Gefühl der Sinnlosigkeit und Langeweile im Beruf

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Revolution2507
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 19
Beiträge: 1

Gefühl der Sinnlosigkeit und Langeweile im Beruf

Beitrag Mo., 30.10.2017, 16:17

Ich befinde mich seit September im Zivildienst. Meinen ersten Monat habe ich in einem Alten- und Pflegeheim verbracht. Mein Aufgabenbereich dort beschränkte sich am Vormittag auf 2 bis 3 Betten beziehen und am Nachmittag Kaffee ausschenken und sonst pure Langeweile. Also beschloss ich zu wechseln. Nun sitze ich bei einer anderen Einrichtung 8 Stunden am Tag im Büro und tu die meiste Zeit nichts bzw. ordne Akten ein oder ähnliches. Viele andere Menschen in meinem Alter würde das vielleicht sogar gefallen (8 Stunden nichtstun und dafür Geld verdienen hört sich anfangs ja nicht schlecht an), aber mich belastet das sehr. Hab auch schon das Gespräch mit dem Vorgesetzten gesucht. Der hat mir angeboten nachtmittags an einer Schule für körperlich behinderte Kinder mitzuarbeiten und nur den Vormittag im Büro zu verbringen. Eigentlich sollte ich mich darüber ja freuen, aber irgendwie kommt es nicht dazu (muss ja trotzdem Vormittags im Büro meine Zeit absitzen). Sobald ich mein Arbeitsgebäude nur sehe, kommen mir schon Tränen in die Augen. Ich komme mir total dämlich vor und weiß nicht was ich machen kann.
Habt ihr irgendwelche Tipps für mich? Fühle mich einfach nur hilflos.

Werbung

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 12095

Beitrag Mo., 30.10.2017, 16:24

Ich würde einmal das Angebot deines Vorgesetzten annehmen und schauen was sich daraus ergibt.
Vielleicht kannst du dann ja am Vormittag in der Zeit in der du nix zu tun hast, etwas für Nachmittag vorbereiten/ ausarbeiten.
Außerdem ist der Zivildienst ja doch eine sehr begrenzte Zeit, also eigentlich kein Grund zu verzweifeln, die paar Monate vergehen schon.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Sarana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 29
Beiträge: 1009

Beitrag Di., 31.10.2017, 12:04

So dämlich ist das nicht, es scheint ein grundlegendes menschliches Bedürfnis zu sein, sich sinnvoll und gebraucht zu fühlen. Versuch es mit Abstand. Ein Jahr scheint noch ewig lang zu sein, aber es wird vorüber gehen. Nimm das Angebot mit der Schule an, guck dir einen Monat lang an, wie es dir damit geht, wechsel wieder, wenn nötig und möglich, ansonsten sitz die Zeit aus. Such dir in deiner Freizeit etwas, mit dem du dir Sinn geben kannst. Kreiere etwas, helfe anderen, lerne etwas, mache dir Zukunftspläne, was auch immer dir am liebsten ist. Du bist zwar volljährig, aber gerade erst im "Erwachsenenleben" angekommen. Ich hab grad mal drei Jahre Vorsprung, und zumindest für mich kann ich sagen, dass die auch wirklich ein Vorsprung sind, oder vielleicht besser gesagt, dass sich in den letzten drei Jahren vieles verändert hat. Ein Erfolgsbeispiel bin ich leider nämlich echt nicht gerade... :roll:

Ich hab übrigens vor kurzem ein Praktikum im technischen Bereich gemacht, in dem es für ungelernte Praktikanten nicht genug für 8 Stunden täglich zu tun gab. Dementsprechend saßen wir oft rum... Die erste Woche war ich durchaus froh drum, weil ich riesig Schiss davor hatte, dass die alle merken, wie unglaublich dumm und unfähig ich bin (man beachte die Übertreibung ;-) ), aber schon in der zweiten Woche war es anstrengend. Es ist etwas völlig anderes, ob du freiwillig oder gezwungen rumgammelst - das gezwungene Rumgammeln frisst massig Energie und ist recht schnell einfach nur quälend. Wie gesagt, deine Reaktion ist wirklich nicht dämlich. ^^
"Not doing life today. Love to. But can't."
Hoffentlich: "I think I'm at a stage of my life where I subconsciously purposefully f.uck everything up just to see if I can find a way out of it."
Untiefen des Internets


tramp
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 50
Beiträge: 321

Beitrag Mi., 01.11.2017, 14:58

Obwohl ich dein Problem irgendwie schon nachvollziehen kann, ist das für mich überspitzt ausgedrückt "Jammern auf hohem Niveau". Du könntest ja die Leerzeit nutzen. Entweder damit, indem du die Umgebung erkundest, Verbesserungen vorschlägst oder vielleicht dein Wissen vertiefst ;-) Schaue dir die Arbeitsabläufe dort an - und versuche Verbesserungen zu erarbeiten. Die könntest dann natürlich deinem Vorgesetzten vorlegen. Und wenn dir Fachwissen fehlt..............du hast ja Zeit. :lol: Kurzum verändere deine Einstellung und setze deine hohen Erwartungen an dich selber um. Hmh, auch das benötigt Zeit. Im Grunde ist doch deine Situation eine Herausforderung an deine Kreativität und an dich selber. Nur Mut, du hast ja nichts zu verlieren. Außerdem erledigt sich das temporäre Problem nach Ablauf deiner Zivildienstzeit ja von selber. Ein Sinn für mich wäre die Sinnlosigkeit und Zeitverschwendung nachhaltig aufzudecken. Allerdings weiß ich nicht, ob deine "Nachfolger" die Vernichtung vom Paradies gut finden würden. Es scheint ja eigentlich nur noch der Palmwedel zu fehlen. Sieh die ganze Sache auch lockerer. Tränen in den Augen empfinde ich anhand deiner Beschreibung im Angesicht des Gebäudes mehr als übertrieben. Wenn dich dieses schon aus der Fassung bringt, frage ich mich, wie du unter richtigem Stress agierst. Deine Haltung wird ja auch von Anderen bemerkt und wahrscheinlich nicht als Belastungsfähigkeit interpretiert. Also Kopf hoch, du schaffst das schon, die Arbeits-/Betreuungswelt ist eben für die meisten Einsteiger ein Kulturschock, aus dem man das Beste machen sollte. Mit der richtigen Einstellung kann das dann sogar funktionieren. :)
Ein Kluger bemerkt alles – ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.

Heinrich Heine
(1797 – 1856) deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist

Werbung


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mi., 01.11.2017, 16:34

tramp hat geschrieben:Außerdem erledigt sich das temporäre Problem nach Ablauf deiner Zivildienstzeit ja von selber.
Kommt darauf an. Viele, wenn nicht gar die meisten Jobs sehen genau so aus wie der Zivildienst: Es gibt zu wenig (sinnvolles) zu tun, vergütet wird weniger die erbrachte Leistung, mehr die Zeit, die man absitzt, und das auch noch in den meisten Fällen unzureichend (um sich z.B. vernünftige Weiterbildungsmaßnahmen leisten zu können).
tramp hat geschrieben:Wenn dich dieses schon aus der Fassung bringt, frage ich mich, wie du unter richtigem Stress agierst.
Was ist denn am geschilderten Stress nicht "richtig"?


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Do., 02.11.2017, 04:57

Revolution2507, kannst Du Dir am Vormittag im Büro vielleicht so viel Zeit "freischaufeln", dass Du Dich weiterbilden kannst für das, was Du nach dem Zivildienst machen willst? Ich würde an Deiner Stelle eine halbe Bibliothek mitbringen.


tramp
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 50
Beiträge: 321

Beitrag Do., 02.11.2017, 19:11

@Revolution 2507
Ich musste jetzt wirklich schmunzeln als ich las, dass der Zivildienst in Österreich 9 Monate dauert.

Wenn der Stress - das Aushalten von Langeweile -, der Ekel vor dem Gebäude, die Sinnlosigkeit im Sein dich gesundheitlich "wirklich" einschränken, solltest du das ärztlich feststellen lassen und deinem Vorgesetzten mitteilen. Vielleicht kannst du ja auch noch zum Bundesheer wechseln. Cowboy und Indianer an der frischen Luft vertreiben vielleicht die Langeweile, alternativ könntest du nachfragen, ob du zwischen den Aktendeckeln Musik hören darfst, um die tröge Atmosphäre aufzulockern. Entschuldige das "Jammern auf hohem Niveau", aber nach meinem Erfahrungsschatz finde ich dein Empfinden als übertrieben und ich hätte mich die paar Monate eben durchgebissen. Mir ist aber klar, dass du dazu möglicherweise nicht in der Lage bist. Deshalb ein sorry an Dich und auch viel Glück für dein Weiterkommen.
Ein Kluger bemerkt alles – ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.

Heinrich Heine
(1797 – 1856) deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist

Benutzeravatar

Admin
Site Admin
männlich/male
Beiträge: 2721

Beitrag Mo., 06.11.2017, 14:35

Hinweis Admin: diverse nicht der Forums-Netiquette entsprechende Posts sowie unmittelbar darauf Bezug nehmende Antworten wurden aus dem Thread entfernt.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag