Depression durch Erfolg?

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Rezna
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Depression durch Erfolg?

Beitrag Mi., 27.03.2013, 14:52

Hi,

ich wollte mal fragen, ob jemand von euch das Phänomen kennt, dass ihn - nunja - Erfolg depressiv macht. Vor allem unerwarteter Erfolg.

Hatte ein erfolgreiches Erlebnis in einer Sache, die mir sehr wichtig ist und es freut mich total. Konnte kaum Schlafen vor Aufregeung - habe dabei aber fest gestellt - das ist keine Freude, die mich da wach hält, die Gedanken sind allesamt negativ geprägt, destruktiv, durchzogen mit Schuldgefühlen. So als hätte ich den Erfolg nicht verdient, oder müsse ihn abarbeiten (Dabei habe ich ja dafür gearbeitet und habe ihn vedient!), oder wäre überheblich und undankbar und müsse nun einen Dämpfer erhalten (ich bin in dieser Sache eher sprachlos - weiß also echt nicht, wie man auf Erfolg antwortet, reagiert, was man sagt und was erwartet wird, ob etwas erwartet wird ...)

Ich sollte glücklich sein, merke aber, dass mich die Depression greift. Ich habe das in letzter Zeit bei kleineren Erfolgen schon mit bekommen. Ich bin zwar wahnsinnig aufgeregt und aufgekratzt - dann folgt ein Down - bzw. erzeugt der Erfolg eine depressive Grundstimmung. Das aber eher abgeschwächt, also fiel es mir nicht so extem auf. Aber nun - anstatt zu feiern würde ich mich am liebsten tagelang heulend im Bett verkriechen. Mir stehen die Tränen und ich fühle mich betäubt, überfahren ... und das verstehe ich nicht. Es ist auch nicht so, dass aus diesem Erfolg irgendwie unangenehme Verpflichtungen entstehen. Eine Sache, für die ich etwas getan habe, ist gut gelaufen, fertig. Ich lächle nach aussen, weil über Erfolg freut man sich, und da jetzt rumzuflennen wäre wirklich undankbar - aber meine Reaktion verstört mich. Sogar Todessehnsüchte kommen auf und das Gefühl, von allem gehasst zu werden (was defintiv nicht so ist - ich weiß, dass es nur mein Kopf ist, der mich da terrorisiert.), oder gehasst weden zu sollen.

Ich komm mir echt lächerlich und bescheuert vor - vollkommen neurotisch.

Also ich stell fest: Niederlagen sind leichter zu verkraften. Da kenn ich mich aus drin. Man kann sie tapfer durchstehen und Mut schöpfen, darin das Positive suchen und Wege, damit klar zu kommen und daraus zu lernen und daran zu wachsen. Man kann wütend sein und traurig und sonstwas. Aber was macht man mit Erfolg? Es fühlt sich an wie ins Vakuum geschossen.

Luxusproblemchen. Snif. Immerhin.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Méabh
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 15:42

Hi, Arta.

Kenne ich gut. Ich habe extreme Reaktionen auf Erfolg gehabt- bei sehr großem Erfolg (der plötzlich kam), bin ich heim gerannt und wollte mich umbringen; bei kleinen Erfolgen (auch plötzlich), gehe ich manchmal schnell ein einen kleinen Raum und heule, oder ich kriegte auch schon mal einen Wutanfall und ging dann nie wieder an jenen "Ort des Erfolges".

Es setzt mich anscheinend schrecklich unter Druck - Erfolg haben ist für mich gleichbedeutend mit "Standard halten müssen, weiter so sein müssen, zu nahe an möglich-folgender dann-doch-Enttäuschung Anderer" - das ist so meine Richtung.
Ein Hochstapler - Gefühl kommt auch dazu. "Die haben sich vertan... wann merken sie das?"
Und - das Alien - Gefühl. Eben das, was du schreibst: Man freut sich. Ich nicht. "Auch da bin ich schon wieder so unnormal." Und kann mich auch nicht verständlich machen. Du bist der erste Mensch, von dem ich so was (mit meinen 41 Jahren) überhaupt lese/ höre.

Alles zusammen deprimiert mich, aber ich frage mich schon, ob nicht eher meine Depression für diese Reaktionen "sorgt" (bin seit 27 Jahren chronisch depressiv), oder anders herum.


Eine Lösung habe ich noch nicht. Meinem Lieblings- Stoffkaninchen den Erfolg übergeben und es dann umarmen, denk ich gerade. Ihm könnte ich Erfolg von Herzen gönnen.
Hm... Vielleicht hab ich ein Introjekt, das mir Erfolg eklatant missgönnt? Von früher? Hast du eins?

Méabh

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candle.
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 16:24

Hallo ihr Beiden!
Méabh hat geschrieben: Hm... Vielleicht hab ich ein Introjekt, das mir Erfolg eklatant missgönnt? Von früher? Hast du eins?
Damit hast du es vermutlich genau auf den Punkt getroffen Méabh mit dem Introjekt. Nicht der Erfolg ist Schuld, auch nicht die Depression, denn diese ist ja das Symptom das daraus folgt. Ich denke eine Ursachenforschung könnte da ganz gut helfen. Ich habe da auch gerade eine gute Erfahrung gemacht dieses Introjekt zu finden und quasi auszumerzen.

Viele Grüße!
candle
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Méabh
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 16:34

Hi candle,

kannst du noch ein bisschen dazu schreiben, wie das bei dir war? Oder ist es dir zu persönlich?
Was mich zB interessiert -
Die Ursachenforschung, war das ein Therapieinhalt, oder hast du das selbst, für dich, heraus gefunden?
War es für dich was ganz Neues, was du da als Ursache gefunden hast?
Das mit dem Ausmerzen (klingt ja krass) - hast du eine Übung dazu gemacht, hast du es rationalisiert, oder..oder...
oder bist du noch daran, es zu bearbeiten? So im Moment könnte ich mir zu mir selbst gar nicht vorstellen, dass das bei mir ginge, es hört sich bei dir an, als wäre das ganz schnell gegangen.

Das Introjekt, da habe ich bei mir schon so Ahnungen, aber wie dann damit umgehen -

Méabh

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Gisi
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 16:46

Ich habe soetwas, wie ihr hier schreibt auch noch nie gelesen oder gehört, depressiv durch ERfolg....mmh.

Aber kann es evtl. auch möglich sein, dass diese, ich nenne es mal depressive Grundstimmung, ein täuschendes Gefühl ist, dass ihr zulasst? Vielleicht ists ja eher eine "Verlegenheit", die massiv auftritt, weil man nicht gewohnt ist, gelobt zu werden oder rein gefühlsmäßig der Erfolg nicht groß genug ist, um gelobt zu werden????

Andererseits könnte ich mir eher vorstellen, dass durch Erfolg sich mehr Druck aufbaut, mehr Stress verursacht und dadurch burnoutähnliche Symptome auftreten könnten, welche mit depressiven Ausirkungen einher gehen könnten.... Aber das würde ich eher auf Dauerreaktinen schieben und nicht auf einmalige Reaktionen...

Kann aber auch sein, dass ich komplett falsch liege.

Bin gespannt, was ihr weiterhin berichtet.

Gisi
Manchmal muss man Menschen aufgeben. Nicht weil sie dir egal sind, sondern weil du es ihnen bist.

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candle.
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 16:51

Hallo!

Ich weiß nicht, ob ich das gut erklären kann. Ich dachte immer, dass ich ein Problem hatte mit der Uni (gefühlt), weil mir mein Inneres sagte, dass ich zu dumm sei, was ja schon ein hartnäckiges Introjekt war. Das traf dann aber gar nicht zu. In mir hat es sich wohl so manifestiert: Studium versus du wirst verlassen. Es wurde dann mit der EMDR angegangen, seit dem fühle ich mich da wirklich besser: Ich darf jetzt also und habe keine Angst mehr deshalb verlassen zu werden.

Also es ist schon kompliziert Méabh, wenn du es alleine rausfinden willst. Ich hätte das so nicht gschafft. Du kannst es dir ja vielleicht auf den Zettel schreiben und diese Gefühle anschauen, vielleicht findest du dann einen Hintergrund. Besser ist es wohl mit therapeutischer Unterstützung.

VG candle
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Rezna
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 17:01

Introjekt ist defintiv ein guter Punkt - auch wenn es mich mittlerweile unfassbar anzipft, dass schon immer und noch wieder und immer wieder und gnarglkrampf diese blöde, dumme Kindheit, das idiotische Elternhaus negativ in mein Leben pfuscht.
Also NATÜRLICH kenne ich solche Erfolgsdämpfer. Erfolg war etwas, dass meine Mutter kompromittierte, das das Machtgefälle in der Familie bedrohte, dass Disharmonie erzeugen könnte (alle SIND gleich - und wer ausbricht, muss zurechtgestutzt werden). Jeder Erfolg wurde mit Dämpfern begleitete - damit man nur JA NICHT glaubt "etwas besseres" zu sein. Untergriffigkeiten, Sticheleien, Sachen wie: "Jetzt brauchst du damit auch nicht mehr kommen." oder "Erwartest du dir jetzt, dass ich Luftsprünge mache?". Ob man etwas angestellt hat oder etwas gut gemacht hat, war von der Reaktion der Eltern oft gar nicht recht auseinanderzuhalten.

Aber ja, chronisch depressiv bin ich auch - glaube aber nicht, dass das die Ursache ist. Okay, dass ich eher mit Depression auf Ereignisse reagiere, das kenne ich - ich schaff es auch depressiv zu werden, weil das Wetter schöner wird. Aber das ist ein Erfolg, den ich mir immer gewünscht habe, den ich verdient habe, der Spaß macht, der toll ist, der einfach - Wuhuwow - ist, und ich sitz da und heule und verkriech mich ins Bett, bin unkonzentriert, regelrecht betäubt, brauch für alles eine Ewigkeit, fühle mich wie erschlagen und überfahren. Und - ja - undankbar.

Klar, die Gefahr bei meinem Erfolg sehe ich darin, dass ich meine Ansprüche rauf setze und mich ausbrenne, weil ich Motiviert bin, NATÜRLICH weiter zu machen, mich weiter zu verbessern und so weiter - was ja auch eine erwünschte Begleiterscheinung bei Erfolg ist. Aktuell trifft diese Langzeitfolge aber nicht zu. Theoretisch könnte ich sofort aufhören, weiter zu machen - es würde den bisherhigen Erfolg keineswegs schmälern.

Mein Depressiver "Anfall" ist die direkte Folge eines "plötzlichen" Erfolgs, der unerwartet aber nicht unverdient eingetreten ist. Aber ja, dass das mal wieder eine Altlast ist, hab ich nicht bedacht - ich möcht mir diese Vergangenheit am liebsten Abhacken.
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Méabh
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 17:05

Hi, Gisi, also,
bei mir ist der Selbsthass (und früher auch Selbstverletzungen bzw. der Suizidwunsch) so groß, dass ich das irgendwie nicht als "große Verlegenheit" sehen kann. Denk schon, dass du komplett falsch liegst.

candle,
nein, ich will es nicht selbst machen (weil ich denke, das ist zu "dick") - das würde ich schon in Therapie angehen wollen. Mich haben nur einfach deine Inhalte diesbezüglich, dein Verlauf interessiert.
EMDR - aha; damit ist eine Panikstörung bei mir ganz gut angegangen worden. Es auf solch ein Gefühl wie hier Thema ist, anzuwenden; da wäre ich gar nicht drauf gekommen. Ist ja wirklich interessant!
Danke für deine weiteren Erläuterungen.

Méabh

Oh - Hi Arta, ich lese gerade deinen neuen Beitrag. Vergangenheit, abhacken, immer, immer, immer noch derselbe Mist, schon wieder, schon so oft besprochen, durchkämpft, durchdacht...... -
Genau so. Und bei mir ist es anscheinend auch meine Mutter. "Du schadest mir, wenn du gut bist. Ich bin doch hier die Königin."

PS - und das mit dem schönen Wetter wollte ich vorhin auch schon schreiben. Von wegen "man" freut sich doch, man wird doch aktiv, wenn...

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(V)
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 17:43

Ein paar lose Gedanken dazu:

Erfolg macht nicht (niemals nie nicht) depressiv, das glaube ich nicht. Aber es kann Angst machen. Und das wiederum ... indirekt ... einen depressiven Schub auslösen. Wobei man bei KURZER Niedergeschlagenheit (unter 3 bis 4 Wochen) nicht wirklich von Depression spricht.
Bei chronisch Depressiven kann es mE verstärkt vorkommen, dass sie die Gedankenpfade, die von "Angst/Panik" zu "tödlicher Depression" führen, ziemlich ausgetrampelt sind, sprich: von null auf hundert, die Zwischenschritte welche Gedanken von A nach B führen, gar nicht mehr bewusst wahrnehmend. Außerdem auch keine Seltenheit bei chronisch Depressiven: Gefühle fehlinterpretieren. Anders gesagt: ich würde an eurer Stelle wirklich noch mal prüfen, ob der Erfolg wirklich (per se) zu einem Depressionschub führt, oder ob da nicht x Zwischenschritte ausgelassen und/oder aus depressiver Gewohnheit missgedeutet wurden.

Ich denke außerdem, dass das Phänomen gewiss dadurch um so mehr verstärkt wird, je mehr man sich mit der Depression identifziert. Man kennt es gar nicht mehr anders, man IST die Depression, aber man hat kein anderes Ich ("Ich-Vorstellung"/Subpersönlichkeit) mehr. Man kennt sein Erfolgs-ICH gar nicht, hat es nie definiert, nie visualisiert. Wenn ICH die Depressive bin, und NUR die Depressive, , und dann kommt etwas (hier: Erfolg) und will mir das Wegnehmen... klar, reagiert man dann unbewusst mit Angst und Gegenwehr. Weil man müsste im Falle von Erfolg ja nicht nur die Depression loslassen, sondern einen großen Teil der Identiität.

Mir ging es bisher nur dann so, wenn der erlebte Erfolg nicht mit MEINEN Idealen, Werten oder Zielen vereinbar war, sondern ich unbewusst den Werten anderer nachgerannt bin, mir etwas vorgemacht habe, nur geglaubt habe, ICH würde das wollen, aber in Wahrheit in meinen Wünschen zu sehr von anderen (i.d.R. die Eltern) beeinflusst. Dann kämpft und strampelt man sich zwar einen ab, aber wenn man das Ziel erreichte, fällt man in ein dunkles Loch. Ich denke mir auch: Wenn man sich nicht darüber freuen und stolz sein kann, dann IST es kein echter Erfolg. Dann war/ist es nicht das Richtige für einen. Entweder, weil man noch nicht bereit ist oder weil man es in Wirklichkeit (unbewusst) gar nicht möchte.

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Vancouver
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 19:36

Arta hat geschrieben:
Luxusproblemchen. Snif. Immerhin.
Hallo Arta,

finde ich keineswegs! Oder schreibt man das keines Wegs? (---> siehst du, DAS ist ein Luxusproblem )

Zurück zum Ernst der Lage. Du hast ganz gut für dich erkannt, womit es zu tun hat. Natürlich mit dem Elternhaus und du hast deine Lage sehr gut beschrieben. Das beeinträchtigt deine Genussfähigkeit bis heute, bzw. ist überhaupt gar keine Fähigkeit dahingehend vorhanden, bzw. verschüttet, wird nicht zugelassen.
Ich kenne dieses Problem übrigens auch sehr gut, doch es ist stark im besser werden, dank einer Therapie. Es ist so traurig, wenn man hart für den Erfolg kämpft, und ihn dann gar nicht genießen kann, sogar ganz im Gegenteil, sich dabei fast selbst vernichtet oder in weiterer Folge große Erfolge schon im Vorfeld boykottiert, um nicht in diese Situation zu kommen.

Ich denke auch dass man das nicht so einfach mal loskriegt, vermute doch dass es dazu einer therapeutischen Begleitung bedarf, da der Kopf das Problem nicht lösen kann.
Jemand anderen herabwürdigen ist auch nicht die Lösung.

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 27.03.2013, 20:33

Liebe Arta (lange nicht gelesen hier) - ja, ich glaube dass das möglich ist. Zumindest sich 'schlecht' zu fühlen. Ob das jetzt 'depressiv' bei dir ist oder es auch was anderes sein könnte, keine Ahnung.
Der Erfolg selbst steht ja für irgendwas, eine Leistung, die 'besser' ist als die der anderen, ein Statusgefälle, eine Verantwortung oder Verpflichtung bzw. phantasierter oder tatsächlicher Druck in Folge des Erfolgs.
Ich weiß nicht, wenn man als 'chronisch depressive' irgendwie gewohnt ist, sich eher schlecht zu fühlen, dann könnte es ja sein, dass man zwar vielleicht zunächst so ein ganz klein bischen sich 'ganz normal' gut fühlt wegen des Erfolges, das aber on the spot von 'Ich schäme mich dafür' zb weggeschoben wird. Oder eben sich selber extrem misstrauisch beäugt, sich schon mal prophylaktisch in Abwehrstellung begibt, weil - eben - die misstrauische Frage im Raum steht: kann das wirklich sein? MIR? WO ist da der Haken?

Ich fürchte ich kenne Phasen zu großen Glückes als Auslöser von depressiven Phasen.

Wer 'down' ist, dem wird oft (nicht immer!) eher Zuwendung geschenkt; wer oben steht wird beneidet. Oder man bildet sich das ein oder andere ein.

Ich habe einmal eine Familienaufstellung als Stellvertreterin recht nah aber nicht mich betreffend mitgekriegt in der das auch Thema war. Die Frau die aufstellte brauchte die Erlaubnis des Vaters mehr Geld zu verdienen, mehr Erfolg zu haben als er.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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hawi
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Beitrag Do., 28.03.2013, 08:22

Hallo Arta,

sind nur geschriebene Denkansätze von mir, die gleich folgen.
Durch Erfolg depressiv geworden bin ich - soweit ich mich erinnere - noch nicht. Vor allem nauch nicht sofort, nicht direkt nach dem Erfolgsereignis.

Dennoch fallen mir so eine Varianten ein, die hierher passen könnten.

Wichtig wohl allein schon das Ereignis selbst. Wie es aussieht, wie der Sachverhalt aussieht. Erfolg ist ja nur ein Schlagwort, eine subjektive Ableitung.
Miss_Understood schreibt es bereits, den Sachverhalt genau betrachtet?
Wenn ich jedenfalls später auf so was sehe, fallen mir durchaus so einige Dinge ein, die mich dann zweifeln lassen, ob Erfolg wirklich Erfolg war. Wenig, dass nicht auch Kehrseiten hat. Und solche Kehrseiten? Ich glaub schon, sie können von Beginn an mitschwingen, da sein. Eher unbewusst.

Erst mal das, was mir häufiger sofort bewusst ist. Erfolge, die andere sehen, zu sehen meinen, mir zuordnen wollen. Aber ich will nicht. Oder kann nicht?! Stichwort „unverdient“. Auch Erfolg auf kosten anderer oder auch Erfolg den zwar allgemein alle/viele als Erfolg sehen, ich aber nicht.

Erfolg für sich annehmen können, sollen, müssen, so formuliert, ich denke schon, wenn etwas passiert, dass vermeintlich was positives auszulösen hat, heißt das noch nicht, dass emotional nicht das genaue Gegenteil passieren kann.
„Nun freu dich doch mal“. Z.B. das kann ganz bestimmt sehr deprimieren. Egal ob die eigene innere Haltung nun richtig oder falsch ist, wenn es an der eigenen Bereitschaft zum „freuen“ oder eben auch zum selber Erfolg haben fehlt, dann zieht einen Erfolg wohl auch mal runter. Grad wenn andere diese Erfolgssicht haben, sie einem gar aufdrängen. Aber sogar wenn es einem nur mit sich allein so geht, auch da dürfte zumindest „Zwiespalt“ häufiger vorkommen. Zu meinen, mann/frau müsse sich eigentlich freuen, umgekehrt aber innere Abwehr genau dagegen.

Depressiv muss all so was einen dann sicherlich nicht machen. Aber es kann.
Wenn dem so ist?
Kann natürlich dann an alten Abhängigkeiten liegen, Prägungen, Gewohnheiten, die mal dazu führten, dass z.B. persönlicher Erfolg etwas ungehöriges ist.

Für mich aber nur eine Möglichkeit. Eine, die nicht für alle, für jeden passt, jedenfalls als alleinige Begründung. Ich meine auch schon Menschen kennen gelernt zu haben, die schlicht und einfach mit viel Erfolg nichts anfangen konnten. Scheint die Sonne, sieht so jemand darin dann halt was Negatives. So gepolt, warum auch immer, dürfte dieser jemand ganz gut zu Recht kommen, so lange er das Haar in der Suppe noch finden kann. Wehe, dies ist ihm nicht möglich. Wehe es wird ausweglos positiv, wehe der negative Erfolg lässt sich gar nicht fühlen, zumindest denkbar, dass auch auf so einen Weg mal eine Depression entstehen kann. Zwar wohl selten, auch nur von mir grad konstruiert, aber, wer weiß.

Denkbar sicher auch, dass eine „schleichende“ Depression sich durch positive Ereignisse erst richtig zeigt, die innere Dunkelheit aufzeigt.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Ninia
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Beiträge: 44

Beitrag Do., 28.03.2013, 09:05

Hallo Arta!Ich könnte mir auch vorstellen, dass diese Sache aus der Kindheit stammt. Du hast Erfolg, und der macht dir primär Angst, weil du ja keinen Erfolg haben "darfst". Zudem wächst der Druck, der Perfektionismus, die Angst vor dem Versagen. Kann es auch sein, dass du dir Erfolg selber nicht gönnst, dich nicht losgelöst von der Ursprungsfamilie und deinem früheren Ich sehen kannst? Normalerweise hat man sich Erfolg verdient, erarbeitet. Dass Niederlagen für dich leichter zu verkraften sind, ist verständlich, wenn auch traurig. Wäre ein Blick von der Metaebene unter Umständen etwas für dich?

LG, Ninia

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Hiob
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Beitrag So., 31.03.2013, 14:10

von Arta: Ich sollte glücklich sein, merke aber, dass mich die Depression greift.
Hast du dich schonmal gefragt, warum man diesen Satz so oft in Foren liest, warum es so vielen Menschen so geht, wie dir?
"Ich müsste doch glücklich sein. Ich hab doch eigentlich alles."

In unserer Gesellschaft wird Glücklichsein mit bestimmten Umständen verbunden. Man meint, man sei glücklich WENN dies eintritt oder jenes endlich zuende sei. Die Hochzeit zum Beispiel oder das Ende der Ausbildung. Wenn du das bei dir jetzt gerade so beobachtest, bist du dann immernoch der Meinung, dass Glück dann vorhanden ist, wenn eine bestimmte Bedingung eintritt?

Aus meiner Sicht ist es eine logische Entwicklung, dass jemand, der alles erreicht hat, der viel Geld hat, Ansehen, Freunde und sich davon eigentlich alles kaufen kann, was er will, umschmeichelt und vielleicht sogar geliebt wird...das der kurz danach "tot im Hotelzimer gefunden" wird. Bei Popsternchen zum Beispiel. Das gilt aus meiner Sicht auch, wenn nur in einem bestimmten Bereich "alles erfüllt" ist.

Nur ein Vorschlag. Das Denken kann den Istzustand nicht erfassen, es kann nur im Unterscheiden, im Vergleichen existieren. Das ist seine Arbeitsweise. Es nimmt nur wahr, wenn es unterscheidet, helles, kann es nur erkennen, wenn dunkel daneben ist, dunkelgrün, wenn hellgrün daneben ist. Daher produziert es automatisch ständige Vergleiche. Vergleiche mit der Vergangenheit (Resümieren), mit der Zukunft (Angst, Wunsch, Ziel) und sogar mit anderen Menschen (Markenklamotten, zu dick, zu dünn...). Es vergleicht sogar Istzustände mit inneren Sollzuständen.

Wenn es aber am Ende angekommen ist, alles ist eigentlich gut. Was macht das Denken dann? Das ist jetzt keine "Lösung" für dich, es soll nur ein Hinweis sein, in welcher Richtung du auch mal suchen könntest. Depressionen haben eine Seite, die man vielleicht "den mechanischen Teil" nenne könnte. Und deren Entstehung hat mit dem Beschriebenen zutun. Es nutzt hier aber nichts, irgendwelche "Erkenntnisse" aus einem Buch oder von anderen zu übernehmen oder abzulehnen...wirksamer ist es aus meiner Sicht, eigene Schlüsse zu ziehen. Nur als Vorschlag.

Hiob

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Rezna
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Beitrag Do., 04.04.2013, 01:50

Danke für eure Kommentare.

Die Sache mit dem "Erfolg haben" scheint doch - in diesem besagten Bereich - eine heftigere Sache zu sein. Oder anders: Ich hatte - in der selben Materie - heute einen wichtigen Schritt gesetzt, auf den ich schon lange hin focussiere und vor dem ich mich auch irgendwie - ja - fürchte. Mehr oder weniger hatte ich dann auf die "Augen zu und durch" - Taktik gesetzt, weil ich ahnte, dass ich den Schritt noch ewig weiter vor mir her schieben würde. Keine halbe Stunde später, nachdem die Schritte gesetzt waren - nahm ich alles zurück. Ich hatte Panik. Ab dem Moment, da die Sache vom Hafen war, gings mir furchbar. Ich bekam kaum Luft, zitterte - naja, alles rauf und runter. Dann zog ich es zurück - leider ist es nun nicht besser, da ich mich als Versager fühle, aber die Zurücknahme kann ich - zumindest für ein paar Wochen - nicht ändern. Definitiv war auch hier die "Problem mit Erfolg" Sache bestimmend. Das, worauf ich mein ganzes Leben hoffte, endlich hin arbeitete - und dann war dieser Moment da - und ich habs aus lauter Angst - vorerst vermasselt. Meine "Augen zu und durch"-Taktik war falsch! Oder war der Rückzieher falsch? Ich weiß es nicht genau. Ich kann noch immer nicht klar denken und weiß, dass ich vermutlich noch eine ganze Weile neben mit stehen werde. Ich werde Starkes brauchen, das niederzukämpfen.

@Hiob
Ja, deine Überlegungen und Ausführungen kenne ich. In der Tat ist da was ... dran. Es gibt da zwei Dinge in meinem Leben, die ich "immer" erreichen wollte. Vor Jahren sagte ich einer Freundin mal: Wenn ich innerhalb eines Jahres beide Dinge umgesetzt habe, kannst du ausgehen davon, dass ich weiß, dass ich bald sterben werde. Es war so gemeint - dass diese Dinge mir so wichtig sind, dass ich sie selbst umsetzen würde, wenn ich nur noch auf allen Vieren kriechen könnte. Zugleich strafte mich mein Leben Lügen, denn warum nahm ich das nicht in Angriff, solang es mir gut geht???
Nachdem mich das Leben in den letzten Jahren gebeutelt hat, und ich weiß: Ein "richtiger" Job wäre mein schneller Tod, widme ich mich genau den wichtigen Dingen. Erfolgreich. Es ist wirklich toll, macht Spaß, nach einem (für mich) bedeutenden Schritt habe ich manische Phasen. Es ist so spannend, das zu beobachten - wie unwichtig Dinge werden können, wie wichtig andere werden. Ich schwebe einen Meter über der Erde, kann man so sagen - bin aufgekratzt, selbst die Nachricht von einem Atomkrieg kostet mir nur ein Schulterzucken und ein: Egal, guck mal - ich hab das und das gemacht ... noch rechtzeitig! Das Gefühl ist geiler als Sex, sag ich mal so dahin - und es dauert viele Stunden an. In der Zeit kann ich nicht schlafen, es gibt nichts, was mich bedrohen könnte, ich ... mir gehts so supergeil. Mittlerweile weiß ich, dass auf diese Euphorie die Ohrfeigen folgen, Zack links, Zack rechts, ich lieg wieder am Boden und erdulde den Kater des Glücks. Am Anfang hat mich die Depression nach der Euphorie (die proportional zum Glück steht) noch entsetzt. Das Gefühl, ich müsse SOFORT sterben, alles wäre rigoros Sinnlos ... Mittlerweile weiß ich schon in den euphorischen Phasen, dass es danach nach unten gehen wird - es entsetzt mich nicht, ich erwarte es.

So abgeschweift (man verzeihe mir, ich fühl mich wie ein springender Punkt) ... Also ich glaube nicht, dass ich tot umfalle, wenn ich erfolgreich bin. Interessanterweise kam aber war es tatsächlich so, dass nach der Nachricht des Erfolgs eine Autoimmunerkrankung bei mir festgestellt wurde. Die Ausmaße kenne ich noch nicht - wird aktuell noch untersucht - aber auf perverse Weise halte ich das für einen "Lohn". Ohne jetzt magisches Denken und esoterischen Müll zu bemühen - das ist eine reine "if - else" Verknüpfung.
Wie auch immer ... damn ... Konzentration ... Jedenfalls, ja, ich kann mir vorstellen, dass man sterben will, wenn man alles erreicht hat. Von diesem Punkt aber bin ich meilenweit entfernt. Es gibt da doch ein paar Kriterien dafür - also da müsste noch so einiges Wasser den Bach runter fließen, aber danach, ja, ich kann das verstehen, nachvollziehen. Beispielsweise tun mir Menschen wirkklich leid, die bereits mit 30 oder davor "Welterfolge" fabriziert haben. Die können das in der Regel nie wieder toppen. Wenn da nicht in der "Realität" genug Anker sind, dann könnte das der Lebensalbtraum werden. Insofern bin ich auch - auf perverse Art - froh, erst jetzt dieses Aufblühen zu erleben. Alt werd ich sowieso nicht. (Hoffentlich - neben Kindern, Heirat, Haus und Garten zählt das zu den schlimmsten Albträumen...)

Ich komm nicht auf den Punkt... er springt so.
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