Suizidgedanken ein Leben lang?

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Suizidgedanken ein Leben lang?

Beitrag Mo., 30.05.2011, 23:34

Es geht um Suizidgedanken. Aber keine Angst, ich habe nicht vor mich umzubringen ...
Also ich kenne mein Suizidgedanken in- und auswendig, ich weiß, welche Funktion sie haben, ich kenne, das Muster nach dem sie auftreten sich weiter entwickeln... Die Suizidgedanken, die ich habe sind sozusagen alte Bekannte.
Ich kann mich gar nicht errinnern, dass ich mal keine Suzidgedanken hatte.
Im Alter von 11 bis 20 hatte ich täglich Suizidgedanken, die sich immer weiter verstärkt haben.
Naja, am Schluss war ich so tief in Depressionen verstrickt, dass ich es für mich wirklich als das beste ansah zu sterben.
Aber es ging ein wenig schief. Dann folgten Krankenhaus, Zwangseinweisungen ein mehrjährigte Therapie, die ich bis zum Ende durchgezogen war.
Nach der Therapie hatte ich überhaupt keine Suizidgedanken mehr. Das war natürlich für mich ein ganz neues Lebensgefühl, weil über 10 Jahre diese Suizidgedanken mein ständiger Begleiter waren. Ich habe tatsächlich 2 Jahre keinen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet, mich umzubringen.
Ja, eben bis jetzt. Ich merke einfach gerade, wie ich diese Gedanken wieder Besitz von mir ergreifen, wie sich meine ganze Wahrnehmung ändert - eben das ganze Spiel von vorn.
Da ich umgezogen bin, wohnt meine Psychologin ziemlich weit von mir entfernt. Das heißt, zu ihr kann ich keinen Kontakt mehr aufnehmen, also ich könnte schon, aber das hätte keinen Sinn.
Aber irgendwie merke ich, dass ich das ganze nicht mehr stoppen kann. Also alles die Dinge die bei einer normalen depressiven Stimmung helfen würden, helfen nicht mehr.
Ich habe noch nie Medikamente genommen, zumindest nicht freiwillig und werde das auch in Zukunft nicht tun.
Ich denke, dass es am besten wäre, wenn ich mit irgendjemanden über meine Suizidgedanken sprechen würde. Aber ich kann nicht. Damals in der Therapie hat es mehr als 1 Jahr gedauert, bis ich überhaupt Vertrauen hatte.
Ich beobachte jetzt schon seit Wochen mich und diese Suizidgedanken, aber außerhalb von Anonymität könnte ich mit niemandem darüber sprechen. Vielleicht geht es mir ja noch gar nicht schlecht genug.
Vielleich geht es mir auch bald von allein wieder besser...

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Sonderbar
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Beitrag Di., 31.05.2011, 00:09

Was war denn der Auslöser der erneuten Suizidgedanken?

Es ist alt die Frage, wo die Gedanken überhaupt herkommen. Hast Du Minderwertigkeitskomplexe oder was stört Dich an Deinem Leben, dass Du keine Lust mehr darauf hast? Erneut in eine psychologische Betreuung zu gehen, klingt ja erstmal nach einer guten Idee. Handeln ist das Wichtigste. Wenn man nicht handelt, ändert sich oft auch nichts. Das soll Dir keine Panik machen, aber handeln ist auch grundsätzlich etwas Positives, man merkt einfach, dass etwas passiert.

Ich glaube, dass ich es wichtig finde, dass Du Dich jemanden persönlich öffnest. Du sagst, das kannst Du nicht, aber dadurch staut sich das ja nur in Dir auf und das ist nicht gut. Wieso kannst Du denn nicht darüber reden? Hast Du Angst vor Zurückweisung? Suizidgedanken und Depressionen sind meiner Meinung nach ein derart verbreitetes Thema, dass es mich wundern würde, wenn viele Menschen davon noch nicht gehört hätten oder es kennen würden.

Also meine Vorschläge sind:
- einen Psychologen aufsuchen, auch einfach damit Du weißt, wo Du im Notfall hin kannst; das allein hilft schon, weil Du "Rückendeckung" hast
- dich jemandem öffnen, einfach damit Du nicht alleine damit dastehst
- handeln: ich kenne die Ursachen Deiner Depressionen jetzt nicht, aber ich vermute es gibt dafür Auslöser -> tu was gegen die Ursachen

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zasu
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Beitrag Sa., 04.06.2011, 22:03

ich frag mich auch dauernd ob ich diesen gedanken jemals aufgeben werde.
momentan bin ich ja so drauf, dass ich mich gar nicht umbringen will, aber ich will halt nicht SO weiterleben. ich würde gerne was ändern, aber ich komme nicht weiter bei dem, was mich so traurig macht. der gedanke, dass ich mich selber erlöse ist halt irgendwie ebenso verzweifelt wie befreiend. weil ich mir dann immer aufs neue, also eh jeden tag die meiste zeit, vor augen führe, wie relativ alles sein kann wenn ich es nur möchte. nur: ich möchte gar nicht alles relativieren weil das einfach schrecklich ist, an nichts zu glauben. nur weil man angst hat, enttäuscht zu werden. aber oft scheint mir nichts anderes über zu bleiben, einfach raus zu steigen mit diesem meistens eher metaphorischen selbstmord gedanken, der mir beruhigend vermittelt: "es ist eh alles egal, und genau deswegen kannst du genau so gut in völliger teilnahmslosigkeit weiterleben und dir wenn du wieder stark genug bist was anderes suchen, woran du glaubst und dein herz hängt."
leider funktioniert das nicht richtig finde ich, führt eher dazu dass man nichts mehr richtig durchzieht und dauernd im exil wartet auf eine gelegenheit, die einen bloß nicht verletzten kann damit man auch nie wieder in dieses tiefe loch fällt, wo man dann aber wirklich mit dem messer in der hand daliegt und zu feige ist etc.
tja ähm, wann geht das weg.. bei erfolgserlebnissen gehts vllt zurück, aber sie tauchen ja dann schnell wieder auf, wenns nicht so gut läuft, also die meiste zeit im leben eines depressiv angekratzten. ja naja, ich wünsch dir viel glück

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Sonderbar
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Beitrag Sa., 04.06.2011, 23:31

Na ja, wichtig ist aber auch positives Denken zu lernen. Und damit meine ich nicht, hin und wieder Mal einen positiven Gedanken zu haben, sondern permanent in allem, was man sieht, immer sofort auch das Gute zu sehen. Auch sich selbst betreffend.

Die Metaphern, die Traurigkeit, Depression, Suizidgedanken und Hoffnungslosigkeit beschreiben kenne ich nur zu gut, ich kannte davon auch eine ganze Menge. Mittlerweile kommt das bei mir aber nicht mehr vor. Wieso? Weil ich mich auf die guten Dinge konzentriere, wann immer möglich, und weil ich immer mehr lerne mich selbst zu lieben, was ich auch v.a. durch Autosuggestion trainiere.

Wieso nicht Metaphern für schöne Dinge finden? Man hat erstmal das Gefühl, da gibt es keinen Bezug oder man belügt sich selbst, weil die ganze Psyche auf negative Dinge getrimmt ist und Schöne gar keinen Platz dort haben. Daher muss man das Gute hineindrängen, bis es da reinpasst, sodass nach einiger Zeit und Mühe (das können Jahre sein oder auch nur Monate) die schlechten Dinge als Fremdkörper wirken. Erst dann ist man ein positiv denkender Mensch. Und das kann man noch viel weiter steigern, aber den Zwischenschritt sollte man definitiv als Ziel im Kopf haben.

Und vor allem: Rationell bezogen auf sich selbst denken.
der gedanke, dass ich mich selber erlöse ist halt irgendwie ebenso verzweifelt wie befreiend. weil ich mir dann immer aufs neue, also eh jeden tag die meiste zeit, vor augen führe, wie relativ alles sein kann wenn ich es nur möchte. nur: ich möchte gar nicht alles relativieren weil das einfach schrecklich ist, an nichts zu glauben. nur weil man angst hat, enttäuscht zu werden. aber oft scheint mir nichts anderes über zu bleiben, einfach raus zu steigen mit diesem meistens eher metaphorischen selbstmord gedanken, der mir beruhigend vermittelt: "es ist eh alles egal, und genau deswegen kannst du genau so gut in völliger teilnahmslosigkeit weiterleben und dir wenn du wieder stark genug bist was anderes suchen, woran du glaubst und dein herz hängt."
Sorry, aber das ist metaphorisch-melancholisches Gelaber. Das erscheint Dir zwar als eine gute Selbstbeschreibung, weil es deine Innenwelt ausdrückt, es ist aber nicht zielführend. Was genau ist dein Problem und was hättest du gerne anders in deinem Leben?

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Eremit
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Beitrag Sa., 04.06.2011, 23:49

Der Gedanke an Suizid kann befreiend wirken, denn letzten Endes steht er dafür, daß es immer aus allem zumindest einen Ausweg gibt. So pervers sich das lesen mag, aber der Gedanke an Suizid hat es mir persönlich überhaupt erst möglich gemacht, gewisse Situationen in meinem Leben durchzustehen. Man kann also auch solchen Gedanken durchaus etwas positives abgewinnen...

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Woman
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:13

Eremit hat geschrieben:Der Gedanke an Suizid kann befreiend wirken, denn letzten Endes steht er dafür, daß es immer aus allem zumindest einen Ausweg gibt. So pervers sich das lesen mag, aber der Gedanke an Suizid hat es mir persönlich überhaupt erst möglich gemacht, gewisse Situationen in meinem Leben durchzustehen.
Als befreiend sehe ich diese Gedanken nicht, eher als "Trostspender", die den Schmerz und die Verzweiflung aushalten lassen. Pervers nein, weil ich glaube, dass gerade der gedanklich gefaßte Entschluss dazu führt, doch noch nach anderen Wegen zu suchen.
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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zasu
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:20

is ja nicht so dass ich dem leben nichts positives abgewinnen kann, im gegenteil, ich weiß die kleinen und großen dinge sehr zu schätzen und red auch nicht alles schlecht. ich bin ja auch einigermaßen fest was meinen charakter betrifft, ich mag mich so wie ich bin. ich habe diese dunkle wolke nur ständig mitschweben, weil ich in einigen themen in meinem leben einfach nicht weiterzukommen scheine und mich eigentlich grundsätzlich einsam fühle. ich zeige mein wahres ich erst, wenn ich jemanden vertraue und wirke bis dahin eher unscheinbar und uninteressant. ich habe arge vertrauensprobleme, und ne soziale phobie unbekannten menschen gegenüber. menschen, die mich dann richtig kennen, haben mich eh immer lieb. ich sie dafür meistens weniger, bin zu idealistisch und dogmatisch "wie man sein muss", auch wenn ich das anderen nicht zeige oder gar spüren lasse, aber ich denks mir, und irgendwann halt ichs nicht mehr aus weil ich mich auch unverstanden fühle und verschwinde. ich hab einfach diesen starken impuls zum weggehen, verschwinden aufgebaut und kann nichts richtig halten und verherrliche eben diesen gedanken ans weg-sein, wobei bei mir das eigentlich auf was anderes hindeutet, wo ich eigentlich hin will...aber nicht mehr hin kann. ist keine echte bedrohung für mein leben sag ich mal...mich wirklich ernsthaft umbringen will ich eh nur wenn ich über wochen oder monate total am arsch war, zum glück ist das seit zwei jahren nicht mehr der fall, seitdem versuch ich nicht nur zynisch auf alles herabzublicken weil ich im grunde mit allem irgendwie damals schon abgeschlossen habe oder keine ahnung, einfach dieser gedanke, alles zu verlieren, das leben, alles eben, so schockierend war dass im vergleich dazu alles irgendwie lächerlich wirkt.
ich bin der meinung selbstmord ist ne affekt sache die von übermächtiger verzweiflung kommt und anhaltender depression kommt, und suizidgedanken sind halt etwas das über lange zeit entsteht und in den allermeisten fällen eben nur ein gedankenspiel ist wie bei mir, das einen "raussteigen" lässt aus der heißen zone und alles ein bisschen vom insgesamten her zeigt, allein schon, weil sich viele den gedanken machen, was sich die anderen dann dazu denken wenn es geschehen ist. ist für mich eine art supervision so für sich alleine

was ich vor den besagten zwei jahren stattdessen gemacht habe, ich hab mein leben wie es war "weggeworfen". auch eine art selbstmord, sozial und so. problem is, ich gehe eben allem aus dem weg was damit auch nur ansatzweise zu tun hat, und damit mir selber. ich kann nicht mehr so leben wie ich es will, weil es mich an was schreckliches erinnert. und da kommen dann halt diese gedanken, und die helfen mir weil mir dann alles das, was mich so traurig macht, nutzlos vorkommt, weil es eh nur interessen und ausrichtungen sind, aber keine überlebensfunktionen auf die ich verzichten müsste. aber ich fühl mich halt extrem austauschbar, 0815, nichtig und unnötig, so ganz ohne das, was mich eigentlich begeistert
Zuletzt geändert von zasu am So., 05.06.2011, 00:50, insgesamt 4-mal geändert.


