallen, die Thera sprach mich irgendwann mal darauf an. Sie wollte, das ich das visualisiere; ein Bild produziere, wie das zustande kommt; ist mir nicht gelungen. Ich weiß nur, das es mir ein Greuel ist, darüber zu sprechen oder auch nur darüber nachzudenken.

Die Aussicht, das das Kloßgefühl ggfs nächste Woche schon verschwunden sein könnte, beruhigt mich nur bedingt. Ich merke, das ich mich jetzt schon unter Druck setze, weil ich etwas tun muß, damits nicht wiederkommt. Und da stehe ich dann wieder vor einer Riesenwand und weiß nicht, wie weiter.
So long,
Lüttsche

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MrN
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Beitrag Sa., 26.09.2009, 18:54

Hi Lüttsche,
na das sind doch schon einmal ein paar Neuigkeiten.
Lüttsche hat geschrieben: Die Aussicht, das das Kloßgefühl ggfs nächste Woche schon verschwunden sein könnte, beruhigt mich nur bedingt. Ich merke, das ich mich jetzt schon unter Druck setze, weil ich etwas tun muß, damits nicht wiederkommt. Und da stehe ich dann wieder vor einer Riesenwand und weiß nicht, wie weiter.
Nur keine übertriebenen Hast und Eile. Ich kenne diese Gefühl sehr gut. Bei mir kommt es seit Jahren immer wieder.
Kann z.B. auch nichts anziehen, was mich am Hals einengt.
Bei mir gibt's allerdings auch eine ganze Menge, was ich "nicht schlucken" will...


Das mit dem Ekel finde ich interessant. Ich habe zwar keine Probleme mehr mit Ekelgefühlen, aber ich kann mich da an eine Begebenheit aus der Kindheit erinnern, da war's ziemlich schlimm. Deshalb mag ich auch keine Pullover...


Na ja, so fragt man sich halt durch....

Mach's gut!
MrN

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Lüttsche
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Beitrag Mo., 28.09.2009, 17:42

Nabend,

hm.
Samstag abend hats mich wieder erwischt und ich bin in Panik verfallen. In meiner Not habe ich dann die Telefonseelsorge - das allererste Mal - angerufen, weil ich mich so garnicht beruhigen konnte.

Die gute Dame hat dann im Verlauf des Gesprächs was Interessantes gesagt, was mir überhaupt nicht klar war und mir schwer nachhängt. Bzw, doch irgendwie war es schon klar, man siehts ja auch an meinen vorangegangenen Beiträgen hier. Aber ihr Bild war sehr deutlich und hats ganz wie von selbst übertragen.

Sie hatte mögliche Strategien zum Beruhigen abgegefragt und kam irgendwann auf Sport / Bewegung.
Also: Wenn ich mich bewege, kommt mein Kreislauf in Schwung, ich spüre mein Herz, meine Atmung, alles funktioniert und wird nicht ausfallen, wie zuvor noch befürchtet und die Panik wird zusätzlich überlagert.

Generell bin ich (war ich, bis vor Kurzem) sportlich und bewege mich auch gern. Aber das erscheint mir unmöglich; mich zu bewegen, wenn ich mitten drin in dieser Angst stecke.

Und genau das scheint doch auch auf mein Seelenleben übertragbar zu sein. Grade das ganze Gefühls-Thema, um das wir seit Wochen schleichen und ich nicht weiß, wie ich da rankommen soll.
Ich stecke fest, bewege mich keinen Milimeter und bin auch nicht in der Lage, einen Schritt zu tun.

Wenn ich das aber doch so rational weiß und erklären kann, warum kanns dann nicht umsetzen und weiter an mir arbeiten?

Das macht mich noch ganz irre, irgendwas übersehe ich doch?

Den Orthopäden mußte ich übrigens verschieben, weil ich mir nen Infekt eingefangen habe *hmpf*
So long,
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Lüttsche
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Beitrag So., 11.10.2009, 11:06

Hallo,

ich wollt hier mal abschließend berichten, das die Ursache für den Kloß gefunden zu sein scheint. Es kommt tatsächlich von der HWS und die Anwendungen schlagen langsam an. Außerdem konnte ich feststellen, das Situationen, die mir nicht behagen, viel dazu beitragen, das ich sofort im Nackenbereich verkrampfe.

Wärme, bißchen mit dem Kopf und Schultern wackeln kann das dann wieder ein bißchen auflösen und weniger bedrohlich machen.

Nichtsdestotrotz ist jetzt nicht alles schön aber momentan läßt sich besser damit umgehen.
So long,
Lüttsche

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MrN
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Beitrag So., 11.10.2009, 11:25

Hey Danke für die Info!

Na dann - alles Gute!

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