Schaden Gefühle einem manisch depressiven Menschen?

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Eye
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Schaden Gefühle einem manisch depressiven Menschen?

Beitrag Do., 18.02.2010, 08:39

Guten Morgen,
mich beschäftigt schon seit Tagen eine wichtige Frage über folgende Begebenheit.
Ich lernte im September einen manisch-depressiven Mann kennen. Seither sehen wir uns regelmässig ohne uns jedoch zu verabreden in einem Cafe. Sehr bald, erzählte er mir von seiner Krankheit, wie es begann, was er in seiner Manie alles anstellte, dass man ihn zwangseinweisen musste, da er extrem aggressiv wurde, wochenlang nicht mehr geschlafen hatte und die Realität nicht mehr erkannte. Auch über seine depressiven Phasen erzählte er mir offen und ehrlich alles. Er war dann 3 Monate in der psychiatrischen Klinik und hat seinen Gemütszustand seither (1997) mittels Medikamenten künstlich auf einen mehr oder weniger erträglichen Zustand eingestellt. Seit 12 Jahren arbeitet er in derselben Firma. Er wohnt bei seiner Mutter. Es ist ihm nicht möglich in den Urlaub zu fahren. Er erträgt keine Veränderung. Sobald sein geregelter Tagesablauf gestört wird, leidet er, hadert er mit dem Dasein und ist antriebslos. An jedem arbeitsfreien Tag fällt er in eine Depression, wünscht sich dann, dass er eine unheilbare Krankheit hätte und sieht keinen Sinn im Leben. Auch der Montag ist für ihn dann noch sehr schlimm, weil da nach 2 Tagen wieder eine Änderung kommt. In den Ferien ist es besonders schlimm, ausser spazieren und velofahren gehen, mag er in der Freizeit rein gar nichts machen, ausser noch ins Cafe zu gehen und da die Zeitung zu lesen. Er sitzt immer alleine im Cafe, wenn ich aber da bin, setzt er sich immer zu mir, oder ich mich zu ihm. Er hat sehr viel Vertrauen zu mir und ab und an kommt sein Humor zum Vorschein. Wir reden über Gott und die Welt und er ist auch einfühlsam, interessiert sich für mein Leben, wie es mir geht und ich fühle mich in seiner Gegenwart sehr wohl. Als ich ihn darauf ansprach, dass wir doch mal in der Freizeit was gemeinsam unternehmen könnten, war er sofort einverstanden. Ich höre ihm viel zu und er erzählt mir gerne von seinem Leben, von seinen Ängsten und Problemen. Seit 1997, wo seine Beziehung auf Grund seiner Krankheit kaputt ging, hatte er nie mehr eine Freundin. Er sagt selber, das sei besser so. Nun merke ich aber, dass wohl viel mehr sein könnte zwischen uns, da ist nicht nur eine grosse Sympathie, da sind meinerseits auch sehr viele Gefühle für diesen Mann. Spasseshalber sagt er auch öfters, so eine Frau wie dich müsste man sofort heiraten oder ähnliches. Ich denke, auch er spürt, dass da eigentlich mehr zwischen uns abläuft. Ich weiss, es liegt an mir, dies zuzulassen oder nicht. Von sich aus würde er nie einen Vorstoss wagen. Ich habe diesen Mann sehr gerne und mit der Krankheit kann ich sehr gut umgehen, ich habe viel Kraft, habe eine sehr breite und starke Schulter und selbstverständlich würde ich bei einer Beziehung, sollte es so weit kommen, ihn in jeder Hinsicht unterstützen, ihn liebevoll begleiten und ihn genauso nehmen wie er ist. Auch wenn er jeden Abend schon um 20.00 Uhr ins Bett geht, da er in den Schlaf flüchtet, um seine trüben Gedanken loszuwerden und mit dem Wissen, dass er mir im Alltagsleben keine Stütze sein kann. Er mag einfach nichts machen, nicht mal rasenmähen.
Ich habe jedoch sehr grosse Angst, dass eine Beziehung ihn wieder komplett aus der Bahn werfen könnte, dass sein bisher geregeltes und einigermassen erträgliches Leben durch Gefühle und die neue Situation total aus den Fugen gerät. Ich weiss doch, dass er keine Veränderung erträgt. Ich möchte diesem wunderbaren Mann jedoch in keinster Weise schaden. Ich bin in einem grossen Zwiespalt. Was passiert, wenn ich eine Beziehung zulasse? Seit der Diagnos vor 13 Jahren hatte er nie mehr eine Freundin. Wie würde er damit umgehen? Ich für mich denke, er wäre total überfordert und es würde in ihm ein Chaos ausbrechen.
Ich wäre so sehr dankbar, wenn mir eine betroffene Person, die hierzu Erfahrung hat, mir antworten würde. Ich kann es steuern, weiterhin gute Freundin sein oder aber eine starke Partnerin die ihn liebt so wie er ist. Er ist ein liebenswerter Mann, ich möchte ihm in keinster Weise schaden.
Herzlichen Dank
Eye

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AntiTherapeut
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Beitrag Do., 18.02.2010, 12:04

Hallo Eye,

Ich bin selber m/d und das seit meiner Jugend. Die Krankheit und wohl auch meine generelle Unsicherheit machten es mir unmöglich überhaupt eine Beziehung zu führen. Doch das Wunder geschah. SIE, die Liebe zu ihr gab mir so viel Kraft, daß ich mich sogar in meiner Depression bewegte. Eine Frau wie dich zu finden ist großes Glück. Du hilfst ihm schon sehr da du ihn so nimmst wie er ist! Laßt es langsam angehn. Ihr kennt euch schon eine Weile, so daß ich die Gefahr, daß zu große Gefühle bei ihm ihn aus der Bahn werfen könnten nicht sehe. Klar, ich kenne ihn nicht. Ist er in deinem Alter? Daß er halt in seiner Arbeit findet und sie auch packt ist sehr viel wert. (Ich habe das nicht) Da ihm (pflichtmäßige) Aktivität gut tut, versucht doch wirklich in der Freizeit kleine Dinge zu unternehmen. Es wird euch beiden gut tun!

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Eye
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Beitrag Do., 18.02.2010, 13:38

Lieber AntiTherapeut

Deine Antwort tut mir sehr gut und beruhigt mich. Ich danke dir von ganzem Herzen. Du hast mir die Angst genommen, ich oder eben die Gefühle könnten Auslöser für eine massive Verschlechterung seines Gemütszustandes werden.
Dieser wunderbare Mann ist 4 Jahre jünger als ich.
So lasse ich den Geschehnissen freien Lauf, stehe nicht mehr auf die Bremse und werde ihn dahingehend ganz leise im Hintergrund unterstützen, dass er wieder mehr Selbstwert- und Selbstbewusstsein bekommt um dass er wieder fühlt, dass er immer noch ein liebenswerter und wertvoller MANN ist und dass er sehr wohl im Stande ist, seinen "Jagdinstikt" hervorzuholen.

Meinst du, stark m/d kranke Menschen sind generell vorsichtiger, unsicher und verlieren an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl? Hattest du deine Beziehungsblockade aus Angst vor dem nicht akzepiert werden oder aber, weil du generell dachtest, eine Frau würde sich sowieso nicht ernsthaft für dich interessieren? Haben da die Medikamente wohl einen Einfluss auf die Unsicherheit und das verminderte Selbstwertgefühl?

Es tut mir leid, kannst du keinen Halt im Berufsleben finden. Umsomehr freue ich mich für dich, hast du SIE kennengelernt. Liebe ist etwas wunderschönes und wahre Liebe sehr selten.

Viel Kraft und Glück
Eye

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candle
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Beitrag Do., 18.02.2010, 14:13

Ich befürchte, dass auch Du mal eine starke Schulter brauchen könntest, und dann? Ich glaube Du unterschätzt die Situation im Alltag völlig.

