Angsterkrankung / Waschzwang

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Sensibler87
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Angsterkrankung / Waschzwang

Beitrag Fr., 21.03.2008, 20:33

Erstmal ein „Hallo“ an alle, es ist schön, dass es ein solches Forum gibt.
Ich leide unter einem Waschzwang/einer übertriebenen Angst vor Schmutz/Chemikalien/Krankheitserregern. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werde ich nun nur noch Angststörung schreiben. Angefangen hat es vor drei Jahren als ich 17 war. Allerdings hatte ich schon immer etwas mehr Angst. Eine Zeit lang habe ich einen Kontrollzwang gehabt und auch Angst um die Sicherheit meiner Familie. So habe ich z.B. einmal in einem Forum jemanden kritisiert und dann aber aus Angst, er könnte versuchen meinen Namen herauszufinden und unsere Familie umzubringen, meinen Eintrag wieder entfernt. Durch einschlägige Filme wurde diese Angst noch zusätzlich verstärkt. Mir geht es eigentlich gut. Damals als die Angststörung anfing, war es zeitweise kaum auszuhalten. Ich weiß noch genau, einmal vor dem Tanzkurs mit meiner damaligen Liebe (die allerdings nicht erwidert wurde) habe ich mir die Hände total ledrig geschrubbt. Es hat lange Zeit und viele Verbände gebraucht, bis sie wieder normal aussahen.
Allerdings begleiten mich immer noch einige Ängste. So habe ich vor kurzem erst einen Großteil meines Zimmers mit feuchten Tüchern abgewischt und sehr viel Wäsche gewaschen. Es war nämlich so, dass ich etwas länger als 24 Stunden nicht geduscht hatte (für mich eine kritische Zeit) und mich am Abend selbstbefriedigt habe und dann ins Bett gelegt habe. Beim Aufwachen bekam ich dann den Gedanken, dass ich evtl. Smegma an den Händen gehabt haben könnte und dann im Bett das Smegma verteilt haben könnte und dass ich im Schlaf um mich geschlagen haben könnte und so das Smegma überall hin verteilt haben könnte. Und es heißt ja, dass Smegma krebserregend sei, weshalb ich schon länger Angst habe, meine Familie zu gefährden (Eine Sache die mich TIERISCH aufregt, ist, dass Befürworter und Gegner der Beschneidung behaupten Smegma sei auf jeden Fall karzinogen bzw. auf gar keinen Fall. Das heißt, eine Gruppe lügt und spielt entweder mit den Ängsten der Menschen bzw. sie kehrt eine real existierende Gefahr unter den Tisch nur um die eigene Position durchzusetzen. Das finde ich absolut ekelhaft und ich verspüre da einen richtigen Hass).
Jedenfalls habe ich das nicht so ernst genommen, weil es ja eine Ausnahmesituation war. Wenn ich regelmäßig dusche (alle 24), habe ich eigentlich keine große Angst d.h. ich kann auch z.B. in ein Gebüsch pinkeln. Aber wenn ich z.B. bei einem Freund bin und dort liegt eine Unterhose auf dem Boden und ich trete hinein, bekomme ich wieder diese Angst. Ich muss dann zu Hause die Socken waschen evtl. die Schuhe usw..
Jetzt wieder eine Situation. Ich war gestern trinken und bin mir nicht sicher, ob ich mit dem Gürtel ans Urinal gekommen bin. So eine Situation hatte ich schon bevor diese Angststörung aufgetreten ist. Da ist aber der Gürtel wirklich ans Urinal auf dem Campingplatz gekommen. Ich habe ihn dann im Waschbecken gewaschen und war beruhigt… Später habe ich ihn dann noch zu Hause in die Waschmaschine gesteckt und war beruhigt.
Zurück zur aktuellen Situation. Ich habe also gestern Betrunken den Gürtel einfach im Zimmer hingeworfen. Jetzt überlege ich, was ich machen soll? WIEDER ALLES SAUBERMACHEN, WAS DER GÜRTEL BERÜHRT HAT?!?! Nur den Gürtel abwischen? Dann denke ich mir, das wäre inkonsequent, weil der Gürtel ja auch z.B. den Mantel berührt hat und hier im Zimmer die Handcreme und andere Gegenstände. Ich weiß, dass davon wahrscheinlich keine gesundheitliche Gefahr ausgeht. Aber mir wird ganz unangenehm, wenn ich mir vorstelle, wie ich etwas anfasse, was der Gürtel berührt hat und dann z.B. in die Küche gehe und das Brot anfasse. Ich will nicht, dass meine Eltern dann auch dieses Brot essen müssen, das mit dem Schmutz der anderen in Berührung kam. Ich versuche schon, mich selbst zu überlisten. Ich denke mir dann: Wenn du die Frage beantworten müsstest, ob der Gürtel an das Urinal kam und wenn du es falsch beantworten würdest, würden deine Eltern sterben, was würdest du sagen? Und da würde ich sagen: Der Gürtel hat es nicht berührt. Aber jetzt auch für den ganz realen Fall in der Zukunft, dass es passiert wäre: Wie würdet ihr handeln? Bitte auch dazu schreiben, ob ihr euch für eine hygienische Person, eine Person haltet, der es egal ist (das ist nicht negativ gemeint) oder ob ihr ein ähnliches Problem habt.
Vielen Dank schon mal!!!
Achja, ich übernehme keine Gewähr für die Fakten, die in diesem Text stehen bzw. die ich für Fakten halte.

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lemon
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 21:27

Hallo Sensibler,

das hört sich alles sehr anstrengend an, die Überlegungen, die du alle anstellst, die Zwangsgedanken.

Machst du eine Therapie?
Hast du jemanden, mit dem du darüber sprechen kannst?
Wie würdet ihr handeln? Bitte auch dazu schreiben, ob ihr euch für eine hygienische Person, eine Person haltet, der es egal ist (das ist nicht negativ gemeint) oder ob ihr ein ähnliches Problem habt.
Nun, ich halte mich für eine ordentliche/saubere Person, habe jedoch keinen Waschzwang bzw. Zwangsgedanken. Ich denke, vom Kopf her weißt du vielleicht auch, dass falls der Gürtel tatsächlich mit Urin in Berührung kam, keiner daran sterben würde. Da kannst du dir sicher sein, wenn dich das ein wenig beruhigt.

Ich weiß nicht, ob dir das jetzt ein klein wenig nützt, doch haben mich deine Zeilen sehr berührt, auch wenn ich mich in diese Thematik schwierig einfühlen kann, da ich nicht denke, dass schon mal jemand an Dreck gestorben sein könnte, trotzdem glaube ich dir deine Ängste.

Kannst du einen Unterschied feststellen, wie du die ganzen Zustände empfindest und wie es real ist, nur eben so handelst, weil es dir momentan "noch" nicht anders möglich ist?

Lieben Gruß
lemon
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stern
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 21:31

Wie würdet ihr handeln? Bitte auch dazu schreiben, ob ihr euch für eine hygienische Person, eine Person haltet, der es egal ist (das ist nicht negativ gemeint) oder ob ihr ein ähnliches Problem habt.
Machst du Therapie? Wenn nein, würde ich an deiner Stelle abklären lassen, ob du an einer Zwangserkrankung leidest... oder sich eine solche anbahnen könnte.

Ansonsten halte ich mich für eine "normal-hygienische" Person. Würde ein Gürtel von mir mit einer Toilette in Berührung kommen, würde ich den Gürtel säubern... und er würde mich dann nicht mehr weiter beschäftigen. Ansonsten:
Und es heißt ja, dass Smegma krebserregend sei, weshalb ich schon länger Angst habe, meine Familie zu gefährden
Hm... typisch für Zwänge sind Ängste, dass jemanden etwas passieren könnte. Aber mangelnde Hygiene mit Ansteckungsgefahr für andere sehe ich bei dir nicht.
Wenn du die Frage beantworten müsstest, ob der Gürtel an das Urinal kam und wenn du es falsch beantworten würdest, würden deine Eltern sterben, was würdest du sagen? Und da würde ich sagen:
Ich würde sagen, lasse es von einem Profi abklären .

Ups... Beitrag von Lemon sehe ich eben erst.
Liebe Grüße
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 22:05

Hi, vielen Dank für die flotten Antworten.
Ich mache im Moment noch keine Therapie (es klappt bisher ja ganz gut). Aber deshalb hole ich mir ja Unterstützung bei euch .
@lemon:
die letzte Frage habe ich nicht verstanden
@stern:
wenn du aber den Gürtel erst mit nach Hause genommen hättest, würdest du ihn dann auch nur abwischen und gut wäre es für dich?
Ich glaube du hast falsch verstanden, was ich mit dem Selbstüberlisten meine: Ich versuche halt durch dieses Gedankenexperiment mir selber zu beantworten, ob der Gürtel das Urinal berührt hat, indem ich mich das Frage und nicht überlege: "was könnte...? was wäre, wenn...?" sondern im Sinne: "Wenn es eine Eine-Million-Euro-Frage wäre, was würde ich antworten"
Danke nochmal an euch

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stern
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 22:59

wenn du aber den Gürtel erst mit nach Hause genommen hättest, würdest du ihn dann auch nur abwischen und gut wäre es für dich?
Na ja, ich würde "Reinigungsmaßnahmen" ja nach Grad der antizipierten Verschmutzung vornehmen. Evtl. halt mit heißem Wasser... oder notfalls Sagrotan. Aber darum geht es nicht mal so... sondern:

Solche Befürchtungen, dass jemanden etwas zustossen könne sind recht zwangstypisch. Nehme es nicht auf die leichte Schulter... zumal Zwänge eher die Tendenz haben, dass sie sich bei Nichtbehandlung ausweiten.
Liebe Grüße
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 23:01

Ja, vielen Dank, ich werde aufpassen

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lemon
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Beitrag Fr., 21.03.2008, 23:04

Nun ich meinte, ob dir vom Kopf her klar ist, wie überflüssig all die Gedanken sind.
Dass es dir nur nicht gelingt, sie abzustellen.

Oder denkst du gerne über solche „belanglosen“ Dinge nach, denen du einen so hohen Stellenwert gibt’s?

Normal wären in etwa diese Gedanken:

So wichtig ist es nicht, ob der Gürtel mit Urin in Berührung kam;
Wasch ihn einfach zur Sicherheit ab und damit hat sich die Sache und vergessen ists, weil’s einfach unwichtig ist.
Du weißt es doch sowieso nicht, wie das genau mit dem Gürtel ist, weil du betrunken warst, so kannst du es im Nachhinein höchstens herausfinden, wenn du ihn bei einem Chemiker untersuchen lässt....
Alles verworren für mich, mich würden solche Gedanken verrückt machen,
aber wenn du meinst, du kommst ohne Therapie klar

Ich hoffe, du konntest es schon klären für dich, wie das nun mit dem Gürtel ist

lemon
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Beitrag Mo., 31.03.2008, 02:27

Noch einmal vielen Dank für die Antwort. Es geht mir bei solchen Dingen wie dem Gürtel einfach darum, dass ich ihn nicht einfach vorsorglich abwischen will (und all die Dinge, die er berührt hat), sondern darum, dass ich erfahre wei normal Denkende solch eine Situation handhaben würden, damit ich langfristig diese Situation in den Griff bekomme und nicht mehr putzen muss, wenn es nicht nötig ist. Anderes Beispiel: Ich war mit meinem besten Freund in der Stadt. Dann habe ich einen bereits zertretenen Haufen Hundekot gesehen, bin drumherum gegangen. Zu Hause habe ich die Hose, die ich anhatte (und mit deren Ende ich vielleicht an den Boden gekommen sein könnte) einfach in meinem Zimmer hingepfeffert. Dann kamen mir aber die Gedanken: "Was, wenn die Hose an den Hundekot gekommen ist?". Man könnte jetzt einfach sagen: "Was die Hose halt." Ja, aber dann denk ich mir, es wäre inkonsequent, wenn ich nicht alle Dinge und Kleidungsstücke, die die Hose jetzt berührt hat, abwischen würde bzw. auch waschen, weil sich der Dreck sonst weiterverteilen könnte. Oder sollte man in "Generationen" denken? Also dass z.B. die Hose die erste Generation ist (unmittelbarer Kontakt) und der Mantel auf dem die Hose gelandet ist die zweite Generation und das, was mit dem Mantel in Berührung kommt, die dritte Generation. So dass man sich selbst zur Regel macht, nur die erste oder zweite Generation zu beachten und das Waschen in Erwägung zu ziehen. Denn sonst kommt man ja vom Hundertsten ins Tausendste...
Vielen Dank noch einmal

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lemon
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Beitrag Mo., 31.03.2008, 08:05

Hallo Sensibler87,
sondern darum, dass ich erfahre wei normal Denkende solch eine Situation handhaben würden
Ich denke, NORMAL DENKENDE, würden sich kaum Gedanken über solche Dinge machen, weil es unwichtig ist, einfach Nebensache
Dann habe ich einen bereits zertretenen Haufen Hundekot gesehen, bin drumherum gegangen. Zu Hause habe ich die Hose, die ich anhatte (und mit deren Ende ich vielleicht an den Boden gekommen sein könnte) einfach in meinem...
Ich würde mir auch darüber kaum Gedanken machen, da ich weiß, dass ich um den Hundehaufen rumgelaufen bin, also bin ich nicht beschmutzt, wäre klar für mich!
Sollte eine Unsicherheit aufkommen, kommt die Hose eben in die Wäsche, damit hat sich die Sache, ganz einfach, weitere Gedanken würden keine entstehen und ich glaube, dass ich diesbezüglich "normal" bin.


Ein Fachmann bin ich nicht, doch könnte es sein, dass du dir diese Gedanken deshalb machst, damit du dich mit den wirklich, aktuellen Dingen nicht beschäftigen musst. Eine Art Verdrängung bzw. Schutz.

Wenn ich deine Zeilen lese, denke ich, dass eine Therapie sehr förderlich wäre. Es wird dich wohl belasten, sonst hättest du es nicht hier niedergeschrieben....

Vielleicht machst du dir darüber mal Gedanken.

Liebe Grüße
lemon
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lebenslust
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Beitrag Sa., 23.08.2008, 03:10

Hallo Sensibler87,

ich kann dich gut verstehen, mir geht es nicht anders. Die Welt ist für mich voller Bakterien. Türengriffe anfassen, sich im Bus festhalten, eine öffentliche Toilette benutzen, Barfuss laufen wo andere Menschen schon liefen - total ekelhaft!!!

Ich hab mal im Fernseh eine Reportage gesehen, in der über die Therapie einer Frau mit Waschzwang berichtet wurde. Sie sollte sich auf eine öffentliche Toilette setzen und den Sitz mit der Hand anfassen und sich dann nicht die Hände waschen. So etwas würde ich NIEMALS tun!!!
Sicherlich gibt es auch andere Therapiemethoden..... Wenn es dein Leben stark beeinflusst, solltest du es vielleicht mal mit einer Therapie versuchen.
Fast alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.

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