Moin zusammen,
Ich erlebe in letzter Zeit eine Art Wandel in Sachen Depressionen und möchte mal nachfragen, ob jemand ein ähnliches Erlebnis schon mal gehabt hat:
Bis vor etwa einem Jahr, waren meine Depressionen stark geprägt von Gefühlen: Das Gefühl nutzlos zu sein, nicht geliebt zu werden, etc.
Eine Art dramatisches Selbstmitleid, mit dem Wunsch dem Ganzen ein Ende zu setzen, was doch wohl das Beste wäre.
Und obwohl die Suizidpläne jeweils bis ins feinste Detail ausgeschmiedet waren, hatte ich immer irgendwie das Gefühl, dass es doch bloss den einen Menschen auf der Welt gebraucht hätte, der mir einfach sagt, dass er mich liebt, so wie ich bin.
Nun denn, wie gesagt, seit etwa einem Jahr hat sich das etwas gewandelt:
die Gefühle sind deutlich geschwunden und das Selbstmitleid ist irgendwie weg und hat einem stabilen Pragmatismus Platz gemacht.
Vielleicht ist es auch, weil ich älter werde und das Gefühl habe, mich besser zu kennen.
Es ist eigentlich mehr eine Tatsache, als ein Gefühl, immer wieder vor Augen geführt zu werden, dass man sowohl beruflich, wie auch zuhause den Anforderungen einfach nicht genügt. Das man dem sozialen Netzwerk keine Hilfe ist und mehr Ressourcen durch das eigene Leben verbraucht, als man dem Umfeld zurückgeben kann. Die Suizidgedanken sind also nicht von Gefühlen geprägt, sondern pragmatisch neutral, wie wenn man für das Leben einen Vertrag abgeschlossen hätte, seinen Teil nicht hat erfüllen können und nun den logischen Schluss daraus ziehen muss.
Seit zwei Jahren versuche ich aktiv mich zu ändern und positive Eigenschaften in mir zu schulen (gerade im Umgang mit anderen Menschen), der Erfolg ist jedoch ziemlich bescheiden, wenn ich das mal so sagen darf. Vielleicht hat das was damit zu tun?
Naja, wie gesagt, ich hätte gerne gewusst, ob andere das auch schon erlebt haben und worauf das denn zurückzuführen ist.
Grüsse
Lyspo
Wandel der Depressionen
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Hey Lyspo!
Ja, ich kenn das beides, also diesen pragmatismus und die Emotionen. Bei mir war es eher so, dass ich das Gefühl hatte hier einfach nicht hinzugehören.
Am Ende war es bei mir auch dieser Pragmatismus, wohl auch um Gefühle abzuwehren. Wenn man alles versucht rational zu erklären, treten die Gefühl automatisch ja in den Hintergrund.
LiliAn
Ja, ich kenn das beides, also diesen pragmatismus und die Emotionen. Bei mir war es eher so, dass ich das Gefühl hatte hier einfach nicht hinzugehören.
Am Ende war es bei mir auch dieser Pragmatismus, wohl auch um Gefühle abzuwehren. Wenn man alles versucht rational zu erklären, treten die Gefühl automatisch ja in den Hintergrund.
Ja, ich hatte immer das Gefühl hier gar nicht hinzugehören, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass ich mich versuche in eine Form zu pressen in die ich nicht hinein passe und auch nicht hinein passen sollte.Lyspo hat geschrieben: Es ist eigentlich mehr eine Tatsache, als ein Gefühl, immer wieder vor Augen geführt zu werden, dass man sowohl beruflich, wie auch zuhause den Anforderungen einfach nicht genügt. Das man dem sozialen Netzwerk keine Hilfe ist und mehr Ressourcen durch das eigene Leben verbraucht, als man dem Umfeld zurückgeben kann.
LiliAn
Kenne ich auch so. Wobei für mein empfinden die pragmatische Phase die schlimmere ist. Die emotionale tut mehr weh, ist anstrengender, aber die pragmatische ist gefährlich. Die pragmatische Phase ist das "zuviel", das, was die Emotionen nicht mehr ausdrücken, nicht mehr packen können.
Ich habe das manchmal sogar innerhalb von Sekunden. Da ist das schlimme Leid, da sich steigert und unerträglich schmerzhaft ist - und von einer zur anderen Sekunde schaltet sich alles ab. Meine Gesichtszüge schnalzen richtig in eine ausdruckslose Mine, die Krämpfe lassen schlagartig los. Es ist so, als würde das ganze System sagen: Genug, zu heiß gelaufen - abschalten. Und dann denke ich sehr nüchtern und logisch dieselben negativen Dinge, aber ohne Schmerz, sehr klar und nüchtern.
In diesem Pragmatismus aber kann ich mich auch nüchtern daran erinnern, dass es mir schon mal besser ging, dass die Anlagen dazu da sind und ich sie wieder werde nutzen können. Die Welt geht nicht unter, nur weil ich nicht funktioniere, und es wird Zeit, dass ich mir auch was von der Welt nehme.
Ich habe das manchmal sogar innerhalb von Sekunden. Da ist das schlimme Leid, da sich steigert und unerträglich schmerzhaft ist - und von einer zur anderen Sekunde schaltet sich alles ab. Meine Gesichtszüge schnalzen richtig in eine ausdruckslose Mine, die Krämpfe lassen schlagartig los. Es ist so, als würde das ganze System sagen: Genug, zu heiß gelaufen - abschalten. Und dann denke ich sehr nüchtern und logisch dieselben negativen Dinge, aber ohne Schmerz, sehr klar und nüchtern.
In diesem Pragmatismus aber kann ich mich auch nüchtern daran erinnern, dass es mir schon mal besser ging, dass die Anlagen dazu da sind und ich sie wieder werde nutzen können. Die Welt geht nicht unter, nur weil ich nicht funktioniere, und es wird Zeit, dass ich mir auch was von der Welt nehme.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
Kann Deine Worte durchaus nachvollziehen, und erlebe das auch ähnlich.Lyspo hat geschrieben:Naja, wie gesagt, ich hätte gerne gewusst, ob andere das auch schon erlebt haben und worauf das denn zurückzuführen ist.
Worauf man´s zurückführen kann....also ich würde sagen: Auf die Dauer des Zustandes. Wenn man längere Zeit in solchen Gefühlen drinsteckt, dann verlieren sie ihre "Dramatik".
Es wird halt zur (persönlichen) Normalität.
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