Komplette Niedergeschlagenheit wegen Aussehen

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Adelante
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Komplette Niedergeschlagenheit wegen Aussehen

Beitrag So., 26.05.2019, 17:01

Guten Tag.

Es geht hier um ein Thema, über das ich mit noch niemandem in meinem Umfeld gesprochen habe.

Um mal kurz ein paar Hintergrundinfos zu geben: Ich bin männlich, 27 Jahre alt und gehe einem Beruf nach.

Das hier könnte jetzt etwas länger werden und ich weiß auch nicht so ganz, was davon wichtig ist, um meine Situation richtig einzuschätzen. Bei mir kommt vieles zusammen, ich versuche hier aber mal möglichst bei einem Thema zu bleiben. Ich musste das hier schon etwas kürzen, da ich die Gesamtlänge bei weitem überschritten habe.

Es ist ganz einfach so, dass ich ein riesiges Problem mit meinem Aussehen habe, und zwar geht das so weit, dass ich mich regelrecht entstellt fühle. Ich weiß, dass das sehr oberflächlich klingen mag, gibt es doch Leute, denen es viel schlimmer geht, aber das ist für mich zu einer unglaublichen Belastung geworden.

Es sind mir jedenfalls mit der Zeit immer mehr Dinge an meinem Aussehen aufgefallen, die mich extrem stören. Es hat sich immer weiter gesteigert und inzwischen finde ich in meinen schlimmen Phasen gar nichts mehr an mir, was ich schön finden oder akzeptieren kann. Sehr schlimm wird es mit den Fotos, die ich regelmäßig von mir mache. Da ist es so, dass ich bei manchen Lichtverhältnissen wirklich unglaublich entstellt aussehe. Auf anderen Fotos finde ich mich meistens ganz akzeptabel, in besseren Phasen sogar teilweise ganz schick aussehend, oder schaffe es zumindest mir das einzrureden. Blicke in den Spiegel sind dann nur kurz, aus größerer Entfernung sodass ich die schlimmsten Dinge nicht wahrnehmen kann, oder ich kann mich sogar länger betrachten ohne auszuflippen. Ich schreibe mir auch in meinen besseren Phasen meine Gedanken nieder, um mich in den schlechteren vielleicht wieder darauf rückbesinnen zu können, wodurch ich mich besser fühlen kann, das klingt allerdings auch nur wie reiner Selbstbetrug wenn ich das lese, sobald es mir schlecht geht.

In meinen schlechten Phasen mache ich tausende Bilder von mir und schaue die alten Bilder von mir an und fange an immer mehr zu verzweifeln, nicht selten verbringe ich Stunden damit. In diesen Phasen bin ich auch der festen Überzeugung, andere Menschen finden mich insgeheim absolut abstoßend und trauen es sich nur nicht, es auszusprechen und ich interpretiere schon kleinste Gesten als Zeichen der Abwendung. Wenn dann jemand freundlich zu mir ist, das Gespräch zu mir sucht etc., gerade Personen vom anderen Geschlecht, ist das für mich nur weil sie Mitleid haben oder einfach freundlich sein wollen, nicht aber tatsächliches Interesse an mir haben, weil sie genau erkennen wie fürchterlich abstoßend ich aussehe. Komplimente erhalte ich gelegentlich, nicht übermäßig oft, kann diese aber nicht ernst nehmen. Dieses Problem hat eventuell auch dazu geführt, dass meine letzten Beziehungen in die Brüche gegangen sind, da ich mich in meinen schlechten Phasen immer mehr abgewendet habe aus Angst, meine jeweilige Partnerin könnte meine Mängel erkennen und das hat dazu geführt, dass ich mich phasenweise extrem distanziert/desinteressiert verhalten habe. Oder vielleicht lag es doch nur am Aussehen. Die letzten Sexualkontakte die ich hatte waren alle im alkoholisierten Zustand und auch sehr peinlich, zumal sie mich hinterher auch gar nicht mehr kontaktiert haben und ich mich das nicht getraut habe.

Ich habe es lange geschafft, nach außen so zu tun als wäre nichts, ich denke aber es wird immer schlimmer.

