Suizidgedanken = Depression

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Erdbeermütze
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Suizidgedanken = Depression

Beitrag Fr., 11.06.2010, 09:22

Hallo,

heißt eigentlich, wenn man Suizidgedanken hat immer das man unter schweren Depression leidet?
Oder kann man Suizidgedanken auch haben ohne Depression? Weil Suizid ist ja eine Form der Autoaggression.

Ich frage mich das, weil ich denke, dass ich momentan keine evtl. leichte Depression habe. Mir geht es relativ gut. Ich merke zwar, dass ich noch sehr instabil bin aber nach meinem Verständnis nicht mehr depressiv bzw. evtl. leicht depressiv. Und trotzdem habe ich noch Suizidgedanken. Sehe ich meine Depression nicht mehr, weil ich schon ganz andere Zeiten hinter mir habe, mache ich mir selber ein vor, weil ich ein sehr genügsamer Mensch bin der nicht viel erwartet und einfach nur froh bin, das ich relativ gut funktionieren kann?

LG
Erdbeermütze

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Schneekugel
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Beitrag Fr., 11.06.2010, 09:56

Kann es sein das du kürzlich neue Antidepressiva bekommen hast? In einem Bericht über Depressionen (war/bin selbst betroffen) stand mal was über das Problem, das manche Depressiva zuerst diese "zu fertig um irgendwas zu tun" Hemmschwelle entfernen, aber der "glücklicher" Effekt dann noch einige Zeit dauern kann. Das führt dann manchmal dazu, dass die Leute halt wieder Tatendrang spüren und die Kraft haben ihre Ideen umzusetzen (bzw. sich halt auch nicht mehr so kraftlos fühlen und ihre Depression nicht mehr so vehement wahrnehmen) aber eben auch noch nicht wirklich ein Lebenssinn (= Frohsinn) zu erkennen ist, mit dem Endeffekt, dass man keinen Sinn im Leben sieht und die Tatkraft hat den für sich daraus entstehenden Entschluss umzusetzen.

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Erdbeermütze
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Beitrag Fr., 11.06.2010, 10:24

Hallo Schneekugel,

Danke für deine schnelle Antwort. Aber daran kann es nicht liegen. Ich nehme kein Antidepressiva (wehre mich dagegen). Ich nehme nur Johanniskraut und daran habe ich nichts geändert. Weil ich mit den Gedanken spiele diese langsam abzusetzen, stelle ich mir mitunter diese Frage.


LG
Erdbeermütze


montagne
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Beitrag Fr., 11.06.2010, 10:51

@ Erdbeermütze:
Ich denke schon, dass Suizidgedanken auch andere Ursachen als eine Depression haben können. Kannte/Kenne das von mir auch. Autoaggression ist ein gutes Stichwort. Wenn ich gar nicht mehr weiß wohin mit meiner Wut, dann kommt das bei mit unter umständen. Also bisher war es so, dass ich die Wut natürlich nicht so gespürt habe, aber ich hatte Suizidgedanken, die sich schon rein vom Gefühl für mich von depressiven Suizidgedanken unterschieden haben. Es ging eben nicht um Erlösung, sondern um irgendwie Aggressionen.
Das würde ich jetzt in retrospektive so sagen. Bin mir aber nicht sicher, da ich es noch nicht richtig durchschaut habe und wenn ich eben in der Situation bin, spüre ich die Wut ja nicht. Mit Situation meine ich nicht punktuelle Situationen, sondern wenn sich über längere zeit Frustration und Kränkung hält. Ich denke ich verdränge das dann, aber die Wut ist irgendwo doch da. Die Gedanken gingen bisher weg, wen ich die Lage besser durchschaute und besser damit umgehen konnte. Finds aber interessant, dass du da vllt. auch Unterschiede bemerkst.
Zuletzt geändert von montagne am Fr., 11.06.2010, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
amor fati

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carö
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Beitrag Fr., 11.06.2010, 11:20

hallo erdbeermütze,

ich kenne das auch, das ich weiter suizidgedanken hatte, obwohl die depression weitgehend weg war und ich mich immer lebendiger fühlte.
ich denke, dass einer der gründe eine art gelerntes denkmuster war: ich habe im grunde chronische suizidgedanken entwickelt, die seit meiner jugendzeit mal mehr mal weniger da waren - im grunde bis vor kurzem. ich hielt mich daran fest, weil es mir manchmal der letzte ausweg schien, wenn alles nur noch ätzend war. ich konnte das erst aufgeben, als ich endgültig die aggression mir selbst ggü., die in diesen gedanken liegt, ganz deutlich spüren konnte und auch die wirkung - die schwebende (natürlich unabsichtliche und unbewusste) drohung, die davon auf meine mitmenschen ausgeht, anerkennen konnte - in dem fall betraf es v.a. meinen therapeuten, weil ich das sonst niemandem erzählt habe.

ich habe es so erlebt, dass ich das erst loslassen konnte, darin eine echte alternative zu sehen, als mir immer klarer wurde, dass ich die verantwortung für mein leben und meine gefühle übernehmen muss und das nicht auf andere schieben kann.

wie gesagt, chronische suizidgedanken haben mich seit vielen jahren begleitet und es war sehr schwer, davon zu lassen. ich hatte auch neulich eine art rückfall, weil es mir ziemlich schlecht ging, dazwischen lag aber eine längere stabile zeit, wo diese gedanken wirklich weg waren. diesen rückfall betrachte ich als erinnerung und mahnung an mich selbst, nicht wieder abzugleiten in ein so destruktives muster. ich war in den letzten jahren auch einige male ernsthaft suizidal, wo der druck, "es" wirklich zu tun, enorm groß wurde. das ist aber eine ganz andere geschichte und nicht zu vergleichen mit diesem chronische denkmuster.

also ich bin da kein experte, was da sonst noch damit zusammenhängen könnte, weiss ich nicht, wollt dir nur über meine persönlichen erfahrungen damit berichten.

alles gute für dich!

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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wasistlos
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Beitrag So., 13.06.2010, 18:52

Können auch Zwangsgedanken sein. Zwangssymptome sind soweit ich weiß durchaus nicht ungewöhnliche Begleitsymptome einer depressiven Episode. In diesem Fall hätte es dann schon mit der Depression zu tun, aber eben indirekt.

Ansonsten erfüllt soweit ich weiß nicht jeder Mensch, der Suizidgedanken hat, ja nichtmal jeder, der tatsächlich Suizid begeht, die Kriterien für eine klinische Depression; insbesondere wenn sich die Suizidwünsche konkret aus Lebensumsänden heraus ergeben und nicht 'einfach so', muss nicht unbedingt auch eine Depression vorliegen.

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Erdbeermütze
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Beitrag Di., 22.06.2010, 09:55

Hallo,

danke für eure Antworten. Ich muss mich erstmal entschuldigen, das ich mich jetzt erst melde, aber ich habe es vorher irgendwie nicht geschaft zu antworten.

Ihr habt mir echt geholfen und viele Denkanstöße gegeben.

Leichten Hang zu Zwangsgedanken hatte ich immer schon, aber ich denke noch im normalen Rahmen. In der Depression hatte ich darunter am meisten zu leiden. Mein Kopf hat nur gerattert, bin fasst wahnsinnig geworden. Bei den Suizidgedanken erging es mir nicht anders.

Chronische Suizidgedanken kann auch sein. Mit ca. 10-13 Jahren war ich sehr Suizidal. In mein weiten leben war/ist es mir egal ob ich lebe oder sterbe, habe noch nie an mein leben gehangen, verstehe eigentlich auch nicht wie man so daran hängen kann. Ich war jetzt ca. 1 Jahr lang ersthaft suizidal. Jetzt sind "nur" noch die Gedanken vorhanden. Aber jetzt merke ich langsam, was ich vorher total begelehnt und für mich abgestritten habe, das es eine Flucht vor meinen Problemen ist, den innerlichen Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen, den täglich Kampf nicht mehr ertragen zu müssen. Und doch frage ich mich wofür ich kämpfe, damit ich mit 80 zurück blicken und sagen kann: sei stolz auf dich, du hast aus Angst nicht aufgegeben, hast dich tapfer durch dein leben gequält. Aber wofür? Oh, jetzt rutsche ich zu sehr ab, sorry. Ich höre jetzt lieber auf.

LG Erdbeermütze

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.06.2010, 10:04

Also geht es dir weniger darum sterben zu wollen, sondern du willst Veränderung zum Positiven und du hast keine Ahnung wie du das in diesem Leben schaffen kannst.

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Erdbeermütze
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Beitrag Di., 22.06.2010, 11:35

Ich will Veränderung zum Positiven, will erkennen können was am Leben schön seien soll, was man davon hat usw. und weis tatsächlich nicht wie ich das schaffen soll bzw. wie das gehen soll.

Das ist meine kleine Hoffnung, das ich eines Tages mal erkennen kann was leben bedeutet. Aber das macht es auch schwerer dafür zu kämpfen, weil ich weis ja noch nichtmahls wofür ich kämpfe, ich kenne das Gefühl nicht. Jemand der es schonmal hatte weis wofür er kämpft, er will es zurückhaben, hat es als Ziel.

So wie ich es jetzt erkenne, habe ich mein leben nur dahin vegetiert. Einerseits möchte ich wieder dahin und andereseits kann ich es nicht mehr, ich weis jetzt zu viel, es gibt kein Weg zurück, obwohl ich es mir so wünsche, alles besser als jetzt.

Abgesehen davon weis ich ja, das ich mein lebenlang gegen mein Trauma kämpfen muss, ich nicht sagen kann ok, in x Jahren hast du es geschafft, diesen Kampf muss ich mein labenlang mal mehr mal weniger führen. Hmm, sterben zu wollen, ich will es mal so ausdrücken: wenn ich tot bin, bin ich tot, Punkt.

LG
Erdbeermütze

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Eve...
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Beitrag Di., 22.06.2010, 11:45

Aber das macht es auch schwerer dafür zu kämpfen, weil ich weis ja noch nichtmahls wofür ich kämpfe, ich kenne das Gefühl nicht. Jemand der es schonmal hatte weis wofür er kämpft, er will es zurückhaben, hat es als Ziel.
Damit hast Du sicher Recht. Es gibt vielleicht ein Mittel, anders dorthin zu kommen: Vertrauen. Vertrau darauf, was andere Dir vom schönen Leben auf dieser Welt sagen und darauf, dass Du eines Tage dabei bist. Solange man lebt, hat man die Chance, nachher nicht mehr.

Ich hab auch mal versucht, aus dem Dasein zu fliehen, weil ich es nicht mehr geglaubt habe, dass ich das andere Ufer, das der Lebensfreude, jemals erreichen würde, und bin doch dort angekommen - wenn auch ziemlich spät. Ich wünsche Dir von Herzen eines: Dass das Vertrauen die Hoffnung ersetzt und dass Deine Kraft immer reicht, um NIE aufzugeben.

LG Eve

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Erdbeermütze
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Beitrag Di., 22.06.2010, 12:45

Eve... hat geschrieben:Vertrauen. Vertrau darauf, was andere Dir vom schönen Leben auf dieser Welt sagen und darauf, dass Du eines Tage dabei bist.
Das ist ein schöner Satz. Vertrauen, dabeisein....
Eve... hat geschrieben:Ich wünsche Dir von Herzen eines: Dass das Vertrauen die Hoffnung ersetzt und dass Deine Kraft immer reicht, um NIE aufzugeben
Mir kommen die tränen.

LG
Erdbeermütze

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Eve...
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Beitrag Di., 22.06.2010, 13:10

Noch etwas: Dein Nick lässt mich ahnen, dass Du einen pfiffigen Humor hast. Da ist ganz viel Glut unter der Asche!

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Erdbeermütze
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Beitrag Di., 22.06.2010, 13:29

Na ja, nicht ganz. Ich habe mir mal vor ca. 10 Jahren meine Haare rot gefährt und von da an hieß ich für meinen Freund nur noch Erdbeermütze.

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Eve...
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Beitrag Di., 22.06.2010, 14:10

Aber Du hast diese niedliche Benennung für Dich ja hier übernommen, und das finde ich schon ein Zeichen für Humor.

Erkennst Du selbst Deine Stärken?

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Erdbeermütze
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Beitrag Di., 22.06.2010, 16:25

Eve... hat geschrieben:Erkennst Du selbst Deine Stärken?
Selbst wenn jemand mir es sagt, kann ich es nicht glauben, finde immer Gegenagumente warum das nicht stimmen kann.

Auch mit dem Humor. Da fällt mir ein Gespräch mit einen alten Freund von früher ein. Habe mit ihm vor ca. 3 Wochen gesprochen und ihm son bissen über meine Situation erzählt. Da meinte er sinngemäß unter anderen "Du wirst es schon schaffen wieder die alte lustige Erdbeermütze zu werden" Und ich nur so gedacht: Ich lustig? Ich war noch nie lustig. Wie kommt er auf lustig, ich bin doch immer zurückhaltent, bin nicht spontan usw. Weis nicht, kann ich nicht für mich annehmen.

Manchmal für eine Sekunde, kommt mir der Gedanke das ich vielleicht ein total falsches Selbstbild von mir habe.

LG
Erdbeermütze

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