Opfer meiner eigenen Angst

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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run
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Opfer meiner eigenen Angst

Beitrag Mo., 22.11.2010, 09:25

Hallo allerseits,

ich bin schon seit einiger Zeit in Therapie, aber schaffe es einfach nicht über ein großes Problem zu sprechen, welches mir und meinem Partner einen großen Teil Lebensqualität nimmt. Ich schäme mich zu sehr und fühle mich auch sehr schuldig. Ständig höre ich eine Stimme in meinem Kopf die sagt:"du bist total krank, krieg das mal unter Kontrolle" oder "dein Benehmen kannst du nicht rechtfertigen, dafür bist du ganz allein für verantwortlich." "Du solltest dich schämen" usw...

Ja, ich schäme mich sehr, weil ich weiß dass es falsch ist, wie ich meinem Partner gegenüber verhalte. Und gleichzeit kämpfe ich. Ich versuche Verantwortung für mein Problem zu übernehmen so gut ich kann, schiebe auch keinem anderen die Schuld dafür zu. Dass ich mich niemandem anvertrauen kann, der mir dabei helfen könnte ist natürlich blöd. Ich weiß, dass es schwierig ist so etwas allleine zu bewältigen, aber ich habe keine Wahl, wenn ich meinen Mund nicht aufkriege. Daher bitte ich Euch auf diesem Weg um Rat. Vielleicht hat ja jemand ähnliches, erlebt?

Ich habe ein großes Problem meine Angst in bestimmten Situationen herunterzufahren und ein großes Vertrauensproblem. Deswegen stehe ich ständig(!) unter Stress, bin dauernd angespannt, kriege körperliche Beschwerden, bin ausgepowert und müde. Kurz, ich fühle mich konsumiert, auch körperlich. Ich habe Schwierigkeiten meinem Job nachzugehen, weil es Tage gibt an dem ich einfach nicht aus dem Haus komme, aus Angst.

Ich weiß nicht, wie oder wann sich das alles so manifestiert hat. Es gab allerdings Zeiten die noch schlimmer waren und die ich durch viel Arbeit an mir selber überwunden habe.

Also, ich druckse hier schon wieder rum.. Um das ganze Einmal auf den Punkt zu bringen: ich habe Angst, dass mein Partner mich "betrügt" (mit Betrügen meine ich nicht nur Fremdgehen, sondern auch Pornos gucken sobald ich aus dem Haus gehe, etc.). Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hier "nur" noch um Eifersucht handelt. Mein Partner hat mir einige Male ins Gesicht gelogen (u.a. ging es um einen Besuch in der Stripbar und über Pornographie). Ich weiß, diese Sachen sind nicht so schlimm und glaubt es oder nicht, ich war dem damals eigentlich ziemlich offen eingestellt und es wär ok gewesen (ok, vielleicht nicht die Stripbar und der Labdance nach nur 2 Monaten Beziehung) aber der Rest schon. Rational weiß ich ja, dass es da nur um Sexualität geht und es nichts mit mir zu tun hat). Was richtig etwas in mir kaputt gemacht hat, waren aber die Lügen. Er hat es mehrmals geschafft mir direkt ins Gesicht zu lügen und ich war so gutgläubig. Und dann kam der Fall.

Trotzdem weiß ich,dass er gelogen hat aus Hilfslosigkeit und Scham (vermute ich zumindest) und habe auch Verständnis dafür.

Aber - irgendetwas in mir ist damit pathologisch aus dem Ruder geraten und jedes noch so kleine Zeichen eines Vertrauenmissbrauchs löst in mir Höllenqualen aus. Ich habe mehrere Bücher über Eifersucht, Selbstvertrauen, Vergeben, etc. hinter mir und einiges hat wirklich geholfen, aber irgendwie stagniert es und ich habe Angst, dass ich wieder in alte Ängste zurückfalle.

Wie kann ich nur wieder lernen zu Vertrauen? Denn ich weiß wie wichtig ein Vertrauensvorschuss ist. Wie schaffe ich es nur 2 Wochen alleine weg zu fahren (muss ich) und wieder anzukommen ohne großen inneren Schaden oder negative Folgen für die Beziehung?

Und wie werde ich diese körperlichen Schmerzen und die Verzweiflung wieder los, wenn mein Partner (zu recht) mal wieder genug von mir hat und mich harsch zurückweist, bzw. verantwortlich macht und ich mich danach so hilflos und hoffnungslos fühle...?

Ich will das ganze nicht mehr und ich liebe meinen Partner sehr und ich weiß, dass ich ihm damit auch weh tue. Und trotzdem ist die Angst stärker. Und sie scheint zu wachsen und der Alltag scheint oft unbezwingbar.

Sorry für den langen Beitrag. Vielen Dank im Vorraus für alle Ratschläge, Tipps, Erfahrungen, etc..

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mitsuko
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 09:52

Hallo run,
run hat geschrieben:Und wie werde ich diese körperlichen Schmerzen und die Verzweiflung wieder los, wenn mein Partner (zu recht) mal wieder genug von mir hat und mich harsch zurückweist, bzw. verantwortlich macht und ich mich danach so hilflos und hoffnungslos fühle...?
verantwortlich wofür macht?
Ich finde es ziemlich hart von dir, dass du sagst, er hat zu recht genug von dir. Machst du ihm in diesen Situationen irrsinnige Eifersuchtsszenen oder sowas? Und wie weist er dich dann harsch zurück?
Ich muss ja zugeben mit harschen Zurückweisungen käme ich in meiner Beziehung nicht gut klar und fände das auch dann nicht ok, wenn ich mich vielleicht wirklich irgendwie daneben benommen hätte. Ich finde es normal, dass du dich dann hilflos fühlst.
run hat geschrieben:"Du solltest dich schämen"


Eine solche Stimme im Kopf lügt meistens. Schämen bringt dir nie was, sondern macht alles nur schlimmer.

Was die Eifersucht selbst angeht, klar ist das ein Problem. Ich verstehe voll und ganz, dass es dir nicht passt, wenn dein Partner in irgendwelche Stripclubs geht. Da ist die Toleranzgrenze ja hochgradig unterschiedlich bei verschiedenen Leuten. Für mich wär Stripclub ein Problem, Pornos hingegen kein bisschen. Als Betrug würde ich beides nicht bezeichnen, Betrug ist für mich, wenn heimlich eine romantische und/oder sexuelle Beziehung mit einem weiteren Menschen aufgenommen wird. Aber wie gesagt, da gibt es wohl 1000 unterschiedliche Ansichten und in einer Partnerschaft muss das irgendwie ausgelotet werden. Wenn du aber jedes Wichsen deines Partners (bei dem er natürlich nicht immer an dich denkt) als Betrug ansiehst, garantiere ich dir, dass du nach dieser Definition betrogen wirst, ebenso wie vermutlich 90% aller übrigen Menschen, die eine Beziehung haben. Ich frage mich bei sowas immer, was macht jemand mit diesem Standpunkt mit der eigenen Sexualität? Keine Selbstbefriedigung, nichts? Unterdrückst du alles?
run hat geschrieben:Ich weiß, dass es schwierig ist so etwas allleine zu bewältigen, aber ich habe keine Wahl, wenn ich meinen Mund nicht aufkriege
Ja wenn... Du kannst aber den Mund aufmachen, die Wahl hast du also durchaus.

LG
mitsuko

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run
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 10:29

Hallo,

danke für deine Antwort, mitsuko.

Mit zurückweisen meine ich, er wird manchmal sehr wütend, hat dann einfach kein Verständnis mehr. Ich kann's absolut verstehen, irgendwann platzt jedem der Kragen. Ich sage ja dann auch ehrlich (z.B. wenn ich wieder total unter Stress stehe, weil ich übers WE weg muss), dass ich ihm misstraue, dass ich Angst habe er lüge mich wieder an (ich sage ihm auch, was ich brauche. Manchmal reicht es nochmal zu hören, dass ich ihm vertrauen kann und wenn er mich dann in den Arm nimmt, dann glaube ich ihm auch). Aber je öfter das passiert, desto nerviger ist das natürlich für ihn. Klar, er kann ja auch keinen Schimmer haben, was in mir drinnen abgeht. Für ihn ist das auch Beraubung. Beraubung seiner Freiheit, Ablenkung vom Lernen, etc. Er wird also wütend, vielleicht auch ein bisschen auf sich selber, ich kriege nicht das was ich brauche, nämlich die Gewissheit, dass ich ihm vertrauen kann, sondern die Message, dass er sauer ist. Und wenn jemand sehr sauer ist und sich auch ungerecht behandelt fühlt, ist die Chance natürlich viel größer den anderen (mich) dann auch ungerecht zu behandeln. Ein ewiger Sch... Kreislauf. Es nervt ihn halt und ich fange aus Hilflosigkeit an zu heulen, geht ja auch nicht erst seit gestern so.

Ich habe alles mal unter betrügen zusammengefasst (deswegen steht es oben in Gänsefüßchen), eigentlicher Betrug ist natürlich schwer zu definieren. Fremdgehen ist für mich Betrug, Selbstbefriedigung definitiv nicht (darf er, soll er, weiß er auch). Bewusste Lügen sind für mich auch eine Art von Betrug, schließlich schenkt man dem anderen ja einen Teil von sich, Vertrauen. Gerade wenn man selbst ehrlich ist, fühlt man sich (vielleicht aus der Erwartungshaltung heraus) dann auch schneller betrogen.

Natürlich leidet der Libido unter so viel Stress, trotzdem gibt es bei uns noch Sexualität, auch Selbstbefriedigung. Er muss dabei auch nicht an mich denken, ehrlich gesagt blockiere ich solche Gedanken, damit ich mich in meiner Angst nicht noch mehr verhedder. Woran er denkt, ist seine Sache und wie oben schon steht, geht es da um Sexualität. Aber wünschen würde ich es mir schon, Teil seiner Fantasie zu sein. Schließlich ist es doch schön, wenn er dabei gerne an mich denkt.

Mit den Pornos, hätte ich aus meinen Grundzügen heraus, keine Probleme gehabt. Deswegen schrieb ich, dass ich nicht sicher bin ob es hier um Eifersucht geht oder vielleicht um die Angst wieder die ganze Zeit angelogen zu werden und somit ein schmerzhaftes Gefühl des "Betrugs" durchleben zu müssen.

Meinen Mund kriege ich nicht auf (aus Scham), habe es versucht. Saß dann die ganze Stunde da und habe die nur still geweint, konnte keine Worte finden, habe mich dafür gehasst und der Thera hatte glaube ich auch genug am Schluss und meinte ich solle erstmal nicht mehr versuchen es zu erzählen, ginge ja scheinbar nicht. Habe es vorher auch schon mit 2 anderen Menschen versucht.
Den Schuh, da wirklich (zum jetzigen Zeitpunkt) eine Wahl zu haben ziehe ich mir nicht an. Deshalb suche ich ja Hilfe auf diesem Weg, das ist etwas was ich machen kann, was ich noch nicht versucht habe, vielleicht kriege ich ja ien paar nüzliche Tipps.
Ich kann mir zwar vorstellen, was du damit meinst, gebe dir da auch im Großen und Ganzen Recht, aber nach 3 Versuchen darüber zu sprechen und es nicht über die Lippen bringen zu können, fühle ich mich wirklich hilflos. Scheinbar habe ich auch ein Vertrauensproblem was andere Menschen angeht. Bin einfach sehr verletzlich und dünnhäutig, schäme mich und habe Angst verletzenden Kommentaren/Abwertungen.

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run
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 10:42

Achso, fiel mir gerade auf: mit meiner Überschrift und der Bezeichnung Opfer, meine ich, dass ich es einfach nicht schaffe, NICHT aus meinen Ängsten heraus zu handeln, sondern dass diese Gefühle so stark werden, dass ich mich gezwungen fühle, bestimmte Sachen zu machen (nochmal nachzufragen, an schlimmen Tagen auch zu Hause bleiben, nicht weggehen zu können, nicht abschalten können). Es ist wie eine Art Automatismus um mich selbst zu schützen bzw. die schmerzlichen, unangenehmen Gefühle abzuschwächen. Daher fühle ich mich als Opfer meiner Selbst, möchte aber keines sein. Möchte so gerne wissen, wie ich wieder Frau der Lage werden kann und mich selber steuern kann. Aber die Emotionen sind teils so heftig, auch körperlich.

Hat irgendjemand ähnliche Probleme, bzw. weiß in etwa wovon ich rede? Ist so schwer zu rationalisieren und in Worte zu packen. Geht das überhaupt?

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mitsuko
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 12:21

Keine Sorge, es ist gut verständlich was du schreibst und Thema Probleme anderen zu vertrauen kursiert hier eh eher häufiger.
Diese Ängste sollten therapiert werden. Sorry, aber die verschwinden nicht einfach und schon gar nicht, indem man das, was ängstigt (Therapie, ausgehen) weiterhin vermeidet. Und nochmal, das eigentlich destruktive ist, dass du dich selbst so nieder machst. Es ist ok wenn du in deiner Therapie erstmal nur vor dich hin heulst oder nichts sagst. Kein Grund nicht mehr hin zu gehen. Ungewöhnlich ist das übrigens auch nicht. Ich hätte nie und nimmer jemandem auf Anhieb wirklich etwas über meine Gefühle mitgeteilt und habe das deswegen auch monatelang nur allenfalls mal sehr oberflächlich getan. Ein Therapeut gibt dir normalerweise diese Zeit, bringt aber nichts, wenn du sie dir selbst nicht gibst. Würdest du das hingegen auch tun, wärest du vielleicht irgendwann mal in der Lage, dass das was du als Automatismus bezeichnest, in Wahrheit keiner wirklich zweingender ist, sondern du dich aus ganz bestimmten und mit Sicherheit sehr guten Gründen so verhältst.
Dein Vokabular, zum Beispiel Opfer deiner Selbst sein, drückt oft eine sehr geringe Wertschätzung deiner Selbst aus. Ein stärkeres Selbstwertgefühl wird sich aber nie und nimmer dadurch aufbauen, dass du dich ständig fragst, wie kann ich nur so blöd sein?, wieso kann ich Trottel nicht vertrauen?, dich permanent schämst, dir vorbetest, was du von jetzt an aber wirklich nicht mehr tun und fühlen darfst, um dich anschließend wiederum dafür zu veradammen, dass du es doch getan hast und letztendlich meinst, du müsstest auf ganzer Linie "besser" werden. Das ist als würdest du immer wieder gegen die gleiche Wand rennen und jedes Mal hoffen, dass sie jetzt plötzlich einen Durchgang hat.

Was ich mich noch gefragt habe bei der Geschichte mit deinem Freund, du warst also früher gar nicht so eifersüchtig wie jetzt, bis er dich angelogen hat. Mir fällt auf, dass du "vermutest", er habe aus Hilflosigkeit und Scham gelogen. Habt ihr nicht darüber gesprochen, weswegen er gelogen hat?
Ist es nicht nur natürlich, dass du nicht vertraust, wenn du da vieles immer noch nur vermuten kannst?

Habt ihr euch irgendwie geeinigt beim Thema Lapdance und Stripbars?

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chandelle
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 12:36

Meinst Du, dass dieser Mann für Dich das Richtige ist? Zwei Monate sind ja keine lange Zeit.

Deine Gedankenspirale ist ja die eine Sache, aber die Beziehung zu diesem Mann scheint für Dich gar nicht gut zu sein.

chandelle

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thorn
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 12:47

Hallo run,

also ich denke, Vertrauen fängt mit Reden an. Was du machst - alle Verantwortung übernehmen, alles für dich behalten - hat mehr mit Kontrolle zu tun, denn es bringt die Illusion mit sich, dass du das Problem irgendwie im Griff und damit auch die Lösung selbst in der Hand hast. Egal, ob man es faktisch schafft oder nicht, solange man selbst Schuld ist, kann man es - theoretisch - auch selbst ändern. Was aber, wenn du anfingest, deinem Freund seine Anteile an dem Problem zurückzugeben? Was wäre, wenn du deine Verletztheit über seine Vertrauensbrüche nicht länger verleugnen würdest? Wenn du dir eingestehen würdest, dass dein Freund sch*** gebaut hat, als er dich angelogen hat, und du von ihm was brauchst, damit diese Wunde heilen kann? Ich denke, DA gehört der Vertrauensvorschuss hin, von dem du sprichst: Vertrauen darin, dass dein Freund seinen Anteil an der Verantwortung annehmen und übernehmen wird. Dass er bereit ist, dein Problem als EUER Problem zu begreifen, und ein Interesse daran hat, mit dir gemeinsam daran zu arbeiten. Vertrauen darin, dass, wenn du dich ihm öffnest, dein Freund von deinen Ängsten und deinem Schmerz nicht angenervt ist, sondern betroffen davon, weil du ihm was bedeutest und er möchte, dass es dir gut geht.

Am wichtigsten fände ich die Erkenntnis, dass deine Probleme kein Störfaktor für die Beziehung sind, sondern darin ihren Platz haben sollten, weil DU ein Teil dieser Beziehung bist. Deine Probleme mit oder in der Beziehung sind auch immer die deines Freundes, insofern, als dass er ein Interesse daran haben sollte, ihren Ursachen auf den Grund zu gehen und sie zu lösen. Aber natürlich auch insofern, als solche Probleme ja nicht im luftleeren Raum entstehen, sondern ihnen häufig bestimmte Beziehungsmuster zugrunde liegen oder durch diese begünstigt werden (wer weiß, ob du mit einem anderen Partner auch dieses Problem in genau dieser Weise hättest?).

Im Moment lastest du dir m.E. die ganze Verantwortung für eure Beziehung auf, indem du dich als alleinigen Verursacher und alleinigen Verantwortlichen zur Beseitigung dieses Problems betrachtest - bis hin zur Selbstverleugnung und permanenten Selbstbestrafung. Mal ehrlich, sowas muss einen doch total fertig machen! Versuch dich mal ein bisschen von deinen Schuldgefühlen zu lösen und dich selbst wichtiger zu nehmen. Trau dich mal, dir zu überlegen, wo deine Ängste und Verletzungen in Bezug auf deinen Freund vielleicht gerechtfertigt sind, weil er sie (mit)verursacht (hat). Und ob es da, wo sie es vielleicht nicht sind, nicht trotzdem Raum für sie geben kann, weil du als Persönlichkeit mit allem Drum und Dran ein Recht hast, dich (in der Beziehung) zu zeigen und ernst genommen zu werden. Oder hat in einer Beziehung für dich nur das Schöne, das Positive und Funktionierende (an dir) seinen Platz?

Und nicht zuletzt: Neben aller Verantwortung und Schuld und Co. - seid ihr nicht als Beziehungspartner ein Team, solltet ihr euch nicht gegenseitig unterstützen können? Wäre es nicht erstrebenswert, deine Ängste als eine Art Beziehungsprojekt betrachten zu können, bei dem ihr nicht gegeneinander oder gegen euch selbst kämpft, sondern miteinander, füreinander? Bei dem nicht nur jeder an seinen eigenen Anteilen arbeitet, sondern auch dem anderen hilft, seine Schwächen, destruktiven Verhaltensmuster, Denkweisen etc. zu überwinden?


Liebe Grüße,

thorn

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Sahra-Marie
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 13:33

Hallo run ,
ich gebe dir keinen Rat was deinen Freund angeht , -
ich verstehe dich so das du ein Problem hast zu sprechen , dich zu öffnen , von dir zu sprechen -
es geht mir genauso , scham und schuld verhindern das Artikulieren von dem was einen so belastet -
du hast es geschafft dir Hilfe von einem TH zu holen , damit hast du einen guten Anfang gemacht , jetzt mußt du dich noch überwinden über das zu sprechen was dich belastet .
Weil der Th der einzige ist der dir wirklich helfen kann !
lg samie
Wenn Du etwas von ganzem Herzen willst,
dann können Dich nur deine eigenen Ängste aufhalten.
Sergio Bambaren

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run
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 13:58

ersteinmal danke an alle schön, dass ich etwas "input" hier kriege.

Eine gute Reflektion von Euch, was die "Schuld" angeht, war mir noch nicht so bewusst. Hat mich nachdenken lassen. Das erste Mal, als ich das mit einer Therapeutin besprach, sagte sie, dass sei ja schon ziemlich heftig, wie ich mit den Sachen die passiert sind umgehe und das ich meinen Freund da ja das Leben ziemlich schwermachen würde und ihn ungerecht behandle... Bis eben dachte ich, da hat Sie wohl recht (dort entstanden auch die Schuldgefühle). Ich bin einem Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit hingegangen und mit einer Last der Schuld und der Verzweiflung wieder rausgekommen. Seitdem mache ich mich selbst verantwortlich dafür. Und ich habe auch Angst, dass andere das evtl. mitkriegen, dass ich meinem Partner nicht immer vertraue, versuche es zwar zu überspielen, aber es gab schon Zeiten wo ich echt nicht mehr klar gesehen habe und nur noch reagiert (zum Beispiel geheult, weil er in einer Stripbar war und mich angelogen hat. 2 Mal. Wahrscheinlich denkt ihr jetzt "hallo?", ist doch völlig normal und gerechtfertigt. Die Reaktion der beiden anderen war allerdings anders. Nämlich, dass ich glücklich sein sollte über das was ich habe, andere Menschen wünschen sich ihr ganzes Leben lang eine Beziehung und dass mein Freund einen Fehler gemacht hat und ich deswegen nicht die Beziehung in Frage stellen sollte und aufhören solle mich zu "beschweren" udn so anzustellen. Außerdem sei ich da etwas konservativ (ich? Bis dato eher das Gegenteil, das war aber auch das erste Mal, dass ich von jemanden den ich liebe angelogen wurde und es rauskam). Waren beide übrigens Männer aus meinem Freundeskreis. Der eine sagte noch, wenn er in eine Stripbar geht und sich keinen Labdance geben lässt, dann liebt er dich wirklich [damals wusste ich von dem Labdance noch nichts]. Hmm, danach habe ich mich so bescheuert gefühlt und undankbar und hysterisch..) Die Gefühle sind hängengeblieben und ich habe gelernt, dass so was gefälligst zu akzeptieren ist. Ich dachte halt, dass andere Frauen das auch so tun. Also bin ich wohl extrem Eifersüchtig, wenn ich damit ein Problem habe. Blöd nur, dass der Rest da nicht mispielt. Und ja, die Angst will mir auch etwas sagen, mich warnen. Aber dass ich auf diese Meinungen soviel gegeben habe zeigt mir selbst auch deutlich, dass ich ein sehr schwaches Selbstwertgefühl habe. Verständnis hätte vielleicht mehr geholfen.

In Bezug aufs Fremdgehen vertraue ich meinem Freund 100%. Da habe ich keinen Zweifel und das zählt viel mehr als Stripbars und co. ABER das ganze Theater mit dem Misstrauen geht schon über 2 Jahre so, mal besser mal schlimmer (wir sind seit fast 4 Jahren zusammen) und ich/wir kommen aus diesem Mist einfach nicht raus. Und aufgrund der Scham habe ich Angst von meinem jetzigen Therapeuten wegen meiner "Einstellung (die ja eigentlich keine ist sondern ein Gefühlschaos) auch nochmal in die Ecke gedonnert zu werden (ist ja auch ein Mann, ich denke mal da hat er evtl. sowieso eine andere Einstellung zu solchen Themen).


Eigentlich hat mein Freund Verständnis, im Herzen. Er hat auch sehr viel Rücksicht genommen und vieles mitgemacht, in Zeiten wo es ganz schlimm war. Ich denke einfach er hat nach so langer Zeit genug davon, sicherlich schmerzt ihn mein Misstrauen auch sehr.
Es tat ihm auch so leid, er bereut es bis Heute (ich bin seine erste Beziehung), was mir wiederum leid tut, denn ewige Reue und Schuld auf seiner Seite bringt uns ja auch nicht weiter und macht ihn auch traurig. Ich habe ihm ja längst vergeben, nur die Muster bestimmen weiterhin die Beziehung. Er sagte er wusste es einfach nicht besser und er hat sich so geschämt. Ich glaube das wirklich, zumindest den Teil mit der Stripbar, kann es aber verstehen. Ich weiß dass er es nicht gemacht hätte wenn er gewusst hätte, wie mich das trifft. Naja und das Lügen war wahrscheinlich seine Not oder Angst mich zu verlieren. Hat es ja letztenendes gesagt. Manchmal frage ich mich, wie es gewesen wär, wenn ich es nie erfahren hätte, sicherlich einfacher, aber eben auch Lüge...
Zuletzt geändert von run am Mo., 22.11.2010, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.

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run
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Beitrag Mo., 22.11.2010, 13:59

(Fortsetzung)... Ich bin auch mittlerweile so verwirrt, was ok ist von mir und was nicht. Welche Forderungen darf ich anstellen, ab wann geht es zuweit. Wieviel Zeit und Mitgefühl muss er mir geben, ab wann reicht es. Wieviel Zeit dauert es bis Wunden heilen. Er ist der richtige, ich liebe ihn, will eine Zukunft mit ihm. Paartherapie haben wir mal ausprobiert, aber es ist daran gescheitert, dass ich Sachen machen sollte, die ich nicht konnte, weil ich bestimmte Sachen nicht aushalten konnte. Z.B. verreisen, vertrauen, ihn mit seinen ziemlich stripbarbegeisterten Freunden (er hat auch andere), die beide Single sind wieder losziehen zu lassen. Ich will ja. Aber wie hält man das dann auch, nicht nur in der selben Nacht sondern auch in den Wochen danach aus, um dort anzuknüpfen und weiterzumachen ohne dass es Auswirkungen auf die Beziehung hat. Ich kann ja nicht leugnen, dass mich diese Gedankentorturen und ALbträume manchmal so wahnsinnig machen, dass ich wieder in Vermeidungsverhalten (Vermeidung von "Möglichkeiten", also Situationen wo ein Vertrauensbruch passieren könnte) rutsche.

Ich weiß, dass das ganze nicht gesund ist, für uns beide. Und vielleicht sollte ich mich doch überwinden, darüber zu sprechen. Hoffentlich macht der Thera mich dann nicht auch so nieder bzw. löst in mir aus dass ich mich noch schuldiger fühle.

Das Thema Stripbar haben wir geklärt, gibt es nicht mehr. und Pornos in absehbarer Zeit auch nicht, vielleicht geht es eines Tages wieder. Vielleicht kann ich eines Tages ja zusammen mit ihm mal in die Stripbar oder wir gehen zum Male-Strip Aber z.Z. muss ich da Abstriche machen (und er somit auch).

Ich möchte meinem Freund gerne wieder vertrauen und die Beziehung nähren, wieder schöne Momente erleben. Ich weiß, dass Angst auch Warnung sein kann (kenne tatsächlich welche, die ähnlich krasse Probleme hatten, wo dann aber rauskam das deren Partner beide fremdgingen), aber ich weiß das mein Freund nicht fremdgeht. Und der Rest muss sich doch irgendwie wieder bewaltigen lassen, schließlich sagten meine Freunde mir "no big deal". Warum nur können so kleine Sachen so weh tun und einen so erschüttern? Ist das normal oder bin ich hypersensibel? Vielleicht. Ich habe zudem eine Hautkrankheit und große Komplexe was Nacktheit angeht, da hat's mich halt besonders getroffen. Es schmerzt mich halt der Gedanke daran, wie er sich an hübscheren Frauen "aufgeilt". Ich kann mich ja selbst nackt noch nicht mal ausstehen. Wobei wir wieder bei schwachem Selbstwert wären, darauf läuft's wohl hinaus.

Ups, schon wieder so viel geschrieben, irgendwie verstricke ich mich bei dem Thema immer...

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mitsuko
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 18:36