In der Gegend, aus der ich komme, hatte ich sehr viele Freunde, ich bin allerings zum Arbeiten vor einigen Jahren in eine neue Stadt gezogen und kenne hier kaum jemanden. Außerdem hindern mich diese ganzen Gefühle daran, raus zu gehen und Leute kennen zu lernen, schränken mich extrem ein. Früher hatte ich große Freude an sozialen Aktivitäten, dieses Problem allerdings raubt mir meine komplette Freude. Ich schlafe sehr schlecht weil ich im Bett liege und ständig von diesen ganzen negativen Gedanken geplagt werde. Ich gehe einem Beruf nach, erledige meine Arbeit gewissenhaft, habe Freude daran und bin so gut wie nie krank, irgendwie fällt es mir in diesem gewohnten Umfeld auch sehr viel leichter mit den Sozialkontakten. Ich habe aber auch Angst, dass ich das irgendwann verliere, da ich auch hier in letzter Zeit immer mehr von Sorgen geplagt werde, nicht gut genug zu sein.

Ich traue mich auch nicht zum Arzt zu gehen, geschweige denn zu einer Psychotherapie. Ich habe, bevor ich mich hier angemeldet habe, auch gelesen dass dieses Forum hier keine Therapie ersetzen kann, aber ich habe nicht die Energie und zu viele Ängste, um so eine Therapie anzufangen. Vielleicht hat dennoch jemand den ein oder anderen guten Rat für mich.

Ich hoffe, der Text ist noch in sich verständlich, ich musste sehr viel kürzen.
Vielen Dank.

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shesmovedon
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Beitrag So., 26.05.2019, 17:10

Ich glaube, dass nennt sich Körperdysmorphe Stlörung und ohne Therapie wirst du das ganz sicher nicht los, weil das eine echte Störung ist.

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Adelante
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Beitrag So., 26.05.2019, 17:24

Hallo Schlendrian, danke für die Antwort.
Ich habe über die Körperdysmorphe Störung schon gelesen und auch schon den Gedanken gemacht, dass es das ist. Nun ist das aber, nachdem was ich gelesenhabe, bei der Dysmorphophobie so, dass man sich seine Mängel nur einbildet, bzw. diese als völlig übertrieben wahrnimmt. Was aber, wenn das nicht so ist?
Hat jemand Erfahrungen mit solchen Therapien gemacht?


shesmovedon
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Beitrag So., 26.05.2019, 17:42

Nun ich nehme an, dass du es dir einbildest if vermutlich einfach vlllig normal aussiehst, außer du hast einen schweren Unfall oder so gehabt, der dein Gesicht entstellt hat?!

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theweirdeffekt
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Beitrag So., 26.05.2019, 17:58

Ich glaube dir ist gar nicht richtig bewusst, wieviel energie deine ängste und Sorgen brauchen. Wenn du die in eine Therapie umlenken könntest, würde es wahrscheinlich stetig ein wenig bergauf gehen.

Alles Gute
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Adelante
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Beitrag So., 26.05.2019, 18:01

Schlendrian: Nein, einen Unfall hatte ich nicht, aber erblich bedingten Haarausfall (ich rasiere mir allerdings den Kopf bis auf wenige Millimeter, weil das noch die bessere Alternative ist), recht viele kleine Muttermale, , schlechte Haut, große Nase etc., alles irgendwie total unsymmetrisch, "deplaziert", es schaut allgemein so aus als wäre nichts so wirklich da, wo es hingehören sollte. Je länger ich mir das anschaue, desto mehr fällt mir auf.


theweirdeffekt: Danke für die Antwort. Ja, das mag sein, aber dennoch traue ich mich nicht so etwas zu machen, schon alleine weil das ein Problem ist, dessen ich mich sehr schäme. Andere Menschen haben wirklich schwerwiegende Krankheiten und ich mach mich verrückt wegen meinem Aussehen, andererseits kann ich das auch nicht abstellen, ich komm mir manchmal total zwanghaft vor.

Ich kann mir auch irgendwie nicht vorstellen, wie ich an das Problem ran gehen soll. Wenn ich das Szenario jetzt im Kopf durchspiele und mal eine Therapiemöglichkeit finde in der Nähe, die vielleicht sogar auf derartige Störungen spezalisiert ist, wie gehe ich dann in dieses Gespräch rein? Sage ich "Ich mache mich regelmäßig vollkommen selbst fertig wegen meinem Aussehen"? Was wäre, wenn das gerechtfertigt wäre, weil ich mir das auch gar nicht einbilde? Oder wenn ich mit dem Therapeuten/der Therapeutin absolut nicht zurecht komme? Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie so eine Therapie ablaufen würde und ich kann mir gut vorstellen, dass ich zu vielen Terminen gar nicht hin gehen würde weil ich kurz vorher einfach Panik bekomme. Das sind dann alles so Ängste die mich da sehr plagen...

Dankeschön für eure Ratschläge.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 26.05.2019, 18:26

Weisst du eigentlich, was der Auslöser dafür war? Du schreibst ja, dass es früher mal anders war.

Ich kenne das Problem, und das Wissen darüber, dass es Menschen gibt, die "schlimmer" aussehen, hilft nur bedingt.

Aber ich glaube, dass sich (fast) niemand gerne selbst ablehnt. Wieso machst du Bilder von dir, wenn du schon davon überzeugt bist, entstellt zu sein - oder redest dir ein, dass Leute, die gut zu dir sind, es nicht ernst meinen?
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spirit-cologne
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Beitrag So., 26.05.2019, 23:12

Mal angenommen, das was du schilderst, wäre tatsächlich so und dein Gesicht wäre tatsächlich deutlich unterdurchnittlich attraktiv (kann ja sein, wir sehen dich ja nicht und können das nicht beurteilen, wenn auch die Tatsache, dass du dich, wenn es dir gut geht, eigentlich ganz o.k. findest, m.M.n. eher dagegen spricht): Wieso kommst du auf die Idee, dass das so schlimm wäre und deshalb keiner was mit dir zu tun haben will? Ist das deine Einstellung, hältst du Menschen, die in deinen Augen "hässlich" sind (Schönheit ist ja sehr subjektiv) für wertlos und meidest sie? Wenn ja, woher kommt diese Einstellung, dass der Wert eines Menschen am Aussehen hängt? Wenn nein, warum denkst du dann, dass andere Menschen das so sehen und dich ablehnen könnten. Ich sehe das eigentliche Problem nicht darin, ob du attraktiv bist oder nicht, sondern darin, wie du das bewertest und welche Folgen du diesem Umstand zuschreibst.

Willst du meine Meinung wissen? Sch*** egal, und wenn dir eine riesige Nase am Hinterkopf wachsen würde, spielt doch keine Rolle, wenn ich entscheide, mit wem ich Zeit verbringen möchte. Ich unterhalte mich nicht mit einer Nase oder Muttermalen sondern mit einem Menschen. Da sind mir Persönlichkeit, Humor oder die Einstellung zum Leben wichtiger als Äußerlichkeiten.

Ich denke in einer Therapie würde es in erster Linie darum gehen, diese, wie ich finde, unsinnige Verknüpfung zwischen Aussehen und deinem Wert oder der Möglichkeit von sozialen Kontakten zu hinterfragen, ebenso wie die Allgemeingültigkeit von Schönheitsidealen. Ist ja nix neues, dass in unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedliche physiognomische Merkmale als "schön" oder "hässlich" eingestuft werden. Das halte ich für wesentlicher als die Frage, ob deine Wahrnehmung "hässlich" zu sein, nun "objektiv" richtig ist oder nicht. Tatsächlich kennen das im kleineren Umfang fast alle Menschen. Es gibt für fast jeden Menschen Tage, wo man sich ganz o.k. findet und welche, wo man sich selbst nicht im Spiegel anschauen mag. Ist halt nur bei den meisten Menschen nicht so ausgeprägt wie bei dir und hat vor allem nicht so weitreichende Konsequenzen für das eigene Wohlbefinden wie bei dir. Aber daran könnte man m.E. schon therapeutisch ganz gut arbeiten, das halte ich nicht für aussichtslos.
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Adelante
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Beitrag So., 26.05.2019, 23:23

Hallo Extraordinary Girl,
Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wann das ganze angefangen hat. Vielleicht als mir zum ersten Mal aufgefallen ist, dass ich Haare verliere? Früher mochte ich aber zumindest mein Gesicht, inzwischen gibs so ziemlich gar nichts mehr, das ich an mir akzeptiere. Und das macht auch, pure Äußerlichkeiten beiseite gelassen, keinen Halt mehr und übergreift in beinahe jeden Teil meines Lebens.
Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, aber ich fühle mich ständig irgendwie.. zu schlecht für diese Welt. Wie ein Mensch zweiter Klasse.

Ich kann es zum Beispiel auch nicht annehmen, wenn ich ein Lob von meinem Chef für meine Arbeit bekomme, weil ich selbst die Leistung als unzureichend empfinde. Oder mir denke, dass ich es besser hätte machen können.

Ich habe auch das Gefühl, früher wesentlich selbstbewusster gewesen zu sein - ich wusste mal, wer ich bin und wo ich hin möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob es früher schon so schlimm war, aber ich habe gerade das Gefühl, dass sich das Problem verschlimmert hat als ich in ein anderes Bundesland gezogen bin, weil ich seit dem eben weg von meinen Freunden bin, mit denen ich über Probleme reden könnte und die mir sehr viel bedeuten und ich es nicht auf die Reihe kriege, neue Freunde kennen zu lernen, aus Gründen die ich oben beschrieben habe.

Dieses Bewusstsein, dass es auch Menschen gibt die schlimmer aussehen, greift nicht wirklich, da ich tatsächlich kaum - oder gar keine - Menschen in meinem Alter kenne, die ich als schlimmer aussehend als mich selbst erachten würde. Mir fällt da gerade zumindest niemand ein. Klar finde ich nicht jede Person direkt attraktiv, aber ich finde trotzdem immer wieder etwas an anderen - Gesichtszüge die ich als schön bezeichnen würde, oder Charakterzüge, die das Aussehen mehr oder weniger in den Hintergrund stellen - nur eben nicht an mir selbst.

Das mit den Bildern ist eine sehr gute Frage, die ich mir selbst oft schon gestellt habe. Irgendwie versuche ich mich dadurch selbst zu überzeugen, dass die ganze Angelegenheit nicht so schlimm ist. Manchmal, wenn ich ältere Bilder anschaue, denke ich mir auch: Damals war es ja noch gar nicht so schlimm - obwohl ich genau weiß dass ich diese Probleme damals schon hatte. Das ganze ist unheimlich zwanghaft.

Ja, ich lehne mich natürlich nicht gerne selbst ab und ich habe diese Gedanken auch nicht gerne, aber sie sind trotzdem da und ich weiß einfach nicht, wie ich sie los werden kann.

Ich weiß, dass es viele gute Menschen gibt und dass diese Menschen wissen, dass es einem gut tut, wenn man sie freundlich behandelt und dass man sie dadurch ermutigt. Vielleicht haben solche Menschen innerlich aber auch einfach nur Mitleid mit einem. Ich weiß, wie irrational und unfair das klingt, wenn jemand einem wirklich helfen möchte, aber das gehört leider wirklich zu den Sorgen, die ich habe.

Oder weil man sich gegenseitig wichtig ist und sich schon seit langer Zeit kennt. Und im Freundeskreis hilft man sich einander. Ich habe es selbst immer sehr gut gefunden, wenn andere Menschen mit mir über ihre Probleme reden konnten. Auch, wenn man nicht immer unbedingt die passenden Worte parat hatte, hat man gemerkt, dass es jemandem auch gut tut, wenn sich jemand einfach auch nur mal "auskotzen" konnte.

Es war auch immer so, dass mir selbst derartige Gespräche, in denen ich einfach "natürlich" sein konnte, sehr oft geholfen haben. Mir ist es immer wieder schwer gefallen, aus mir heraus zu gehen, aber wenn ich es mal geschafft habe, war es meistens eine gute Erfahrung. Aber auch dadurch, dass ich in meinem aktuellen Umfeld niemanden habe, mit dem ich über meine Gefühle reden könnte. Ich habe ich auch niemanden, der mich in Krisensituationen abfangen könnte, abgesehen von sporadischen Telefongesprächen.

Noch dazu kommt die Angst, mich beruflich selbst zu ruinieren, wenn ich zu viele meiner persönlichen Probleme mit da rein bringe. Das habe ich bisher immer gut ausblenden können, weil ich private und berufliche Dinge trennen konnte, aber inzwischen beobachte ich mich ab und an selbst dabei, in der Arbeit gedanklich immer wieder abzuschweifen. Und ich weiß nicht wie lange ich das noch hinbekomme. Ich habe tatsächlich extreme Zukunfstsängste. Ich habe in meinem Beruf intensiven Kundenkontakt und es ist wichtig, selbstbewusst auftreten zu können und eine gewisse Ausstrahlung an den Tag zu legen. Ich habe mich in der Beziehung bisher schon immer unzureichend gefühlt, aber nachdem meine Arbeitsleistung immer gut bewertet wurde, bin ich damit klar gekommen. In letzter Zeit belastet mich auch das immer mehr.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass das hier alles sehr egoistisch und unvernünftig klingt, aber ich muss meine Gedanken mal unbedingt äußern und eindeutig benennen, wo meine Probleme liegen.

Meinen besten Dank an euch alle, die die Mühe aufbringen, sich damit zu befassen. Mir geht es leider gerade gar nicht gut.
Zuletzt geändert von Adelante am Mo., 27.05.2019, 00:14, insgesamt 2-mal geändert.

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Adelante
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Beitrag So., 26.05.2019, 23:40

Hallo spirit cologne,
dein Beitrag ist erst erschienen, als ich meinen letzten schon abgeschickt hatte. Also 'tschuldigung dass ich nicht darauf eingegangen bin.

Danke für diese ermutigenden Worte, und ich würde an sich vollkommen dem zustimmen, das du geschrieben hast. Es gibt meines Erachtens nach an sich keine hässlichen Menschen, weil ich an jedem irgendetwas gutes finden kann. Nur nicht an mir selbst. Habe das im letzten Beitrag beschrieben

Und das, was sowieso den größten Respekt verschafft, ist es, Charakter zu zeigen. Aber Chrarakter zu zeigen, kommt durch Mut. Und Mut kann man nicht zeigen, wenn man mit sich selbst so gar nicht im Reinen ist.

Ich glaube aber auch, dass vieles am Aussehen bemessen wird. Warum geben wir, wenn wir uns bewerben, ein Bewerbungsfoto ab? Da geht es nach meiner Erfahrung nicht nur darum, ob man weiß, wie man sich einigermaßen pflegt oder kleidet. Ich meine, klar kann man sich rein rechtlich auch ohne Foto bewerben, aber dadurch hat man praktisch keine Chance; eigentlich erwartet jeder Arbeitgeber eine Bewerbung mit Foto.

Ich will damit nur sagen, dass ich da in dem Punkt völlig bei dir bin - eigentlich spielt das Aussehen doch gar keine so große Rolle. Aber gesellschaftlich wird das, zumindest in unserem Kulturkreis, doch sehr hoch gehalten.

Jedenfalls ermutigt es mich aber, Menschen kennenzulernen, die ihre Werteordnung anders setzen, und gerade deswegen: Danke für deine ermutigenden Worte.

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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 27.05.2019, 00:28

Natürlich achten wir auf den optischen Eindruck, wenn wir jemanden nicht kennen - das ist ja das erste was wir von dem Meschen wahrnehmen. Ich bin aber davon überzeugt, dass es in dem von dir genannten Beispiel Bewerbungsfoto nicht in erster Linie darum geht, ob ein Mensch physiognomisch "hübsch" ist (es sei denn es geht explizit um einen Job, wo man "repräsentieren" soll, da spielt leider auch Attraktivität eine große Rolle), sondern eher darum, im Gesicht des Bewerbers nach sozialen Hinweisreizen zu suchen: Wirkt der Mensch entspannt, freundlich, aufmerksam, zugewandt? Das funktioniert umso besser, je älter ein Mensch ist. Bei alten Menschen kann man z. B. sehr gut an der Tatsache, ob jemand eher Lachfalten oder hängende Mundwinkel hat, ablesen, ob er eine eher positive oder negative Lebenseinstellung hat. Was allerdings stimmt, ist , dass es den sogenannten "HALO-Effekt" gibt, d.h. es gibt einige besonders wichtige Eigenschaften, die alle anderen Eigenschaften "überstrahlen" und aufgrund derer auch auf andere Eigenschaften geschlossen wird. So werden attraktive Menschen auf den ersten Blick häufiger auch als freundlich, zuverlässig und intelligent eingeschätzt.

Weniger attraktive Menschen haben es also beim ersten Eindruck durch Bewerbungsfotos vielleicht wirklich manchmal schwerer, aber umso mehr man von einem Menschen erfährt und ihn auch in seinem Sozialverhalten beobachtet, umso mehr treten die physischen Aspekte zurück und es wird immer stärker das prosoziale Verhalten bewertet. Da kann sogar Attraktivität zum Ballast werden. Besonders attraktive Frauen, die vielleicht auch noch sehr selbstbewusst ihre Attraktivität zeigen, haben es z.B. auf der Arbeit in reinen Frauengruppen oft ziemlich schwer und bekommen die Missgunst der anderen Frauen zu spüren. Insgesamt hängt die Frage, ob andere Menschen gerne mit einem zusammen sind, also eher davon ab, ob man gute Laune verbreitet, gut zuhören kann, aufmerksam, kompromissbereit und aktiv ist usw.. Und das sind alles Eigenschaften, die man trainieren kann.
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Adelante
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Beitrag Mo., 27.05.2019, 01:18

