Therapie o nicht? Anderen gehts doch viel schlechter...

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Schneegestöber
neu an Bo(a)rd!
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weiblich/female, 21
Beiträge: 1

Therapie o nicht? Anderen gehts doch viel schlechter...

Beitrag Di., 14.02.2012, 16:46

Hallo Leute,

ich bin ratlos...
Eigentlich komme ich mit meinem kompletten Leben nicht mehr zurecht. Wenn ich aufgefordert werde zu beschreiben, wie es mir geht, fällt es mir aber auch extrem schwer...
Oft hab ich einfach nur ein inneres Gefühl der Leere, was gekoppelt ist mit der Angst vor dem Alleinsein. Teilweise gibt es sogar Phasen, in denen ich mich wie in Watte gepackt fühle und kaum fähig bin zu reagieren und alles nur aus Gewohnheit mache, damit die anderen bloß nichts mitbekommen...
Von Stimmungsschwankungen fange ich gar nicht erst an. Ich kann mich auch kaum an das letzte Mal erinnern, wo es mir so richtig richtig gut ging. Kennt ihr das, wenn dich so eine Wärme umgibt und du denkst: "Jo, läuft"...
Dann war ich auch früher extrem schüchtern, dann gab es eine Zeit wo sich das sehr gebessert hat und heute ist es manchmal so, wenn ich Leute neu kennen lerne, hab ich einfach nichts zu sagen, weil ich mich selbst so uninteressant finde und die Leute nicht nerven will. Was wohl auch dazu beiträgt, ist mein leichtes Übergewicht. Also ich bin nicht fett oder so, aber dennoch hemmt es mich extrem. Schön öfters wollte ich auch abnehmen, aber dann kommen gleich wieder die Gedanken: "Angenommen du schaffst, wer sagt dir, dass es danach besser wird??? - Niemand!!"
Auf jeden Fall bin ich mittlerweile 21, hatte noch nie einen festen Freund, was auch ein großes Problem für mich darstellt. Die meisten gehen einfach davon aus, dass man gewisse Erfahrungen gesammelt hat, aber das ist eben nicht so...

Weiterhin versuche ich das Ganze (vor allem oben Genannte) zu übertünchen in dem ich mit dem Kiffen angefangen habe. Was auch an den jeweiligen immer super klappt, so gut habe ich mich dann jeweils schon lange nicht mehr gefühlt, aber am Tag danach ist es der absolute Horror. Es ist als würde ich mich selbst nicht mehr spüren können, als würde einem alles aus der Hand gleiten.

Schlussendlich habe ich aber total Angst zu einem Psychologen zu gehen, weil ich Angst vor Zurückweisung habe, nach dem Motto "und wie soll ich Ihnen jetzt helfen?". Ich weiß, dass das irgendwo Quatsch ist, aber anderen Leuten geht es doch noch viel schlechter als mir...
Im gleichen Atemzug kommt die Angst, dass ich wirklich ernsthaft krank bin und es auch dauerhaft bleibe. Ich hatte vorhin den Test zum Borderline-Syndrom gemacht und das Ergebnis hat ergeben, dass durchaus ein Verdacht bestehen könnte...

Oh Mann, danke fürs Lesen, falls sich überhaupt jemand durchgequält hat...

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Dampfnudel
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 39
Beiträge: 1138

Beitrag Di., 14.02.2012, 16:59

Liebe Schneegestöber,

wenn es Dir schlecht geht, dann ist es völlig egal, ob es anderen noch schlechter geht oder nicht. Dir geht es schlecht. Das ist Grund genug für eine Therapie. Bei den Symptomen, die Du beschreibst, allemal.
Und wenn Du wirklich ernsthaft krank bist, wird sich das auch nicht dadurch ändern, dass Du KEINEN Psychologen aufsuchst. Im Gegenteil. Der könnte Dir helfen, wieder gesund zu werden. Das Kiffen nicht.

Nur Mut, trau Dich! Je länger Du wartest, umso schlimmer wird es unter Umständen, und desto schwerer wird es, aus dem Loch wieder rauszukommen.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Tröterich
Helferlein
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männlich/male, 27
Beiträge: 36

Beitrag Mi., 15.02.2012, 08:49

Unglück, Traurigkeit und Verzweiflung sind nicht 'relativ' sondern 'absolut'. Es ist völlig gleichgültig wie es anderen Leuten im Vergleich zu deiner Lebensituation geht. Wenn du selber merkst, dass etwas nicht stimmt und eine Therapie gut wäre, dann mach es. Je früher man es erkennt, desto leichter ist es gewisse Dinge aufzuarbeiten und wieder mit sich selber im Reinen zu sein.
Schneegestöber hat geschrieben: Auf jeden Fall bin ich mittlerweile 21, hatte noch nie einen festen Freund, was auch ein großes Problem für mich darstellt. Die meisten gehen einfach davon aus, dass man gewisse Erfahrungen gesammelt hat, aber das ist eben nicht so...
Jo das kenne ich, ich hatte/habe immer zu große Angst vor Zurückweisungen und Verlusten. Denn jeder Mensch den ich bisher sehr gemocht hat, hat mich entweder verletzt oder durch irgendeine Art&Weise in meinen Grundfesten enttäuscht. Als ich Anfang Zwanzig war, war das ein Hauptthema meiner endlosen Grübelei. Ich verstand nicht, warum ich bspw auf einer Technoparty innerhalb von einer Stunde alle netten Menschen im Club kennengelernt habe und per du mit denen war, mit ihnen über Gott und die Welt reden konnte, aber nie mit einer Frau die mir gefiel. Mittlerweile hat sich das ganze Blatt um 180° gewendet. Weil ich (komme mir jetzt ziemlich doof vor und es ist nicht meine Art sowas zu schreiben) angeblich ganz gut aussehe, sportlich bin, was in der Birne habe und - um mal bei Technopartys zu bleiben- bis 12 uhr mittags feiern und trotzdem noch sehr gute Gespräche führen kann, naja ich will nicht sagen "fliegen alle Frauen auf mich" aber ich bekomme auf jeden Fall desöfteren gewisse Aufwartung gemacht. Toll ist das trotzdem nicht, ich glaube ich bin Asexuell Typ B und das einzige was ich will ist ein bisschen kuscheln. Das mache ich dann aber meistens mit guten Freundinnen, denn vor einer Frau die sich in mich/ich mich in sie vergucke....habe ich zwar keine Angst, aber auch irgendwie keine Lust auf den ganzen Zwischenmenschlichen Stress und das Täterätä.
Schneegestöber hat geschrieben:Was wohl auch dazu beiträgt, ist mein leichtes Übergewicht. Schön öfters wollte ich auch abnehmen, aber dann kommen gleich wieder die Gedanken: "Angenommen du schaffst, wer sagt dir, dass es danach besser wird??? - Niemand!!"
Das liest sich so, als ob du dich eigentlich ganz wohl fühlen würdest, wenn es nicht Leute und Zeitungen gäbe, die einem weiß machen müssten, dass Schlankheit das non-plus-ultra wäre. Desweiteren würdest du dich, selbst wenn du es "schaffst", vermutlich nicht besser fühlen, da du in dieser Situation emotional völlig von der Meinung anderer Leute abhängig bist.
Und mal ganz am Rande...einem echten Mann ist es doch völlig egal ob seine Partnerin einen BMI von 15 oder 25 hat.

Mit dem Kiffen, oder Drogen generell, ist das sone Sache. Mach das was dir gut tut, wenn es das Gegenteil bewirkt lass es lieber sein. Ich habe glaube ich so ziemlich alle Drogen einmal durchprobiert, manche waren gut, manche langweilig und manche irgendwie blöd. Das Kiffen hat mir jedoch, wenn ich mal anner Tüte gezogen habe, meistens am nächsten Tag einen leichten Agoraphobie Rückfall beschert. THC ist ein sehr potenter Psychosentrigger (gefährlicher als das tabuisierte LSD) und sollte von labilen Menschen bzw bei Angsterkrankungen sehr sehr vorsichtig genossen werden.

Ich könnte jetzt noch 15 Minuten schreiben, dass man vor einem Psychiater keine Angst zu haben braucht. Aber ich denke erstens weisst du das im Grunde selber und zweitens hilft es dir auch nicht weiter, wenn ich jetzt Allgemeinplätze niederschreibe. Ach doch ein Allgemeinplätzchen dann doch: Vergiss diese Tests, die sind fürn Arsch.

Das erste und mitunter wichtigste was ich gelernt habe, nachdem ich einen totalen Nervenzusammenbruch hatte und dann endlich die Therapie in Angriff nahm, war das meine Hausärztin und mein jetziger Psychiater die These vertraten "Sie können und dürfen alles tun und lassen was sie möchten, solange es ihnen gut dabei geht und ihnen hilft"
Das heißt in der Therapie hast mehr oder weniger du das Steuer in der Hand. Es ist im Grunde ja auch "nur" jede Woche ein einstündiges Gespräch mit einem sehr empathischen Menschen, dem man Dinge anvertraut die man selber nicht versteht. Anfangs war ich auch skeptisch, als Naturwissenschaftler konnte ich die logische Konsequenz von Medikamenten=Heilung irgendwie viel besser nachvollziehen als die eines Gespräches. Du musst dich lediglich darauf einlassen und volles Vertrauen in den Therapeuten haben, dann steht einer Heilung bzw überhaupt erstmal einer fundierten Diagnose nichts mehr im Wege.

Ich Wünsche dir noch einen schönen Tag, machs gut.
Miau!

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