Außergewöhnliche Belastungen etc.

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anon01
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Außergewöhnliche Belastungen etc.

Beitrag Do., 13.12.2012, 20:57

Hallo,

ich hoffe, mir das ein oder andere hiermit von der Seele schreiben zu können. Im Moment fühle ich mich ein wenig depressiv (eigentlich habe ich nur komische diffuse Druckgefühle im Kopf, ansonsten fühle ich ehrlich gesagt gar nichts. Ist vielleicht auch besser so).

Mal kurz zu meiner aktuellen Situation: Mein Bruder ist geistig behindert ("Down-Syndrom"). Zu meinem Vater habe ich sehr wenig Kontakt (bzw. es ist sehr schwierig). Meine Mutter ist vor 2 Jahren an Krebs gestorben. Die meisten Freunde, die ich noch habe, wohnen außerhalb. Ich habe es eigentlich bis jetzt immer relativ geschafft, "obenauf" zu bleiben und weiterzumachen, bin mir aber nicht sicher, wie lange das noch anhält.

Meine Kindheit war komisch. Meine Mutter und mein Vater hatten eigentlich immer sehr viel Streit untereinander, über alles mögliche. Mein Vater hatte auch oft Stress auf der Arbeit und wurde oft gemobbt, nehme ich an. Gleichzeitig hat er versucht, seine Sorgen mit Alkohol zu ertränken. Dadurch war seine Hemmschwelle vielleicht ein wenig geringer als sonst. Irgendwann ist er dann ausgerastet. Ich kann mich auch schemenhaft erinnern, wie er auf mich losgegangen ist und mir eine gelangt hat...und das öfters. Meiner Mutter gegenüber war er auch (zumindest einmal) gewalttätig.

In der Schule habe ich Mobbingerfahrungen sammeln müssen. In der Grundschule bin ich (wie mein Vater früher) oft ausgerastet, wenn es nur den kleinsten Grund dafür gab... Irgendwann habe ich das unter Kontrolle bekommen. Hat aber lange gedauert, mich zu kontrollieren, aber was soll's.

Irgendwann haben sich meine Mutter und mein Vater geschieden, es gab Rechtsstreit, alles mögliche. All das hat sie natürlich noch weiter an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Weiterhin war sie ja auch für meinen Bruder zuständig und das alles... Irgendwann kam dann die Diagnose Krebs. Sie hatte einen Gehirntumor und auch Darmkrebs mit Lebermetastasen. Die Metastasen konnte man nicht mehr wegoperieren. Anfang letzten Jahres ist sie gestorben.

Es war in den letzten Jahren sehr schwierig. Meine Mutter war oft sehr reizbar und auf mich missmutig eingestellt. Ich konnte es irgendwann nervlich nicht mehr ertragen, sie hat mich runtergemacht und mir so oft gesagt, was für ein schlechter Mensch ich doch bin, und sowas. Ich konnte es irgendwann nicht mehr aushalten und hatte Nervenzusammenbrüche. Es war so, als hätte sie mich gehasst. Ihre Freundinnen haben natürlich nur zu ihr gehalten, denn sie war diejenige, die Hilfe brauchte. Um mich hat sich kaum einer geschert. Eigentlich habe ich absichtlich viele Dinge nicht getan...nicht, weil es mir körperlich zu viel wurde, sondern, weil ich einfach nicht wollte. Ich wollte einfach nicht mich so behandeln lassen, ich wollte nicht als Sündenbock darstehen und nicht geliebt werden. Ich habe ausgeblendet, dass es nicht meine Mutter selbst war, die so war, sondern der Krebs, der das alles auslöste. Ich konnte es einfach nicht verarbeiten, was aus ihr geworden war. Ich habe es alles nur toleriert, geschaut, dass ich "obenauf" bleibe und mir immer gesagt, dass ich einfach durchhalten muss. Ich habe gleichzeitig auch mein Abitur geschafft (das war ihr sehr wichtig). Gleichzeitig war ich wenig selbstständig, auch wenn ich fast dazu gezwungen wurde. Meine Mutter hat doch alles gemacht, sofern es noch möglich war.

Und nun: Ich habe nur noch meinen Vater, mit dem ich reden könnte. Aber irgendwie will ich das nicht. Mein Vater hat die Angewohnheit, mich zu kritisieren. Er begreift nicht, dass ich mit 23 schon relativ selbstständig bin und meine eigene Meinung habe. Manchmal habe ich das Gefühl, er behandelt mich noch wie ein kleines Kind. Ich habe dann die Angewohnheit, ihm zu zeigen, dass ich über viele Sachen bescheid weiß und versuche, ihn geistig zu übertrumpfen. Das ist ziemlich anstrengend. Man kann mit ihm nicht über normale Sachen reden, weil er sehr misstrauisch ist, nicht viel von sich preisgibt und so weiter...Eigentlich habe ich manchmal das Gefühl, dass ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe, als würde ich nur auf eine Fassade blicken... Ich weiß eigentlich nicht, was für ein Mensch er ist... Ein Teil von mir will von ihm wie ein Vater behandelt werden, ein anderer Teil von mir hat Angst, dass er mich schlecht macht.


Naja, in jedem Fall fühle ich mich in einer ziemlichen Krise. Ich fühle so gar nichts. Ich bin ein wenig süchtig nach Internetpornografie und versuche so meinen Druck abzubauen. Aber von Trauer, Verzweiflung etc. keine Spur. Gleichzeitig habe ich Angst, dass ich alle möglichen psychischen Erkrankungen haben könnte (Schizophrenie etc.)... Ich hatte schon mal (sexuelle und beschämende) Zwangsgedanken, im Moment sind die allerdings weg. Genauso wie alle anderen Gefühle, die ich vorher hatte, auch. Ich fühle mich einfach nur innerlich leer.

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Alba
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 19:53

Lieber anon,

da hast Du mit Deinen jungen Jahren schon viel hinter Dir.
Du bist zwar schon sehr bewußt, was die Vergangenheit anbelangt, aber auch sehr allein gelassen worden, bzw. hast Du viel abbekommen, was eigentlich nicht Dir hätte gelten sollen.
Ich finde, Du bist sehr stark. dennoch braucht jeder Mensch einen anderen, mit dem er offen über alles sprechen kann. Und das scheint Dir zu fehlen. Irgendwie schon immer?!?
anon01 hat geschrieben: Ein Teil von mir will von ihm wie ein Vater behandelt werden, ein anderer Teil von mir hat Angst, dass er mich schlecht macht.
Ich finde es völlig nachvollziehbar, was Du hier schreibst. Denn Du hast schon als Kind Deinen Vater als unberechenbar erlebt, Du hattest keine vertrauensvolle Beziehung zu ihm.

Wie war denn Deine Mutter vor der Krebserkrankung zu Dir gewesen?

Lebst du noch zu Hause?

Das mit der Pornosucht ist sicherlich eine Form der Ablenkung Deiner Probleme.

Abgesehen davon,dass ich es toll finde, dass Du im Netz den Austausch suchst, fände ich es für Dich wichtig, wenn Du Dir auch noch einen Therapeuten suchen würdest, damit Du ein Stück entlastet werden kannst, Dich jemandem anvertrauen kannst, der Dich unterstützt und wo Du den Tod Deiner Mutter und die Vergangenheit, Deine Rolle in der Familie besser verarbeiten kannst.

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anon01
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 21:09

Hallo alba,

im Moment habe ich sehr wenige Leute, mit denen ich reden kann. Die meisten meiner Freunde studieren woanders (so kann man nur über's Internet Kontakt halten) Andererseits gab es auch ein paar Leute, mit denen ich mich entzürnt habe. Das war teilweise meine eigene "Schuld":
Ich habe durch meine Internetporno-Sucht eines Tages schreckliche, sexuelle Zwangsgedanken bekommen (ich habe Sachen gelesen, die ich nicht lesen und mir noch weniger vorstellen wollte). Ganz weg sind die immer noch nicht, aber ich habe teilweise gelernt, damit umzugehen. Naja, an jenem Tag ging's mir deswegen psychisch total schlecht. Ein paar meiner Freunde wollten was spielen. Währenddessen kamen wir auf das Gesprächsthema, dass ich mich nicht immer zurückziehen soll und mehr Kontakt suchen soll. Das Gespräch entwickelte sich ziemlich negativ, weil ich durch die Zwangsgedanken sowieso nicht die beste Stimmung hatte und sowieso Angst vor Zurückweisung hatte bei Fremden. Irgendwann bin ich dann ausgerastet...und seitdem habe ich auch kaum Kontakt mehr zu der einen. Ich will mich eigentlich entschuldigen, aber irgendwie bringe ich es nicht über mich.
Zu dem anderen habe ich nur über das Internet Kontakt.

Die Mutter derjenigen, mit der ich mich entzürnt hatte, hatte mir vorher viel geholfen, als es meiner eigenen Mutter schlecht ging. Aber wegen der Sache mit ihrer Tochter haben wir jetzt auch keinen Kontakt mehr. Ein Teil von mir findet es gut, so wie es ist. Ich möchte mein Leben selbst in die Hand nehmen und nicht von anderen behütet werden (klingt vielleicht komisch).


Vor der Krebserkrankung war meine Mutter "normal". Naja, sie hatte einen Halbtagsjob und war immer sehr in Hektik, musste sich dann auch noch um meinen Bruder kümmern, den Haushalt schmeißen etc. Meine Mutter hat sich immer sehr viel Stress mit der Hausarbeit gemacht, irgendwie und auch sonst. Von mir hat sie auch viel verlangt, besonders in Sachen Schule. Und ich habe kaum was gemacht. Ich bin lieber ins Internet gegangen und habe mir da einen virtuellen Freundeskreis gesucht, der mich cool fand, so wie ich war...
Das Abitur habe ich so auch mit minimalem Einsatz geschrieben (und glücklicherweise trotzdem bestanden). Meine Mutter hat mich so sehr gezwungen, weil sie natürlich wollte, dass ich später einen guten Job kriege. Und um ihrer Willen habe ich es auch so gemacht.

Ich lebe im Moment alleine zu Hause. Mein Vater wohnt in einem anderen Stadtteil. Mein Bruder wohnt in einer Einrichtung in der Nähe.

Ich fühle mich einfach nur komisch. Mein Kopf fühlt sich an, als wäre er in Watte gepackt. Ich habe komische Unwirklichkeitsgefühle seit ein paar Tagen.

Einen Termin bei einem Psychiater habe ich nächsten Monat. Mal schauen, was dabei herauskommt. Ich habe wahnsinnige Angst davor, dass meine Symptome beginnende Schizophrenie, Borderline oder was noch schlimmeres sind und ich verrückt werde. Ich fühle mich so anders seit ein paar Tagen...

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Alba
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 23:46

Also hast Du sozusagen nur noch einen Freund mit dem Du über das Internet schreibst?
Hast du sonst keine Freunde mit denen Du ausgehen kannst?
anon01 hat geschrieben:Einen Termin bei einem Psychiater habe ich nächsten Monat. Mal schauen, was dabei herauskommt. Ich habe wahnsinnige Angst davor, dass meine Symptome beginnende Schizophrenie, Borderline oder was noch schlimmeres sind und ich verrückt werde. Ich fühle mich so anders seit ein paar Tagen...
Unwirklichkeitsgefühle kann man auch haben, wenn man eine Angststörung hat.
Besonders dann haben auch viele Menschen Angst verrückt zu werden.
Du wirst bestimmt nicht verrückt, Du bist einfach völlig überfordert und vermutlich hattest Du nicht einmal Zeit den Tod Deiner Mutter zu verarbeiten.
Besser wäre es, wenn Du Dir einen Psychotherapeuten suchst, viele Psychiater verschreiben nur Medikamente. Eine richtige Therapie wäre also weitaus besser für Dich, da Du dort regelmässig hingehst, und erfährst, dass Du unterstützt wirst.

Du bist ja schon ziemlich allein.
anon01 hat geschrieben:Ich will mich eigentlich entschuldigen, aber irgendwie bringe ich es nicht über mich.
Kannst Du das nicht über eine Mail tun?

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anon01
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Beitrag So., 16.12.2012, 00:26

Hallo,

mit Freunden ist es einfach schwierig. Ich gehe sonst regelmäßig zum Chor, um wenigstens etwas zu tun zu haben, aber abgesehen davon... Zu den meisten bei mir auf der Uni habe ich wenig Kontakt. Ich war auch sehr kontaktscheu die meiste Zeit und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich mit meinen Kommilitonen auf der gleichen Wellenlänge bin...Ich habe auch ein wenig Angst, Vertrauen zu schöpfen und ausgenutzt zu werden oder so. Zu vielen bin ich oberflächlich freundlich, aber habe gleichzeitig einfach wenig Vertrauen. Ich denke auch manchmal, dass ich "komisch" bin, da mich die anderen genauso vorsichtig behandeln wie ich sie.

Der Arzt bei dem ich bin ist sowohl Psychiater als auch Psychotherapeut. Ich denke mal, ich kann mich mit ihm darauf einigen, dass wir eine Psychotherapie ohne Medikamente machen können.

Ich schau mal, ob ich mich demnächst bei meiner Bekannten / Freundin entschuldige. Eigentlich weiß ich ja selbst, dass ich nicht so reagiert hätte, wenn ich keine Zwangsgedanken gehabt hätte...Aber irgendwie wollte ich ihr auch das Gefühl geben, dass ich nicht gezwungen werden wollte, mich zu ändern, nur weil andere dachten, es wäre besser so (und ich habe mich in dem Moment wirklich so gefühlt, als ob ich gezwungen werde). Klar könnte ich mich per Mail (oder Chat) entschuldigen, ich muss einfach mal sehen...

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Alba
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Beitrag So., 16.12.2012, 00:53

Lieber anon,

Deine Schilderungen klingen sozialphobisch (google mal Sozialphobie).
Du scheinst Kontakte zu meiden, obwohl Du sie so dringend brauchst.
Dass der Psychiater auch Psychotherapeut ist, ist schon mal gut und es ist auch ganz richtig von Dir, dass Du Dir Hilfe suchst.
anon01 hat geschrieben:Zu den meisten bei mir auf der Uni habe ich wenig Kontakt. Ich war auch sehr kontaktscheu die meiste Zeit und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich mit meinen Kommilitonen auf der gleichen Wellenlänge bin..
Ja, aber nicht jeder Mensch ist gleich. Was meinst Du wieviele von denen genauso Angst haben abgelehnt zu werden? Eigentlich fast jeder! Auch wenn sie selbstbewußt auftreten.
Und wenn Du niemanden an Dich heran läßt, dann kannst Du doch auch nicht heraus finden, ob da einer oder zwei dabei wären, mit denen Du auf gleicher Wellenlänge wärst.
anon01 hat geschrieben:Ich habe auch ein wenig Angst, Vertrauen zu schöpfen und ausgenutzt zu werden oder so.
Woher kommt Deine Angst ausgenutzt zu werden? Wurdest Du von Freunden schon ausgenutzt? Und inwiefern sollten sie Dich ausnutzten, finanziell oder wie?

Weißt Du, Du baust dir im Kopf schon alle negativen Kombinationen auf und nimmst dir selbst dadurch von vornherein schon die Chance ein soziales Netz aufzubauen. Nicht alle Menschen sind darauf aus andere ausnutzten. Es gibt auch Mneschen, die wie Du eine ehrliche Freundschaft suchen und ja, auch brauchen!
Und komisch finden sich mehr Menschen als sie zeigen oder sagen. Dahinter steckt immer die Angst vor Ablehnung und diese Ablehnung hast Du ja irgendwo auch von Deinem Vater erfahren. Deshalb fällt es Dir auch verständlicherweise schwer anderen zu vertrauen. Das kannst Du in der Therapie lernen. Aber es ist auch wichtig, dass Du lernst mehr Selbstvertrauen zu entwickeln.
anon01 hat geschrieben:Aber irgendwie wollte ich ihr auch das Gefühl geben, dass ich nicht gezwungen werden wollte, mich zu ändern, nur weil andere dachten, es wäre besser so (und ich habe mich in dem Moment wirklich so gefühlt, als ob ich gezwungen werde). Klar könnte ich mich per Mail (oder Chat) entschuldigen, ich muss einfach mal sehen...
Wenn sie Dich zu etwas gedrängt hat, dann ist es auch Dein Recht Grenzen zu setzten.
Du könntest ihr auch erklären wie es dazu kam, dass Du so reagiert hast.

Wann hast Du den Termin beim Psychiater?

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anon01
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Beitrag So., 16.12.2012, 01:36

Hallo,

es war einfach so, dass meine Mutter sehr krasse Ansichten hatte. Und ich habe sehr oft zu hören gekriegt, wie schlecht die Welt doch ist. Das war nicht gerade hilfreich dabei, Vertrauen aufzubauen. Und dazu gehört halt auch die Ansicht, dass andere einen nur ausnutzen. Es ist komisch, aber ich glaube, ich war die ganzen Jahre zu ängstlich, um eigene Erfahrungen zu sammeln. Die Mobbing-Geschichten an den Schulen haben natürlich ihr übriges getan dazu. Eigentlich wurde ich noch nie wirklich ausgenutzt, soweit ich mich erinnern kann... Manchmal fühle ich mich von meinem Vater ausgenutzt, weil er mich meistens nur anruft, wenn er etwas von mir will, aber naja.

Ich bin dabei, mehr Vertrauen zu einigen Leuten zu fassen, aber es dauert alles seine Zeit.

Den Termin beim Psychiater habe ich Anfang Januar, also es ist nicht mehr lange hin.

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Alba
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Beitrag So., 16.12.2012, 01:51

Hm, wenn Du so ein Weltbild eingeimpft bekommen hast und Dein Vater immer nur anruft, wenn er etwas will, dann ist Dein skeptisches und zurückhaltendes Verhalten natürlich verständlich. Du mußt halt wissen, dass nicht alle so sind wie Dein Vater. Nicht alle Menschen sind gleich.
anon01 hat geschrieben:Ich bin dabei, mehr Vertrauen zu einigen Leuten zu fassen, aber es dauert alles seine Zeit.
Dass Du Dich dennoch auf Kontakte einläßt, find' ich gut und dass es eine gewisse Zeit braucht bis Du Vertrauen faßt, ist auch in Ordnung.

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anon01
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Beitrag So., 23.12.2012, 00:46

Alba hat geschrieben:Hm, wenn Du so ein Weltbild eingeimpft bekommen hast und Dein Vater immer nur anruft, wenn er etwas will, dann ist Dein skeptisches und zurückhaltendes Verhalten natürlich verständlich. Du mußt halt wissen, dass nicht alle so sind wie Dein Vater. Nicht alle Menschen sind gleich.
anon01 hat geschrieben:Ich bin dabei, mehr Vertrauen zu einigen Leuten zu fassen, aber es dauert alles seine Zeit.
Dass Du Dich dennoch auf Kontakte einläßt, find' ich gut und dass es eine gewisse Zeit braucht bis Du Vertrauen faßt, ist auch in Ordnung.
Hallo Alba,

ich muss nochmal was schreiben (oder eher gestehen): Ich fühle mich komplett überflüssig und minderwertig. Ich bin es wahrscheinlich auch. Weißt du: Ich habe viel meiner Kraft darauf verschwendet, für eine internationale Firma ehrenamtlich zu arbeiten. Warum? Um zu zeigen, dass ich auch mal etwas "kann". Dass ich nicht immer nur *der eine* bin. Derjenige, der immer Mittelklasse ist, immer hinter den anderen hinterherhinkt. In der Schule war es auch immer so: Ich war ja "der eine". Derjenige, der für seine komische Art bekannt war, der der immer ausrastet. Ich hatte dieses Image SATT. Ich wollte nicht mehr der eine sein, der diese komische Art hatte. Ich wollte mal als Mensch wahrgenommen werden. Nicht als der, der ja "nie etwas sagt", für den sich "niemanden interessiert". Und so habe ich neben der Schule und neben meinen ganzen Belastungen diese ehrenamtliche Arbeit (am PC) gemacht. Es war so wundervoll für mein Ego: Ich wurde in Hauptstädte in ganz Europe eingeladen, habe ein dreimonatiges (und sehr gut bezahltes) Praktikum in Kalifornien bekommen und hatte endlich etwas, woran die anderen sehen konnten, dass ich etwas kann. Dass ich auch jemand bin, der es wert ist, dass man sich für ihn interessiert...einfach nur wundervoll.

Aber es hat NICHTS gebracht. Es hat mir Respekt eingebracht, das ja. Aber mehr Leute haben sich trotzdem nicht für mich interessiert. Ich bin trotzdem nicht beliebter geworden bei meinen Mitmenschen. Bewundert wurde ich zwar, aber nicht beliebt. Meinen Vater hat es auch nicht interessiert. Öfters angerufen hat er mich auch nicht. Viel mehr hat er wohl anscheinend einem seiner Bekannten erzählt, ich wäre ja "Autist" (natürlich bin ich das nicht).

Ich bin ein nichts! Ich habe keine Freundin und werde wahrscheinlich auch niemals eine kriegen. Ich bin es ja, derjenige, der einfach nur komisch auf andere wirkt!!! Fast alle, die ich gekannt habe, kapseln sich von mir ab und die wenigen die ich kenne, sehe ich vielleicht 2x im Jahr oder so.

Oh ja, ich hasse mein Leben!

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Alba
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Beitrag So., 23.12.2012, 08:03

Lieber Anon,

vorweg: hast Du Deine PN (persönliche Nachrichten)-Funktion eingestellt? Ich würde Dir gern noch einige Links schicken.

Was Du schreibst, zeigt sehr deutlich wie schlecht es Dir geht und welche Auswirkungen Deine Vergangenheit auf Dich hatte. Und vorallem wie einsam und unbedeutend Du Dich fühlst. Das ist schrecklich.

Ich möchte Dir dennoch Mut machen, dass das nicht immer so bleiben muss und wird, sofern Du an Dir arbeitest.
anon01 hat geschrieben: Ich fühle mich komplett überflüssig und minderwertig. Ich bin es wahrscheinlich auch.
Nein! Das bist Du nicht! Auch Du bist wertvoll! Und hast Deine Fähigkeiten und Stärken! Nur weißt Du auch um diese? Eine bittere Erkenntnis ist: dass Du Dich selbst annehmen und lieben lernen mußt, dann werden es auch die anderen, nicht umgekehrt. Lerne zuallererst Dir selbst ein guter Freund zu werden. Wenn Du das nicht kannst, wie sollen es dann die anderen?
anon01 hat geschrieben: Ich habe viel meiner Kraft darauf verschwendet, für eine internationale Firma ehrenamtlich zu arbeiten. Warum? Um zu zeigen, dass ich auch mal etwas "kann". Dass ich nicht immer nur *der eine* bin.
Weißt Du, Du die Ablehnung Deines Vaters hat bewirkt (und vermutlich hat er sich selbst auch abgelehnt!), dass Du die von Deinem Vater versäumte Anerkennung und das Lob nun in Institutionen und anderen Menschen suchst.
Genau solche Menschen mit einem solchen Hintergrund sind hervorragende Arbeitstiere, die von Firmen auf's Bittereste ausgenutzt werden können, denn wer hat nicht gern einen solchen Angestellten wie Dich und dann auch noch kostenlos??? Aber auch wenn Du dafür bezahlt werden würdest, achte in Zukunft darauf, dass Du auf der Suche nach Anerkennung nicht mit Deiner Gesundheit dafür bezahlst, z.B. die "Managerkrankheit" Herzinfarkt oder die des Arbeitstieres Burn-out.

Die Anerkennung die Du suchst, die solltest Du nicht von Leistungen, die Du erbringst, abhängig machen.
Denn wie Du auch hier schreibst:
anon01 hat geschrieben:Aber es hat NICHTS gebracht. Es hat mir Respekt eingebracht, das ja. Aber mehr Leute haben sich trotzdem nicht für mich interessiert. Ich bin trotzdem nicht beliebter geworden bei meinen Mitmenschen. Bewundert wurde ich zwar, aber nicht beliebt. Meinen Vater hat es auch nicht interessiert.
Ja, Du suchst nicht nur nach Respekt und Bewunderung, Du suchst danach um Deiner Selbst willen geliebt zu werden. Und da bist Du vielen voraus, die manchmal ihr ganzes Leben Status, Karriere und Bewunderung mit Liebe verwechseln und ihre innere Leere mit weiterem Status zu stopfen versuchen.
anon01 hat geschrieben: Ich habe keine Freundin und werde wahrscheinlich auch niemals eine kriegen.
Oh doch, das wirst Du!

Und jetzt gib Deine PN-Funktion frei damit ich Dir ein paar Links schicken kann und auf das ein und andere werde ich noch näher eingehen. Der eine Link führt zu einer psychologischen Seite und ist hier nicht so gern gesehen.

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Fundevogel
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 23.12.2012, 11:05

Hallo anon,

da hast du ja einiges mitgemacht in deinen jungen Jahren, da kann man schon mal in eine depressive Stimmung verfallen.
Einiges aber verstehe ich nicht an dem, was du geschrieben hast:
Du hast deine Arbeit am PC gemacht, Einladungen erhalten bis nach Kalifornien. Hast du diese Einladungen denn angenommen, um neue Kontakte zu knüpfen oder bist du hinter deinem PC geblieben?
Du hast auch geschrieben, daß du einige Freunde durch dein Verhalten verprellt hast und überlegst, ob du dich entschuldigen sollst.

Also wenn du erlaubst, möchte ich dir dazu ein paar meiner Gedanken sagen:
Oft kann man nicht anders als man sich gerade verhält, vor allem wenn man voller Schmerz, Wut oder sonstiger schlechter Gefühle ist. Ich verstehe das und ich glaube, dafür haben viele Verständnis.

Aber deine Freunde haben auch Gefühle, weißt du und die kann man verletzen. Wenn dir deine Freunde wichtig sind - um ihretwillen, weniger um deinetwillen - dann geh auf sie zu und versuche dich zu erklären, dein Verhalten und deine Gefühle.

Wenn du dich selber gerade nicht ausstehen kannst, dann versuche es zu ändern.
Wenn du dich einsam fühlst, dann versuche damit aufzuhören andere zurückzuweisen.
Du warst auch verletzt durch das Verhalten deiner Eltern - wenn du das weiterträgst in dein Leben, wird sich nichts zum Besseren verändern. Versuche doch mal, andere so zu behandeln wie du gerne von ihnen behandelt werden möchtest, auch wenn das sehr schwer ist. Versuche das Gute ins Leben zu tragen, das du gerne erfahren möchtest. Und es wird zu dir zurückkommen.
Ich behaupte nicht, daß es leicht ist, aber leicht hast du es jetzt auch nicht, aber du kannst etwas zum Besseren verändern.

Daß dir das gelingt und du dich zufriedener fühlst und geborgener im Kreis von Freunden und Bekannten
das wünsch ich dir
Fundevogel

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anon01
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Beitrag Mo., 24.12.2012, 02:35

Fundevogel hat geschrieben:Hallo anon,

da hast du ja einiges mitgemacht in deinen jungen Jahren, da kann man schon mal in eine depressive Stimmung verfallen.
Einiges aber verstehe ich nicht an dem, was du geschrieben hast:
Du hast deine Arbeit am PC gemacht, Einladungen erhalten bis nach Kalifornien. Hast du diese Einladungen denn angenommen, um neue Kontakte zu knüpfen oder bist du hinter deinem PC geblieben?
Du hast auch geschrieben, daß du einige Freunde durch dein Verhalten verprellt hast und überlegst, ob du dich entschuldigen sollst.

Also wenn du erlaubst, möchte ich dir dazu ein paar meiner Gedanken sagen:
Oft kann man nicht anders als man sich gerade verhält, vor allem wenn man voller Schmerz, Wut oder sonstiger schlechter Gefühle ist. Ich verstehe das und ich glaube, dafür haben viele Verständnis.

Aber deine Freunde haben auch Gefühle, weißt du und die kann man verletzen. Wenn dir deine Freunde wichtig sind - um ihretwillen, weniger um deinetwillen - dann geh auf sie zu und versuche dich zu erklären, dein Verhalten und deine Gefühle.

Wenn du dich selber gerade nicht ausstehen kannst, dann versuche es zu ändern.
Wenn du dich einsam fühlst, dann versuche damit aufzuhören andere zurückzuweisen.
Du warst auch verletzt durch das Verhalten deiner Eltern - wenn du das weiterträgst in dein Leben, wird sich nichts zum Besseren verändern. Versuche doch mal, andere so zu behandeln wie du gerne von ihnen behandelt werden möchtest, auch wenn das sehr schwer ist. Versuche das Gute ins Leben zu tragen, das du gerne erfahren möchtest. Und es wird zu dir zurückkommen.
Ich behaupte nicht, daß es leicht ist, aber leicht hast du es jetzt auch nicht, aber du kannst etwas zum Besseren verändern.

Daß dir das gelingt und du dich zufriedener fühlst und geborgener im Kreis von Freunden und Bekannten
das wünsch ich dir
Hallo Fundevogel,

danke für deine Worte.

Ja, ich habe die Einladungen angenommen. Es war auch eine relativ schöne Zeit, habe schon ein paar neue Leute kennengelernt, etc.

Ich weiß, dass es nicht angemessen war. Ich weiß auch, dass ich falsch gehandelt habe. Im Moment habe ich aber keinen Zugang mehr zu meinen Gefühlen. Es war auch nur eine Freundin, die ich so verprellt habe, kann aber gerade nicht den Mumm aufbringen, ihr das zu sagen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich Kontakt zu anderen Menschen haben will. Ich bin einfach sehr vorsichtig geworden und es braucht Zeit, bis ich wirklich "mich selbst" zeige. Ich bin auch übersensibel, was das anbelangt.

Ich fühle mich gerade nicht einsam. Ich fühle eigentlich überhaupt nichts gerade. Außer einen komischen Druck in meinem Kopf. Und ich arbeite daran, bzw. bald mit meinem Psychiater.

Ich hoffe, es wird sich alles zum besseren wenden.

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