Widow
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:22

Möchte dem Eremiten zustimmen: Ja, der Gedanken an einen - selbstgeöffneten - Ausgang aus dem Leben kann etwas ungeheuerlich (und das meine ich wörtlich: da sind Kräfte im Spiel, die über die "geheure", die heimelige Welt hinaus gehen - und hoffentlich kommt jetzt niemand wieder mit psychotischen Schüben, die meine ich nicht) Erleichterndes, Lebenserleichterndes haben. Das klingt vielleicht weniger "pervers", das klingt vermutlich einfach "irre", doch dass man als suizidaler Mensch seinen Verstand verloren habe, wird einem allenthalben bescheinigt - dabei hat man ihn wie selten sonst: Man denkt, und man denkt über die basics nach. Doch wenn man vom Schäfchenwege fortgrast, dann kommt der Verstandverlust-Schäferhund und versucht, einen zurück zur Herde zu jagen - aus purer Angst vor den basics.

Sehe gerade Womans posting: "Trostspender", abgesehen vom seltsamen Wort, das ich nicht kommentieren werde - nein: Freitodüberlegungen spenden keinen Trost. Sie sind eine Dauerschlacht, die man gegen den Überlebenswillen schlagen muss, sie sind hochdialektisch (Stichwort "Ambivalenz"), sie sind versagensangstdurchsetzt (bin ich dann Gemüse?) - kurzum, sie sind in einer Art anstrengend, die es mit nur wenigen Anstrengungen aufnehmen kann (und ich spreche nicht nur über die Freitodüberlegungen meines eigenen kleinen Hirns).

Einen Gruß
Widow

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Woman
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:30

Widow hat geschrieben:Sehe gerade Womans posting: "Trostspender", abgesehen vom seltsamen Wort, das ich nicht kommentieren werde - nein: Freitodüberlegungen spenden keinen Trost.
Das bezog sich auf Eremits Satz:
Der Gedanke an Suizid kann befreiend wirken, denn letzten Endes steht er dafür, daß es immer aus allem zumindest einen Ausweg gibt.
Da ich diesen Gedanken für mich nicht als befreiend sehe, sondern als
Trostspender dafür, dass es, wie Eremit schrieb, doch noch einen Ausweg geben könnte.
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.


Widow
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:39

Was hat Befreiung mit Trost zu tun? - Aber das mag Wortklauberei sein, dann sorry!


Eremit
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:41

zasu hat geschrieben:ich bin der meinung selbstmord ist ne affekt sache die von übermächtiger verzweiflung kommt und anhaltender depression kommt (...)
Es gibt da bestimmte Phasen. Erstens den grundsätzlichen Gedanken, ob ja oder nein, zweitens die Vorstellung, wie, drittens die Vorbereitungsphase, diese kann mitunter Jahre andauern, weswegen ich sehr vorsichtig mit Begriffen wie "Affekt" wäre - und viertens die Durchführung, natürlich.
Widow hat geschrieben:Man denkt, und man denkt über die basics nach. Doch wenn man vom Schäfchenwege fortgrast, dann kommt der Verstandverlust-Schäferhund und versucht, einen zurück zur Herde zu jagen - aus purer Angst vor den basics.
Das stimmt. Man denkt darüber nach: Wird es einen Saustall geben? Ist eine Information für die Nachwelt wirklich sinnvoll? Sollte man nicht Freundschaften und Bekanntschaften ausklingen lassen oder auflösen, um den Schmerz der Hinterbliebenen zu mildern? Soll die Leiche gefunden werden, wenn ja, von wem in welchem Zustand? Was macht man mit den Besitztümern? Dabei können sehr viele banale Fragen aufkommen. In dieser Zeit sind Menschen, die sich WIRKLICH umbringen wollen (also nicht der "Hilfeschrei-Typ") sehr gefaßt, rational und denken minimalistisch, befinden sich meist in einem Zustand völliger Emotionslosigkeit...


Eremit
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:48

@Woman: Trost höchstens insofern, wie die Trostlosigkeit selbst imstande ist, Trost zu spenden - ein emotionales Paradoxon.

Aber aus der Sichtweise eines Menschen, für welchen Selbstmord nicht in Frage kommt, ist es KEIN Trost, ist eine solche Definition eigentlich eine Beleidigung für den Begriff Trost!

