Jobsuche bei Depression

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gngl
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Jobsuche bei Depression

Beitrag Mo., 25.03.2013, 10:23

Hallo Forum,

vielleicht hat jemand Ratschläge für meine Situation zur Hand, wär über jeden Tipp dankbar:

Ich habe in den letzten Jahren verschiedene Antidepressiva versucht, jedes Medikament jedoch wieder abgesetzt, weil ich mit den Nebenwirkungen nicht klarkomme. Mit einem Beruhigungsmittel helfe ich mir manchmal über den Tag.

Zur Zeit arbeite ich nur geringfügig, muss mir aber wegen akuter finanzieller Schwierigkeiten einen zusätzlichen Job suchen. Aufgrund starker Minderwertigkeitsgefühle und einem daraus resultierenden problematischen Lebenslauf habe ich zur Zeit grosse Angst vor Vorstellungsgesprächen.
Theoretisch könnte ich mit dem Beruhigungsmittel die Situation ein wenig verbessern, die Gefahr einer Abhängigkeit ist bei dem Medikament jedoch sehr gross und irgendwann merken die ja trotzdem, wie ich drauf bin.

Meine Frage: Sollte ich bei eventuellen Vorstellungsgesprächen gleich im vorhinein erwähnen, dass ich depressiv bin? Ich fänds grundsätzlich gut, hab aber Angst dass ich mich dadurch in eine schlechte Ausgangslage befördere.
Hat wer Erfahrung?

Vielen Dank schonmal, lieber Gruss: G.

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lebonaut
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 13:12

gngl hat geschrieben: Meine Frage: Sollte ich bei eventuellen Vorstellungsgesprächen gleich im vorhinein erwähnen, dass ich depressiv bin? Ich fänds grundsätzlich gut, hab aber Angst dass ich mich dadurch in eine schlechte Ausgangslage befördere.
Hat wer Erfahrung?
Hi gngl,

ich bin manisch-depressiv, d.h. ich stelle mich, wenn es das Glück so will,
im neutralen bzw. manischen Zustand vor - meine krassen Stimmungs-
schwankungen werden SO ODER SO bemerkt - d.h. irgendwann werde ich
wieder depressiv (Psychopharmaka mildern es) und das merken dann auch
meine Arbeitskollegen. Irgendwie haben doch alle ne Macke. Egal, wo ich
bisher gearbeitet habe, alle sind total individuell.. nerven stark/sind depressiv/
sind blind (dumm) oder sonst was. Im Grunde, ich versetze mich in die Lage
des Personalchefs, kommt es auf die (1) Tätigkeit an und wie DU in das (2) Team
passt. Wie du "auf Dauer" bist, ist SOWIESO das generelle Risiko bei
Anstellungen. Das nehmen die Personaler quasi in Kauf.

Immerhin verbringst du deine wertvolle Lebenszeit für das Unternehmen.
Depressive sind, aus der Sicht eines Personalers, sehr loyale Angestellte,
die sich eher 'in der Arbeit verlieren' können, als Leute mit gleichbleibend
neutralen/guten Stimmungen. In Wirklichkeit sind Depressive die besten
Angestellten, die sich ein Unternehmen nur wünschen kann. Zumindest...

...ist es nebensächlich, solang du keinen Kundenkontakt hast. Ich würde
es z.B. hassen, immer "gute Laune spielen" zu müssen, wenn es sich
nicht mit meiner inneren Verfassung deckt. Aber selbst Aussendienstler
müssen nicht unbedingt "verspielt" sein. Sie können auch ernst sein, sich
auf die Fakten des Produktes konzentrieren und es neutral anbieten. Viele
Kunden, die selbst nicht "eingelullt" werden können, ziehen so jemanden
dem perfekt geschulten, immer gut gelaunten Verkäufer vor.

(1)
Geht es nun um die Präsentation eines Produktes auf Messen o.ä. DA
würde ich sagen, diese Sparte sollte man als Depressiver vermeiden.
Muss ja jeder selbst wissen.

(2)
Ich war Auszubildender in einem Team, dass aus einer bipolaren (Kreditoren),
einer scheuen, zurückhaltenden (Debitoren) und einer stark depressiven
(Kassenführung) Person bestand. (Buchhaltung)
Das hat so gut funktioniert!!!!

Was ich sagen will ist: Warum sich vorher fertig machen deswegen? Ich gebe
ja zu: Die Angst, als "Psycho" abgestempelt zu werden, habe ich ebenso.
Die angestrebte Denkweise ist: Scheiß drauf, hauptsache die Arbeit wird erledigt
und wenn die erledigt ist, kriegt man Geld.

Zu deiner Frage: Ich würde es NICHT erwähnen. Die meisten "Normalen"
denken vermutlich, psychische Krankheiten wären reine Fantasie oder so
was. Zumindest nach meiner Erfahrung. Dabei sehe ich: Sie leben parallel
zu mir - sind aber wesentlich stabiler - sind nicht bipolar wie ich - es geht
ja nicht nur um die Stimmung... ich will dem Ernst ins Gesicht lachen, dann
will ich ernst dem Clown eins auf die Nase hauen, weil er nervt. Für mich ist
ALLES bipolar - das heisst aber nicht, dass ALLE eine Störung mit ihrer
emotionalen Bipolarität haben!!! Ich weiß nur: egal, ob ich es ignoriere, denke,
es wäre Einbildung oder ob ich mich anaysiere und Dinge feststelle... die
bipolare Störung ist Bestandteil meiner Persönlichkeit und geht nicht einfach
weg. Damit muss ICH leben. Nichtmal meine Eltern können das verstehen.

Ich würde es AUF KEINEN FALL erwähnen beim Vorstellungsgespräch.
Es gibt soetwas wie eine Maske, einen Intimschutz, der dich zwar auf
deine Arbeitskraft reduziert, deine sonstige Persönlichkeit aber nicht
antastet. Diese Maske aufsetzten und voll auf die Arbeit konzentrieren,
ist mein Rat an dich.

Liebe Grüße
lenobaut

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gngl
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Beitrag Mo., 25.03.2013, 14:20

Hallo Lenobaut,

dank dir für die ausführliche Antwort. Deine Sicht der Dinge scheint eine gute zu sein, bzw. dürftest du mit deiner Erkrankung gut umgehen können.

Ich ergänz meine Situation noch kurz: Ich gehe davon aus dass mein Gegenüber, jetzt im Falle eines Vorstellungsgespräches, deutlich merkt dass was nicht stimmt mit mir. Deshalb meine Überlegung - Flucht nach vorne.

Im Job funktioniere ich grundsätzlich gut, weil ich mir da Bestätigung hole...was mich extrem kritiksensibel macht, es muss nichtmal Kritik sein um mich zu verunsichern.
Das ist der Grund, warum ich bisher jeden Job schmiss, obwohl Vorgesetzte durchaus zufrieden mit mir waren. Ich hab durch meine negative Sichtweise künstliche Probleme geschaffen. Dadurch hab ich einen extrem unübersichtlichen Lebenslauf, was bei Vorstellungsgesprächen dann eben auch auffällt. Auch hier meine Überlegung - Flucht nach vorne.

Wie du sicher richtig bemerkst, hängt es vom Stellenangebot ab, ob man mit einer psychischen Erkrankung einsetzbar ist.

Ich hab dem Arbeitsmarktservice eine Mail mit der Frage egschickt, mal schaun was die vorschlagen. Ich werd berichten.

Lieber Gruss derweil, G.

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meinleben;)
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Beitrag Di., 26.03.2013, 00:34

Hallo Gngl!

Oh mann hab dir grad ausführl. geschrieben und plötzl. wieder alles weg:(..

okay also nochmals: mein TIPP: sag es auf KEINEN FALL!!! Berufl. ist berufl. - privat privat!
Glaub mir, auch noch so jeder nette und einfühlsame Personalchef wird seine persönl. Meinung, auch wenn er noch so ein guter Mensch ist, hinten anschieben u rein für die Firma entscheiden; und da wird schon mal aussortiert was von vorhinein "Mängel" aufweist oder einfach problematisch werden könnte.

Besprich deine Probleme mit deinen Freunden, Vertrauten, prof. Hilfe etc. aber sag ja nichts von deinen Problemen; - meine persönl. Erfahrung!
Wenn du deine Arbeit gut machst, dann wird es den meisten viell. egal sein wenn du manchmal deine launen hast oder so - wer hat die nicht?

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meinleben;)
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Beitrag Di., 26.03.2013, 00:40

und dich beim AMS gleich in Vorhinein für nen Arbeitsmarkt entscheiden, der besondere Rücksicht auf psych. Kranke nimmt, mach das auch nicht:))
Glaub mir, irgendwo sind doch alle irgendwie psychisch krank, oder haben wo ne Macke oder ein Problem; du nimmst dir dann im Vorhinein gleich die Chance es einfach zu schaffen;)... Und ja man wird gleich abgestempelt und behandelt als wäre man begriffsstützig (war bei mir mal so;)... hihi...)

also, ich bau auf dich;) du schaffst das!!

(u öffne dich wirkl. nur Personen, die du viell. dann schon länger kennst und denen du vertraust - aber behalte wenns geht deine großen Probleme wirkl. für dich u besprich es dort, wo Platz dafür ist; glaub mir: noch so jeder nette Vertraute kann sich unter gewissen Umständen ins Gegenteil wenden) also ein Rat an dich - aus meiner persönl. Erfahrung!!

Teu, teu teu du schaffst es!!

glg meinleben;)

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gngl
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Beitrag Di., 26.03.2013, 01:16

Hallo Meinleben,

dank auch dir für die motivierende Antwort, vor allem weil du sie zwei mal schreiben musstest.

Ich verstehe deinen Standpunkt und sehs grundsätzlich genau so wie du, andererseits hab ich grad wirklich sehr mit mir selber zu kämpfen und irgendwie die Schnautze voll davon, dass ich mir aufgrund irgendeiner Stoffwechselstörung mein Leben verpfusch und dennoch überall so tun muss als wär alles ok bzw. damit leben muss dass ich ein Versager bin. (Langer Satz btw.)

Psychsich kranke Menschen werden in der Gesellschaft meiner Meinung nach noch immer diskriminiert und das schräge dran ist, das grad diese Gesellschaft die Menschen oft kaputt macht. Und dann heissts brav Medikamente schlucken und weiter funktionieren, solange es halt geht.

Ich hab durch meine Erkrankung gewisse Defizite, aber wenn ich die nicht verstecken muss und ich akzeptiert werde wie ich bin ohne mich verstellen zu müssen, kann ich auch die geforderte Leistung im Job erbringen, so sehs ichs manchmal.
Auf der anderen Seite rutsch ich dadurch eventuell wieder in die Opferhaltung, fällt mir grad auf.

Was weiss ich. Lieber Gruss, G.

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graue seifenblase
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Beitrag Di., 26.03.2013, 09:13

Hallo gngl

Also ich spreche aus doppelter Erfahrung: Ich habe eine starke Hörschädigung und eben schwere Depressionen, bin jetzt schon über ein Monat im Krankenstand.

Ich habe es bis jetzt immer so gemacht, dass ich beim Vorstellungsgespräch nichts erwähnt habe (zum Glück habe ich trotz meiner Hörschädigung keinen Sprachfehler), wenn ich dann angefangen habe und eine Zeit bei der Firma war, dann habe ich mich nach und nach meinen Kollegen und Chefs anvertraut. Da sie sich so ein Bild von mir machen konnten ohne Vorurteile war dies eigentlich nie ein größeres Problem. Auch jetzt ist es so, dass meine Chefin weiß, dass ich Depressionen habe und in PT bin und dass es mir momentan wieder sehr schlecht geht, aber es ist kein Problem, dass ich im Krankenstand bin, natürlich wäre es ihr lieber, wenn ich in der Arbeit wäre, aber es geht einfach nicht.

Meine Erfahrung hat mir auch gezeigt, dass man mir nie böse war, weil ich erst später mit allem rausgerückt bin, sondern im Gegenteil, mir wurde vollstes Verständnis entgegen gebracht.

Wegen der Selbstzweifel bezüglich Arbeitsleistung: Auch wenn ich mir immer wieder denke, dass andere es viel besser können und ich unfähig bin, was ja momentan grad durch den Krankenstand wieder extremer ist, hab ich mir irgendwann eingeredet, dass ich einfach so lange bei der Firma bleibe, bis ich gekündigt werde, aber nicht aus Selbstzweifel kündige, denn wenn wir ehrlich sind, dann sind unsere Arbeitgeber eh nicht auf jeden einzelnen von uns angewiesen und würden relativ schnell Ersatz für uns finden, also würde ihnen unsere Leistung nicht reichen, dann könnten sie uns ohne mit der Wimper zu zucken uns kündigen. Natürlich kündige ich nur dann nicht, solange die Rahmenbedingungen soweit passen, aber aus Selbstzweifel das verbiete ich mir irgendwie. Ich weiß nicht ob das verständlich war/ist, wie ich es geschrieben habe, ich hoffe ihr versteht was ich meine.
lg graue seifenblase

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gngl
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Beitrag Di., 26.03.2013, 10:12

Hallo Seifenblase,

danke für die Antwort. Ich hoff dein Krankenstand ist halbwegs erträglich und zieht dich nicht zu sehr runter.

Wegen Vorstellungsgespräch: Find ich gut wie du das handhaben kannst, nur bei mir ists wirklich so dass die Leuet sofort merken dass was nicht stimmt mit mir. Ich rede durchgehend Scheisse und bin starr vor Angst davor dass man mir "auf die Schliche kommt". Es ist wirklich verzwickt. Aber egal.

Wegen deinem Teil bezüglich der Selbstzweifel hab ichs so verstanden, dass du nicht selber kündigen würdest falls du das Gefühl hast nicht zu genügen sondern es drauf ankommen lässt und den Vorgesetzten sozusagen die Entscheidung überlässt, obs ok ist oder nicht.
Find ich auch gut, nur ists halt so dass durch meine Selbstzweifel massig Probleme entstehen, vor allem mit Arbeitskollegen. Ich fühl mich bei jeder negativen Äusserung sofort Angegriffen und geh in Verteidigung über. Das ganze läuft nicht rational ab sondern ich werd da von Emotionen überschwemmt auf die ich keinen Einfluss hab. Mit tranquillizer würds klappen, aber halt auch scheisse.

Ich wünsch dir gute Besserung und hoff du kannst den Krankenstand nützen um Energie zu tanken.

Lieber Gruss, G.

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graue seifenblase
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Beitrag Di., 26.03.2013, 11:27

Hi gngl

Ganz freiwillig bin ich nicht in den Krankenstand gegangen. Wir müssen alle von der Arbeit aus in Gruppensupervision gehen, da gehen immer die selben 4Leute gemeinsam hin. Naja mir gings seit einer Woche schon wirklich extrem schlecht, die Zeit davor war schon schlimm, aber da wars vorbei mit mir. Ich habe bei dieser Supervision nur zum heulen angefangen obwohl nur die Frage gestellt wurde, wies uns geht. Ich konnte nicht mehr reden und nur sehr bruchteilhaft habe ich mitbekommen, was man zu mir gesagt hatte, ich saß wie ein häufchen Elend auf dem Stuhl und mir sind die Tränen wie ein Wasserfall hinunter geronnen ich hatte die Beine angezogen und bin immer nach vorne und nach hinten gewippt. Also echt extrem arge Situation, so hab ich mich selbst noch nie erlebt und schon gar nicht vor Mitmenschen. Die Supervisorin ist auch PT und klinische Psychologin, sie hat dann sehr intensiv mit mir geredet und mir gesagt, dass ich in einem Ausnahmezustand bin und unbedingt in Krankenstand gehen muss, denn so kann und darf ich nicht arbeiten, wegen der Verantwortung die ich habe. Ich habe es erst verneint, weil ich der Meinung bin/war, dass die Arbeit das einzige ist, was mir halt gibt und mich am Leben erhält. Naja nach zureden usw hab ich ihr versprochen zu meinem Hausarzt und meiner Psychiaterin zu gehen, diese haben dann beide gemeint sofort in den Krankenstand. Am Anfang war es echt extrem schlimm für mich, denn ich habe mich so wertlos, nutzlos, blöd, als Versager, als Taugenichts,.... gefühlt. Mittlerweile fang ich langsam an es anzunehmen, dass ich wirklich nicht arbeiten hätte gehen dürfen, dass dies extrem verantwortungslos von mir gewesen wäre und ich mir und meinem Job mehr geschadet hätte, als ich es mit meinem Krankenstand tu. Dies macht aber dennoch nicht meine Selbstzweifel, Selbstvorwürfe usw weniger.
Und besser geht's mir bis heute kaum, liegt aber daran, dass meine PT nicht da ist und ich zur Zeit wieder alles in mich hinein fresse (psychisch gesehen) und aus meinem Sumpf net raussehe.
Aber ein bisschen habe ich dennoch etwas gemacht. Ich habe in der Zeit einige meiner Gedanken und Gefühle soweit ich sie in Worte fassen konnte aufgeschrieben am PC (bis jetzt 14 Seiten) und Bilder gemalt. Und dann habe ich mich für eine stationäre Langzeittherapie angemeldet, wo ich aber erst das Erstgespräch habe.

Ich habe im laufe meines Lebens gelernt, dass ich meinen Mitmenschen eine gewisse Zeit lang die heile und starke Person vorspielen kann, das kommt mir natürlich bei Bewerbungsgesprächen zu gute, aber es hat auch seinen Nachteil, wie z.b. bei Erstgesprächen für irgendwelche Unterstützungen sei es Psychiater, Hausarzt, PT, die meisten denken, dass ich eh fit bin und fragen sich, was ich eigentlich dort mache bzw suche. Das hat mir meine Thera einmal gesagt, dass sie bei mir erst nach einiger Zeit drauf gekommen ist, dass bei mir da extrem viel mehr dahinter steckt, als es am Anfang den Anschein macht.

Bezüglich deiner Selbstzweifel und deiner Verteidigungshaltung, da hab ich vielleicht einen Segen und eine Fluch gleichzeitig gegenüber dir. Ich bin eher jene Person, die sich Kritik zu herzen nimmt, und traurig ist usw, dass aber dann mit mir selber ausmache usw und auf jeden Fall nicht eine Gegenwehr einnimmt.

lg gr sb

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gngl
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Beitrag Di., 26.03.2013, 15:04

Hallo Seifenblase
graue seifenblase hat geschrieben: aber es hat auch seinen Nachteil, wie z.b. bei Erstgesprächen für irgendwelche Unterstützungen sei es Psychiater, Hausarzt, PT, die meisten denken, dass ich eh fit bin und fragen sich, was ich eigentlich dort mache bzw suche.
Das kenn ich auch. Vor allem weil ichs ja nur zu einem Arzt schaff, wenns mir relativ gut geht. Im Wartezimmer stell ich dann fest, dass ich eigentlich nur ein selbstmitleidiger Hypochonder bin. Die Stimmungsschwankungen schwanken anscheinend nur in unbeobachteten Momenten, diese Luder.

Ernstgenommen hab ich mich bei diversen Anlaufstellen noch nie gefühlt, ich neig bei Gesprächen dann eher zu sarkastischen Äusserungen ala "wenn alle Stricke reissen, dann hänge ich mich eben auf".

Weil du meintest, du wehrst dich nicht bei Kritik: Ich ja eben auch nicht, ich zerfleisch mich selber bis zu einem gewissen Punkt, dann kommt alles hoch und ich hole zum Rundumschlag aus. Die Beteiligten wissen dann gar nicht, worums eigentlich geht.
Hab aber mal gehört, dass das eben immer mit Depression einhergeht, man richtet seine Energie oder Aggression (was ja nicht unbedingt was negatives ist) gegen sich selbst.

Gute Besserung jedenfalls! Lg, G.

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graue seifenblase
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Beitrag Di., 26.03.2013, 15:51

Naja in gewissem Maße wehrst du dich schon, auch wenn es anscheinend erst ist, wenn es bei dir nicht mehr anders geht und dann ist es eher explosionsartig und alle die grad in deiner "Nähe" sind bekommen es ab.
Ich fresse es nur in mich hinein und richte meine Aggressionen gegen mich selbst, wobei ich sie selbst nicht als Aggressionen gegen mich selbst wahrnehme (SVV).

Wie sollen dich die anderen ernst nehmen, wenn du selber nicht ernst bei der Sache bist? Ist genauso wenn du lachen würdest und dabei sagen würdest diese oder jene Farbe gefällt dir gar nicht, dann würde man das gesagte auch nicht ernst nehmen.

Ich selbst gehe auch nur zum Arzt wenn ich nicht ganz extrem in meinem Loch drinnen bin, weil dann kann ich nicht mal aus dem Bett aufstehen und verbringe die ganze Zeit da. Das letzte mal ging es nur, weil ich einen Termin bei der Supervisorin hatte und ich es ihr versprechen musste und wenn ich einmal etwas verspreche, was selten ist, dann halt ich es auch, bevor ich ihr nicht dieses Versprechen gab, hätte sie mich nicht gehen lassen, weil sie genau wusste, dass ich mich sonst ins Jenseits befördert hätte.

Ob du ein selbstmitleidiger Hypochonder bist oder Husten hast oder dich verletzt hast ist egal! Du hast eine Krankheit und damit gehört man zum Arzt um mit diesem gemeinsam eine Strategie und Therapie zu entwickeln, damit du wieder gesund werden kannst. Etwas mitarbeiten musst du selber auch! Wir sind alle erwachsen genug, sodass wir niemanden brauchen der uns den Hintern auswischt, aber für manche Dinge brauchen wir nun mal Unterstützung und es liegt in unserer Aufgabe, dass wir uns das besorgen, was wir denken, das uns helfen kann, ob dich dein Gegenüber ernst nimmt, sollte dir prinzipiell vordergründig egal sein. Wenn es dann tiefer in die Therapie geht, dann wirst du ernst genommen werden, auch wenn du so sarkastische Aussagen tätigst, aber dein Gegenüber kann dich von einmal sehen und reden nicht so gut kennen und einschätzen, wie nach einiger Zeit, wenn man sich kennen gelernt hat.

lg gr sb

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gngl
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Beitrag Di., 26.03.2013, 17:23

Hallo Seifenblase nochmal,

also zusammenfassend kann man glaub ich sagen dass wir die Theorie eh verstanden haben. Trotzdem verhalte ich mich manchmal entgegen meiner Einsicht, darauf hab ich (noch) keinen Einfluss. Mit meinem Sarkasmus distanziere ich mich meiner Meinung nach von meinen Emotionen.

Für mich ichs jedenfalls enorm wichtig geworden, mich selbst so akzeptieren zu können wie ich eben bin. (Heisst nicht dass ich nicht an mir arbeiten will.)
Und daraus ergibt sich für mich der Gedanke, bei einem Vorstellungsgespräch mit offenen Karten zu spielen. Seh ich als "Burnout"-Prophylaxe

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sandrin
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Beitrag Di., 26.03.2013, 17:30

Hallo,

das mit dem Sarkasmus kenne ich auch. Ist eine Forum von Abwehr.
Hmm... Du willst wirklich im Vorstellungsgespräch sagen, dass du eine Depression hast?

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Beitrag Di., 26.03.2013, 17:49

Hallo Sandrin,

ich denke wiegesagt darüber nach. Ich habs satt mich verstellen zu müssen.
Vielleicht bin ich zu blauäugig, aber irgendwie hab ich Hoffnung dass es Arbeitgeber gibt, die eine ehrliche Selbsteinschätzung bezüglich Stärken und Schwächen zu schätzen wissen.

Lg, G.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 26.03.2013, 20:36

gngl hat geschrieben:aber irgendwie hab ich Hoffnung dass es Arbeitgeber gibt, die eine ehrliche Selbsteinschätzung bezüglich Stärken und Schwächen zu schätzen wissen.
Nein. Gibt es nicht.
Nicht weil sie böse Menschen sind - privat, auf menschlicher Ebene wissen sie das vielleicht zu schätzen - aber nicht in ihrer Funktion als Arbeitgeber. Dürfen sie gar nicht - wenn irgendetwas schief geht, wird man sie zur Rechenschaft ziehen - "aber Sie wussten doch dass....?" - Das Risiko geht keiner ein.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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