Hallo,
Ich habe leider einen sehr schlechten Selbstwert und würde gerne wissen, ob ihr Ideen oder Erfahrungswerte habt, was man dagegen tun kann.
Ich bin Mitte 20 und habe schon mehrere Therapien hinter mir, aktuell befinde ich mich in einer tiefenpsychologischen Therapie. In dieser habe ich das Thema natürlich auch schon platziert und weiß daher, woher mein Problem kommt: Als Kind hatte ich das Gefühl, von meiner Familie nicht geliebt zu werden und habe gedacht, ich müsse mir Zuneigung erarbeiten (z.B. eigene Bedürfnisse zugunsten anderer zurückstellen, herausragende Leistungen erbringen).
Mittlerweile weiß ich, dass ich damals nicht Schuld war und meine Eltern aus anderen Gründen ihre Liebe weniger zeigen konnten, als ich es gebraucht hätte. Mein Problem ist aber… emotional kommt das bei mir überhaupt nicht an. Es ist so, dass ich auf oberflächlicher Ebene ganz gut sagen kann, welche Stärken ich habe, was gute Eigenschaften von mir sind, was ich in meinem Leben schon alles erreicht habe. Ich habe aber das Gefühl, dass ich ganz tief in mir extrem wertlos bin, und dass ich das auf der oberflächlichen Ebene „wiedergutmachen“ muss - ganz viele Pflaster draufkleben, damit niemand sieht, wie schlimm es darunter aussieht. Ich habe das Gefühl, dass ich mich die ganze Zeit richtig doll anstrengen muss, damit meine Freunde oder mein Partner bei mir bleiben und nicht bemerken, was ich eigentlich für ein schlechter Mensch bin. Oder dass ich mich beruflich superdoll anstrengen muss, damit ich überhaupt eine Existenzberechtigung habe. Das ist natürlich anstrengend und ich habe die ganze Zeit Angst, dass meine Bemühungen nicht reichen.
Bisher ist mein Umgang mit dem Problem, dass ich versuche aufzuzählen was alles okay an mir ist oder mir sage, dass jeder Mensch von Geburt an einen unzerstörbaren Wert hat (das glaube ich auch, bei allen außer mir). Das tröstet mich alles aber überhaupt nicht, weil ich mir selbst (und Freunden/meinem Partner sowieso) nicht glaube. Mich macht es traurig, dass ich so schlecht von mir denke und mich selbst so unter Druck setze, aber ich kann diese Überzeugungen nicht loslassen. Weil sie mich gefühlt davor schützen, dass andere meinen geringen Wert erkennen und mich verlassen.
Ich werde das Thema natürlich auch nochmal in meiner Therapie besprechen, habe bisher jedoch über das kognitive Verstehen der Situation hinaus kaum Entlastung bei diesem Thema erlebt, obwohl die Therapie mir in anderen Bereichen sehr hilft. Ich habe auch nicht mehr so viele Stunden.
Ich würde mich freuen, wenn jemand von euch vielleicht von seinen Erfahrungen berichten kann, oder seine Gedanken zu der Situation teilen möchte.
Liebe Grüße
glasglocke
Schlechter Selbstwert
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Hallo Glasglocke,
ich kann seeehr verstehen was du schreibst. Mir geht das auch so. Diese Sicherheit schlecht, böse, weniger wert zu sein. Tief in mir drin. Und der Wunsch andere mögen es erkennen und auch die Sicherheit, dass es so kommen wird. Mir hat tatsächlich mein Vater das auch mal so gesagt. "Wenn die Leute erkennen, wie du wirklich bist, verlassen sie dich". Macht mich heute noch fassungslos und wütend. Mein Vater war einfach ein Scheißnarzisst, ein Arschloch und ich bin nicht das Problem. Ich weiß das jetzt kognitiv. So wie du auch vieles kognitiv schon weißt, aber emotional bleibt die Wunde.
Mir hilft da tatsächlich nur Selbstliebe und Selbstversorgung üben. Auch und viel Imiginativ mit Hilfe von Fantasien und Imaginationen. Das kann aber auch verschieden sein, es muss dir nicht helfen und nicht dein Weg sein. Ich kann nur einfach mal schreiben was mir hiflt. Auch sonst lieb zu mir sein, wann immer es geht. Arbeit mit inneren Kind Anteilen kann auch helfen. Auch nicht hochdissoziativen Menschen, zumindest hör ich das öfter. Mich selbst lieb berühren, einkuschel usw. hilft mir auch.
Du schreibst auch von hohem Druck an dich bzgl. Arbeit, dort funktonieren müssen usw. hab ich nicht, da ich schon lange erwerbsunfähig bin. Was ich dir aber sagen kann, dass das viele viele Menschen haben, weißt du aber sicher auch. Sich über funktionieren definieren und sicher sein, irgendwann auf und rauszufliegen, verlassen zu werden...
Es geht so so vielen Menschen so. Auch das kann manchmal helfen, wenn man zu Vergleichen neigt.
Aber wie gesagt, das meiste sind wirklich Kognitionen und die helfen nur bedingt. Verbindung in der Tiefe brauchen Viele zur Heilung auch.
Liebe Grüße
ich kann seeehr verstehen was du schreibst. Mir geht das auch so. Diese Sicherheit schlecht, böse, weniger wert zu sein. Tief in mir drin. Und der Wunsch andere mögen es erkennen und auch die Sicherheit, dass es so kommen wird. Mir hat tatsächlich mein Vater das auch mal so gesagt. "Wenn die Leute erkennen, wie du wirklich bist, verlassen sie dich". Macht mich heute noch fassungslos und wütend. Mein Vater war einfach ein Scheißnarzisst, ein Arschloch und ich bin nicht das Problem. Ich weiß das jetzt kognitiv. So wie du auch vieles kognitiv schon weißt, aber emotional bleibt die Wunde.
Mir hilft da tatsächlich nur Selbstliebe und Selbstversorgung üben. Auch und viel Imiginativ mit Hilfe von Fantasien und Imaginationen. Das kann aber auch verschieden sein, es muss dir nicht helfen und nicht dein Weg sein. Ich kann nur einfach mal schreiben was mir hiflt. Auch sonst lieb zu mir sein, wann immer es geht. Arbeit mit inneren Kind Anteilen kann auch helfen. Auch nicht hochdissoziativen Menschen, zumindest hör ich das öfter. Mich selbst lieb berühren, einkuschel usw. hilft mir auch.
Du schreibst auch von hohem Druck an dich bzgl. Arbeit, dort funktonieren müssen usw. hab ich nicht, da ich schon lange erwerbsunfähig bin. Was ich dir aber sagen kann, dass das viele viele Menschen haben, weißt du aber sicher auch. Sich über funktionieren definieren und sicher sein, irgendwann auf und rauszufliegen, verlassen zu werden...
Es geht so so vielen Menschen so. Auch das kann manchmal helfen, wenn man zu Vergleichen neigt.
Aber wie gesagt, das meiste sind wirklich Kognitionen und die helfen nur bedingt. Verbindung in der Tiefe brauchen Viele zur Heilung auch.
Liebe Grüße
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- [nicht mehr wegzudenken]
, 51
- Beiträge: 3621
Mir hat eine lange Analyse geholfen, in der ich mich immer wieder mit meiner Angst, meiner Scham gezeigt habe und all diese fürchterlichen Gefühlen wieder und wieder ausgehalten habe, mit einem mir zugewandten Menschen an meiner Seite. Hat lange gedauert, aber irgendwann, nach langer Zeit konnte ich erst das Mitgefühl meiner Therapeutin ertragen, mich dann irgendwann selber bedauern und mich am Ende sogar tief gemocht und angenommen fühlen, ein Gefühl, das für mich alles verändert hat.
Nili, mein Vater hat etwas Ähnliches gesagt: Außer mir kann Dich niemand ertragen ...
Nili, mein Vater hat etwas Ähnliches gesagt: Außer mir kann Dich niemand ertragen ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
, 26
- Beiträge: 1
Ich danke euch beiden für die Antworten. Es berührt mich sehr, dass ihr auch solche Probleme mit dem Thema habt/hattet und was euch furchtbares an den Kopf geworfen wurde. Das hat wirklich niemand verdient.
Eure Antworten gehen auf jeden Fall in eine Richtung, die einiges in mir anstößt, von der ich mir vorstellen kann, dass sie mir helfen könnte - aber die auch ganz viel Widerstand in mir auslöst. Ich habe neben dem niedrigen Selbstwert auch das Problem, eigene Verletzungen überhaupt anzuerkennen, meinen Schmerz als Unrecht anzuerkennen. Da muss ich wohl noch intensiv dran arbeiten
Denn emotional erstmal anzuerkennen, dass ich gar nicht verdient habe, mich so schlecht zu fühlen, ist ja quasi eine Grundvoraussetzung, um dann etwas dagegen zu tun…
Ihr sagt beide, dass verlässliche Verbindungen zu anderen Personen und die Erfahrung, dass die Person dann trotzdem „noch da ist“ wichtig sind, und da würde ich euch zustimmen. Meine Verlustängste sind z.B. während meiner Beziehung schon deutlich seltener geworden. Aber je länger eine tiefe Bindung da ist, desto schlimmer fühlt sich meine Angst, „enttarnt“ und verlassen zu werden an - denn dann sind die Konsequenzen schlimmer für mich. In meinem Kopf sind alle meine Schwächen und Unzulänglichkeiten wie Tropfen, die in ein Fass laufen, und auch wenn mein Partner es jetzt 4 Jahre mit mir ausgehalten hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Fass irgendwann überläuft…Weil ich, egal wieviel Mühe ich mir gebe, keinen Tropfen mehr aus dem Fass rausholen kann. Und weil ich nicht weiß, wie groß das Fass ist, kann ich kein Gefühl von „Puh, er ist doch noch da!“ abspeichern. Denn der große Knall kann ja jederzeit noch kommen. Ich möchte aber auch nicht in ständiger Angst leben.
Ich merke gerade auch, dass das Thema wirklich viel mit mir macht emotional. Vielleicht ein erster Schritt in Richtung Selbstmitgefühl…
Eure Antworten gehen auf jeden Fall in eine Richtung, die einiges in mir anstößt, von der ich mir vorstellen kann, dass sie mir helfen könnte - aber die auch ganz viel Widerstand in mir auslöst. Ich habe neben dem niedrigen Selbstwert auch das Problem, eigene Verletzungen überhaupt anzuerkennen, meinen Schmerz als Unrecht anzuerkennen. Da muss ich wohl noch intensiv dran arbeiten

Ihr sagt beide, dass verlässliche Verbindungen zu anderen Personen und die Erfahrung, dass die Person dann trotzdem „noch da ist“ wichtig sind, und da würde ich euch zustimmen. Meine Verlustängste sind z.B. während meiner Beziehung schon deutlich seltener geworden. Aber je länger eine tiefe Bindung da ist, desto schlimmer fühlt sich meine Angst, „enttarnt“ und verlassen zu werden an - denn dann sind die Konsequenzen schlimmer für mich. In meinem Kopf sind alle meine Schwächen und Unzulänglichkeiten wie Tropfen, die in ein Fass laufen, und auch wenn mein Partner es jetzt 4 Jahre mit mir ausgehalten hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Fass irgendwann überläuft…Weil ich, egal wieviel Mühe ich mir gebe, keinen Tropfen mehr aus dem Fass rausholen kann. Und weil ich nicht weiß, wie groß das Fass ist, kann ich kein Gefühl von „Puh, er ist doch noch da!“ abspeichern. Denn der große Knall kann ja jederzeit noch kommen. Ich möchte aber auch nicht in ständiger Angst leben.
Ich habe mich in deinen Beschreibungen sehr wiedergefunden. Danke, dass du geteilt hast, was dir hilft! Ich werde versuchen, ein paar Sachen davon mehr umzusetzen. Kannst du etwas genauer sagen, was du mit Imaginationen meinst? Nutzt du da bestimmte Übungen?Nili hat geschrieben: Fr., 14.02.2025, 16:53 Mir hilft da tatsächlich nur Selbstliebe und Selbstversorgung üben. Auch und viel Imiginativ mit Hilfe von Fantasien und Imaginationen. Das kann aber auch verschieden sein, es muss dir nicht helfen und nicht dein Weg sein. Ich kann nur einfach mal schreiben was mir hiflt. Auch sonst lieb zu mir sein, wann immer es geht. Arbeit mit inneren Kind Anteilen kann auch helfen. Auch nicht hochdissoziativen Menschen, zumindest hör ich das öfter. Mich selbst lieb berühren, einkuschel usw. hilft mir auch.
Es freut mich zu hören, dass die Analyse dir so gut geholfen hat! Ich befürchte, es braucht auch tatsächlich einfach noch Zeit bei mir. Mitgefühl und Selbstmitgefühl ertragen fällt mir sehr schwer, ich glaube deshalb hat sich bei dem Thema in der Therapie auch noch nicht so viele getan. Und weil ich so große Ängste habe, was passiert, wenn ich die „Schutzfunktion“ von harscher Selbstkritik und hohem Ansprüchen verliere - was dann noch von mir über bleibt.ziegenkind hat geschrieben: Fr., 14.02.2025, 17:26 Hat lange gedauert, aber irgendwann, nach langer Zeit konnte ich erst das Mitgefühl meiner Therapeutin ertragen, mich dann irgendwann selber bedauern und mich am Ende sogar tief gemocht und angenommen fühlen, ein Gefühl, das für mich alles verändert hat.
Ich merke gerade auch, dass das Thema wirklich viel mit mir macht emotional. Vielleicht ein erster Schritt in Richtung Selbstmitgefühl…
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Hallo Glasglocke,
ich stell mir meist einfach eigenständig Sachen vor, die grad automatisch schon im Kopf sind. Meistens ist es gerade das was mir dann hilft und ich kann auch schnell wechseln, wenn ich spüre es passt gerade nicht. Also zbsp. stell ich mir vor mich an einem dicken Seil einen Berg hochzuziehen, oder ich stell mir mich in einem Sonnenblumenfeld vor zbsp. Daraus entstehen automatisch innere Geschichten die gerade passen. Das geht nicht für jeden so. Viele nutzen vorgefertigte geleitete Imaginationen. Es gibt zbsp. traumatherapeutische von Luise Reddemann. Speziell wirklich für Trauma. Innerer sicherer Ort, Baumübung, Tresor usw. und ansonsten gibt es allgemein massig imaginationsübungen online sicher. Selbst wenn du über die onleihe deiner örtlichen Bücherei guckst, findest du wahrscheinlich was.
Ich persönlich, muss ich noch dazu sagen, hab halt sehr sehr viel Fantasie, kann mir seeeehr gut Sachen vorstellen usw. bei mir funktioniert das deswegen mit dem in innere Filme gehen u.a. wenn man das nicht kann, heißt das nichts. Das ist verschieden je nach Person.
Liebe Grüße
ich stell mir meist einfach eigenständig Sachen vor, die grad automatisch schon im Kopf sind. Meistens ist es gerade das was mir dann hilft und ich kann auch schnell wechseln, wenn ich spüre es passt gerade nicht. Also zbsp. stell ich mir vor mich an einem dicken Seil einen Berg hochzuziehen, oder ich stell mir mich in einem Sonnenblumenfeld vor zbsp. Daraus entstehen automatisch innere Geschichten die gerade passen. Das geht nicht für jeden so. Viele nutzen vorgefertigte geleitete Imaginationen. Es gibt zbsp. traumatherapeutische von Luise Reddemann. Speziell wirklich für Trauma. Innerer sicherer Ort, Baumübung, Tresor usw. und ansonsten gibt es allgemein massig imaginationsübungen online sicher. Selbst wenn du über die onleihe deiner örtlichen Bücherei guckst, findest du wahrscheinlich was.
Ich persönlich, muss ich noch dazu sagen, hab halt sehr sehr viel Fantasie, kann mir seeeehr gut Sachen vorstellen usw. bei mir funktioniert das deswegen mit dem in innere Filme gehen u.a. wenn man das nicht kann, heißt das nichts. Das ist verschieden je nach Person.
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