Hallo Leute!
Ich habe mich hier registriert, weil ich als Ehemann einer psychisch kranken Frau nicht mehr weiter weiß. Wir sind beide an die 50 und seit 25 Jahren verheiratet. Behandelt wird sie wegen einer „generalisierten Angststörung“, leider bis dato ohne Erfolg. Ich glaube, dass sie viel mehr als eine gen. Angststörung hat – das ist alles viel komplexer. Nachdem sie nun wiederholt von Selbstmord spricht, möchte ich alle Möglichkeiten ausloten und bitte vielmals um Tipps und Hinweise.
Was hat sie wirklich?
Wie kann man das behandeln?
Aus meiner Sicht ist es eine Mischung aus („objektbezogener“)Angststörung/Depression/Hypochondrie/Zwangsneurose. Was meint Ihr?
Also hier ist die Geschichte – sorry, dass es etwas länger ist, aber ich denke: je mehr Fakten man kennt, desto besser ist das Bild, das man sich machen kann.
2006 erlitt meine Frau einen Hörsturz und zog sich Tinnitus zu, was sie depressiv machte. Sie begann eine Psychotherapie, lehnte jedoch Medikamente ab. Im Zeitraum bis 2012 erfolgten mehrere Hörstürze und Krankenhausaufenthalte. Wenn der Tinnitus stärker wurde, oder ein Hallen oder Dröhnen in den Ohren dazu kam, löste das fallweise schwere Angstattacken, gefolgt von Weinkrämpfen und tiefster Verzweiflung aus. 2012 war sie schlussendlich mehrere Wochen in psychiatrischer Behandlung (stationär) und nahm erstmals Medikamente (Saroten 10 mg und Citalopram). Im Spital bekam sie Angstattacken z. B. während der Infusionstherapie, weil sie glaubte, dass durch die Erhöhung der Blutfliesgeschwindigkeit möglicherweise Arterien oder Organe zerfetzt würden. Diese Gedanken kreisten permanent in ihrem Kopf und sie drehte fast durch.
Der behandelnde Psychiater wie darauf hin, dass der Tinnitus an ihrem extrem Fehlbiss liegen könne und verwies sie an eine Spezialistin hierfür. Diese korrigierte den Fehlbiss durch das Auftragen von Kunststoff und siehe da: tatsächlich verschwand der Tinnitus nachhaltig. Sie setzte die Citalopram ab.
Bei einem Kontrolltermin im März 2015 schliff die Zahnärztin einen winzigen Teil des Kunststoffes ab, der an sich vorher passende Biss kollabierte. Der Tinnitus kam trotzdem nicht wieder, jedoch bekam sie Verspannungen im Körper, die sich bis in die Beine erstreckten und Hüft- und Knieschmerzen auslösten (meine Frau ist begeisterte Läuferin und betreibt auch Kraftsport – all das musste sie wegen der Schmerzen einstellen). Recherchen im Internet ergaben, dass solche Symptome tatsächlich an einem Fehlbiss liegen könnten. Bei Nicht-Behandeln des Fehlbisses könne dies a) zu nachhaltigen Schäden an den Zähnen führen und b) Gelenke nachhaltig schädigen. Nachdem sie das wusste, begannen wieder die Angstattacken. Sie ging dutzende Male zum Zahnarzt zur Bisseinstellung; der ursprüngliche Zustand konnte nicht mehr wieder her gestellt werden, die Bisssituation verschlimmerte sich. Die Angstattacken nahmen zu, die Gedanken kreisten: „Was ist, wenn meine Zähne durch die falsche Druckbelastung absterben? Was ist, wenn ich mir mein Kniegelenk nachhaltig schädige? Was ist, wenn ich nie mehr Sport treiben kann?“
Der Psychiater verschrieb ihr 2 x täglich Xanor und wieder das Citalopram. Die Zahnärztin verweigerte die weitere Behandlung, da diese nur dann Sinn machen würde, wenn meine Frau psychisch stabil sei.
Es erfolgte nach Wochen, als es ihr besser ging, ein Termin bei der Zahnärztin, es wurde etwas herumgeschliffen, ohne wesentlichen Erfolg. Die Zahnärztin verweigerte schließlich die weitere Behandlung endgültig. Ein Termin wurde per SMS abgesagt, was zu einer der heftigsten Angst-Verzweiflungs-Depressions-attacken bisher führte. Sie brach völlig zusammen, war mehrere Tage zu Hause und kam kaum aus dem Bett.
Mittlerweile wird auf Hochdruck nach neuen Zahnärzten gesucht. Sie war bereits bei gut und gern 10 Ärzten und hat für die nächsten Wochen mehrere Termine. Einen hat sie gefunden, der ihr etwas helfen kann, weil er auch mit Kunststoff arbeitet. Auf diesen setzt sie ihre ganze Hoffnung.
Den Psychiater hat sie gewechselt. Der neue riet ihr dringend, das Xanor abzusetzen und nur im äußersten Notfall zu nehmen. Er verschrieb ihr Pregabalin Krka 2 x täglich 75 mg und bot eine Gesprächstherapie an, die sie auch bereits 3 x absolvierte.
Wir haben also folgende Situation: der Biss passt nicht. Wenn es gerade keine Schmerzen im Körper gibt, ist alles in Ordnung und es geht ihr gut. Sobald sich ein Schmerz einstellt, folgt die Angstattacke, gefolgt von einem Heulkrampf und Depressionen. Sobald sich am Biss etwas ändert (z. B. sie sich mit der Gabel versehentlich gegen den Zahn fährt), folgt die Angstattacke, gefolgt von stundenlangem Untersuchen des Bisses vor der großen Lampe mit Spiegeln im Mund – das vergaß ich zu erwäh-nen: seit Monaten steht sie mehrmals täglich minutenlang vor dem Spiegel und beißt auf kleine Papierstreifchen, um herauszu-finden, wo etwas nicht passt (Zwanghaftigkeit?).
So: that’s it. Für Vorschläge, Meinungen, Hinweise danke ich im Voraus.
Cocktail aus Angst/Hypochondrie/Depression/Zwang
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Da hast du recht, es ist sehr komplex.Epikur hat geschrieben: Aus meiner Sicht ist es eine Mischung aus Angststörung/Depression/Hypochondrie/Zwangsneurose. Was meint Ihr?
Indem man zur Ursache dieser Störungen vordringt - durch eine entsprechend angelegte Psychotherapie.Epikur hat geschrieben: Wie kann man das behandeln?
Das Herumschrauben an körperlichen Symptomen ist völlig sinnlos, befördert die psychische Störung eher noch.
Dass ein Psychiater Benzodiazepine für den Dauergebrauch verschreibt, ist unglaublich. Übrigens hat auch Pregabalin ein Abhängigkeitspotential, hemmt zudem Hirnteile, deren Funktionstüchtigkeit man zu einer sinnvollen Psychotherapie braucht!
Achtung! Feind liest mit!
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