Depressive Gefühle und Freizeitstress

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Fritz Z.
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Depressive Gefühle und Freizeitstress

Beitrag Sa., 11.08.2018, 11:46

Hallo zusammen,

momentan habe ich ein psychisches Tief und habe vor, deshalb auch in naher Zukunft professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, mir ist klar, dass Meinungen in einem Forum keine ärztliche Diagnose ersetzen können.

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle einmal nachfragen, ob es andere Betroffene gibt, die meine Symptome bzw. Beschwerden einordnen können, denn obwohl ich mich schon immer für Psychologie und psychische Störungen interessiert habe, tappe ich im Dunkeln, was denn genau bei mir falsch läuft bzw. gelaufen ist.

Momentan wache ich oft morgens auf und spüre dabei ein tiefes, erdrückendes, schwer zu beschreibendes negatives Gefühl, dass ich irgendwo zwischen Hoffnungslosigkeit, Schuld, Scham und Bedauern über falsche Entscheidungen einordnen würde. Manchmal ist bzw. wird dieses an Gedanken an bestimmte Situationen, in denen ich versagt bzw. falsch oder unmoralisch gehandelt habe gekoppelt, aber nicht immer. Wenn ich dann aufgestanden bin wird es häufig besser, manchmal kehrt es aber abends beim Zubettgehen zurück und hindert mich am Einschlafen.
Es gibt aber auch Tage, an denen ich zufrieden und problemlos einschlafe.

Ein anderes Problem sind belastende Gedanken, die mich aufsuchen und von den Tätigkeiten abhalten, denen ich eigentlich nachgehen möchte. Beispielsweise versuche ich zu lesen, aber irgendein Wort im Text ruft dann eine Assoziation zu einem (belastenden) Ereignis hervor, so dass eine Gedankenspirale in Gang gesetzt wird, die mich vom weiteren konzentrierten Lesen abhält und dazu führt, dass ich in ein oft angstbesetztes Grübeln verfalle und meinen ursprünglichen Plan, einen Zeitungsartikel oder ein Buch zu lesen, aufgeben muss bzw. nur unter großen psychischen Anstrengungen aufrechterhalten kann.

Vor längerer Zeit hatte mich etwas belastet, was meiner Ansicht nach irgendwo zwischen Angst- und Zwangsstörungen einzuordnen wäre: Als ich etwa 15 Jahre alt war, entdecke ich im Hobbykeller meines vaters zufällig ein Buch über das Leben nach dem Tod. ich weiß noch, wie ich zuächst das Buch nicht weiter beachtete, irgendwann las ich hinein und eine zuvor nie dagewesene Angst stieg in mir auf. E ist schwer zu sagen, ob es die Angst vor dem Tod oder eher die Angst vor den in dem Buch beschriebenen Nahtoderfahrungen war, jedenfalls legte sich die Angst wie ein schwerer dunkler Schatten über mein Leben, nahm mir alle Unbeschwertheit und beinträctigte mich so, dass ich mich meinen Eltern anvertraute. Mit der Angst einher ging der Zwang, mich immer weiter mit dem Thema zu beschäftigen, ich weiß noch, wie ich mitten auf einer Silvesterfeier bei mir daheim in den Keller ging und bestimmte Zeilen in dem Buch nachlesen musste, was natürlich nur eine kurzfristige Angstreduktion zur Folge hatte. Nach einigen Wochen verschwand die Angst allmählich, und irgendwann konnte ich nicht mehr nachvollziehen, warum sie mich Wochen zuvor so in Besitz genommen hatte. Zwei- oder dreimal kehrte sie jedoch wieder, meist in der Winterzeit, und irgendwann suchte ich dann sogar psychotherapeutsiche Hilfe, jedoch konnte die Therapeutin mit der von mir geschilderten Angst nichts anfangen.



Lange Zeit habe ich intensiv Ausdauersport betrieben, was mit in mehrerlei Hinsicht gut getan hat: Zum Einen glaube ich, dass der Sport allein über rein physiologische Mechanismen antidepressiv und stimmungsaufhellend wirkt (dazu gibt es ja auch einige Studien), zum Anderen trugen wahrscheinlich auch die mit dem intensiven Sporttreiben einhergehenden regelmäßigen sozialen Kontakte (Trainingsgruppen) sowie die konkreten Zielsetzungen (Wettkampftermine) zur Stabilisierung bei. Mit dem Leistungsport einher ging zwar auch ein gewisser "Freizeitstress", da ambitionierte Trainingspläne eingehalten und die Zeiten der letzten Wettkämpfe übertroffen werden mussten, weshalb ich oft vopr dem Start Angst verspürte, aber im Rückblick habe ich gern diesen Preis für die durch den Sport bedingte relative psychische Stabilität während dieser Zeit bezahlt.

Was meint ihr, sind diese Dinge noch normal, und falls nicht, sind das alles Seiten einer erstimmten Erkrankung?

Liebe Grüße

F.

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Mein Leben" auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette!, aber auch im Sinne von erhöhten Chancen, Antworten zu bekommen - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)
Zuletzt geändert von Fritz Z. am Sa., 11.08.2018, 12:11, insgesamt 1-mal geändert.

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8dreams
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Beitrag Mo., 13.08.2018, 06:38

Hallo Fritz,

Du hast das sehr gut ausgedrückt.
Ja, ich kenne das.
Treibe auch Ausdauersport und fühle mich während der körperlichen Anstrengung glücklich, habe schöne Gedanken und bin stolz es zu schaffen.
Mit der Routine wird auch die Überwindung zur Anstrengung geringer und die Frage, warum man es überhaupt tut, wo man doch auch ohne Sport sterben wird.
Und durch geregelte Disziplin kann man eine Festigkeit herstellen.
Auch habe ich Angst vor´m Tod, wenn jegliches Bewusstsein (und Unterbewusstsein), weg ist, unvorstellbar.
Versuche nun nicht mehr zu sehr an die Zukunft zu denken als in der Gegenwart zu leben.
But time is just a moment and a moment doesn´t last
:-(( :-(( es ist kein Zeichen von geistiger Gesundheit gut angepasst in :grotten: einer kranken Gesellschaft zu leben :dogeyes:

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