Vom Wollen und Können

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silberring
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Vom Wollen und Können

Beitrag So., 21.06.2009, 08:37

Hallo Ihr Lieben,

ich bin mit einem Mann zusammen, der nach eigener Aussage an einer Endogenen Depression leidet.
Es macht den Eindruck, als wenn ihm viele Dinge einfach sehr schwer fallen.
Nach seinen Angaben ist er auch sehr gerne allein in seiner Wohnung, braucht sehr viel Zeit für sich.
Ich dachte, ich komme mit diesem Abstand zurecht, mit diesem Abstand zwischen uns. Aber in letzter Zeit nerven mich einige Dinge doch ziemlich, was es zwischen uns doch ab und zu richtig kriseln lässt.
Er sagt öfters irgendwelche Sachen, die er für mich tun möchte, aber dann fällt ihm das anscheinend alles so schwer, wenn die Situation dann da ist.
Dann merke ich, wie sehr ihm das eigentlich gegen den Strich geht, dass er dazu eigentlich nicht wirklich lust hat, das für mich zu tun.
Jetzt steht der Urlaub vor der Tür. Er möchte natürlich gerne mit uns in Urlaub fahren, wie er sagt. Hat extra seinen Urlaub so gelegt, dass es passt. Ich spüre bei ihm aber immer sowas wie eine riesengroße Unlust, wenn einige Sachen dann wirklich losgehen.
Erst gestern war wieder so eine Sache, dass er recht früh zu sich nach hause gefahren ist und dann kommt etwas später eine SMS, dass er ja so gerne noch länger bei mir geblieben wäre. Da ist mir dann der Kragen geplatzt, dass ich geschrieben hab, "dann hättest Du ja einfach noch bleiben können". Sowas passiert öfters, dass ich mich da doch ein wenig veräppelt vorkomme. Einerseits möchte er Dinge gerne, weckt in mir Hoffnungen, die er dann nicht einhalten kann und ich bin dann doch ziemlich enttäuscht, wenn ich merke, dass er dazu in Wirklichkeit keine Lust hat.
Ich weiss nicht, ob ihr versteht, wie ich das meine. Ist schwierig zu beschreiben. Er sagt, er möchte ja gerne, kann aber dann nicht so wie er das möchte. Das Deprimiert mich und ich würde da so gerne mit umgehen können.
Könnt Ihr mir da Tipps geben, wie Ihr das seht oder ob Ihr das nachvollziehen könnt?

Vielen Dank im Voraus...Silberring

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lovely25
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Beitrag So., 21.06.2009, 09:14

hallo,

auch ich nehme mir sehr oft dinge vor, freue mich sogar sehr darauf, verabrede mich mit freunden, will manchmal sogar feiern gehen und wenn der zeitpunkt dann da ist kann ich einfach nicht. das ist dann wirklich so, da muss ich mich sowas von zu zwingen. ich denke das es so wie eine innerliche Blockade oder so ist, irgendwie sowas wie Überforderung, dass jetzt etwas zu viel werden könnte oder so. ach ich ärger mich da sooft selber drüber und es tut mir auch leid für die anderen und auch für mich. ich weiss nich was es genau ist manchmal denke ich, ich krieg einfach den a*** nicht hoch.
den weg daraus habe ich leider selber noch nicht gefunden, aber ich spreche es mittlerweile ganz ehrlich bei meinen Freunden und Familie an. Zumindest ein erster Schritt denke ich. ich wünsche euch, dass ihr einen weg findet miteinander darüber reden zu können und vielleicht weiss ja auch hier im forum jemand noch einen weg, würde mich auch sehr interessieren.
ganz liebe grüße, vera
Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, sondern das alles Sinn macht egal wie es ausgeht!

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Gärtnerin
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Beitrag So., 21.06.2009, 10:17

lovely25 hat geschrieben:ich denke das es so wie eine innerliche Blockade oder so ist, irgendwie sowas wie Überforderung, dass jetzt etwas zu viel werden könnte oder so.
Das kenne ich auch sehr, sehr gut. Solange die Dinge noch weit weg sind, ist es oft leicht, bei etwas zuzusagen, was einen eigentlich überfordert, und wenn es dann so weit ist, geht es einfach nicht mehr. Ich weiß, dass ich früher die Menschen in meiner Umgebung damit oft sehr vor den Kopf gestoßen habe. Verständlich, die stellen sich darauf ein, und ich springe im letzten Moment ab. Das hat mir den Ruf eingebracht, unzuverlässig zu sein und nur an mich zu denken. Ich habe mich oft so gehasst dafür, weil ich wirklich GEWOLLT hätte, aber einfach nicht KONNTE. Ich habe aber gedacht, wenn ich mich nur genügend anstrengen würde, dann würde ich auch können. Inzwischen weiß ich, dass dem nicht so ist. Die Blockade hat auch etwas mit Selbstschutz zu tun. Heute kenne ich meine Grenzen und vereinbare von vornherein nichts, von dem ich weiß, dass ich es sowieso nicht schaffe. Damit geht es sowohl mir selber als auch meiner Umgebung besser.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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silberring
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Beiträge: 15

Beitrag So., 21.06.2009, 10:53

Hallo lovely25 und Gärtnerin,

ich finde es schön, dass ihr darauf geantwotet habt und mir eure Gefühle beschrieben habt.
Ich bin ein Mensch, der unglaublich viel Verständniss aufbringen kann, aber manchmal stoße ich da auch an meine Grenzen.
Einerseits tut mir das für meinen Freund sehr leid,weil ich auch vermute, er macht es nicht absichtlich dass ich dann manchmal trotzdem so verständnisslos reagiere. Er zieht sich dann total zurück, ist gekränkt.
Andererseits hab ich dabei oft das Gefühl durch mein ständiges Verständniss selber auf der Strecke zu bleiben, meine eigenen Bedürfnisse zu zu kurz kommen.
Ich bin mittlerweile soweit, dass ich ihn garnicht mehr um irgendwas bitten möchte. Ich versuche mir weitestgehend Hilfe von aussen zu holen oder versuche es selbst, damit ich dann nicht wieder enttäuscht werde.
Wenn dann von ihm der Spruch kommt: "Sag doch bescheid, ich helf Dir doch.Aber Du willst das ja lieber alles alleine machen." Da hab ich neulich auch gesagt, dass ich ja sehr gerne seine Hilfe in anspruch nehmen würde, aber ich immer das Gefühl hab, es wird ihm auch zuviel und dass ihm das eine oder andere einfach schwer fällt, also lasse ich das lieber. Das hat er dann auch nicht abgestritten.
Wenn ich mir dann Hilfe organisiert habe, dann kommt oft der Spruch: "Das hätte ich doch auch machen können". Ich fühl mich dann ein wenig vera*****
Ich glaube, in seinen Augen tut er ganz viel für mich, ist in seinen Augen immer für mich da, aber die Realität sieht leider ganz anders aus. Und wenn ich das denn mal feststelle und ihm sage, dann ist er eingeschnappt oder meldet sich auf jeden Fall erstmal nicht mehr.
Bisher ist es eigentlich immer so gewesen, dass ich dann wieder auf ihn zugegangan bin. Aber ich mag langsam nicht mehr , und ich denke, er sieht das eher als mein Problem als seins.
Mir kommen da auch schon so ganz fiese Gedanken, dass ich ihn einfach mal auflaufen lassen möchte und bei allem, wo er seine Hilfe anbietet, ich einfach zustimme und ihn dann darauf festnagle, dass er mir doch schliesslich helfen wollte. Aber sowas finde ich dann auch wieder gemein und tu das nicht. Oder vielleicht sollte ich das mal?

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Dornröschen Dorn
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Beiträge: 2323

Beitrag So., 21.06.2009, 12:22

Oh, das kenne ich leider auch!
lovely25 hat geschrieben:aber ich spreche es mittlerweile ganz ehrlich bei meinen Freunden und Familie an.
Und wie reagieren die denn, wenn du es erzählt hast? Reden die dir gut zu, sodass du doch noch einwilligst oder wie?

