Was tun gegen Kontrollzwänge?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Trillian
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Was tun gegen Kontrollzwänge?

Beitrag Di., 07.07.2009, 20:37

Erstmal hallo, ich bin neu hier im Forum

Ich komme mal gleich zum Thema. Ich hatte eigentlich schon immer leichtere Zwänge, die mir nicht viel ausgemacht haben und welche ich größtenteils einfach ignorieren konnte.

Seit ich meine eigene Wohnung habe ist es jetzt so, dass sich bei mir ein sehr nerviger Kontrollzwang eingestellt hat, den ich schon immer hatte, aber jetzt ist er nicht mehr ignorierbar. So muss ich eine halbe Stunde früher aufstehen, nur um meinen Rundgang hier in der Wohnung zu machen (in einer bestimmten Reihenfolge), zu sehen, dass die Herdplatte richtig ausgeschaltet ist und zwar viele Male hintereinander (manchmal starre ich da gut 10 Minuten drauf um zu sehen, dass er auch wirklich aus ist), ob die Kühlschranktür richtig zu ist, das Licht aus, fasse öfters nach ob die Tür richtig abgeschlossen ist, schließe manchmal auch wieder auf, öffne meine Tasche öfters um zu sehen, ob ich alles wichtige eingepackt habe etc. Teils kehre ich sogar nochmal um, um nachzuschauen. Es kommt vor, dass ich teils schon ungerne meine Wohnung verlasse, weil ich Angst habe, ich könnte etwas vergessen haben und das fängt alles an mich gewaltig zu nerven. Davon abgesehen, dass es extrem unangenehm ist, wenn man Besuch da hat, irgendwohin möchte und dann gefragt wird, was man so lange in der Küche macht (und wenn ich dann darauf verzichte habe ich den ganzen Abend über Angst zu Hause würde alles abbrennen oder sonstwas passieren, obwohl ich weiß, dass es nicht sein kann).

Außerdem habe ich teils einen extrem strengen Tagesablauf, ich plane alles in der Regel im Voraus und das "muss" dann auch so eingehalten werden, selbst wenn ich frei habe. Dann muss ich alles ständig vor mich hinsagen, damit ich auch bloß nichts vergessen habe.

Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen und kann mir ein paar Tipps geben. Eine Therapie wollte ich deshalb eigentlich nicht anfangen, weil es mir ansonsten ganz gut geht, die Zwänge nerven nur halt ziemlich und ich würde sie zumindest gerne abschwächen können, weil ich mich dadurch schon etwas eingeengt fühle (vielleicht nur einmal auf den Herd schauen und nicht zwanzig oder dreißg Mal). Das das alles total bekloppt klingt weiß ich auch und dessen bin ich mir auch bewußt, ich sehe ja beim ersten Mal schon, dass die Platte aus ist, aber so wirklich dagegen an komme ich irgendwie nicht.

Danke schonmal, Trillian

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Elfchen
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Beitrag Di., 07.07.2009, 21:09

Lieber Trillian

Es nützt Dir nichts, die Sache schön zu reden.
Denn: Es geht Dir nicht gut! Wenn man 10 Minuten auf die Herdplatte schauen muss, ist das ziemlich zwanghaft.
Der Sohn einer Freundin von mir konnte nicht mehr, als er bei 100x repetieren angelangt war. Als ihm die Zwänge z.B. verboten, gewisse Schulbücher einzupacken obwohl er wusste, dass das Zoff gibt. Der Tag und die Nacht waren nur noch Qual und Aufwand. Alleine für ins Bett zu gehen brauchte er zwei Stunden!

Du sollst nicht- Du MUSST zu einem Arzt gehen! Eine Zwangserkrankung kann erfolgreicher behandelt werden, je schneller sie erfasst wird.

Tu Dir nicht an, noch länger zu warten!

Ich wünsche Dir viel Mut!

lg, Elfchen
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lovely25
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Beitrag Di., 07.07.2009, 23:14

Lieber Tilian,

es dauert so lange bis man selber einsehen kann, dass dieses Kontrollieren krankhaft ist. Ich selber habe seit 9 Jahren mindestens sehr ausgeprägte Kontrollzwänge und bin erst 2005 in Therapie gekommen, wo es einfach garnicht mehr ging und ich nur noch fertig war.
Trillian hat geschrieben:Eine Therapie wollte ich deshalb eigentlich nicht anfangen, weil es mir ansonsten ganz gut geht, die Zwänge nerven nur halt ziemlich
mir ging es eigentlich auch immer ganz gut trotzdem, durch eine neue Arbeitsstelle haben sich die Zwänge bei mir dann damals aber so verstärkt, dass es mir irgendwann nicht mehr gut ging, überhaupt nicht mehr.
ich will nicht überreagieren oder dir angst machen, aber ich denke heute ich hätte mir viel früher helfen lassen sollen, vielleicht hätte der totale Zusammenbruch dadurch verhindert werden können.
was du beschrieben hast, mit dem nicht 30 mal auf die Herdplatte gucken, vielleicht nur 10 mal reicht ja auch. genau das habe ich dann in der verhaltenstherapie / konfontationstherapie gemacht, allerdings in begleitung oder mit unterstützung durch die therapeuten. ich weiss nich ob ich es selber alleine auch hinbekommen hätte, es ist sehr anstrengend und für nicht betroffene kaum nachzuvollziehen.

ich wünsche dir alles gute und das du einen weg für dich finden wirst!!

Lg, Vera
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Beitrag Di., 07.07.2009, 23:16

ich seh gerade lieber tilian ist wohl nicht so richtig, liebe tilian

und herzlich willkommen hier im forum
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lovely25
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Beitrag Di., 07.07.2009, 23:18

Elfchen hat geschrieben:Als ihm die Zwänge z.B. verboten, gewisse Schulbücher einzupacken obwohl er wusste, dass das Zoff gibt.
ich glaube hier handelt es sich ehr um eine Zwangsneurose,
bestimmte dinge zu verbieten, kann mich irren, aber so wurde es mir erklärt.
ist wohl noch ein unterschied zu zwangsgedanken und zwangshandlungen.
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Elfchen
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Beitrag Mi., 08.07.2009, 07:02

Es ist egal, ob Zwangsneurose hin oder her.
Begonnen hat es mit den kleinen, üblichen Zwängen, wie viele Menschen sie haben.
Es hat sich gesteigert bis er kaum mehr fähig war, seinen Alltag zu bewältigen. So lange muss man ja nun wirklich nicht zuwarten!

lg
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Svenjalein
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Beitrag Mi., 29.07.2009, 07:28

Hey Trillian,
du mußt selbst entscheiden ob Du eine Therapie brauchst oder nicht. Dazu solltest Du Dir mal die Frage stellen ob Du mit diesen Zwängen leben kannst!
Und geht es Dir wirklich gut?
Ich selber leide seit ca. 9 Jahren an Zwängen und habe immer versucht es zu verheimlichen bzw. zu verdrängen. BÖSER FEHLER!!!!
Irgendwann hatten die Zwänge und die damit verbundenen Ängste mich so sehr im Griff das ich wochenlang meine Wohnung nicht verlassen konnte.
In dieser Zeit hatte ich versucht mein Abi nach zu holen und ich habe natürlich versagt. Ich habe angefangen mich von allen zurück zu ziehen....eine sehr einsame Zeit!
Seit Oktober wissen alle die mir etwas bedeuten Bescheid und es geht mir damit viel, viel, viel besser! Anfang des Jahres habe ich mich in eine Klinik einweisen lassen und mache nun eine ambulante Therapie.
Je früher man anfängt etwas dagegen zu tun umso besser......
Lass es nicht so weit kommen!!!!!
Allerdings mußt Du Dir als erstes darüber klar werden das Du ein Problem hast..sonst bringt das alles nichts.
Wünsche Dir viel Glück!!!!!

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manuelrd
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Beitrag Fr., 16.05.2014, 12:14

Hallo,

ich leide jetzt schon seit vielen, vielen Jahren an Kontrollzwängen. Bin seit 3,5 Jahren in Behandlung. Habe 3 SSRI und eine Hypnose-Therapie durch. KEINE Verbesserung. NULL. Leider sogar das Gegenteil. Es wird schlimmer...... Und zur Zeit ist es ganz schlimm. Ich schaffe es nicht mehr mich aus dem Strudel des "nochmal-nochmal-nochmal-....usw." zu befreien. Keine der "Tricks", die ich immer hatte, funktionieren mehr. Mehr oder minder betrachte ich mich selbst schon als austherapiert.

Eine Möglichkeit die mir mein Neurologe noch geraten hat, und die ich noch probieren könnte, wären Neuroleptika. Aber davor hatte ich bis jetzt immer Angst.
Hat da jemand Erfahrung? Oder weiß jemand noch andere Wege die ich probieren könnte.

Ich kann mich zur Zeit nur mit äußerster Mühe zur Arbeit zwingen und mich davon abhalten, vor lauter Zorn, mich selbst zu verletzten. Dass das irrsinnig viel Kraft kostet ist wohl klar.....

Danke,
lg, Manuel

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