Hallo run
run hat geschrieben:Die Gefühle sind hängengeblieben und ich habe gelernt, dass so was gefälligst zu akzeptieren ist.
Meiner Meinung nach hast du dich da von 2 weniger sensiblen Menschen beraten lassen.
run hat geschrieben:In Bezug aufs Fremdgehen vertraue ich meinem Freund 100%.
Das fällt mir allerdings schwer zu glauben.
run hat geschrieben: Und aufgrund der Scham habe ich Angst von meinem jetzigen Therapeuten wegen meiner "Einstellung (die ja eigentlich keine ist sondern ein Gefühlschaos) auch nochmal in die Ecke gedonnert zu werden (ist ja auch ein Mann, ich denke mal da hat er evtl. sowieso eine andere Einstellung zu solchen Themen).
Versteh ich gut, besonders nach den bisherigen Erfahrungen . Ich halte es aber für wichtig, dass du das ansprichst, da es doch ein ganz wichtiges Thema bei dir ist. Er muss ja auch nicht die gleiche Einstellung wie du haben, um dich trotzdem nicht in eine Ecke zu stellen.
run hat geschrieben:Ich habe ihm ja längst vergeben, nur die Muster bestimmen weiterhin die Beziehung.
Glaub ich auch nicht.
Ich denke, du vertraust ihm nicht und du hast ihm nicht vergeben. Ansonsten wärst du nicht eifesüchtig, ängstlich und misstrauisch in Bezug auf ihn. Die Frage, warum das so ist, wäre interessant, kann aber nicht gestellt werden, solange du dich als vergebend und vertrauensvoll siehst.
run hat geschrieben:Welche Forderungen darf ich anstellen, ab wann geht es zuweit. Wieviel Zeit und Mitgefühl muss er mir geben, ab wann reicht es.
Wow Forderungen, muss, darf... Welche Forderungen willst du denn stellen? Jetzt mal angenommen, du dürftest...
Generell gesehen muss er natürlich gar nichts. Er kann zu jedem Zeitpunkt machen was er möchte.
run hat geschrieben:Vermeidung von "Möglichkeiten", also Situationen wo ein Vertrauensbruch passieren könnte
Komische Denkweise finde ich. Ein Vertrauenbruch kann zu jeder Zeit und an jedem Ort passieren. Es gibt da keine Sicherheit. Vielleicht etwas, das du nicht wahr haben kannst?
run hat geschrieben:Hoffentlich macht der Thera mich dann nicht auch so nieder bzw. löst in mir aus dass ich mich noch schuldiger fühle.
Ein Thera, der dich nieder macht, ist kein guter. Eine andere Sache ist das mit den Schuldgefühlen. Die löst du selbst aus. Gefühle stellen sich nicht so passiv ein. Bei jemandem, der sich in keinster Weise als schuldig an etwas erlebt, werden keine Schuldgefühle ausgelöst.
run hat geschrieben:Aber z.Z. muss ich da Abstriche machen (und er somit auch).
Muss er? Wer oder was sollte ihn denn dazu zwingen?
run hat geschrieben:Warum nur können so kleine Sachen so weh tun und einen so erschüttern? Ist das normal oder bin ich hypersensibel?
Ich finds normal, dass kleine Sachen eine erschütternde Wirkung haben. Sind natürlich nicht bei jedem gleiche Auslöser, aber jeder hat seine hypersensiblen Tendenzen.

LG
mitsuko

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Beherit
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 20:18

Hallo run,
als ich deine Beiträge gerade gelesen habe, konnte ich das kaum glauben. Ich konnte mich in fast jedem Satz wiederfinden! Ich habe genau die gleichen ÄNGSTE. Ich wusste auch nie, ob das Eifersucht sein soll, Verlassensangst oder sonstwas. Auf jeden Fall ist es teilweise unerträglich.
Wenn ich bspw. Bilder, Videos, o.Ä. sehe, wo nackte Frauen abgebildet sind, kriege ich so eine furchtbare Angst und versuche alles, damit mein Partner dort nicht hinsieht. Das klingt natürlich alles irgendwie lächerlich und vielleicht auch kindisch, aber es ist mittlerweile schon krankhaft. Ich habe schlimme Wutausbrüche, mache meinen Partner Vorwürfe und misstraue ihm, was mir dann hinterher auch sehr leid tut. Manchmal provoziere ich auch und höre nicht auf bis es zum Streit kommt... Wir sind nächstes Jahr 3 Jahre zusammen und wie schrecklich ist es denn, wenn ich ihm da immer noch nicht vertraue und ihm wegen solch einen Blödsinn misstraue? Das kann doch nicht normal sein!

Auf jeden Fall wollte ich dir nur sagen, dass du damit nicht alleine bist und für mich war es eben auch ein ganz "gutes" Gefühl zu wissen, dass es noch jemanden gibt, der solche Ängste hat.
Leider kann ich dir keine besonderen Ratschläge geben, da ich zur Zeit selbst mit meinem Latein am Ende bin
Ich versuche, genau wie du, solche Situationen aus dem Weg zu gehen. Aber das ist auch nicht das Richtige...
Ich werde hier auf jeden Fall mal fleißig mitlesen.
"Unangenehme" Gefühle sind wie bittere Medizin. Wer sie nicht einnimmt, wird krank!

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