Mit Depressionen leben zu lernen

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Mit Depressionen leben zu lernen

Beitrag Do., 30.07.2009, 07:55

Guten Morgen,
seit über 45zig Jahren lebe ich mit dieser Krankheit so traue ich mich nach eigenen Wissen heute zu beurteilen, wie schwer es ist zu überleben. Viele gute Ärtze waren notwendig, viel Geld flossen in die Hände der Mächtigen der teuren unbekannten Psychologie/Pharmazie. Ohne aber deren fortschrittlichen Wissen und Unterstützung ist man frühzeitig aus dem Rennen, ja es kann zu einem Verhängnis werden, zum Absturz führen der bitterer nicht sein kann. Ja in Zeiten wie diesen, wird
es immer mehr geben, die leiden ohne einer Hoffnung, keinen Arbeitsplatz mehr bekommen, schutzlos ausgesetzt und ausgeliefert . Nur mehr oberflächlichle soziale Hilfe wird angeboten, Stacheldrahtbürokratie, kein Umdenken der Sozialpartner, ein ewiger Kreislauf. Ich hatte Glück , viele Freunde und eine innere Kraft halfen mir, immer wieder weiter zu tun, aber glaubt mir ohne Disziplin und Lernbereitschaft wärs mir auch nicht gelungen.
Auch ich spürte diese unsichtbare enge Schlinge in mir, der Knoten jedoch wurde nicht zugezogen dank meiner Stärke..

LG Josch

Werbung

Benutzeravatar

Deathstar
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 28
Beiträge: 2

Beitrag Do., 30.07.2009, 08:29

hallo josch-wien!
bei mir zeichnet sich ebenso ein weiteres leben mit depressionen ab. bist du der meinung dein leben war bisher lebenswert?
"We are the champions - my friends and we'll keep on fighting - till the end - "

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Do., 30.07.2009, 08:38

Ja !
Natürlich kippte ich oft, war verzweifelt und hoffnungslos, Existenzangst war überhaupt das grössere Übel, was ich heute nicht mehr spüre. Kann überhaupt besser damit umgehen, war aber
ein langer Geduldsweg..

LG Josch

Benutzeravatar

foobar
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 45
Beiträge: 422

Beitrag Do., 30.07.2009, 08:48

@josch-wien

Ich selbst bin glücklicherweise noch nicht so lange krank und leide auch eher unter Burnout / Erschöpfung / Müdigkeit und, ab und zu, an PAs. Was mich aber wirklich interessiert ist:
josch-wien hat geschrieben: Existenzangst war überhaupt das grössere Übel, was ich heute nicht mehr spüre. Kann überhaupt besser damit umgehen
Bei mir ging es als Freiberufler immer nur nach oben und der Crash ist jetzt kaum auszuhalten. Ich lebe von meinen Reserven und ein Ende ist natürlich abzusehen. Wie hast Du es geschafft mit diesen Ängsten umzugehen? Mich bringen die quasi um den Verstand.

Lg foobar
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Do., 30.07.2009, 09:05

lieber foobar,

Beruf: freiberuflich oder selbständig, beide Gruppen ähneln sich, das Risiko bleibt aber gleich.Gehts gut ist man oben, gehts schlecht ist man unten.
Das sogenannte Tief und da gehts nur ums Überleben wird zu einer Rechenkunst! Ich kann mich noch genau erinnern, ich stand 2004 genauso deprimiert da. Erste Schritte war mein geliebter Alfa Romeo, gepflegt, Topzustand. Diesen verkaufte ich gut, danach Belehnung meiner LV, Goldmünzen
usw. Plötzlich hatte ich wieder mehr Luft in meiner Kehle gespürt, der Verstand, das Hirn arbeitete nicht mehr so stressig, tickte nicht ständig wie eine Bombe..

LG Josch

Benutzeravatar

foobar
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 45
Beiträge: 422

Beitrag Do., 30.07.2009, 10:14

@josch

Erst mal vielen Dank für Dein Posting. Es ist halt manchmal nur so schwer. Durch die Symptome bin ich nicht arbeitsfähig und das ganze zieht sich nun auch schon eine ganze Weile hin. Ich habe halt den Gedanken, dass ich nie wieder arbeitsfähig sein könnte. Du hast aber wahrscheinlich recht. Nach Regen kommt Sonne (hoffentlich!)


Lg foobar
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Fr., 31.07.2009, 11:29

Nach Regen kommt Sonne (hoffentlich!)
So einfach ist das leider nicht bei Depressionen, überhaupt wenn's lange anhalten. Da hilft nur professionelle Arbeit, es ist eine Krankheit die behandelt werden sollte, aber rechtzeitig.

LG josch

Benutzeravatar

Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 78
Beiträge: 2424

Beitrag Sa., 01.08.2009, 09:01

Hallo Josch.

Aber drehen sich deine Gedanken nicht heute immernoch vordergründig um finanzielle Erbsenzählerei? Um das Problem, wie du finanziell und mit einigermaßen Lebensstandard über die Runden kommst, dich mehr oder weniger von materiellem trennen musst und mehr oder weniger mit deinen dennoch gleich gebliebenen Wünschen ringst?

Aus meiner Sicht kann man so ewig weiter kämpfen und den Lebenssinn behält dabei das „mehr oder weniger gut zurechtkommen mit den Anforderungen und Wünschen“. Meinst du denn, dass du auf diese Weise überhaupt bis zur Sinnlosigkeit vordringen kannst? Denn du hast ja den Sinn für dich, so wie ich es empfinde, den Sinn „dich irgendwie durchzukämpfen“.

Hättest du Angst, was geschieht, wenn du diesen Kampf aufgeben müsstest?

Mir kommt es vor, alsob viele Menschen insgeheim froh sind, mit irgendeiner Krankheit, einem Problem, einer Verantwortung, einer Last, einem Vorgesetzten oder einer „Schuld“ oder einer Aufgabe leben zu „müssen“, um nicht dahin kommen zu müssen, dass sie garnicht wissen, was sie im Leben überhaupt wollen, was sie möchten, was ihnen gut tut oder vielleicht weder ein Sinn noch ein irgendwas da ist. Für mich finde ich es ziemlich schmerzlich, dass da nichts ist. Aber irgendwie ist es anders geworden.

Würdest du sagen, dass es sinnvoller ist, die ganzen seelsorgerischen Instanzen und „fachlichen Helfer“ mitzunehmen oder empfindest du es aus deiner Sicht heute sinnvoller, vielleicht nie mit den drei T´s....Theologen, Tabletten und Therapeuten je in Kontakt getreten zu sein?

Viele Grüße
Hiob

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Sa., 01.08.2009, 19:58

Würdest du sagen, dass es sinnvoller ist, die ganzen seelsorgerischen Instanzen und „fachlichen Helfer“ mitzunehmen oder empfindest du es aus deiner Sicht heute sinnvoller, vielleicht nie mit den drei T´s....Theologen, Tabletten und Therapeuten je in Kontakt getreten zu sein?

Viele Grüße
Hiob
Sehr gute Frage Hiob

Aus meiner Sicht ja! Bei Depression gibt es ja immer noch einen Streit zwischen den Experten. Wer Recht hat bringt mir gar nichts, eher was hilft mir. Der Mangel an "Gehirnbotenstoffen" fehlen mir einfach seit Geburt und bis ich überhaupt wusste, was das bedeutet, waren gut dreißig Jahre vergangen..zum Glück wie ein "Stehaufmanderl" tat ich immer wieder weiter, mit der Hoffnung, sie werden verschwinden diese Angst und Traurigmacher, wie sie gekommen sind. Nicht nur diese Krankheit bleibt haften, nein da kommen noch etliche körperliche Schmerzen dazu. So etwa 20 OP's in den letzten 25 Jahren
gaben mir dann den Rest, musste mich in die Pension retten, war auch sehr schwierig als ASVG Versicherter, ich konnte einfach meine Leistung nicht mehr bringen, wurde müde und immmer kränklicher..

Oft hab ich mich natürlich gefragt: Hat das Leben überhaupt noch Sinn! Wer nicht, tausende Berichte kann man Lesen, überall finden sich die tollsten Ratschläge, eigentlich wärs einfach. Man schlägt das Lexikon der "Weisheit" auf und schon gehts weiter..

Es gibt aber Bücher, die neue Einsichten bringen, in Krisensituationen einen herausreißen können, krankhafte Gewohnheiten verblassen lassen..

LG Josch

Benutzeravatar

Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 78
Beiträge: 2424

Beitrag Mo., 03.08.2009, 18:42

Währe es denn so schlimm Yosch, wenn der Lebenssinn „Kämpfen“ in sich zusammen fallen würde? Wäre dann alles aus?

Hiob

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Di., 04.08.2009, 12:56

Kämpfen..

Es hat leider mit Gewinnen und Verlieren zu tun, Erfolg und Versagen zu erleben, Entscheidungen zu treffen, liegt ja in unseren Händen.
Nein,
Währe es denn so schlimm Yosch, wenn der Lebenssinn „Kämpfen“ in sich zusammen fallen würde? Wäre dann alles aus?
schreibt Hiob

Nein, eher immer selbst aktiv werden anstatt zu warten, bis irgendjemand vorbeikommt und Dir das gibt was Du unbedingt brauchst zum Leben..

LG Josch

Benutzeravatar

Deathstar
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 28
Beiträge: 2

Beitrag Mi., 05.08.2009, 10:03

wenn man sagen kann, man hat nicht umsonst gelebt, hat man schon gewonnen. ich beneide dich um deine stärke, denn nicht jeder kann mit ungünstigen lebensbedingungen, die einem beschert wurden, so gut umgehen wie du es anscheinend kannst, josch-wien. top.
"We are the champions - my friends and we'll keep on fighting - till the end - "

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Mi., 05.08.2009, 23:02

lieber Deathstar,

Du bist 28 Jahre und zu dieser Zeit im Jahre 1978 war ich völlig hilflos, voller Angst und noch immer Depressionen, gerade vom KH kommend, zurück in die Realität entlassen. Am Bahnhof sitzend, wartend auf den Zug nach Hause , sah ich bei einer Trafik das Buch von Viktor E.Frankl: der Mensch auf der Suche nach Sinn (Psychotherapie für den Laien)..

Das erste Buch überhaupt über die Seele, ausser den Schwachsinn der Kirche predigend, war mir nichts anderes bekannt.

Ich hab die ersten Zeilen nicht verstanden, Logotherapie völlig unbekannt! Bin überhaupt kein Langzeitleser, viel zu ungeduldig, such mir nur heraus, was mich anspricht, innerlich bewegt, motiviert. Niewieder hab ich in dieses Buch gelesen, viele Andere leicht geschriebene "Schmöker",
aber Jahre schon Klassiker.
Jedenfalls hat dieses Buch die schwache Seite von mir erwischt und die "Starke" motiviert..

LG Josch

Benutzeravatar

Thea
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 72

Beitrag Do., 06.08.2009, 06:57

Hallo,

Ich habe schon seit 15 Jahren die "Dame in Schwarz" immer wieder zu Gast.
Kämpfen.. Es hat leider mit Gewinnen und Verlieren zu tun,
Hat genau dieses Schwarz-Weiß-Denken nicht sehr viel mit Depression zu tun?

Meine Erfahrung ist, dass Lebensqualität viel damit zu tun hat, die komplette Bandbreite "sehen" zu können. Leben ist nicht Kampf. Leben ist für mich gute Problemlösungen zu finden, und auch seine eigenen Grenzen akzeptieren zu können. Das ist schon schwer genug.

Meine Erfahrung ist: Sobald ich "gefühlt" Kämpfe, bin ich auch mit dem Resultat nicht zufrieden. Es war ja so viel schmerzlicher Einsatz dahinter.
Wenn ich "probiere/versuche", fühle ich mich leichter.

Ciao

Thea
Glück ist das, was man täglich tut.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
josch-wien
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 59
Beiträge: 17

Beitrag Do., 06.08.2009, 12:27

Wenn ich "probiere/versuche", fühle ich mich leichter.
a

Das ist völlig ok Thea,

Du bist 30 und ich 59Jahre. Da sind Welten dazwischen. Kampf ums Überleben lernte ich von
Kindheit auf zu akzeptieren, probieren, versuchen kannte ich nicht, wobei ich noch immer überzeugt bin, da geht kein Weg vorbei. Ein Wort, dass noch immer aktuell ist. Politiker nehmen diese
Worte immer wieder gerne an, Sportler genauso und in Filmen hörst Du "Macht"oder "Kämpfen" ständig!. Ein Kreislauf, der sich immer wiederholt, lebenslang.
Erfolg aber überwältigt, ein Gefühl der Wertigkeit. Alte Muster jedoch abzulegen ist wieder ein Kampf mit sich selbst, aber wie bringe ich dieses Los wieder los? Mit Sex? Auch da wird gekämpft, Versuchen und Probieren ist schön, gesund und erfrischend ein anderes Lebensgefühl. Ich freu mich für Dich Thea..

LG Josch

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag