Kein Antrieb - keine Konzentration

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Dolamroth
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Kein Antrieb - keine Konzentration

Beitrag Di., 06.07.2021, 07:44

Hallo!

Mittlerweile bin ich relativ am Ende und weiß da irgendwie nicht mehr weiter.

Ich kann mein Problem auch gar nicht mal klar strukturieren und schreibe jetzt einfach mal drauf los.

Ich habe eigentich ein gutes Leben. Frau, gesunde Kinder, ein Eigenheim in einer schönen Gegend. Was bei mir gar nicht funktioniert ist das Arbeitsleben. Mittlerweile denke ich, dass ich einfach ein faules Stück bin. Ich habe nun innerhalb der letzte 5 Jahre 4 mal die Firma gewechselt, wobei einmal aufgrund Corona auch erzwungen war. Ich dachte immer, dass ich vielleicht mein Interessensgebiet erst finden muss, dann wird das schon, aber ich fühle mich nirgends auch nur ansatzweise wohl. Ich kann mich absolut nicht konzetnrieren, kann auch keine noch so kurze Mail sinnerfassend lesen, weil ich immer irgendwie abschweife. Ich kann mich in kein Projekt einlesen, ich schaffe die ersten Zeilen einfach
nicht, da ich in den ersten paar Sekunden an irgendwas anderes denke. Ein Gesetzestext? Absolut keine Chance, das schaffe ich einfach nicht. In meinem Kopf stolpern soviel Gedanken herum, keinen davon kann ich auch nur im Ansatz isolieren und fertig denken. Es ist wie früher, wenn man den TV angeschaltet hat und kein Bild kam bzw. kein Sender gefunden wurde, sondern nur dieses "Ameisengewusel" zu sehen war. Manchmal bilde ich mir ein, dass ich auch ein leises Surren dazu vernehme. Irgendwie kommt es dann dazu, dass ich viele Dinge dann gleichzeit nachmachen will, was dann natürlich gar nicht funktioniert und es wächst mir dann alles natürlich über den Kopf. An und für sich habe ich einen relativ sinnvollen Job im Umweltbereich. Ich blicke aber trotzdem voller Neid auf diejenigen, die einen wirklich sinnvollen Job haben und Leuten helfen zB.

Das geht aber auch im privaten Leben so weiter. In der Früh die Zeitung lesen? Keine Chance, kann mich nicht konzentrieren. Die Anleitung für den neuen Drucker? Nur unter größten Stress schaffe ich das.

Ich habe auch absolut null Antrieb oder Motivation für irgendwas - es sei denn es ist mal was handwerkliches oder der Rasen ist zu mähen, das mache ich relativ gerne. Ich putze auch "gerne", denn ich mag es sauber. In der Früh aus dem Bett zu kommen schaffe ich nur mit Mühe, aber ich schaffe es noch. Obwohl ich eigentlich immer versuche ~7 h zu schlafen bin ich am nächsten Tag völlig k.o. Das merke ich dann auch in der Arbeit, vielleich daher meine Konzentrationsschwäche.

Aus meiner jetzigen Arbeit will ich schon wieder nur mehr weg, weil mich das schlechte Gewissen so sehr plagt, aber ich kann nicht schon wieder wechseln, das wäre mir sehr peinlich und unangenehm. Zudem ist noch ein Wechsel kaum im Lebenslauf argumentierbar.

Möglicherweise habe ich mich und meine Fähigkeiten aber auch immer stark überschätzt und knalle jetzt auf den Boden der Realität auf. Vielleicht ist es extreme Faulheit gepaart mit Desinteresse an der Welt. Übrigens Desinteresse: Ich fühle oft kaum Trauer oder andere Gefühle, irgendie leicht apathisch. Ab und zu komme ich dann aber auch fast zum weinen, wenn ich über harte Schicksale erfahre, meistens wenn es um Kinder geht. Vielleicht, weil ich mittlerweile auch selber welche habe. Freude über irgendwas empfinde ich kaum. Hin und wieder gönne ich mir irgendwas, zB ein neues Handy oder ein Buch (das ich sowieso nie lese). Da habe ich dann ein paar Tage "Freude", wobei die Vorfreude überwiegt, und wenns dann da ist, ist es eh schon wieder komplett uninteressant und ein schlechtes Gewissen breitet sich aus.

Ich bin auch extrem schnell gestresst und habe irre wenig Geduld. Das Gequengel der Kinder ertrage ich kaum und ich muss in einen anderen Raum oder nach draussen flüchten. Wenn ich weiß, dass wir zB in den Zoo gehen, bin ich schon am Vorabend gestresst: Sachen einpacken, ja nix vergessen, verdammten Parkplatz suchen, hoffentlich keine Warteschlange, hoffentlich einen Platz wo man essen kann, hoffentlich vergeht die Zeit dann schnell, hoffentlich bin ich bald zuhause und kann mich - wenn alles im Haus ruhig ist - auf meine rettende Couch setzen. Das ist auch der einzige Platz im ganzen Haus, wo ich mich sicher fühle, zeitlich und räumlich. Wenn die Kids schlafen, meine Frau was anderes macht, dann kann ich endlich meinen Kopf abknipsen und wie ein behämmerter Zombie auf den TV glotzen. Was mir für den nächsten Tag wieder ein schlechtes Gewisse einbringt.

