Starke Vorwürfe und sprunghafte Gedanken an Früheres

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Flocke_89
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 33
Beiträge: 2

Starke Vorwürfe und sprunghafte Gedanken an Früheres

Beitrag Sa., 23.03.2024, 20:49

Hallo Zusammen,

ich leide seit meiner Jugend an schweren Depressionen, was mitunter meiner schweren Biografie geschuldet ist.

Ich mache momentan eine psychoanalytischen Therapie. Diese geht mittlerweile fast drei Jahre.

Ich vertraue meiner Therapeutin und sie ist auch sehr erfahren, weshalb ich mich immer bei ihr gut aufgehoben gefühlt habe.
Leider sind wir an einen Punkt gekommen, wo ich offen gesagt habe, dass ich anderen Menschen nicht vertrauen möchte und mich deshalb auch nicht in der Lage sehe jemals ein für mich erfülltes Leben führen zu können. Für mich stellt dies einen ausschlagenden Grund dar alles was wir bisher erarbeitet haben als zweitrangig anzusehen.
Ich bin momentan in einem so tiefen Loch, dass ich an meinen freien Tagen ununterbrochen weinen muss und ständig an frühere Erlebnisse denke. Dies macht mir extrem zu schaffen. So stark, dass ich kein Leben mehr für mich sehe. Der Schmerz und die Scham sind unerträglich.
Ich mache mir starke Vorwürfe darüber wie ich früher gehandelt habe und was ich alles falsch gemacht habe. Je nach Erinnerug fühle ich mich wie eine Versagerin, wie eine schlechte Person auf die andere mit dem Finger zeigen und sich denken, wie kann man nur so sein. Es geht so über Stunden manchmal Tage. Habe ich bei einer Erinnerung alle möglichen Gefühle wie Scham, Schuld und Schmerz durchlebt, kommt etwas anderes hoch, das sich genauso oder schlimmer als das Vorherige anfühlt. An einem Tag durchlebe ich so verschiedene frühere Lebensphasen als Tortur.

In den Therapiestunden sitzen wir fest, weil ich einfach nicht loslassen kann und alles was ich sage nur noch als Gejammere und Opferhaltung rüberkommt. Am Donnerstag ist es dann eskaliert, weil ich meiner Therapeutin gesagt habe, dass ich mich suizidal fühle. Sie meinte ich müsste mich entscheiden, denn man könne die Vergangenheit nicht ändern und ich kann meine Kindheit nicht als Vorwand für alles nehmen und das Leben deshalb verweigern, obwohl ich so viele Möglichkeiten habe.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich weiß nciht wie aus der Abwärtsspirale wieder rauskommen soll und wie ich jetzt therapeutisch weiter gehen soll. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie mich wieder nimmt und ob ich dies überhaupt möchte.

Hat jemand vllt. Gedanken oder Erfahrungen, die er mit mir teilen würde?

Vielen Dank.









0

Werbung

Benutzeravatar

Kirchenmaus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1071

Beitrag Sa., 23.03.2024, 20:57

Hallo Flocke,

willkommen im Forum.

Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Ich mache auch eine analytische Therapie und weiß, dass sich diese Konfrontation mit sich selbst teilweise unerträglich anfühlen kann.

Zum besseren Verständnis möchte ich dich gerne etwas fragen.
Flocke_89 hat geschrieben: Sa., 23.03.2024, 20:49 Am Donnerstag ist es dann eskaliert, weil ich meiner Therapeutin gesagt habe, dass ich mich suizidal fühle. Sie meinte ich müsste mich entscheiden, denn man könne die Vergangenheit nicht ändern und ich kann meine Kindheit nicht als Vorwand für alles nehmen und das Leben deshalb verweigern, obwohl ich so viele Möglichkeiten habe.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich weiß nciht wie aus der Abwärtsspirale wieder rauskommen soll und wie ich jetzt therapeutisch weiter gehen soll. Ich bin mir auch nicht sicher, ob sie mich wieder nimmt und ob ich dies überhaupt möchte.
Wie meinst du das, es ist eskaliert? Habt ihr heftig diskutiert? Gestritten? Hast du sie beleidigt? Hast du die Therapie beendet? Wieso sollte sie dich nicht wieder nehmen wollen? Hast du keine regelmäßigen Stunden (mehr)?

Inhaltlich hat sie natürlich recht, dass man sich entscheiden muss etc. Aber es kommt halt auch auf die Art an, wie man so etwas vermittelt bekommt, finde ich.

Wie seid ihr denn jetzt verblieben?
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3983

Beitrag Sa., 23.03.2024, 21:25

Flocke_89 hat geschrieben: Sa., 23.03.2024, 20:49
In den Therapiestunden sitzen wir fest, weil ich einfach nicht loslassen kann und alles was ich sage nur noch als Gejammere und Opferhaltung rüberkommt. Am Donnerstag ist es dann eskaliert, weil ich meiner Therapeutin gesagt habe, dass ich mich suizidal fühle. Sie meinte ich müsste mich entscheiden, denn man könne die Vergangenheit nicht ändern und ich kann meine Kindheit nicht als Vorwand für alles nehmen und das Leben deshalb verweigern, obwohl ich so viele Möglichkeiten habe.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich weiß nciht wie aus der Abwärtsspirale wieder rauskommen soll und wie ich jetzt therapeutisch weiter gehen soll.
Wenn es dir so schlecht geht dass du sogar an Suizid denkst ist eine ambulante Therapie vielleicht gerade nicht das Richtige.
Hast du mal über einen stationären Aufenthalt nachgedacht? Nimmst du Medikamente?

Letztlich ist es schon eine Entscheidung, für das Leben. Und diese Entscheidung kannst nur du treffen. Allerdings brauchst du dazu Hilfe, das geht nicht einfach so. Womöglich ist jetzt die Analyse auch nicht mehr die richtige Therapie, da gibt es gerade bei Depression andere Ansätze.

Sprich mit deiner Therapeutin wie es weiter gehen kann und soll


Thread-EröffnerIn
Flocke_89
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 33
Beiträge: 2

Beitrag Sa., 23.03.2024, 21:37

Hallo Kirchenmaus,

Wie meinst du das, es ist eskaliert?
Sie meinte sie würde für das Leben stehen und wie ich glauben kann, dass sie mich in den Tod begleiten würde.

Habt ihr heftig diskutiert?
Sie war stark aufgewühlt und meinte, dass sie doch wisse, dass ich seit 15 Jahren suizidal sei, weil ich oft eine Sinnlosigkeit in meinem Leben anbringe.

Gestritten? Hast du sie beleidigt?
Sie hat sich stark angegriffen gefühlt, weil ich dadurch unsere gemeinsame Arbeit wegwerfen würde. Sie war moderat laut mir gegenüber und hat mir Vorwürfe gemacht. Im Rückblick bin ich überrascht, dass ich sehr ruhig war aber auch direkt. Ich habe mich geweigert in die Klinik zu gehen und sie wusste leider nur zu gut, dass eine Zwangseinweisung bei mir nur ein weiteres Trauma auslösen würde. Somit ist nichts rausgekommen, außer dass wir beide weinend auseinander gegangen sind.

Ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung für mein Leben vielleicht in dem Moment auf sie abgewältzt habe und mich kindisch verhalten habe, indem ich sie vor vollendete Tatsachen gestellt habe. Aber es war einfach innerlich nichts zum greifen da was ich ausdrücken hätte können.

Hast du die Therapie beendet? Wieso sollte sie dich nicht wieder nehmen wollen?
Sie möchte keine suizidalen Patienten (in meinem Ausmaß) haben, weil Sie auch keine Polizei, wie sie es sagt, bei sich in der Praxis haben möchte, die ihr sagt, dass ich mich umgebracht habe.

Hast du keine regelmäßigen Stunden (mehr)?
Ich habe noch einiges an Stunden bvei ihr offen. Dies würde kein Problem darstellen.

Werbung

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag Sa., 23.03.2024, 21:44

Hilft dir die analytische Therapie denn, in dem Sinne dass du (grundsätzlich) in der Lage bist, Schritte aus der Depression heraus zu machen? Also, ist die akute Krise ein Zwischentief oder geht es gar nicht bergauf für dich innerhalb dieser Therapie? Was sind deine Ziele für diese Therapie? Hast du schon mal überlegt, ob analytische Therapie für dich und deine Probleme das passende ist?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1702

