Die Gedanken sind frei

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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SunnyLady
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Die Gedanken sind frei

Beitrag Sa., 04.06.2016, 20:55

Hallo,
ich leide seit Jahren unter einer Zwangsstörung/ Zwangsgedanken und mich verängstigt es immer sehr, wenn jemand sagt, man solle nur positiv denken, denn das gelingt mir ja eben nicht immer bzw. wenn ich das probiere, dann heißt es, dass mein Gehirn immer wieder überprüft, ob ich nicht doch an etwas Negatives denke und schwupps, da denke ich dann meist dran.

Gibt es denn"Beweise" dafür, dass durch Gedanken nichts Schlimmes passiert?!

Ich habe Angst vor meinen Gedanken

Viele Grüße

SunnyLady

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SunnyLady
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Beitrag So., 05.06.2016, 19:53

...darf man wirklich alles denken? Oder kann man damit jemandem schaden?

Ich kann mir gar nicht alle Gedanken verbieten bzw. sie neutralisieren, weil sie dann erstrecht in den Kopf kommen, aber ich fühle mich so "schuldig", weil es oft heißt: "Pass auf, was Du denkst!" o.ä.

Kann mich jemand beruhigen???

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zombie78
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Beitrag So., 05.06.2016, 20:24

Hallo,

das tut mir sehr leid, was du da schreibst. Das muss ja ein großer Stress sein. Allerdings kenn ich ähnliches. Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen wegen bestimmten Gedanken. Das lag bei mir aber an einer Erziehung, die sehr stark von der Vorstellung von Himmel und Hölle geprägt war. Somit wurde mir eben auch beigebracht, Gott sehe alles und könne Gedanken lesen.
Mein Therapeut hat mich von dieser Vorstellung erlöst und ich liebe ihn dafür!!

Ich hoffe, dass dir das auch gelingen wird. Denn Erkenntnisse, wie du sie möchtest, wird es wohl keine geben, sorry

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blade
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Beitrag Di., 07.06.2016, 08:37

Manche sagen aber, wenn man sich mit bestimmten Gedanken identifiziert

("ich bin dieser oder jener Gedanke" oder "Dieser oder jener Gedanke ist meiner - obwohl ich diesen eigentlich nicht kontrollieren kann, was dafür sprechen könnte diesen nicht als eigenen Gedanken einzuordnen")

dann gewinnen diese Gedanken Macht über einen.

Das kursiv Geschriebene ist das, was meist übersehen wird.

Sollten Sie fragen, woher diese Gedanken denn dann kommen, wenn nicht von Ihnen selbst:

tausende Quellen aus der Vergangenheit und Gegenwart, die alle nicht Sie selbst sind können die Urheber sein.
(Fernsehen, Radio, Werbung, E-Mails, Spam, Vater, Mutter, Geschwister, "Freunde", Kollegen, Zeitungen, Fremde, Feinde, Neider,...... auch wenn man direkte Gedankenübertragung außer Acht lassen möchte, was die Meisten lieber tun weil es ihnen zu große Angst machen würde, würden die oben genannten Möglichkeiten als "mentaler Overkill" welcher in das Unbewusste verschoben wurde und dort vielleicht nicht richtig verarbeitet werden kann als Erklärung dienen können.)

ein Lösungs-Linderungsansattz ist unabhängig der Ursache immer gleich.
Lernen, sich von "seinen" Gedanken kontrolliert zu distanzieren.

zB "den Gedanken auftauchen lassen, dann aber nicht "zugreifen", nichts hinzufügen, nichts wegnehmen, wie eine Wolke die vorüber zieht"

gibt man auch nur irgendetwas hinzu (eigene Vorstellungen, Gefühle wie Angst oder Abwehr oder Zweifel oder .....diskutiert innerlich vielleicht sogar mit diesem Gedanken, dann nährt man diesen. Und er wird nicht so schnell vorüber ziehen.)
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mio
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Beitrag Di., 07.06.2016, 11:55

SunnyLady hat geschrieben:...darf man wirklich alles denken? Oder kann man damit jemandem schaden?
Denken darfst Du alles und solange Du etwas nur denkst schadest Du auch niemandem außer unter Umständen Dir selbst. Dass Du denkst, dass Deine Gedanken soviel Macht haben nennt man übrigens "magisches Denken".

Manchmal hilft es einfach was zu tun, sich zu beschäftigen, sich auf den Körper zu konzentrieren, Rätsel lösen, Aufgaben ausführen...ansonsten finde ich den Ansatz von Blade sehr gut. Versuche Dich nicht zu sehr auf die Gedanken zu fixieren sondern lass sie einfach kommen und wieder ziehen.

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SunnyLady
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Beitrag Mi., 08.06.2016, 04:36

Vielen lieben Dank für eure Antworten !!!

Das hilft mir schon ein bißchen weiter. Bei mir sind es auch meist keine aggressiven Inhalte, sondern sehr sehr traurige Themen, die mich als Kopfbilder bzw. Gedanken daran sehr ängstigen und ich sie am liebsten weghaben möchte...verständlicherweise.
Ich probiere jetzt öfter das mit dem "nichts dazu geben", allerdings mischt sich die Angst trotzdem dazu.
Ich versuche mich dann immer zu beruhigen, dass es nur ein Gedanke ist, aber mein Zwangsgedanke sagt dann: "Geh lieber auf Nummer sicher und setze dem Gedankenbild ein großes X "zum Durchstreichen" entgegen."
Und DANN bin ich wieder in meinem Teufelskreis drin: ich schaffe es nicht, alles weg-zu-x-en und dann entsteht innere Panik und ich denke nur noch daran. Wenn ich mal einen Gedanken aushalte, merke ich wie die Gedanken daran weniger werden, aber ich fühle mich so "schuldig", weil ich immer noch Angst habe, dass ich dadurch etwas "angerichtet" haben könnte.

Daher suche ich immer wieder Aussagen, die bestätigen, dass Gedanken alleine einfach nur geistige Aktivitäten sind OHNE Einfluss auf das Schicksal.

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blade
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Beitrag Fr., 17.06.2016, 11:58

Angst - Angustus - Enge

Weite - offen - frei

Durchatmen
nicht Angst wegmachen, Angst sein lassen in der Weite...

Angst ist nicht alles, Angst ist (fast) nichts. Wenn wir ihr den Fokus geben, dann macht sie uns zu genau dem...einem Nichts
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blade
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Beitrag Fr., 17.06.2016, 12:10

PS: Sie glauben also an eine Art Schicksal?

durch Gedanken kann man schon etwas anrichten (ob es gut oder schlecht ist hängt davon ab ob es schmeckt und ob es sich als bekömmlich, vielleicht sogar als förderlich erweist)

doch in Ihrem Fall würde ich eher meinen, daß Sie als Sündenbock für das Junkfood von anderen herhalten sollen.
Andere. die nicht willens sind Verantwortung für ihr Denken (und vmtl. nicht einmal für ihr Handeln) übernehmen wollen.
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SunnyLady
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Beitrag Fr., 17.06.2016, 20:35

...ich hoffe eher, dass es solch eine "Instanz" Schicksal nicht gibt, denn ansonsten hätte ich wahrscheinlich wieder den Anspruch, meine Gedanken zu kontrollieren und da dies ja nicht funktioniert, kommt dann Panik auf.

Deinen letzten Absatz habe ich leider nicht ganz verstanden...was meinst Du damit?


sine.nomine
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Beitrag Di., 21.06.2016, 23:34

Zu Zombi78's Beitrag möchte ich was sagen, solange mein Konto noch aktiv ist. Ein renommierter Priester hat einmal zu mir gesagt, negative Gedanken sind keine Sünde, solange man diesen Gedanken "nicht nachgeht", sie "nicht verfolgt". Also wenn aus den Gedanken keine Worte und dann Taten werden, so verstehe ich es!
Und ob gläubig oder nicht, das ist sowieso immer eine persönliche Entscheidung, die dir seriöserweise keiner abnehmen kann.