Trost macht es besser. Selbstmord beendet es, macht es nicht besser. Der Tod beendet alles. Suizid - und ich spreche aus Erfahrung - ist für keinen Suizidanten "gut". Ich vergleiche es mit einem notwendigen Besuch beim Zahnarzt: Man hat Schmerzen, und weiß, daß noch mehr Schmerzen auf einen zukommen, man geht hin, aber man geht nicht zum Zahnarzt mit einem Gefühl von Trost, man verläßt ihn auch nicht mit einem solchen Gefühl - aber, nach der schmerzhaften Behandlung, mit einem Gefühl der Befreiung, denn man hat es endlich hinter sich gebracht. Mit Trost in seiner eigentlichen Bedeutung hat das gar nichts zu tun!


Widow
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Beitrag So., 05.06.2011, 00:57

Bezogen auf das vorletzte Posting vom Eremiten:
Um ehrlich zu sein: Diese basics (an wen welche Abschiedsbriefe, mit wem den Kontakt runterdosieren) meinte ich jetzt nicht, die sind doch irgendwann mal über die Wiese gejagt (um bei meinem Schaf-Bild zu bleiben). Irgendwann ist doch mal mit all dem gut und es bleibt: Die Angst. Zum Beispiel die vor dem (Wieder-)Scheitern und auf irgendeiner Pflegestation als Gemüse Liegenbleiben. (Und Züge und Brücken und Hochhäuser kommen grundsätzlich nicht, weil man ein soziales Wesen ist in aller Suizidalität, in Frage und selbst Bäume und Fensterkreuze können einen zu Gemüse werden lassen.)
Und es bleibt die grundsätzliche Frage: Könnte es sein, dass es irgendeinen "Sinn" hat, dass "ich" (ich rede jetzt nicht von mir persönlich) lebe?
So scheinen mir die dialektischen basic-Gedanken eher beschaffen, die den suizidalen Menschen "umtreiben" - um sich und sie selbst herum, immer im Kreis.
Bis dann, irgendwann, der Türspalt sich öffnet und sich in ihm ein Ausgang aus diesem sehr speziellen Lebenskreis heraus offenbart. Irgendwann langt's einfach an Kreisen und Wiesen und Dialektik.


Eremit
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Beitrag So., 05.06.2011, 01:30

Widow hat geschrieben:Irgendwann ist doch mal mit all dem gut und es bleibt: Die Angst. Zum Beispiel die vor dem (Wieder-)Scheitern und auf irgendeiner Pflegestation als Gemüse Liegenbleiben.
Das ist mir ein bisschen zu metaphorisch und vieldeutig, oder ich verstehe eben die Metapher nicht. Die Angst davor, im Leben zu scheitern und einem Suizidversuch wieder näherzukommen, oder die Angst, sich einem Suizidversuch nicht nähern zu können? Ersteres ist ja ein Indikator für einen entstehenden, gesunden Lebenswillen...
Widow hat geschrieben:Und es bleibt die grundsätzliche Frage: Könnte es sein, dass es irgendeinen "Sinn" hat, dass "ich" (ich rede jetzt nicht von mir persönlich) lebe?


Das Problem bei dieser Grundfrage ist: Je analytischer und logischer man darüber nachdenkt, desto mehr entgleitet einem nicht nur die Antwort darauf, sondern es entgleitet einem sogar der Sinn, eine solche Frage überhaupt zu stellen. Einzig und allein Emotionen können einem die Antwort auf diese Frage geben. Denn:
Widow hat geschrieben:Bis dann, irgendwann, der Türspalt sich öffnet und sich in ihm ein Ausgang aus diesem sehr speziellen Lebenskreis heraus offenbart. Irgendwann langt's einfach an Kreisen und Wiesen und Dialektik.


Widow
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Beitrag So., 05.06.2011, 01:47

Meingott, lieber Eremit,

verstehen wir uns wirklich derartig miss?

Mit "Gemüse" meine ich ganz unmetaphorisch jene zu nichts mehr fähigen menschlichen Wesen auf irgendwelchen Pflegestationen, deren basale Hirnfunktionen ausgefallen sind durch Unfälle, Hirnverschleiß (Demenz), Suizidversuche und ähnliches (evtl. abgesehen von Herzschlag, Atmung und dergleichen mehr - dem Arzt unter uns wird schon einfallen, wie das heißt).

Dafür treffen wir, lieber Eremit, uns im nächsten Punkt: Ja: Sinn, Lebenssinn ist wohl nicht intellektuell-kognitiv-analytisch zu ermitteln, sondern allein emotional.
Ja.
Deshalb ist sein Fehlen ja auch so eindeutig.

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