Das klingt sehr plausibel.
Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass charakterliche Fähigkeiten wichtiger sind als die Frage, ob man attraktiv ist, beziehungsweise gemeinhin als attraktiv wahrgenommen wird. Ehrlich gesagt ist das, was ich so als Schönheitsideal mitbekomme, sowieso schonmal gar nicht mein Geschmack.
Was ich aber möchte, ist es, wie in normaler Mensch auszusehen, und genau da liegt in diesem Punkt mein Problem: Ich halte mich an meinen schlimmsten Tagen für regelrecht entstellt. Und mit dieser Voraussetzung kann ich mich eben nicht sozial entfalten, also meinen Charakter oder meine Fähigkeiten nicht zeigen, weil ich mich eben grundsätzlich schonmal als im ersten Eindruck akzeptabel einschätzen müsste.
Wie du es vorhin schonmal so treffend beschrieben hast: Die Tatsache, dass ich mich manchmal ohne Probleme betrachten kann, spricht vielleicht dagegen, dass ich tatsächlich entstellt bin. Wie du auch geschrieben hast, als Außenstehende könnt ihr Thread-Leser das natürlich, ohne mich jemals gesehen zu haben, nicht beantworten, ich möchte hier aber in ein öffentliches Forum nicht sehr gerne Fotos von mir reinstellen, allenfalls kann ich solche per PM versenden, falls das jemand annehmen würde.


Dysmorphophobie lässt sich dem, das in diesem Thread gepostet wurde, und auch dem, das ich darüber gelesen habe nach zu schließen therapieren. Aber kein tatsächlich monströses Aussehen. Was, wenn ich mir das nicht einbilde?


theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 27.05.2019, 08:24

also was ich rauslese: Du leidest. Und das ist immer Grund "genug" (provokativ formuliert), um Hilfe in Anspruch zu nehmen. Woher willst du denn wissen ob sie dir hilft oder nicht, wenn du es nicht versuchst? Bzw. welchen Plan hast du sonst? Wie willst du, dass es weiter geht? Was wünscht du dir, wenn du einen Wunsch frei hättest?
Therapie ist am Anfang immer eine schwierige Sache. Im Grunde reduziert sichs meistens aber darauf, was möchte ich und wieviel hab ich noch zu verlieren?

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Malia
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Beitrag Mo., 27.05.2019, 09:25

Aber kein tatsächlich monströses Aussehen. Was, wenn ich mir das nicht einbilde?
Dann bist du wenigstens sicher, dass es so ist und kannst lernen, damit umzugehen.
Ich vermute, das Problem mit dem Aussehen steht für ein anderes, tiefer gehendes Problem.

Meine eigene Erinnerung in einer Therapie:
Eines Tages sagte meine Mutter zu mir: du warst als kleines Kind schon nicht schön, als ich dich das erste Mal sah, erschrak ich, weil ich dachte, du seiest eine Missgeburt.
Damals dachte ich: ich werde also aus gutem Grund abgelehnt.
Und so bin ich mit der Haltung durchs Leben gegangen:
ich bin nicht liebenswert, weil ich abstoßend aussehe.
Das sitzt.
Alle Probleme, die ich hatte, führte ich insgeheim auf mein Aussehen zurück.
Das war schließlich unveränderbar.


Erst durch die Psychotherapien konnte ich langsam erkennen, was alles an diesem "Problem" mit dem Aussehen hing und das ich durchaus etwas in meinem Leben verändern/verbessern konnte.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mo., 27.05.2019, 09:30

Wie hoch ist denn die Chance, dass du es dir nicht einbildest?

Mal provokativ gefragt: Leidest du unter deinem Verhalten?

Soweit ich das einschätzen kann, ziehst du nämlich auch die positivem Sachen in deinem Leben ins Negative - ein Kreislauf, der deine negative Ansicht über dich immer weiter verstärken und es Leuten schwer machen kann, dir zu helfen.

Dass dich der Umzug aus der Bahn geworfen hat, verstehe ich aber.

Was du einem Therapeuten sagen könntest ... Vielleicht: „Ich bin komplett niedergeschlagen wegen meines Aussehens.“. Er (oder sie) wird hoffentlich nachfragen.

... und wie viele Menschen haben denn schon Modelmaße?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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