Beitrag Sa., 23.03.2024, 21:52

Flocke_89 hat geschrieben: Sa., 23.03.2024, 20:49 . Je nach Erinnerug fühle ich mich wie eine Versagerin, wie eine schlechte Person auf die andere mit dem Finger zeigen und sich denken, wie kann man nur so sein. Es geht so über Stunden manchmal Tage. Habe ich bei einer Erinnerung alle möglichen Gefühle wie Scham, Schuld und Schmerz durchlebt, kommt etwas anderes hoch, das sich genauso oder schlimmer als das Vorherige anfühlt. An einem Tag durchlebe ich so verschiedene frühere Lebensphasen als Tortur.
Ja, es ist vielleicht eine Tortur. Aber es ist deine Vergangenheit. Da kennt du dich aus. Du weißt auch, dass du jetzt in der Gegenwart bist. Die Passivität ist eben trotz allem ein Schutz. So muss du dich nicht mit der Angst, der Unsivherheit, der Haltlosikgkeit etc. pp. auseinander setzen und was da alles auf dich zu kommt, wenn du dich auf was neues einlasseb würdest.

Immer wieder vergannes duchzukaueb, gibt einem ja auch so eine gestörte Art von Sicherheit.
Und keiner kann dir das nehmen. Nur dann brauchst du wirklich auch gerade keine Therapie machen, weil alles einfach so beim alten lassen wollen und sich nicht auf Veränderungen einlassen können und wollen ... Was willst du dann in der Therapie? Auf der Stelle treten kannst du ja auch sehr gut allein zuhause,
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf


Thread-EröffnerIn
Flocke_89
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 33
Beiträge: 2

Beitrag Sa., 23.03.2024, 22:02

Hallo chrysokoll,

[/quote]

Wenn es dir so schlecht geht dass du sogar an Suizid denkst ist eine ambulante Therapie vielleicht gerade nicht das Richtige.
Hast du mal über einen stationären Aufenthalt nachgedacht? Nimmst du Medikamente?

Letztlich ist es schon eine Entscheidung, für das Leben. Und diese Entscheidung kannst nur du treffen. Allerdings brauchst du dazu Hilfe, das geht nicht einfach so. Womöglich ist jetzt die Analyse auch nicht mehr die richtige Therapie, da gibt es gerade bei Depression andere Ansätze.

Sprich mit deiner Therapeutin wie es weiter gehen kann und soll
[/quote]

Ich bin sturr und momentan unglaublich kompromisslos allem und mir gegenüber aufgestellt. Aufgrund schlechter Erfahrungen mit Kliniken und anderen Therapeuten, weigere ich mich seit 10 Jahren stationär behandeln zu lassen. Ich war letztes Jahr in einer Selbsthilfegruppe für Depressionen. Zum Ende hin bin ich ausgestiegen, weil ich das Gefühl hatte fehl am Platz zu sein und mit den Teilnehmern nicht die gleichen Lebensschwierigkeiten zu haben außer der offensichtlichen Depressionssymptomatik. Dies möchte ich nicht in einer Klinik wieder erleben.

Ich habe das Gefühl, dass die Depression nicht das Problem in meinem Leben ist. Ich weigere mich mein eigenes Leben zu akzeptieren. Iregendwann sind wir an dem Punkt in der Therapie gelandet, wo ich realisiert habe, dass das ersehnte Leben, wegen dem ich erst überhaupt immer weitergekämpft hatte, niemals eintreten wird.

Benutzeravatar

AndreaKreu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 40

Beitrag So., 24.03.2024, 08:26

Das ist typisches Analyse Ding-in der psyche rumwühlen, den ganzen dreck hochschleudern und dann empört sein, wenn der Patient dekompensiert und nicht mehr weiter weiss.
Evt solltest du über eine richtige Traumatherapie nachdenken, das ist ein Untetschied wie Tag und Nacht.
Allerdings musst du dich fürs weiterkommen entscheiden

Benutzeravatar

Kirchenmaus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1071

Beitrag So., 24.03.2024, 11:22

AndreaKreu hat geschrieben: So., 24.03.2024, 08:26 Das ist typisches Analyse Ding-in der psyche rumwühlen, den ganzen dreck hochschleudern und dann empört sein, wenn der Patient dekompensiert und nicht mehr weiter weiss.
Evt solltest du über eine richtige Traumatherapie nachdenken, das ist ein Untetschied wie Tag und Nacht.
Allerdings musst du dich fürs weiterkommen entscheiden
Jetzt musste ich kurz ein bisschen lachen, weil das ja doch in ihrer Absolutheit sehr starke Worte sind. :) Ich selbst habe sowohl Erfahrung mit Trauma- als auch analytischer Therapie und konnte für mich feststellen, dass beide in ihrer Weise für unterschiedliche Seelenschichten und Phasen im Leben hilfreich sind.
Wir wissen ja gar nicht, ob der Dreck "geschleudert" wurde. Wir wissen nicht, ob die Therapeutin "empört" war. Sie war offensichtlich aufgewühlt, aber das kann auch schlicht mit menschlicher Berührbarkeit zu tun haben. Und ob eine Traumatherapie vonnöten ist, ist auch nicht wirklich bekannt.

