Hallo,
kurz zu mir, männlich, 36:
Im März 2010 aufgrund einer allergischen Reaktion auf Medikamente gegen Zahnschmerzen in Todesangst verfallen. Danach immer wieder folgende Panikattacken. Dagegen Benzos bekommen (Tavor). Erster Aufenthalt in psychosomatischer Klinik für 9 Tage, dort alles "Kraut und Rüben" gelaufen, völlig falsche Therapieansätze (Klinik auch öffentlich in der Kritik). In der Zeit Tod meiner Mutter, weiter Benzos genommen (ca. 1,5mg Tavor am Tag). Zweite Klinik: 5 Wochen Paradies, Stabilisierung, alles super, Benzos auf unter 1mg am Tag selbst reduziert. Dann Abreise nach Hause, letzte Nacht aus dem Nichts heraus Zwangsgedanken und Zwangsbilder. Zu Hause ins Elend, Haus wurde geschlossen (Dach undicht), Freundin krank, Vater mit Mutters Tod überfordert. Mit den Benzos wieder rauf auf 1.5 - 2mg am Tag. Sonst KEINE Mittel genommen, NUR Benzos.
Mehrere "Psychiater verschlissen" mit Aussagen wie: "1,5mg Tavor am Tag? Das können Sie noch 10 Jahre nehmen, das tut ihnen nix!". Oder "Sie kommen da schon von runter, wir sehen uns in 4 Wochen wieder!". Irgendwann "Faxen dicke" gehabt und Entzug binnen 4 Wochen ambulant geschafft mit Begleitung eines sehr guten Arztes der 2 Entzugskliniken hier bei uns leitet. Seit Anfang November 2010: KEINE Benzos mehr. Absetzarzt meinte: "Dadurch, dass Sie immer niedrig dosiert haben, waren Sie immer angefichst, immer auf Dauerentzug. Hätten Sie mehr genommen, wäre es ihnen besser gegangen ABER Sie hätten vermutlich auch nicht so erfolgreich entzogen!".
Zweiter Entzug kam dann Ende Januar 2011: Der vom Nikotin. 16 Jahre lang täglich bis zu 60 Kippen von jetzt auf gleich: Keine mehr. Bis heute durchgehalten. Insgesamt habe ich jedoch durch die Benzo-Einnahme folgendes erleben dürfen was ich früher NIE hatte:
- Zwangsgedanken u. Zwangsbilder
- Schlagartige Stimmungsschwankungen
- Mal depressiv, sehr weinerlich
- Mal gut drauf (NICHT übereuphorisch, einfach gut drauf)
- Mal zwackt der Magen und der Darm
- Mal dumpfer Schwindel nach dem Aufstehen bzw. wenn ich vom Freien in Gebäude gehe
- Mal kann ich essen wie ein Scheunendrescher, dann Tage absolut keinen Hunger
- Mal aus dem Nichts heraus "Emotionsschübe" mit "Magengrummeln" (durch "Mark und Bein")
- Und noch ein wenig mehr...
Das "Interessante": Es kommt NIE alles auf einmal - es gibt nur "entweder oder". Am schlimmsten jedoch ist die Aggressivität die phasenweise aufkommt. Total gereizt, kann die Nähe meiner Freundin kaum ertragen, werde unruhig, nervös, schwitzig. Das Schlimme ist, dass ich es NICHT will, es aber "einfach über mich kommt". Ich fühle mich dann total ergeben und ekel mich vor mir selbst.
Glaube ich den Ärzten, dann bin ich Histrioniker, habe eine Persönlichkeitsstörung und soll ggf. an "Rapid Cycling" leiden. Diese Diagnosen wurden aber gestellt, als ich noch voll im Benzo-Bezug stand. ADHS soll ich auch haben, man wollte an mir mit Eltontril, Paroxetin und noch anderen Mittelchen herumfummeln. Ich habe alles erfolgreich abgelehnt. Nur langsam aber sich nervt dieses ausgeliefertsein der Emotionen - das fühlt sich an wie eine "manische Depression" - mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Ich merke nur: Die Abstände zwischen den Phasen werden immer größer - das macht mir Hoffnung, dass es ggf. doch am Entzug liegt (auch, wenn der 8 Monate zurück liegt, aber es gibt ja den "protrahierten" Entzug). Ich warte jetzt auch auf einen Therapieplatz beim Therapeuten bzw. in einer Tagesklinik - möchte mich aber ungern mit Tabletten "abpumpen" lassen denn damit fing das Elend ja erst an: Mit Tabletten.
Kennt jemand von Euch diese Art der Emotionen, kann jemand meine Geschichte teilen und hat jemand Tipps, wie man diese voll erlebten Schwankungen abfangen kann? Wie soll die Partnerin damit umgehen? Distanz suchen? Aus dem Weg gehen? Warten, bis es wieder besser ist und ich die Nähe wieder suche? Oder "volle Konfrontation"? Was ich sagen kann ist noch: Immer, wenn es um meinen Vater geht (Verhältnis ist sehr gestört), falle ich schneller in diese gereizten Phasen und brauche Tage um mich davon zu erholen. Er braucht nur anrufen und ich bin 4 Tage am Stück wieder ungenießbar. Und: Ich bin dann (wie man lesen kann) in Foren sehr aktiv, suche nach Möglichkeiten. Früher war das alle 2 Wochen so, dann alle 4 Wochen, jetzt vielleicht einmal in 2 Monaten. Auch da werden die Abstände kleiner und dennoch kann ich in den "schlechten Phasen" schwer von den guten zehren - während ich in guten nur daran denke, dass ja bald wieder die schlechten kommen können.
Danke im Voraus für Eure Geduld beim LESEN und Eure Tipps und Hilfen....
Unmengen an Symptomen lange nach Benzo-Entzug?
-
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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- sporadischer Gast
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Hallo Haberstein!
Ich schreibe mal als erste was...
Was du an Absetzerscheinungen schilderst-
Man darf so einen Entzug nicht unterschätzen. Habe in der Klinik viele kennengelernt, die täglich Tavor bekommen haben, und das ein halbes bis ein Jahr lang. Die waren zittrig und durcheinander und völlig verwirrt, nervös.
Allerdings:
Auf alle Fälle ist so ein Benzo Entzug nichts Lustiges, wie du selbst ja auch schon gemerkt hast
Wenn da alles verrückt spielt, ist das erstmal kein Wunder
Ich schreibe mal als erste was...
Ich bin erschrocken, was die Ärzte dazu sagen. Meiner Meinung nach, sind das Unmengen, die du da zu dir genommen hast- "Unmengen"- damit meine ich nicht die Einzeldosis, sondern, dass du die Benzos regelmäßig über so langen Zeitraum bekommen hast!Haberstein hat geschrieben:In der Zeit Tod meiner Mutter, weiter Benzos genommen (ca. 1,5mg Tavor am Tag). Zweite Klinik: 5 Wochen Paradies, Stabilisierung, alles super, Benzos auf unter 1mg am Tag selbst reduziert. Mit den Benzos wieder rauf auf 1.5 - 2mg am Tag.
Mehrere "Psychiater verschlissen" mit Aussagen wie: "1,5mg Tavor am Tag? Das können Sie noch 10 Jahre nehmen, das tut ihnen nix!". Oder "Sie kommen da schon von runter, wir sehen uns in 4 Wochen wieder!".
Was du an Absetzerscheinungen schilderst-
...- Zwangsgedanken u. Zwangsbilder
- Schlagartige Stimmungsschwankungen
- Mal depressiv, sehr weinerlich
- Mal gut drauf (NICHT übereuphorisch, einfach gut drauf)
- Mal zwackt der Magen und der Darm
- Mal dumpfer Schwindel nach dem Aufstehen bzw. wenn ich vom Freien in Gebäude gehe
- Mal kann ich essen wie ein Scheunendrescher, dann Tage absolut keinen Hunger
- Mal aus dem Nichts heraus "Emotionsschübe" mit "Magengrummeln" (durch "Mark und Bein")
- Und noch ein wenig mehr...
Man darf so einen Entzug nicht unterschätzen. Habe in der Klinik viele kennengelernt, die täglich Tavor bekommen haben, und das ein halbes bis ein Jahr lang. Die waren zittrig und durcheinander und völlig verwirrt, nervös.
Allerdings:
Da das ganze schon 8 Monate zurückliegt- das ist eine lange Zeit. Ich denke, dass es wichtig wäre, abzuklären, ob nicht doch wie du sagst, etwas anderes dahinterstecken könnte.. bspw. eine manische Depression. Denn die Symptome hören sich doch wie du sagst ganz danach an...Ich merke nur: Die Abstände zwischen den Phasen werden immer größer - das macht mir Hoffnung, dass es ggf. doch am Entzug liegt (auch, wenn der 8 Monate zurück liegt, aber es gibt ja den "protrahierten" Entzug)
Auf alle Fälle ist so ein Benzo Entzug nichts Lustiges, wie du selbst ja auch schon gemerkt hast
Wenn da alles verrückt spielt, ist das erstmal kein Wunder
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Ich denke auch, es liegt nicht nur an den Benzos. Aber das kann man ja dann in ner Therapie rausfinden.Schlimm, dass die Psychiater so unvernünftig waren. Das klingt alles nach ganz vielen Kontakten, ganz viele verschiedene Ärzte, Therapeuten. Ich würde glaube ich an deiner Stelle Stabilität wollen, du musst einschätzen, wie schlimm das ist.
Ich würde eher eine ambulante Therapie machen, ein bis zweimal pro Woche bei jemandem, wo du dich wohlfühlst und der dich über ne längere Zeit begleitet und nicht mehr so viele verschiedene Einflüsse haben.
Super, dass du das geschafft hast schonmal mit dem Entzug.
Ich würde eher eine ambulante Therapie machen, ein bis zweimal pro Woche bei jemandem, wo du dich wohlfühlst und der dich über ne längere Zeit begleitet und nicht mehr so viele verschiedene Einflüsse haben.
Super, dass du das geschafft hast schonmal mit dem Entzug.
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