schweigsame Gedanken - lauter

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noyée
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schweigsame Gedanken - lauter

Beitrag Do., 19.11.2015, 00:38

Guten Abend,

ich glaube, ich muss mich einfach nur mal auskotzen, ausheulen und alles rauslassen. Öffentlich, nicht nur für mich (für mich tat ich es bereits und es hat wenig geholfen). Wenn jemand [hilfreiche] Gedanken hat, wäre ich dankbar.

Manchmal glaube ich, ich bin ein voll funktionsfähiger "Psycho". Von Außen würde man es höchstens als geschulter, wacher Mensch erkennen, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich hab verdammt gut gelernt, normal zu agieren, zu reagieren, zu arbeiten, zu leben, zu reden und zu handeln. Ich hab es in jahrelanger Therapie gelernt und darüber möchte ich mich in keinster Weise beschweren. Es war goldwert all das gelernt zu haben.

Aber immer wieder... mir fehlen die Worte... Ich bin müde. Ich hab das Gefühl, ich spiel nur eine Rolle, gebe Antworten, die erwartet werden, die ich aber zugleich nicht ehrlich meine. Ich bin voll funktionsfähig und nur noch müde; bin es so leid. Es weiß keiner mehr, was in mir los ist. Nach all den Jahren wäre es wohl auch ermüdend, immer wieder nur festzustellen, dass es mir nicht gut geht, dass ich nicht glücklich bin. Darum antworte ich schon gar nicht mehr ehrlich... Ich glaube, die Menschen in meiner Umgebung denken, alles sei mittlerweile gut, ich sei stabil. Ich kann mich ja auch so verhalten und doch, zugleich, ein einziges Chaos, Irrsinn, Wahnsinn, Abgründe, die reine Hölle in mir. Es fühlt sich an, als würde ich zwei Leben leben... Die Maskerade und der chaotische Irrsinn in mir. Und es fühlt sich an, als würde es bei Zeiten mich immer mehr zerreißen oder betäuben (Gefühle abtöten, bevor sie mich überrollen können).

Ich möchte eigentlich gar nichts mehr mit Menschen zu tun habe, nur noch meine Ruhe haben - keine Worte, keine Sprache, kein Kontakt, nichts. Zugleich ist das natürlich nicht möglich... Menschen beschweren sich so langsam immer mehr in meiner Umgebung über meine Schweigsamkeit. Sie deuten es als Desinteresse - was es ehrlicher weise auch ist... Es interessiert mich schlicht und ergreifend nicht mehr, was sie tun und denken und fühlen. Manchmal betrauere ich meine Gleichgültigkeit. Viel öfter ist es mir egal.

Eigentlich ist mir wirklich alles egal und gleichgültig. Ich hab in den Therapien gelernt, wie ich meine Ausbrüche etc. pp. regulieren und kontrollieren kann und dadurch wurde Leben wesentlich einfacher. Zugleich habe ich das Gefühl, dass alles in mir nur noch tot ist. Was früher (in quasi-borderline-Manier) aus mir heraus gebrochen ist, wird unterdrückt... Es führt zu Taubheit. Ich lebe eigentlich nicht mehr, sondern vegitiere viel mehr und frage mich, zu welchem Zeitpunkt der Therapien ich die falsche Abzweigung genommen habe. Ich weiß so viel, kann alles regulieren, und trotzdem wird es einfach nach 15 Jahren nicht "einfach" gut... Ich frage mich, ob ich eine Versagerin bin, zu weinerlich, die Erkrankung zu stark, die Therapie "falsch" ausgerichtet... Whatever.

Viele Grüße

n.
Vielleicht ist Wahnsinn lediglich die Betrachtung der Realität aus einem anderen Blickwinkel.

-noyée-

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Candykills
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Beitrag Do., 19.11.2015, 09:33

Liebe Noyée

Ich schätze vielen psychisch Kranken geht es so, dass sie nach außen hin eine Maske tragen. Schließlich will man nicht jedem auf die Nase binden an einer psychischen Erkrankung zu leiden. Bei mir führt das zum Beispiel häufig zu starkem sozialen Rückzug, obwohl ich eigentlich - und da kann ich mich glücklich schätzen - ein sehr stabiles soziales Umfeld habe mit Freunden.

Vielleicht könntest du dich nochmal auf eine neue Therapie einlassen (anderes Verfahren)? Ich denke nämlich nicht, dass es der richtige Weg ist, jeden Impuls zu kontrollieren und zu unterdrücken. Das ist Selbstverleugnung und kann auf Dauer nur schädlich sein. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass du frei und wild um dich schlagen sollst....

Beste Grüße
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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