@Flocke, danke, dass du meine Fragen beantwortet hast.
Kann es sein, dass unter deiner Verbitterung eine furchtbare Wut steckt, die keinen Weg nach außen findet? Oder ist es eine Sehnsucht? Eine unerlöste Traurigkeit?

Wie sieht es bei dir mit Bewegung aus? Mit künstlerischem Ausdruck? Mit Singen? Mit Kontakt zu Tieren? Meditation? Ich hab irgendwie das Gefühl, dass deine Erstarrung eine Erschütterung bräuchte, um Risse zu bekommen und das eigentliche Gefühl loszulassen.

Wie bist du denn jetzt mit der Therapeutin verblieben?

Lieben Gruß
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1702

Beitrag So., 24.03.2024, 12:03

Flocke_89 hat geschrieben: Sa., 23.03.2024, 22:02 . Ich weigere mich mein eigenes Leben zu akzeptieren. Iregendwann sind wir an dem Punkt in der Therapie gelandet, wo ich realisiert habe, dass das ersehnte Leben, wegen dem ich erst überhaupt immer weitergekämpft hatte, niemals eintreten wird.
Ja, deshalb lieber gar nicht mit der Realität auseinander setzen. Und schon den allerkleinsten Schritt abblocken, der in diese Richtung führen würde.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

Benutzeravatar

AndreaKreu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 40

Beitrag So., 24.03.2024, 12:13

Kirchenmaus hat geschrieben: So., 24.03.2024, 11:22 Jetzt musste ich kurz ein bisschen lachen, weil das ja doch in ihrer Absolutheit sehr starke Worte sind. :) Ich selbst habe sowohl Erfahrung mit Trauma- als auch analytischer Therapie und konnte für mich feststellen, dass beide in ihrer Weise für unterschiedliche Seelenschichten und Phasen im Leben hilfreich sind.
Wir wissen ja gar nicht, ob der Dreck "geschleudert" wurde. Wir wissen nicht, ob die Therapeutin "empört" war. Sie war offensichtlich aufgewühlt, aber das kann auch schlicht mit menschlicher Berührbarkeit zu tun haben. Und ob eine Traumatherapie vonnöten ist, ist auch nicht wirklich bekannt.
Schön, dass es dich zum lachen bringt wenn andere Menschen über ihre Erfahrungen sprechen.

Es wimmelt hier im Forum von ebensolchen Erfahrungen. Analyse dient zum Erkenntnisgewinn und unterstützt nicht. Auch das kannst du hier nachlesen.

Daran ändern auch deine persönliche Erfahrung nichts dran.

Benutzeravatar

Gespensterkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 1454

Beitrag So., 24.03.2024, 13:14

Ich weiß nicht, ob es der TE nun wirklich hilft, wenn hier über Therapieverfahren "geschimpft" wird - dass die Meinungen diesbezüglich auseinander gehen, das ist bekannt.

Deine Therapeutin hat doch im Grunde genommen recht, oder? Es ist nicht ihr Auftrag, Dich zum Suizid zu begleiten. Ihr Auftrag ist es, Dich im lebendigen Zustand zu begleiten. Und wenn Du Dich entscheidest, Therapie zu machen, dann entscheidest Du Dich ein Stück weit für eine Alternative zum Suizid.
Vielleicht bist Du gerade an einem (schwierigen) Punkt, wo Du Dich nochmals aktiv und bewusst für Dich, für die Therapie, für das Leben entscheiden musst, um erst einmal weiter zu machen. Das muss ja nicht eine Entscheidung für immer sein. Aber für jetzt wäre es notwendig, weil sonst die Therapie nicht weiterhelfen kann.
Suizid bedeutet: gegen Dich, gegen die Therapie, gegen das Leben.
Das ist jetzt natürlich sehr pauschal und natürlich können Suizidgedanken auftreten. Das ist auch Therapeuten klar. Aber auch bei allen Suizidgedanken braucht es dennoch immer ein klares Bekenntnis dazu, dass Du davon loskommen willst und Du therapie machen möchtest und dem eine Chance geben möchtest!

Benutzeravatar

Tobe
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 614

Beitrag Mo., 25.03.2024, 05:42

Hallo Flocke,

ich leide ebenfalls seit meiner Kindheit (12. Lebensjahr) wohl an schweren Depressionen und einer unbehandelten kPTBS. Ich hatte mein Leben trotz allem und auch weiteren Schicksalsschlägen irgendwie immer noch im Griff, bis zuletzt dann noch mein langjähriger Partner verstarb und in Folge dessen dann alles aufbrach und zusammenbrach.

Auch bin ich eigentlich mehr oder minder schon seit meiner Kindheit suizidal unterwegs, inkl. Suizidversuche. Und bei jedem erneuten Schicksalsschlag bricht dies wieder durch, sowie auch die Hoffnungslosigkeit.
Dennoch, ich lebe noch und halte wohl immer noch am Leben fest.

Mein Therapeut (VT) weiß auch davon, also von den suizidalen Gedanken und daß ich mich eigentlich aufgegeben habe. Dennoch gibt er mich nicht auf.
Momentan hält mich eigentlich nur noch die Therapie am Leben, weshalb mein Therapeut mich auch nie ohne weitere Termine gehen lässt und wenn ein Termin mal ausfällt, macht er gleich immer auch einen neuen Termin mit mir aus.

Ich bin momentan in einer ähnlich “festgefahrenen“ und verzweifelten Situation.
Ich vertraue keinem Menschen, außer mittlerweile meinem Therapeuten, wobei ich bei ihm auch über ein Jahr gebraucht habe. Ich bin jetzt ca. 3 Jahre bei ihm und erst vor einem halben Jahr habe ich ihm den Einblick gewähren können, wie schlecht es mir wirklich geht, inkl. Zustand meiner Wohnung. :red:
Dies war für mich ein sehr großer und sehr schwieriger Schritt.
Dadurch haben sich die Prioritäten in der Therapie verschoben und ich bekomme jetzt eine andere Art Unterstützung durch ihn. Auch soll jetzt sobald ich bereit bin eine s.g. Soziotherapie begleitend angeleiert werden.


So gesehen hat Deine Therapeutin natürlich recht damit, daß sie Dich nur begleiten kann, wenn Du weiterhin am Leben festhältst und weiterhin (wenn auch mit Unterstützung) bereit bist, für ein lebenswertes Leben zu kämpfen.
Mein Therapeut stellt mir auch immer wieder diese Fragen.

Es ist natürlich die Frage, ob für Dich zur Zeit eine analytische Therapie so hilfreich ist, oder ggf. eine andere Therapierichtung Dich momentan weiter bringen würde.

Eine Therapie bringt nur dann etwas, wenn der Klient noch “willig“ ist.
Klingt jetzt blöd, aber wenn Du Dich aufgibst, kann Dir niemand helfen.

Ich hatte mich auch aufgegeben und kämpfe mich gerade aus dieser Situation des Aufgebens (weil alles so sinnlos erscheint) wieder heraus. Zwar nur durch die Hilfe meines Therapeuten, aber ich versuche es jetzt doch wieder.
Ich kämpfe dabei auch gegen die Gefühle wie Angst, Scham, Schuld und Schmerzen an und fühle mich immer wieder wie ein Versager.

Ich denke eine ganz wichtige Frage die Du Dir stellen solltest...
Was brauchst Du aktuell an Unterstützung, um den Lebenswillen zu erhalten und die Kraft zum Durchhalten zu gewinnen, bis dieses Ziel erreicht ist?
Was könnte Dir aktuell helfen?
Dies musst Du nicht hier beantworten, sondern nur für Dich.


L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

Benutzeravatar

alatan
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 1005

Beitrag Di., 26.03.2024, 13:57

Bei so schwerer Depressivität ist eine analytische Behandlung nicht nur nicht hilfreich, sondern regelrecht kontraindiziert. Da sind unterstützende Gesprächsangebote, Medikamente und andere biologische Verfahren wesentlich hilfreicher. Ich habe schon etliche Menschen erlebt, die durch falsche Psychotherapie zerstört wurden. Und eine Therapeutin, die über ihr Versagen mit der Patientin heult, sollte sich dringend erstmal mit ihren eigenen psychischen Problemen beschäftigen, anderenfalls Beruf verfehlt.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag