Depressiv verstimmt?

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JohnDT
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Depressiv verstimmt?

Beitrag Do., 11.06.2015, 21:31

Hallo,

ich (m,19) schreibe hier, weil feststellen musste, dass anscheind seit Beginn des Jahres etwas nicht stimmt.
Ein etwas eher zurückhaltender Typ war ich schon immer und darum hab ich bis jetzt auch noch mit niemandem ernsthaft darüber geredet - vllt. einfach die Angst.
Ich studiere im 2. Semester und der Beginn im 1. Semester war schon nicht so prickelnd, da ich auf eine weiter entfernte Uni ausweichen musste. Allerdings war dies Anfangs gar nicht so schlimm. Ich sagte mir ich kann neue Freunde kennenlernen usw. Als ich dann im neuen Jahr von Zuhause wieder zur Uni musste, hatte ich so gar keine Lust. Meine Stimmung war mies, Anschluss bei anderen habe ich nicht gefunden und ja.
Dies ging dann so weit, dass ich sogar die Vorlesungen früh verschlafen habe und ich dennoch mit mehr als 10 Stunden Schlaf nicht so richtig in den Tag gefunden habe.
Dies wirkte sich alles auf später aus, sodass ich die Prüfungen für das Semester alle nicht schaffte.

Ich habe auch sehr lange gezögert dies weiter zu erzählen. Naja aber es war dann doch soweit und prompt bekam man den Ast ins Gesicht, meine Eltern meinten: "Dachten wir doch eh, dass du das nicht packst". Da hatte ich dann ne Gefühlszusammenbruch und ich brauchte einfach erstmal wieder Zeit für mich.

2. Semester, neuer Mut für mich - mit Freunde zur neuen Wunschuni gewechselt. Doch schon am ersten Tag fing alles wieder an. Ich verstand nur wenig und vieles hatte ich gar nicht gelernt.
Kaum Lust etwas zu unternehmen, selbst ertappe ich mich immer, wie ich allen aus dem Weg gegen möchte.

Es gibt Tage da vergesse ich all das was mich bedrückt und kann einfach genießen, aber dann kommen auch die Momente, wo alles wieder in die Gedanken springt.
Beschreiben würde ich diese Bedrücktheit durch die Unsicherheit wie es weiter geht, was ich überhaupt machen will, ob ich das dann überhaupt schaffen würde. Warum geh' ich überhaupt da und da hin, interessieren tut es doch eh keinen ob ich da bin? Warum bin ich so kontaktscheu, zurückhaltend, ich könnte doch auch anders?! Warum schaffe ich es dann nicht es anders zu machen?!

Anfangs dachte ich - Ach! Das gibt sich schon wieder. Aber leider tut es das nicht. Belesen habe ich mich schon bisschen, aber ja so eine objetive Selbsteinschätzung geht nicht. Mit der Familie möchte ich noch nicht darüber reden, weil die es eh nicht raffen, dass mich da innerlich was zerreißt. Zum Arzt zu gehen konnte ich mich auch noch nicht überreden, da es mir irgendwie, im Gedanken, komisch vorkommt, dahin zu gehen und zu sagen:"Ich hab da nen Problem, ich erzähle dir jetzt alles, hilf mal."
Da ist es für mich viel einfacher das ganze nieder zu scheiben, auch wenn ich mir bewusst bin, dass mir so keiner keine konkrete Diagnose geben kann.

LG
John

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Grashalm
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Beitrag Fr., 12.06.2015, 08:13

Hallo und herzlich willkommen JohnDT!

Zwar weiß ich nicht, ob ich dir helfen kann, aber ich werde mal ein paar Worte dazu schreiben...
Was dein Studium betrifft: Zwar kenne ich derartige Leistungsprobleme nicht aus eigener Erfahrung, habe jedoch indirekt bei Freunden und Kommilitonen erlebt, wieviele Menschen darunter leiden. Zweifel, Prüfungsängste und Versagen plagen mehr Menschen, als man denkt. Du bist damit nicht alleine. Da diese Problematik an Unis bekannt ist, bieten viele Hochschulen spezielle Beratungsmöglichkeiten und Seminare an. Vielleicht solltest du dich mal an die Studienberatung, das psychologische Hochschulteam, den Career Service oder andere Einrichtungen wenden. Möglicherweise können sie dir helfen. Die Beratungsangebote beschränken sich im Normalfall nicht auf Studienangelegenheiten, sondern finden auch private Probleme dort ihren Platz. Vielleicht könntest du auch überlegen, ob du ein Urlaubssemester einlegen möchtest.

Dass deine Eltern so wenig (mentale) Unterstützung leisten und an deinen Fähigkeiten zweifeln, ist natürlich enorm verletzend. Letztendlich kommt es aber darauf an, was du willst und dir zutraust. Hast du vielleicht Freunde oder andere Verwandte, die dir näher stehen und denen du dich anvertrauen könntest?

Mir scheint, als wäre dein Leidensdruck bereits sehr groß. Vielleicht solltest du einfach mal bei einem oder mehreren Therapeuten um ein Erstgespräch bitten (die Wartezeiten können ja mitunter etwas länger ausfallen). Die ersten Sitzungen sind sowieso unverbindlich. So könntest du mithilfe eines Therapeuten klären, ob und inwiefern Behandlungsbedarf besteht. Klar kostet dies einiges an Überwindung... es kann sich jedoch lohnen. Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist nichts wofür man sich schämen müsste. Ganz im Gegenteil: Es zeigt deine Bereitschaft, an dir zu arbeiten. Mitunter lassen sich aus einer Therapie Kompetenzen gewinnen, die es dir möglich machen, künftig besser mit dir und deiner Umwelt umzugehen.
"Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war." - Bertolt Brecht -


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JohnDT
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Beitrag Fr., 12.06.2015, 11:24

Danke für die Antwort!
Hab mich gleich mal durch die Unihomepage gekämpft und auch eine psychologische Studienberatung gefunden, vielen Dank für den Tipp! Mal schauen ob ich mich da mal hinwende, denn irgendwie liegt das Problem ja doch warscheinlich in Richtung Studium.

Was ich vllt. vergessen habe zu erwähnen ist, dass meine Großeltern mir vor dem 2. Semester geholfen haben neue Kraft zu gewinnen. Sie meinten auch hinter meiner Entscheidung zu stehen, wie ich nach dem Semester fortfahren möchte - ob nochmal von Vorn, oder Studiengangswechsel. Wo ich wieder kein Plan habe was ich von dem machen will, bzw. was ich schaffe. (Echt dummes Gefühl, sich nicht entscheiden zu können...)

Dann werde ich vllt. auch mal dem Vorschlag mit dem Therapeuten nachgehen, auch wenn ich jetzt schon die Befürchtung habe, dass ich das vor mir her schieben werde.

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