Bei mir ist es meist dann auch so, das ich abspringe. Aber eher nicht aus "Selbstschutz", sondern weil ich gerade keine Kraft habe, mich meinen Selbstzweifeln oder Ängsten (vor was Neuem zum Beispiel) zu stellen. Ich bin eher der ängstlichere Mensch. Und dann hab ich zb mal zu einer Party zugesagt. Aber als es dann soweit war, wieder abgesagt, da ich etwas Angst vor den vielen neuen Leuten (von meiner Freundin, die ich alle noch nicht so kannte) hatte und naja. Hätte aber schon gerne es ausprobiert. Naja.

Ich glaube, das es mit viel Selbstdisziplin klappen könnte, sich selbst zu helfen. Also, ja. Leider sich auch zwingen versuchen (bei mir als Ängstliche ) weil nicht alles sooo schlimm ist, wie es scheint, denke ich mir.

Und die Zufriedenheit danach, es ausprobiert zu haben, finde ich auch besonders schön.
Oder es getan zu haben oder überstanden zu haben. Je nachdem..

LHG
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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silberring
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Beitrag So., 21.06.2009, 14:26

sich dazu zwingen...hm.
Kenne das ja auch, wenn wenige Bekannte auf ner Party sind, dass ich da Bedenken hab hinzugehen.
Mein Freund bittet sich gerade Bedenkzeit aus, um zu sehen, wie es wohl mit uns weitergehen könnte.
Er meint, ich sehe das alles als grundsätzlich an und dass da wohl fehlendes Vertrauen zwischen uns herrscht, was ihn zutiefst verletzt hätte.
Tja...das ist auch so`n Punkt, der mich immer stutzig macht. Wenn ich Probleme zwischen uns anspreche, folgt von ihm immer seine Schlussfolgerung, dass wir denn ja wohl doch nicht zusammenpassen würden (Schlussmachen inbegriffen) . Dass wir beide da mal schaun müssten, wie wir das alles gemeinsam meistern, steht für ihn irgendwie garnicht zur Debatte.

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lovely25
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Beitrag So., 21.06.2009, 18:55

hallo silberring,

mir ist noch eingefallen, dass ich mal von einem Buch gehört habe (von Epstein/Rosen "wenn der mensch, den du liebst, depressiv ist"), dass wohl sehr informativ und hilfreich sein soll, hab es aber selber nicht gelesen.

liebe grüße, vera
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lovely25
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Beiträge: 270

Beitrag So., 21.06.2009, 18:58

hallo dornröschen,

ja die reaktion ist unterschiedlich, aber zumindest wissen sie dann bescheid, klar manchmal versucht der ein oder andere zu überreden oder gut zuzureden, aber meistens wird es jetzt akzeptiert, ob das immer gut ist weiß ich natürlich nicht, aber es fühlt sich in dem moment ganz gut an.

liebe grüße, vera
Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, sondern das alles Sinn macht egal wie es ausgeht!

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birtesbirne
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Beiträge: 8

Beitrag So., 28.06.2009, 22:10

silberring hat geschrieben: Mir kommen da auch schon so ganz fiese Gedanken, dass ich ihn einfach mal auflaufen lassen möchte und bei allem, wo er seine Hilfe anbietet, ich einfach zustimme und ihn dann darauf festnagle, dass er mir doch schliesslich helfen wollte. Aber sowas finde ich dann auch wieder gemein und tu das nicht. Oder vielleicht sollte ich das mal?
ich finde das solltest du auf jeden fall mal tun. nicht um ihn zu ärgern sondern um ihm deutlich zu machen was da eigentlich passiert. Du könntest ja, anstatt ihn darauf 'festzunageln' sagen schau, das passiert wenn ich dich ernst nehme

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Schneekugel
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Beiträge: 1065

Beitrag Mo., 29.06.2009, 13:35

Und was dann? Was für eine Verbesserung soll daraus resultieren?

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