Depression - Symptom oder Krankheit?

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SamuelZ.
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Depression - Symptom oder Krankheit?

Beitrag Do., 14.10.2010, 17:58

Hallo zusammen:

Mich beschäftigt zur Zeit die Frage, ob Depressionen eher als Krankheit oder als ein Symptom betrachtet werden sollten.

Es gibt Stimmen, die behaupten, Depressionen seien notwendig wie das Fieber zur Überwindung und Bekämpfung einer Erkältung oder Grippe.

Dieser Gedanke stimmt mich optimistisch, weil Depressionen dann etwas wären, das mein Körper einsetzt um zu gesunden, z.B. um ein Trauma zu überwinden.

Sehe ich Depressionen als Krankheit, dann verlässt mich jede Hoffnung. Dann sehe ich Depression wie eine Krebserkrankung, die ich so schnell nicht wieder loswerde.

Wie betrachtet ihr eure Depressionen?

lg Sandy

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Heimatlos
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Beitrag Do., 14.10.2010, 18:04

hallo, sandy, ich betrachte die depression als der Krebs der Seele, diese Krankheit hat mich buchstäblich gelähmt und ich sehe keine Hoffnung mehr, aber ich kann auch die Ausnahme sein.
Wieso es dich beschäftigt, darf ich fragen?
LG.
Heimatlos.
Unser wahres Leben liegt nicht in Worten
von Liebe oder Hass oder Kälte, sondern in den
feurigen Tiefen des Herzens
.
William Q. Judge

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SamuelZ.
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Beitrag Do., 14.10.2010, 18:31

Hallo Heimatlos,
es beschäftigt mich, weil ich zwischen Hoffnungslosigkeit und Hoffnung auf Besserung hin- und herschwanke. Heute hat es mich wieder wie aus heiterem Himmel erwischt. Habe das Gefühl, nicht mehr aus dem ganzen Mist rauszukommen. Dies war meine Hoffnung, als ich mit der Therapie vor 1,5 Jahren begonnen habe.
lg Sandy

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 14.10.2010, 18:38

Kann als Nebensymptom anderer psychischer Krankheiten auftreten, zB bei Persönlichkeitsstörungen und Psychosen häufig.

Kann aber auch eine alleinige Krankheit sein. Depressionen gehen mener Erfahrung nach häufig mit Ängsten einher. An sich ist an depressiven Zuständen nichts positives. Es ist nicht wie ein Fieber, das anzeigt, daß der Körper eine Infektion überwindet. Das einzige positive das m an ihnen abgewinnen könnte ist, daß sie anzeigen, daß etwas fundamental nicht stimmt im Leben und der Sicht der Welt. Und man dann was dagegen unternehmen kann. Die Depressionen selbst brinngen einen nicht weiter.

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tears30
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Beitrag So., 17.10.2010, 16:51

Depression ist ein Aufschrei des Körpers, bitte endlich etwas an deinem Leben. Die Symptome erzwingen eine Ruhigstellung, schau endlich mal dahin, das kann nicht so weitergehen.

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Freistil
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Beitrag So., 17.10.2010, 17:06

Hallo Sandy,

interessante Frage...
Den Vergleich der Depression mit Fieberzuständen, die der Körper braucht, um zu gesunden, habe ich noch nie gehört. Es klingt in der Tat hoffnungsvoller als die Depression als Krankheit zu sehen, aber irgendwie kann ich es leider so nicht sehen. Meine Depression ist Krankheit und ist eine Reaktion auf das, was mir das Leben bereit gehalten hat.

Ich habe meine Depression oft als Gefühlszustand gesehen, aber mein Therapeut hat mir kürzlich ein Erklärungsangebot gegeben, das mich nochmal in eine andere Richtung denken ließ. Meine Depression macht mich taub, emotionslos, antriebslos. Das dient meiner Seele dazu, andere dahinter liegende Emotionen, die unerträglich sind oder es in meinem Leben waren, abzuwehren, nicht fühlen zu müssen, nicht wahrnehmen zu müssen. Das fand ich interessant und ich versuche jetzt allmählich dahinterzukommen, was hinter meinen Depressionen steckt. Da bin ich noch am Anfang.

LG freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 18.10.2010, 22:07

Hallo Alle, vielen Dank für die Rückmeldungen.

@Freistil:
Der Ansatz deines Theras ist interessant. Die Depri wäre quasi ein Schutzmantel, der dich gleichzeitig abschottet und taub macht, eine Art Anästhesie der Seele.
Die Frage nach den Ursachen der Depri stellt sich glaube ich jeder immer wieder (ohne Erfolg). Ich finde es sehr schwierig durch die Gedanken durchzusteigen bzw. sie überhaupt erst einmal zu erkennen, die einen zu sehr in ihren negativen Bann ziehen.

Ich meditiere zur Zeit intensiv. Werde beim nächsten Ansturm der Depression versuchen, mich zu sammeln und mich von den Gedanken und Emotionen zu distanzieren. Wie man hier lesen kann, sollen Medis sogar Depressionen vorbeugen. http://www.psp-tao.de/meditation (Interessant weiter unten die "6 Stufen der Meditation", die der Autor mit den Phasen während eine Psychotherapie vergleicht) Auf jeden Fall wird es helfen, die Gedanken klarer ins Auge zu fassen, die einem während einer Depri so durch den Kopf schwirren.

Ich werde berichten.

lg Sandy

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Serpentina
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Beitrag Di., 19.10.2010, 15:02

Hallo,
mir wurde gesagt, Depression sei Aggression gegen sich selbst.
D.h., wenn man sehr lange nicht auf sich achtet und die Hilfeschreie der Seele immer wieder ignoriert (oder nicht anders kann, weil man keine Ahnung hat von den eigenen Bedürfnissen), dann wendet sie sich gegen mich bzw. gegen sich selbst, um auf den Missstand aufmerksam zu machen. Auch wenn man sehr lange immer wieder über seine persönliche (Leistungs-)grenze hinausgeht, kann das zu Depressionen führen. "Vollgas fahren mit angezogener Handbremse" wurde mir dazu gesagt. Irgendwann ist dann das Auto auch kaputt bzw. braucht eine Ruhepause und eine Reparatur.

Daneben glaube ich auch noch zu wissen, dass irgendetwas mit den Botenstoffen im Gehirn nicht passt und man so eine Depression bekommen kann, ohne die ganzen äußeren /inneren / lebensgeschichtlichen Faktoren.

Gruß,
Serpentina

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Serpentina
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Beitrag Di., 19.10.2010, 15:04

Um auf die Anfangsfrage zu antworten: Depression wäre damit ein Symptom, das auf etwas anderes hinweist.

Im zweiten Fall wäre es eine Krankheit, die man wohl nur mit Medikamenten in den Griff bekommt.

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Amazonee
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Beitrag Di., 19.10.2010, 17:39

Hallo,

Depressionen kenne ich auch. Sie begleiten mich schon seit meiner frühen Jugend. Früher waren die Abstürze immer sehr tief und haben sehr lange gedauert. Mittlerweile erkenne ich die Anzeichen einer heraufziehenden Depression schneller und ich kann reagieren, ehe ich ins Bodenlose falle.

Mit einem Gesundungsprozess hat eine Depression nichts zu tun. Es ist eben kein reinigendes Fieber. Depressionen gehören grundsätzlich zu den multifaktoriellen Erkrankungen. Im wesentlichen werden zwei Depressionstypen unterschieden, die endogene und die reaktive Depression. Die endogenen Depression basiert vermutlich eher auf einen gestörten Hirnstoffwechsel, die reaktive Depression basiert eher auf ungenügenden Umweltbedingungen. Die erste ist etwas leichter zu behandeln, da sie besser auf Medikamente anspricht, bei der zweiten sind auch die Umweltfaktoren zu verändern (allerdings spricht sie auch auf Medikamente an.

Der Ansatz, Meditation als Depressionsvorsorge zu betreiben, hat was für sich. Es ist einfach toll, in einer Meditation eins zu werden mit sich selbst. Ich persönlich liebe ja die ganz einfach Mantrameditation. Dabei in die Schwingung des Mantras zu kommen, dabei vergisst man die Welt um sich herum und hat einen Vorgeschmack auf das, was vielleicht erst in einer anderen Welt auf uns wartet. Natürlich ist das jetzt nur mein ganz persönlicher Glaube. Allerdings sind Meditationen bei einer akuten Depression kontraindiziert, das wiederum ist keine persönliche Meinung, sondern wird von erfahrenen Meditationslehrern gesagt.

Liebe Grüße

A-

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Medea
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Beitrag Do., 21.10.2010, 06:36

Mein Therapeut meinte einmal " Ihre Depression ist eine Chance". Ich verstand lange nicht was er meinte, aber jetzt sehe ich es wirklich als große Chance an, die ich bekommen habe.
Heute bin ich meine Depression seit 18 Monaten los. Ich fühle mich wie neu geboren, auch wenn es eine sehr lange und schmerzhafte Geburt war und ich fast daran gestorben wäre.
Durch die Depri musste ich viel lernen, mich wirklich verändern und hart an mir arbeiten.
Das hat mich mehr zu einem freien Menschen gemacht. Mein Leben ist durch die Depression lebenswerter und intensiver geworden.
In gewisser Weise bin ich dankbar, dass ich die Depri hatte, sonst wär ich heute noch so ein kleines Nichts, das alles mit sich machen hat lassen.

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Freistil
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Beitrag Do., 21.10.2010, 08:44

Liebe Medea,
magst du ein bisschen erzählen, wie du das geschafft hast, durch die Depression zu einem intensiveren, lebenswerteren Leben zu finden?
LG freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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carö
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Beitrag Do., 21.10.2010, 09:03

hallo,
was mich interessieren würde... war euch eigentlich immer klar, dass es depressionen sind, was euch da so quält?

ist jetzt viell. eine blöde frage, aber ich hab zB nie gedacht, dass ich depressionen habe, sondern habe meine "zustände" als solche betrachtet... werde eher durch beiträge, wie diese hier, ab und zu mal darauf gestoßen und frage mich .. mal wieder, ob man das, was ich manchmal wie einen schub erlebe, ein schub, der einen niederdrückt, die lebensfreude und die hoffnung nimmt, den schlaf raubt, ob DAS depressionen sind. in einem solchen "schub" kommen meine altbekannten negativen denkstrukturen, die durch irgendwas ausgelöst werden, wieder hoch.

ich habe diese "zustände"bei mir meistens im zusammenhang zu jeweiligen belastungen etc. gesehen und als meine individuelle - eben recht destruktive art/denkmuster - betrachtet, mit belastungen umzugehen. auf die idee, dass das depressionen sind, bin ich im grunde gar nicht gekommen, denke nur jetzt gerade drüber nach. könnte ja passen.
verständlich was ich ausdrücken möchte?

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Medea
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Beitrag Do., 21.10.2010, 09:47

Liebe Freistil,

ohne meine Depression wäre ich nie auf die Idee gekommen, an meinem Leben etwas zu ändern. Nämlich Schritt für Schritt mich von Abhängigkeiten zu lösen. Selbst auferlegten und solchen, in die ich mich gedrängt fühlte.
Ohne die Depri wär ich nie in Therapie gegangen und hätte mich niemals so intensiv mit mir auseinander gesetzt, wie es notwendig war, um wieder gesund zu werden.

Ich hätte auch nie gewußt, wie sehr ich mich eigentlich selbst unterdrückt habe und wie wenig ich immer auf mich geachtet habe.

Nun hab ich einen achtsamen Umgang mit mir gelernt. Ich muss mir nach wie vor immer wieder Zeit für mich nehmen und auf mich aufpassen. Das geht mittlerweile recht gut.

Vor der Depri hätt ich nicht im Ansatz gewußt wie das geht, geschweige denn den Mut gehabt, das auch zu tun.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 24.10.2010, 18:25

Hi Carö,
ist jetzt viell. eine blöde frage, aber ich hab zB nie gedacht, dass ich depressionen habe, sondern habe meine "zustände" als solche betrachtet...
Geht/Ging mir genauso. Noch heute wage ich nicht so recht mir einzugestehen bzw. zuzugestehen, dass ich Depressionen habe. Da gibt es eine starke Über-Ich-Instanz in mir, die mir sagt, dass ich nicht krank sei, mich nicht so anstellen solle. Will ich womöglich nur geschont werden, wo andere hart arbeiten müssen???

Als Jugendliche dachte ich immer, es gehöre zum Erwachsenwerden dazu (Zukunftsängste) oder ich sei halt schuld, weil zu schüchtern oder verklemmt oder halt zu doof, um das Leben zu genießen und wie alle anderen meinen tollen Spaß zu haben. Es gab in meiner Familie auch keinen einzigen Menschen, der mal nach meinem Befinden gefragt oder sich um mich Sorgen gemacht hätte. Die anderen haben nichts gesehen, also konnte da ja auch nichts sein. Alles nur meine falsche Wahrnehmung und Übertreibung.

Mit der Diagnose wurde ich zum ersten Mal konfrontiert, als ich die erste Rechnung meines Thera erhielt. Noch heute zweifle ich an der Diagnose, weil ich denke, er braucht halt etwas für die Krankenkasse, aber im Grunde...etc. usw. usf....

lg Sandy

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