Meine Oma ist über 80 Jahre alt und sehr unglücklich mit ihrem Leben. Von außen gesehen hat und hatte sie es eigentlich kein außergewöhnlich schweres Schicksal. Sie empfindet es aber so.
Leider können wir Verwandten ihr kaum helfen, da unsere Bemühungen von ihr kaum wahrgenommen werden. Sie wird zunehmend egozentrisch (was in dem Alter auch normal ist) und interpretiert alles was ihr nicht passt als gegen sie gerichtet. Wenn ich z.B. den Raum verlasse wirft sie mir vor, ich würde sie allein lassen. Sie beginnt auch, vergesslich zu werden und vergisst dann Anrufe und Briefe. Der ganze Tag mit ihr ist geprägt von Vorwürfen und Unzufriedenheit, ausgesprochen und unausgesprochen. Es ist wirklich schwer für mich, damit umzugehen und mir ein bischen Zuneigung zu ihr zu erhalten.
Depressiv erscheint sie mir schon seit Jahren, aber dieses Weihnachten habe ich sie zum ersten mal (in einem Streit mit meiner Mutter) über Suizid reden hören. Es erscheint mir aus ihrer Sicht auch völlig plausibel.
- Als mein Opa vor über 20 Jahren starb scheint sie sich entschieden zu haben, nicht wieder glücklich zu werden.
- Sie musste in ihrem Leben immer alles unter Kontrolle haben, und kann das nun immer weniger.
- Sie hat panische Angst davor gepflegt zu werden (oder auch nur eine Haushaltshilfe zu bekommen), und verweigert jedes Gespräch über ihre Zukunft (z.B. über einen barrierefreien Umbau des Bades)
- Sie musste in ihrem Leben immer alles unter Kontrolle haben, und kann das nun immer weniger.
Eine medikamentöse Behandlung lehnt sie seit Jahren ab. Sie hatte vor Jahren einmal ein ein Gespräch mit einem Psychologen, was sie seitdem auch kategorisch ablehnt. Seelsorgerisch ist sie auch nicht zu erreichen.
Hat jemand Erfahrungen in einer ähnlichen Situation gesammelt? Hat jemand Ideen, wie man den Einstieg in eine psychiatrische oder psychologische Behandlung niedrigschwellig gestalten könnte?
Liebe Grüße
tabita