Solange andere meine Gedanken "hören", möchte ich diese(oft beleidigenden Gedanken) nicht einfach so vorüberziehen lassen sondern muss darauf reagieren und sie irgendwie abzuwürgen versuchen, weil es ja an andere einen verdammt blöden Eindruck vermittelt und diese Gedanken(aller Art!) nicht meiner Meinung entsprechen.
Meiner Erfahrung nach helfen ablenkende Tätigkeiten und ab und zu soziale Kontakte gegen Zwangsgedanken.

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blade
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Beitrag Fr., 24.06.2016, 11:23

es würde sich als förderlich erweisen eine Prüfinstanz für Gedanken sich selbst erschließen zu können, welche NICHT aus Gedanken besteht.


PS: Davon, daß ALLES eigene Gedanken seien, welche man kontrollieren müsse habe ich nie auch nur eine Silbe verloren.

ES IST NICHT SO (man kann eigene Gedanken denken. man kann aber auch ....)
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blade
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Beitrag Fr., 24.06.2016, 11:25

fremde Gedanken empfangen
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blackpower
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Beitrag Fr., 24.06.2016, 11:57

Gedanken sind frei, ich habe Gedanken, ich bin aber nicht meine Gedanken, die Gedanken ziehen an mir vorrüber, ich lasse sie ziehen....

So in der Art versuche ich irgendwie klarzukommen, so recht und schlecht, mal gelingt es mir und mal nicht....und gelingt es mir, habe ich einen kleinen Grund zur Freude.
"Aufgeben bedeutet nicht immer, daß man schwach ist. Oft bedeutet es einfach daß man stark genug ist, etwas loszulassen, was man nicht ändern kann."


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Beitrag Fr., 24.06.2016, 20:25

Blade:

Eine Prüfinstanz für Gedanken - das wär's. Allerdings kommen Zwangsgedanken meist schneller und plötzlicher als eine Prüfinstanz reagieren könnte. Ich weiß nicht, ob du schon Zwangsgedanken hattest, jedenfalls sind diese nicht einfach so kontrollierbar, darum heißen sie ja auch ZWANGSgedanken.
Ja, man kann auch fremde Gedanken empfangen, diese von Zwangsgedanken zu unterscheiden ist für mich aber nicht einfach, diese innere Ruhe habe ich meistens nicht. Eben AUFGRUND der Angst vor diesen Zwangsgedanken. Dazu muss ich noch auf andere Dinge, wie die Atmung achten, unter Stress(und auch Hitze) verkommt das Ganze zu einem unkontrollierten Etwas. Man müsste sich in andere reinfühlen können, um sich dazu ein Urteil bilden zu können.

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blade
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Beitrag Sa., 25.06.2016, 08:36

ich urteile nicht (hier und jetzt nicht - in anderen Zusammenhängen schon - aber hier nicht!).

die Maschinen-artige Schnelligkeit und den reflexartigen Automatismus dieser Zwangsgedanken kann man als Mensch nicht schlagen - um eine derartige Reaktionszeit zu entwickeln müsste man schon sehr kaltblütig, ja fast schon Reptilien-artig sein.

Die Fragen (welche ich für mich beantwortet habe) ist: Will man das überhaupt?
Soll man das überhaupt?
Soll man sich als Mensch den Takt einer Maschine aufzwingen lassen?
Soll man sich in dieses Hamsterrad begeben um die "Kontrolle" zu behalten?

Wäre das dann Kontrolle?

Muss man so schnell Prüfen können und antworten? Immer schneller? Selber zum Automaten werdend?

Oder wäre das Gespür, das Gefühl, das Herz für die zwingende und Druck erzeugende Qualität dieser speziellen Gedanken
nicht schon genug Information?


Man kann sich auch selbst trainieren....
Sich dahin trainieren dieser Qualität dann automatisch jeden Bewusstseins/Emotional/Vitalraum zu verweigern.

ZB in dem man diese Räume mit EIGENEM und ERFREULICHEM und ENTSPANNENDEM füllt.
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