Hallo zusammen,
Ich habe ein großes Problem. Und das bin ich selbst.
Ich bin weiblich, bald 24 Jahre alt, fühle mich aber als wäre ich mit 16 stehen geblieben und komme mit mir und der Welt um mich herum überhaupt nicht zurecht.
Ich weiß auch gar nicht wie und wo ich jetzt genau anfangen soll, mich selbst zu erklären, ich versuch es so: Ich habe das Gefühl in mir wohnen zwei Seelen, mein Es und mein Über-Ich finden einfach nicht zusammen. Oft mache/ sage ich Dinge ohne darüber nachzudenken, verletze Menschen, nehme überhaupt keine Rücksicht auf andere. Das mache ich aber nicht mit Absicht, sondern es passiert irgendwie einfach immer. Danach erst kommt dann mein Über-Ich verurteilt mich scharf und schimpft mich, ich habe tage-/wochen-, manchmal monatelang ein schlechtes Gewissen, schäme mich für das, was ich schon wieder getan habe und verkriech mich in mein Zimmer.
Ich bin Studentin und wohne in einer WG, in der eigentlich immer was los ist. Ich habe 3 tolle Mitbewohner und einen Freundeskreis mit wundervollen Menschen, sie sind offen, lustig, füreinander da. Da ich seit meiner Pubertät eigentlich immer nur „dazugehören“ wollte, hab ich es irgendwie versäumt einen eigenen Charakter aufzubauen, bzw. habe ich mir einen schlechten Charakter zugelegt. Als Kind und bis ich so 15 war, war ich aufgeweckt, spaßig, neugierig und kreativ. Mittlerweile fühle ich mich nur noch matt. Ich bin langweilig, humorlos, an allem uninteressiert, habe keine Hobbys mehr, bin unaufrichtig, naiv, selbstbezogen, gefühlskalt und leer. Ich bin richtig eingegangen. Dadurch fühle ich mich auch den Leuten um mich herum so fern. Ich empfinde mich als Zumutung für sie, keiner weiß was mit mir anzufangen, es ist unangenehm, wenn sie mit mir reden müssen. Ich bin nie ich selbst unter anderen Menschen, also können sie bei mir auch nicht sie selbst sein. Das schmerzt. Ich interpretiere auch in jeden Blick, in jedes Wort und jedes noch so bedeutungsloses Verhalten zu viel rein. Manchmal sogar so viel, dass meine Gedanken richtig paranoid sind und ich anfange ihnen zu unterstellen, dass sie mir nur böses wollen. Meinem besten Freund habe ich unterstellt, mir KO-Tropfen ins Getränk geschüttet zu haben. Das war eine klitzekleine Idee, die in meinem Kopf so eine Realität angenommen hat, dass ich 100% davon überzeugt war. Natürlich verletzt sie das und dann tut es mir unglaublich Leid, dass ich an sowas überhaupt denken konnte.
In meiner Pubertät habe ich meine Eltern (besonders meinen Vater) schon immer an den Rand des Wahnsinns getrieben, für die Schule habe ich nur noch das nötigste gemacht, ich lag nur noch im Bett, habe viel geschlafen, bin viel feiern gegangen und habe gern und viel zu viel getrunken. Mein Hobby habe ich aufgegeben. Dann kamen die Verweise, die zwölfte Klasse musste ich wiederholen. Als ich angefangen habe zu studieren wurde es nicht besser, 2 Studiengänge habe ich abgebrochen, und ich habe noch mehr gefeiert und mich Männergeschichten hingegeben. Das ging so weit, dass ich betrunken auf dem Nachhauseweg einen Typen aufgegabelt habe, mit ihm nach Hause gegangen bin und mich während dem Sex von ihm verprügeln hab lassen.
Probleme mit Beziehungen hab ich auch. Ich hab früher oder später immer meinen Freund betrogen, habe zwar immer „Ich liebe dich“ gesagt, aber mittlerweile bin ich gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt jemals jemanden wirklich geliebt habe. Wie soll ich auch jemand anderen lieben, wenn ich mich selbst hasse? Ich öffne mich schnell einem Jungen, verbringe dann am liebsten jeden Tag mit ihm, bin zuckersüß. Aber früher dann bin ich die Hölle für ihn. Will dann nichts mehr von ihm wissen (grundlos?), sobald er sich dann aber vor mir zurückzieht, klammer ich mich an ihm fest und bezirze ihn wieder, dann geht das Spiel von vorne los. Ich habe dadurch viele Jungs unglücklich gemacht. Und mein Über-Ich schüttelt wieder herablassend den Kopf und gibt vielleicht bald die Hoffnung komplett auf.
Dann gibt es aber auch Phasen, da bin ich komplette Gegenteil: Wenn mal was gut läuft, dann bin ich das sprudelnde Leben, kann nicht stillsitzen, schlafe kaum noch, packe meinen Tagesablauf so voll wie es nur geht, bin gesellig, rede viel, bin selbstbewusst und packe mein Leben an. Schade, dass diese Phasen so schnell wieder vergehen, sobald ich wieder irgendwas mache, was ich nicht gut fine.
Das alles kostet mich so unheimlich viel Kraft, dieses Hin und Her, diese Instabilität. Kann es sein, dass ich manisch depressiv bin? Oder gar Borderline habe? Ich will einfach normal drauf sein, nicht entweder total am Boden, dass ich alles infrage stelle oder so gut drauf, dass ich denke die Welt gehört mir. Ich will wieder unbeschwert und glücklich sein.
Beste Grüße, mxii
Probleme mit dem Ich
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Hallo,
wenn ich deine Selbstbeschreibung lese, fällt mir vor allem auf, daß du bisher meist um die Verantwortung für die Folgen deines Handeln drumherum gekommen bist, egal ob du dir selbst oder anderen geschadet hast. Vielleicht gab es zu wenige Anreize, dein eigenes Ich (du schreibst nur von Es und Über-Ich) aufzubauen, das ja für die Regulation deiner Handlungen und Gefühle verantwortlich sein sollte. Haben deine Eltern Konsequenzen folgen lassen oder nur geschimpft, aber doch nichts verändert? Vielleicht hast du Grenzen oder sinnvolle Tätigkeiten gesucht, aber nie welche bekommen - auch das kann unglücklich, orientierungslos machen.
Vielleicht hilft es dir, wenn du mal für ein halbes Jahr ganz allein wohnst und dich auch allein um alles kümmern mußt (Haushalt, Finanzielles, Tagesablauf, Pflichten). Dann hast du mehr Herausforderungen, aber auch mehr Erfolgserlebnisse und wirst "geerdeter". Du lernst deine eigenen Bedürfnisse ohne fremde Einflüsse besser kennen (auch so einfache Dinge wie Schlaf, Eßverhalten...). Deine jetzige Selbstbschreibung enthält soviel über "falsche" Interaktionen mit deiner Umwelt und bis auf die "kurzen Phasen" nichts über deine Identität.
Deine Mattigkeit kommt vielleicht einfach nur daher, daß du mehr außengeleitet bist und jetzt merkst, daß du mehr "von innen heraus" leben willst. Burnout und Depressionen können auch durch UNTERforderung entstehen. Das alles sind nur Schüsse ins Blaue, meine spontanen Assoziationen. Vielleicht ist etwas dabei, das dir weiterhilft. Alles Gute!
wenn ich deine Selbstbeschreibung lese, fällt mir vor allem auf, daß du bisher meist um die Verantwortung für die Folgen deines Handeln drumherum gekommen bist, egal ob du dir selbst oder anderen geschadet hast. Vielleicht gab es zu wenige Anreize, dein eigenes Ich (du schreibst nur von Es und Über-Ich) aufzubauen, das ja für die Regulation deiner Handlungen und Gefühle verantwortlich sein sollte. Haben deine Eltern Konsequenzen folgen lassen oder nur geschimpft, aber doch nichts verändert? Vielleicht hast du Grenzen oder sinnvolle Tätigkeiten gesucht, aber nie welche bekommen - auch das kann unglücklich, orientierungslos machen.
Vielleicht hilft es dir, wenn du mal für ein halbes Jahr ganz allein wohnst und dich auch allein um alles kümmern mußt (Haushalt, Finanzielles, Tagesablauf, Pflichten). Dann hast du mehr Herausforderungen, aber auch mehr Erfolgserlebnisse und wirst "geerdeter". Du lernst deine eigenen Bedürfnisse ohne fremde Einflüsse besser kennen (auch so einfache Dinge wie Schlaf, Eßverhalten...). Deine jetzige Selbstbschreibung enthält soviel über "falsche" Interaktionen mit deiner Umwelt und bis auf die "kurzen Phasen" nichts über deine Identität.
Deine Mattigkeit kommt vielleicht einfach nur daher, daß du mehr außengeleitet bist und jetzt merkst, daß du mehr "von innen heraus" leben willst. Burnout und Depressionen können auch durch UNTERforderung entstehen. Das alles sind nur Schüsse ins Blaue, meine spontanen Assoziationen. Vielleicht ist etwas dabei, das dir weiterhilft. Alles Gute!
P.S. Wenn du einen Begriff für deinen Zustand suchst, ich würde es als "Entfremdung" bezeichnen. Sehr häufig in der modernen Gesellschaft, aber überwindbar.
Hallo mxii,
da du so reflektiert über dich schreiben kannst, denke ich dass du von einer Psychotherapie viel profitieren kannst. Vielleicht als erster Schritt der Selbsthilfe: Du könntest dir das Buch "Wer A sagt... muss noch lange nicht B sagen" von Eckhard Roediger zulegen.
da du so reflektiert über dich schreiben kannst, denke ich dass du von einer Psychotherapie viel profitieren kannst. Vielleicht als erster Schritt der Selbsthilfe: Du könntest dir das Buch "Wer A sagt... muss noch lange nicht B sagen" von Eckhard Roediger zulegen.
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