Am meisten geht mir aber auf die Nerven, dass ich mich einfach nicht konzentrieren kann und ich keine Freude und kein Interesse mehr an den Tag legen kann. Ab und zu kam mir auch schon der Gedanke beim Nachhausefahren in der nächsten Kurve einfach grad aus zu fahren. Kann sein, dass das aber auch nur ein Ausdruck von erbärmlichen Selbstmitleid ist.

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Sinarellas
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Beitrag Di., 06.07.2021, 11:55

Was spricht gegen eine psychotherapie? KO-Sein, schlechter nicht regenerierende Schlaf, starke Konzentrationsstörungen, starkes destruktives Selbstgefühl, parasuizidale Gedanken, ichw ürde sagen,d as sind alles ganz wunderbare Themen um sie ambulant zu betrachten und individuelle Lösungen dafür zu finden.
Du suchst ja förmlich nach Negativ-Bestätigung deines festgefahrenen Selbstbildes, das ist grundlegend nicht gesund, weder für dich noch deine Familie.
Such dir doch mal einen Nervenarzt in deiner Umgebung und schildere deine Symptome, das muss SO nicht bleiben und kann mit Geduld und Ausdauer, Kreativität und Offenheit gelöst werden!
Nur Mut.
..:..


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Dolamroth
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Beitrag Di., 06.07.2021, 12:25

Was gegen eine Therapie spricht? Fehlendes Geld und Zeit, und absolut keine Kraft in mir herum zu stöbern und irgendwelchen Kindheitskram herauszuarbeiten, das dann in einer open-end Therapie endet. Darüber hinaus vertraue ich extrem schwer und bin arg misstrauisch. Auch einer/einem Therapeuten/in gegenüber.

Edit: Danke für die Antwort!

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Sydney-b
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Beitrag Di., 06.07.2021, 13:07

Hast du dich schon mal auf ADHS testen lassen?

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Dolamroth
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Beitrag Di., 06.07.2021, 13:15

Sydney-b hat geschrieben: Di., 06.07.2021, 13:07 Hast du dich schon mal auf ADHS testen lassen?
Hallo!
Nein, das habe ich nicht. Geht das überhaupt.."so einfach"?

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Sydney-b
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Beitrag Di., 06.07.2021, 16:51

Ja, du musst nur einen Arzt/ Ärztin finden, die die Testung vornimmt.
Einfach mal danach googlen, wen es da in deiner Nähe gibt.

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alatan
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Beitrag Fr., 09.07.2021, 12:52

Hallo Dolamroth,
aus ärztlicher Sicht: erstmal grundsätzlich checken lassen, ob irgendwelche Mangelzustände oder unerkannte Erkrankungen (z. B. hormonelle Störungen) eine Rolle spielen - das macht der Hausarzt, ggf. ein Endokrinologe.
Dann die Ernährung: sehr großes Thema, was Erschöpfung/Müdigkeit angeht. Darüber wissen Ärzte sehr wenig, da ist es besser, sich selbst zu informieren (Stichwort Zucker/zuviele falsche Kohlenhydrate).
Außerdem Thema Bewegung/Sport/Entspannung: ausreichend vorhanden?
Und dann Thema Psyche: das wäre zu erkunden, ob eine psychische Erkrankung, z. B. Depression vorliegt, die ein medikamentöses Eingreifen sinnvoll erscheinen lassen.
Wenn das alles abgearbeitet ist, wäre es sehr sinnvoll, psychotherapeutisch zu schauen, was Sache ist. Klingt dann nach massiven Abwehren gegenüber Gefühlen, verbunden mit Prokrastination, die sich in psychosomatischen Störungen zu manifestieren beginnen - und ihre Ursache natürlich in der Kindheit haben, wo sonst.
Gruß, alatan


pandas
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Beitrag Fr., 09.07.2021, 14:00

Vielleicht hast Du auch einfach den falschen Beruf?
Der nicht Deinen Stärken und Fähigkeiten und Deinem Sinngefühl entspricht?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 09.07.2021, 21:01

Dolamroth hat geschrieben: Di., 06.07.2021, 13:15
Sydney-b hat geschrieben: Di., 06.07.2021, 13:07 Hast du dich schon mal auf ADHS testen lassen?
Hallo!
Nein, das habe ich nicht. Geht das überhaupt.."so einfach"?

Klar. Erst mal eine Diagnose zu haben ist das wichtigste überhaupt.


Jurilaris
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Beitrag Mi., 19.01.2022, 12:16

Hallo Dolamroth,

Wie Du Dich beschreibst, das könnte auch ich sein. Genau so ergeht es mir gerade und in den letzten Monaten und Jahren.
Allerdings habe ich einige feste Diagnosen. Darunter schwere rezessive Depression und Borderline.
Du solltest vielleicht doch mal zum Arzt gehen und Dir eine Überweisung zum Psychiater holen. Mit den Tabletten, die ich nehme, habe ich diese Defizite gut im Griff.
Ich wünsche Dir, dass es bald besser wird und Du ein wenig Freude empfinden kannst. Vielleicht solltest du es mal mit Achtsamkeit Übungen versuchen, belese Dich da mal :)
Liebe Grüße Jurilaris

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