Zukunftsangst: Studium abbrechen oder weitermachen?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.

Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Mi., 08.02.2017, 14:43

vitamin_d hat geschrieben:2) Nach wie vor meine Angst, es nicht in 1 Jahr zu schaffen sondern deutlich länger zu brauchen, was meine Lage weiter verschlimmern würde.
Dann dauert es eben länger.
Wenn du das jetzt nicht durchziehst, obwohl der Abschluss nun schon zum Greifen nahe ist, wirst du in Zukunft vielleicht immer wieder mal damit hadern, weil du FÜR DICH etwas nicht zu Ende gebracht hast, das schon so nahe lag.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Werbung


Sunna
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 220

Beitrag Mi., 08.02.2017, 19:50

Bewirbst du dich überhaupt? Wenn ein Jobangebot auf dem Tisch liegt, kommt die Entscheidung für oder gegen das Studium vielleicht ganz automatisch. Warst du bei einer Berufsberatung? Es gibt Dinge, die du konkret tun kannst, ohne dich entschieden zu haben.
Im Moment bin ich der Meinung, dass deine Überlegungen aus irgendeiner Grundproblematik entstammen, über die wir hier nur rätseln können. Dass bei dir zumindest mal was war, hast du ja schon geschrieben. Meine Frage, ob du das professionell aufgearbeitet hast, hast du nicht beantwortet (oder ich überlesen - darin bin ich gut).
Ich würde dir wie MariJane dazu raten, zur psychologischen Beratungsstelle der Uni zu gehen. Wäre das für dich in Ordnung?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
vitamin_d
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 33
Beiträge: 15

Beitrag Do., 09.02.2017, 13:16

Bei einer Berufsberatung war ich schon, sogar bei mehreren, hat aber nichts gebracht, außer dass mir gesagt wurde: "Das müssen Sie selber wissen was sie wollen" Toll. Nur das Problem ist, ich weiß es eben nicht derzeit...

Ich war früher schon mal in psychologischer Behandlung, das hat aber im Endeffekt nichts gebracht, darum habe ich es dann wieder sein lassen.

Auch bei der psychologischen Beratung an der Uni war ich schon, war aber so ähnlich wie die Berufsberatung. Es kamen dabei keine neuen Erkenntnisse oder Sichtweisen zu Tage.

Aber wenn ich mir eure Kommentare so durchlese, dann geht der Trend schon eher in Richtung "Studium noch fertig machen, auch wenn es länger dauern sollte". Habe ich das soweit richtig verstanden?


MariJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 28
Beiträge: 998

Beitrag Do., 09.02.2017, 13:48

Willst du das denn gerne so verstehen?

Ich erzähl dir mal von mir und meinem Coaching. Ich hab 10 Jahre studiert; davon einige Jahre nur gearbeitet und das Studium wirklich dabei vergessen. Dann bin ich krank geworden, das ist die Zeit mit der ich nicht gut umgehen kann, aber ich hätte evtl. auch ohne Krankheit 10 Jahre studiert- einfch weil ich in meinem Job aufgegangen bin; der entsprahc meinen Neigungen. Einfach weil ich der Typ dafür bin- für in bestimmten Jobs aufgehen und andererseits im Studium aufgehen, ewig brauchen. Ich hab meine Teamrollen herausgefunden, die sehr konträr sind. Einerseits bin ich so ein Typ, der sich elendig vertiefen kann, alles genau recherchiert, genau durchdenkt, analysiert. Wenn man da keine Deadline hat, ist es fast logisch, dass man sich verliert. Ich könnte nie Wissenschaft betreiben; ich würde untergehen. Andererseits hab ich ne sehr zielstrebige Seite, die Deadlines einhalten kann und wahnsinnig gut organisiert ist- wenn es denn Deadlines und Druck gibt. Gibt es das nicht, übernimmt sicher mein anderer Persönlichkeitsteil die Oberhand. Jetzt ist es so, ich such gerade nach nem Job und ich kann einfach mit meiner Perönlichkeit gar nicht jeden Job gerne machen und das ist ne wichtige Erkenntnis. Ich bin halt so und muss jetzt den passenden Job finden. Und dafür kann ich im Bewerbungsgespräch einfach offen und ehrlich mit meiner Persönlichkeit umgehen- und mein Gegenüber entscheidet, ob er damit leben mag und ob ich so, wie ich bin, auf die Stelle passe.

Was will ich dir damit sagen? Es ist egal, wie lange das Studium dauert, wenn du für dich daraus Erkenntnisse mit nimmst. Auch persönlicher Natur. Dann kannst du in nem Bewerbungsgespräch nämlich sagen, wer du bist, dass du dich kennst, dass du dir überlegt hast, welcher Job passen könnte. Das ist eigentlich wichtig, nicht ob du jetzt nen Job findest oder in zwei Jahren. Es soll einer sein, der passt, damit alle Beteilligten hinter zufrieden sind.

Es geht nicht darum perfekt zu sein, sondern darum aus seiner Persönlichkeit das best mögliche rauszuholen. Jeder Personaler wird von ner eierlegenden Wollmilchsau träumen- aber die machen ihren Job auch schon lange und wissen: Die gibt es nicht. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen bzw. ein Persönlichkeitsprofil.

Ich an deiner Stelle würde wohl nach dem Studium oder schon vorher mal gucken, ob ich mich jobmäßig coachen lassen kann und dabei herausfinden, wer ich bin und was möglich ist, ob das, was ich will, wirklich passt. Kannst du da beim Jobcenter in deiner Situation nicht mal anfragen?

Ich kenn die Ursachen für dein langes Studium nicht- kann ja auch sein, dass du lange Zeit schon depressiv bist und lange Zeit ne Blockade hast? Für Blockade und Depression, würde ich mir schon psychologische Hilfe suchen. Entweder an der Uni oder "richtig". Und ich würde definitiv versuchen, wenn es geht, eben nicht still zu stehen. Irgendwas machen, eine Entscheidung treffen und die durchziehen und dahinter stehen.

Werbung


Sunna
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 220

Beitrag Mo., 13.02.2017, 20:14

vitamin_d hat geschrieben:Aber wenn ich mir eure Kommentare so durchlese, dann geht der Trend schon eher in Richtung "Studium noch fertig machen, auch wenn es länger dauern sollte". Habe ich das soweit richtig verstanden?
Meiner Meinung nach gehst du mit der Situation sehr verantwortungsbewusst um. Aus den Beiträgen lese ich auch die Tendenz heraus, dass du das Studium fortführen solltest. Dennoch kannst du dich bereits parallel nach Jobs umschauen. Sollte keine Zusage dabei sein, bist du vielleicht froh, noch das Studium zu haben. Und wenn eine Zusage kommt, entscheidest du dich mit ihr vielleicht endgültig für oder gegen einen vorzeitigen Abbruch. Gegen Bewerbungserfahrungen spricht auch nichts, selbst wenn man vorher weiß, dass man den Job ablehnen wird. Ein Studium kannst du jedenfalls von heute auf morgen abbrechen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
vitamin_d
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 33
Beiträge: 15

Beitrag Do., 23.02.2017, 10:49

Hallo,

vielen Dank für alle Antworten, die ihr mir gegeben habt. Ich bin in meinen Überlegungen nun auch schon etwas weiter.

Nur einen Punkt gibt es noch, der mir noch Kopfzerbrechen bereitet und mich unschlüssig sein lässt, nämlich den folgenden:

Ich stelle mir auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Masterabschlusses: Ich denke mir nämlich, dass mir der Masterabschluss jetzt auch nicht mehr soooviel mehr bringt, sondern dass für das was ich dann beruflich machen würde, auch der Bachelorabschluss reichen würde. Das heißt ich stelle mir da die Frage der Sinnhaftigkeit des Masterabschlusses.



Ich habe mir nämlich in der letzten Zeit diverse Stellenanzeigen, Jobbeschreibungen etc. durchgelesen und bei doch nicht wenigen habe ich gesehen, dass den Firmen ein Bachelorabschluss auch reichen würde für die entsprechenden Jobpositionen. So, und das bestärkt natürlich meine Unsicherheit in der Frage, ob denn ein Masterabschluss wirklich noch viel Sinn machen würde, wenn denn ein Bachelorabschluss auch reicht? Ich meine, ich würde da jetzt, wenn ich mich aufraffe noch ca. 1 Jahr brauchen um den Masterabschluss zu haben, um dann im Endeffekt doch nur in einem Job zu landen, bei dem nur ein Bachelorabschluss nötig wäre. Ich hätte also mehr gemacht als notwendig, weil ich dann ja quasi "überqualifiziert" wäre. Dieses Argument würde dafür sprechen, mich jetzt gleich mit Bachelorabschluss zu bewerben und den Master NICHT fertig zu machen.

Andererseits, und das ist das Gegenargument, habe ich ja einen denkbar schlechten Lebenslauf und Werdegang vorzuweisen (so lange schon studiert, mein höheres Alter im Vergleich zu meinen Mitbewerbern usw.), dass ich mir denke, dass selbst wenn ich mich dann mit Masterabschluss nur für Jobs mit Bachelor-Anforderung bewerbe, ich wenigstens so punkten kann im Vergleich zu meinen Mitbewerbern die dann vielleicht nur einen Bachelorabschluss vorzuweisen haben. (Ich selbst hätte kein Problem damit, mit Mastertitel "nur" einen Job für Bachelor zu machen, sofern der Job passt). Also dieses Argument würde wiederum dafür sprechen, den Masterabschluss doch noch zu machen.

Wie ihr seht, bin ich in diesem einen Punkt noch ziemlich unschlüssig und hin- und hergerissen. Wie würdet ihr diesen einen Punkt sehen bzw. beurteilen?

Benutzeravatar

Fear21
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 30
Beiträge: 29

Beitrag Mo., 27.02.2017, 18:25

Wenn es wirklich nur noch in der Größenordnung von einem Jahr ist, dann würde ich definitiv weitermachen (auch wenn es am Ende zwei werden). Diese Zeit ist jetzt auch schon egal. Lange gebraucht und am Ende doch noch fertig geworden sieht immer noch besser aus als lange gebraucht und am Ende abgebrochen.

Ich weiß aus meinem Umfeld übrigens dass es durchaus mehr Leute gibt die erst in dem Alter fertig werden. Zugegeben, die meisten haben dafür irgendwas anderes nebenbei gemacht, aber dafür sind da auch einige dabei die keine gesundheitlichen Probleme haben sondern bloß die Dinge schleifen lassen.


Akari
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 30
Beiträge: 1

Beitrag So., 30.04.2017, 11:27

Hallo vitamin_d,

ich habe gerade verzweifelt nach meiner Situation gegoogelt und bin dann auf deinen Beitrag hier gestoßen.
Mir geht es absolut genau so wie dir :kopfschuettel: Ich kann das alles zu 100% nachempfinden.

Ich bin auch im Masterstudium, seit gefühlten 5 Jahren kurz vor dem Abschluss, habe eine viel zu hohe Semesterzahl, unglaubliche Zukunftsangst, Selbstzweifel, Blockaden - fühle mich furchtbar..
Ich habe das Gefühl, ich sehe in eine schwarze Zukunft. In meinem Lebenslauf stehen 10 Jahre Studium, habe jeden Tag ein schlechtes Gewissen, keinen Antrieb, keine Motivation und weiß nicht, wie ich das alles schaffen kann, wie ich jemals da draußen an einen Job gelangen kann. Noch dazu versteht mich keiner, niemand kann meine Situation nachempfinden.

Ich würde gern wissen, wie es bei dir weitergegangen ist? Hast du dich bereits entschieden?

Lg Akari :-)

Benutzeravatar

BettyBoo
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 40
Beiträge: 11

Beitrag Fr., 02.06.2017, 14:55

Vincent hat geschrieben: Mi., 08.02.2017, 14:43
vitamin_d hat geschrieben:2) Nach wie vor meine Angst, es nicht in 1 Jahr zu schaffen sondern deutlich länger zu brauchen, was meine Lage weiter verschlimmern würde.
Dann dauert es eben länger.
Wenn du das jetzt nicht durchziehst, obwohl der Abschluss nun schon zum Greifen nahe ist, wirst du in Zukunft vielleicht immer wieder mal damit hadern, weil du FÜR DICH etwas nicht zu Ende gebracht hast, das schon so nahe lag.
Ich denke auch, dass du irgendwann bereust diese Chance vertan zu haben. Überlege wie viel Zeit und Mühe du schon investiert hast, da schaffst du die letzten 100 Meter auch noch.

Benutzeravatar

Zauberer
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 38
Beiträge: 48

Beitrag Sa., 03.06.2017, 00:41

Ein längere Studiendauer ist nicht so ungewöhlich, ich kenne einige Menschen, die auch länger gebraucht haben. Und trotzdem haben sie einen Job bekommen.

Die ganzen Zweifel, was nach dem Studium, sind auch recht normal. Du bist also nicht alleine. Diese Zweifel hindern daran, das Studium zu beenden. Deshalb ist es am besten immer nur auf die aktuelle Aufgabe zu fokussieren und nicht zu weit in die Zukunft zu schauen.

Auf Dauer bist du mit dem Masterabschluss besser aufgehoben. Du willst dich später nicht ärgern, weil du heraus findest, das dein Kollege 300 € mehr verdient als du, weil er einen Master hat und du nicht.

Um an meine Vorposterin anzuschließen: Die letzten Meter sind immer die Schwersten. Du bist erschöpft, die Füße tun weh, trotzdem läufst du weiter und weiter. Es lohnt sich und es ist ein gutes Gefühl das Ziel erreicht zu haben.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag