Kein Bock mehr...

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iio
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Kein Bock mehr...

Beitrag Mo., 21.11.2011, 17:28

Ich bin mittlerweile 24 und leide seit 10 Jahren an der Diagnose "schwer Depressiv mit sozialphobischer Angststörung".

Mit 15 hatte ich meinen ersten 8 wöchigen Aufenthalt in der Kinder- und Jugendlichen Psychiatrie. verweigerung gegen jede art der Therapie.
Das erste mal AD´s bekommen, die ich aber nicht genommen hab.
Danch die erste Verhaltenstherapie, die ich dann abgebrochen habe.
Grund für die Verweigerung: Ich wollte mir nicht eingestehen psychisch krank zu sein.

Ende 2009 wieder ein Absturz und darauf folgend die zweite Verhaltenstherapie.
Bekomme vom Hausarzt Venlaflaxin und nehme sie auch ein. Da sich auch nach Wochen keine Besserung zeigt, dosiere ich die Medis hoch bis fast zur Überdosis.
Frühling 2010 der zweite Aufenthalt in einer Psychiatrie, da die VT nicht gebracht hat. Diesmal die Erwachsenenabteilung und eine extra Depressionsstation. Bekomme nun Cipralex als AD, dass jedoch auch nicht hilft.
Werde Entlassen mit der Diagnose schwer Depressiv mit sozialphobischer Angststörung.

Zuhause such ich einen Psychiater, der mir dann Elontril verschreibt. Es wirkt, jedoch nur körperlich ( Kreislauf und Bewegungsdrang) Außerdem mache ich mit der Verhaltenstherapie weiter.

Zwischenzeitlich stirbt meine Oma und ich muss meinen Hund einschläfern lassen (Krebs) und ich kann nicht mal weinen oder traurig sein. Ich bin einfach nur leer.

Nun ist es Ende 2011 und ich bin wieder ganz unten. Lösung meines Docs: Elontril hochdosieren + Cipralich + Trimipramin
Wirkung: Ich bin noch nervöser, aber sonst nichts.

Ich hab keinen Bock mehr. Versteht mich nicht falsch. Ich will nicht sterben und ich könnte mich auch nicht umbringen.
Ich finde nur den Gedanken schön, wenn es endlich vorbei wäre. Ich kann einfach nicht mehr. Jeder verdammte Tag ist eine Qual. Alles ist grau und da ich diese verdammte Krankheit schon so lange habe, weiß ich nicht mehr wie es sich anfühlt "normal" zu sein.

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iio
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Beitrag Di., 22.11.2011, 16:13

vll hab ich einfach nur Angst, denn jedesmal wenn ich so tief unten war, lag mein Leben, meine Zukunftspläne etc. wie ein Scherbenhaufen vor mir. Ich hab trotzdem jedesmal wieder von vorne angefangen oder was neues versucht, aber immer wenn ich so kurz davor bin es zu schaffen *bäm* kracht alles wieder zusammen.Nur diesemal wirds keinen Neuanfang geben. Ich hab keine Kraft mehr dafür. Entweder ich schaff es oder ich beende es dann endgültig.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.11.2011, 17:25

Wie schaut denn so dein Alltagsleben aus?

Arbeitest du? Hast du irgendeine Art sinnvolle Beschäftigung und irgendwas das dich unter Menschen bringt mit sinnvollen sozialen Kontakten?

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iio
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Beitrag Di., 22.11.2011, 17:41

Ich mache gerade Fachabi, bzw. wäre etwa Ostern ´12 damit fertig.

Mein Alltag wenn es mir "gut" geht sieht so aus: Aufstehen-> Schule -> ... -> schlafen
Mein Alltag wenn es mir nicht gut geht: ... -> schlafen -> ...

wobei die "..." für nichts tun steht oder für schlafen, meist jedoch für schlafen. Ein halber Tag Schule zieht alle noch vorhanden Kräfte aus mir raus.

Ich hatte früher 2 Hobby´s die mir Spaß gemacht haben. Mittlerweile ist mir das auch egal geworden.

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iio
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Beitrag Di., 22.11.2011, 19:02

Machmal wünsche ich mir manisch zu sein um einmal die andere Seite zu sehen.
Gerade denk ich drüber nach mal meine Elontril zu zerkauen. Manche schreiben das man davon high wird.
Wie sieht es mit anderen "Drogen" aus? Ich hab noch nie damit zu tun gehabt, aber die Leute sagen, dass einfach alles schön ist, wenn man dicht ist. Ich beneide sie um dieses Gefühl. Ich fänds schön wenn mein Verstand auchmal "aus" wäre, wenn auch nur fürn paar Stunden. Gestern abend hab ichs mit Benzos probiert. Ergeniss war das ich müde wurde und eingeschlafen bin. Dieses Gefühl sich wie auf Watte zu fühlen, wie einige andere Berichtet haben, hatte ich allerdings nicht.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.11.2011, 21:37

iio hat geschrieben: Wie sieht es mit anderen "Drogen" aus?.
Da würde ich eher noch mal zum Psychiater gehen um zu sehen ob nicht ein andere Antidepressivum besser hilft. Es gibt ja genug davon. Oder auch mal eine stationäre Psychotherapie.

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iio
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Beitrag Di., 22.11.2011, 22:10

münchnerkindl hat geschrieben:
iio hat geschrieben: Wie sieht es mit anderen "Drogen" aus?.
Da würde ich eher noch mal zum Psychiater gehen um zu sehen ob nicht ein andere Antidepressivum besser hilft. Es gibt ja genug davon. Oder auch mal eine stationäre Psychotherapie.
Ich war letzte Woche bei ihm. Beim ersten Besuch hat er meine Elontril von 150mg auf 300mg erhöht + cytalich + trimipramin neu dazu. Beim zweiten Besuch hab ich ihm dann gesagt, dass ich bis auf die erhöhte Elontril Dosis nix spüre. Er meinte dann, dass falls alles nix hilft ich noch Lithium dazu bekäme. Nun ist Lithium ja mehr ein mood-stabilizier und weniger dafür mich jetzt aus der scheiße zu ziehen. Aber ich MUSS JETZT funktionieren, da gerade die ganzen Klausuren geschrieben werden. Deshalb ist was stationäres momentan auch nicht drin. Die Vision diese Schule zu schaffen ist alles was ich noch hab. Wenn das nich klappt weiß ich mehr weiter.

Venlaflaxin, Cipralex, Cytalich, Trimipramin hab ich schon durch. Alles ohne Wirkung. Elontril löst wenigstens einen Bewegungsdrang aus.

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(e)
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Beitrag Di., 22.11.2011, 22:39

Hi iio

Mit Drogen willst Du wohl kaum eine gute Klausur schreiben, wenn Du high bist. - Jetzt nur nicht die Nerven verlieren, hast ja noch Zeit bis Ostern. Du wirst das schon hinkriegen!

LG Elana
Lieben Gruß
elana

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 23.11.2011, 06:11

Mein spontaner Gedanke dazu:
Wenn ich 10 Jahre lang dermaßen mit Medis vollgepumpt worden wäre, hätte ich auch keinen Bock auf nichts mehr...
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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iio
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Beitrag Mi., 23.11.2011, 20:54

Mir gefällt das auch nicht jeden Tag Pillen schlucken zu müssen, aber ohne die Elontril wär ich nichtmal fähig morgens aufzustehen.

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Fluchtmensch
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Do., 24.11.2011, 00:21

Hallo iio!

Kommt mir alles recht bekannt vor. Das mit den Medikamenten ist wirklich so eine Scylla/Charybdis Sache: Gerne nehm ich sie auch nicht, aber ohne bin ich nach ein paar Tagen oder Wochen suizidgefährdet. Hab jetzt 13 Jahre wiederkehrende Depressionen. Was du beschreibst, die innere Leere, das einem alles egal ist - hab ich auch viel. Aber am schlimmsten war das bei mir vor 12 Jahren. Da hab ich mich dauernd gefühlt als wäre ich gestorben und müsste nun meinem Körper zusehen, wie der ohne mich weitermacht: ich habe mich lachen, reden oder weinen gesehen und konnte nichts davon fühlen. Ich erzähl dir das, weil ich sagen möchte, dass es meine schlimmste Phase war. Seitdem hatte ich so schöne und sehr lebenswerte Phasen, dass ich dabei bin, mit den Depressionen leben zu lernen. Manchmal besser, manchmal weniger gut.
Was es leichter für mich macht, ist, dass ich mich jetzt nicht mehr so darüber aufrege. Jeder Mensch will ein lebenswertes Leben, jeder Mensch will morgens aufwachen und sich auf den Tag freuen. Mit Depressionen geht das halt nicht jeden Tag. Daran ist die Krankheit schuld, nicht wir. Wenn ich vorhatte, den Tag draußen zu verbringen, und dann regnets, dann hasse ich mich auch nicht dafür, dass ich drinbleib. So versuch ichs mit der Depression zu nehmen: Wenn ich aufwach und es geht halt echt gar nix, dann schau ich, ob ich irgendwas für mich tun kann, was mir Freude macht. Radikale Akzeptanz.
Wenn du jetzt gar nichts fühlst, dann hast du es grad extrem schwer. Meines Wissens nach können diese Phasen nur eine gewisse Weile dauern, sie hören auf.
Wenn ich sehr weit unten bin, ändert sich meine Wahrnehmung genau so wie meine Erinnerung: dann glaube ich, dass es mir sowieso all die Jahre gleich schlecht ging. Und dann, wenn ich wieder gesünder bin, weiß ich plötzlich, dass diese "schlechten" Erinnerungen fake sind und ich immer wieder glücklich war.
Keine Ahnung, vielleicht lügt dich dein Hirn ja auch an, so wie mich meins?
So, ich hoff, das war jetzt nicht zu lang.
Ich drück dir die Daumen, dass es bald besser wird.

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Beitrag Do., 24.11.2011, 03:37

@Fluchtmensch: Deine Beschreibung hat mich grad sehr berührt ...
Lieben Gruß
elana

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iio
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Beitrag Do., 24.11.2011, 21:01

@Fluchtmensch: das kann ich so unterschreiben

Ich war heute wieder bei meinem Psycho-Doc. Er wird versuchen mich über die Weihnachtsferien in einer Psychosomatischen Klink unterzukriegen, da die Depression sich mittlerweile auch physisch zeigt (Tinitus, Herz-stolpern und Rhytmusstörungen, Rückenschmerzen, steifer Nacken, Kopfschmerzen). Bis dahin werd ich mich irgendwie durch den Tag quälen. Ist ja nicht mehr solange bis zu den Ferien.

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Beitrag Fr., 25.11.2011, 08:11

@iio: Toll, das hat Perspektive, da werden sie Dich sicher wieder aufmöbeln. Viel Kraft!
Lieben Gruß
elana

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iio
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Beitrag Sa., 26.11.2011, 18:29

Mir ist aufgefallen, dass ich in der Depression aufeinmal Dinge tue, die ich sonst vor mich herschiebe oder keine Kraft für habe. Zum Beispiel hab ich am Anfang der Depriphase aufgehört zu rauchen (24.10) und hatte bis heute nicht einmal verlangen. Genauso wie ich schon immer mal ins Fitnessstudio wollte. Seit letzter Woche bin ich jeden Abend da. Diese Krankheit is so verflucht Paradox und was sie mit mir anstellt, macht mir manchmal schon Angst.

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