Hattest Du schon Beziehungen? Wenn ja, woran sind die zerbrochen?

candle
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Eye
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Beitrag Do., 18.02.2010, 15:26

Liebe Candle, die Freundschaft zu diesem Mann ist noch ganz in den Anfängen und mein Befürchtungen gehen dahin, dass es ihm nicht gut tun könnte, nach so vielen Jahren plötzlich wieder Gefühle, eine Beziehung zu haben. Ich befürchte, das könnte ihn aus der Bahn werfen und überfordern.
Um mich habe ich in keinster Weise Angst, ich habe schon so viele Stürme überlebt (gehe gegen die 50 zu), dass ich mich vor keiner Situation fürchte. Meine Angst ist die, dass ich, oder eben seine Gefühle, in ihm einen unguten Sturm auslösen könnte.
Ich habe Geduld, viel Geduld und will nichts überstützen.

Trotz 4 mehrjährigen Beziehungen, bin ich es gewohnt mich alleine durchzuschlagen, alleine für mein Denken und Handeln die Konsequenzen zu tragen und habe bis jetzt schon viele Steine aufgehoben die mir in den Weg gelegt wurden. Ich habe sie nicht weggeworfen, sondern daraus einen Berg erschaffen voller wichtiger Erfahrungen, Kraft und Energie.
Meine Beziehungen gingen aus verschiedenen Gründen in die Brüche. 2 x verflogen gegenseitig die Gefühle (sind Heute meine besten Freunde), 1x passte ihm plötzlich nicht mehr, dass ich keine Jüdin bin und 1x verliebte sich einer in eine andere Frau. Solche Dinge geschehen. Das ist das Leben, voller Überraschungen.

Liebe Grüsse und danke für deine Nachricht
Eye

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candle
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Beitrag Do., 18.02.2010, 15:47

Eye hat geschrieben:Liebe Candle, die Freundschaft zu diesem Mann ist noch ganz in den Anfängen und mein Befürchtungen gehen dahin, dass es ihm nicht gut tun könnte, nach so vielen Jahren plötzlich wieder Gefühle, eine Beziehung zu haben.
Und das ist Dein Problem?

candle
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Eye
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Beitrag Do., 18.02.2010, 16:19

Ein Problem ist es nicht, es ist eine Frage an Betroffene. Ich will keinesfalls, dass er aus der für ihn mehr oder weniger akzeptablen Lebensschiene geworfen wird. Das könnte dann erst das Problem werden. Oder viel mehr, eine sehr unschöne und leidvolle Situation, die ich hätte verhindern können. Ich will guttun und nicht schaden.

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candle
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Beitrag Do., 18.02.2010, 16:27

Beziehung wirft immer aus der Bahn, weil es immer sehr gefühlvoll zugeht, ob gut oder schlecht, es ist sehr emotional. Bei Dir habe ich wirklich das Gefühl, dass es sich um ein Helfersyndrom handelt. Jetzt mag er sich an Dir erfrischen, aber wie wird es Tag ein Tag aus sein? Lese Dich doch mal durch Threads mit bipolaren Störungen. Es ist wirklich nicht einfach mit solchen Menschen.

Ja, Du wirst ihn durcheinanderbringen bestenfalls, vielleicht eher gar nicht. Was ist nun die Konsequenz? Ihn in Ruhe lassen?

Letztlich kann ich keine Prognose geben, habe nur gehört, dass diese Störung wohl nie geheilt werden kann in diesem Sinne, ABER frag IHN.

candle
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AntiTherapeut
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Beitrag Do., 18.02.2010, 22:08

candle hat geschrieben: habe nur gehört, dass diese Störung wohl nie geheilt werden kann
candle
Falsch!!! Und längst überholt. Tut mir leid candle wenn ich dann doch sagen muß: laß Menschen mit eigener Erfahrung sprechen. (Ausführlicher gerne, doch will ich besser auf Eye eingehen)

Eye...
Jeder, der in langanhaltenden Depressionen am Leben nicht mehr teilnehmen konnte wird unsicher. In starken Manien ist man so umtriebig, daß sich fest zu binden unmöglich ist. Wenn bereits eine Beziehung besteht muß die Partnerin durchaus sehr stark sein. Die richtigen Medikamente: Ein Phasenpräperat, daß beide extremen Ausschläge glättet ermöglicht ein normales Leben und stärkt so das Selbstwertgefühl. Am besten du redest weiter mit demjenigen (auch) gründlich über seine Erlebnisse grade in den Hoch- und Tiefphasen! (Auch zu candle) : Richtig ist, daß wir m/d´s verletzlicher sind und es schwerer haben mit sozialem Streß und intensivsten Gefühlen umzugehn. Doch dein Bekannter schafft das im Berufsleben. Außerdem ist er in einem Alter, wo er sich mit seiner Beeinträchtigung bereits gut kennengelernt und damit umzugehen gelernt hat/haben sollte. Seine Schwierigkeit mit Fraun kann auch mit anderen Dingen im Zusammenhang stehen.

Ich hatte wohl früher Bindungsangst. Doch in einer Manie mehrere Frauen. Ein manischer Mensch sprüht vor Ideen und kann andere begeistern...

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candle
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Beitrag Do., 18.02.2010, 22:12

Wie lange bist Du denn schon mit dieser tollen Frau zusammen, AnitThera? Das wäre ja mutmachend, finde ich.

candle
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Eye
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Beitrag Fr., 19.02.2010, 23:03

AntiTherapeut,

du hast mir mit deinen Antworten sehr weitergeholfen. Herzlichen Dank. Über die Krankheit habe ich mich eingehend informiert, Bücher gelesen und im Internet recherchiert. Jedoch wurde mir diese Frage weder in den Fachbüchern, noch im Internet beantwortet. Was eben Gefühle, nach Jahren wieder Verliebtheit empfinden und die ganz neue Situation für Folgen haben kann.
Ich weiss, dass jede Veränderung einen Absturz auslösen kann und dass der m/d Betroffene einen möglichst klar und strikt geregelten Alltag haben sollte.
Auch in einer Beziehung kann man einem geregelten Alltag nachgehen, ohne dass die Liebe leidet.

Herzlichen Dank und liebe Grüsse
Eye

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Emely
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 00:28

Hallo Eye,

vielleicht kann ich aus persönlichen Erfahrungen was zum Thema beitragen. Mein inzwischen verstorbener Vater hatte eine manisch-depressive Störung und das Leben mit ihm war sehr, sehr schwierig. Ich habe ihn sehr geliebt und auch nach dem Tod meiner Mutter immer unterstützt. Aber irgendwann waren meine Gefühle für ihn fast erloschen.
Letzten Endes musste ich immer alles regeln. In der depressiven Phase konnte er es nicht und in der manischen überschätzte er sich völlig. Ich denke, es gibt verschieden starke Ausprägungen der Krankheit und bei guter medizinischer Versorgung kann man auch viel ausgleichen. Aber du musst dir im Klaren sein, dass dein Freund in akuten Phasen nicht in der Lage ist, dir etwas an Gefühlen zurückzugeben oder dich zu verstehen. Ich hatte dann immer den Eindruck, da steht ein anderer Mensch vor mir. Du stehst quasi allein da mit allen Problemen, auch mit seinen. In manischen Phasen fühlt er sich toll und erkennt die Probleme gar nicht.
Vielleicht können selbst von der Krankheit Betroffene noch was dazu sagen. Wäre bestimmt auch für mich ganz hilfreich. Sozusagen als Vergangenheitsbewältigung.

LG
Emely

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Eye
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Beitrag Di., 23.02.2010, 01:28

Liebe Emely,
es tut mir leid musstest du so traurige Erfahrungen mit deinem Vater machen. Es tut weh jemanden den man liebt zu begleiten der von Depressionen und Manien geplagt ist. Wurde er denn nicht medikamentös behandelt oder falsch oder nahm er die Tabletten nicht?
Der Mann, von dem ich hier spreche ist seit 1997 mehr oder weniger stabil. Er hat an den freien Tagen und in den Ferien Depressionen, weil da sein Tagesablauf nicht klar geregelt ist. Er zieht jedoch an diesen Tagen seine langen Spaziergänge in die Natur und/oder Velofahrten durch. Hat also auch in diesen Phasen eine gewisse Kraft. Manien traten seit 1997 nicht mehr auf. Die medikamentöse Behandlung ist bei ihm soweit gut eingestellt. Nachteil ist einfach seine Antriebslosigkeit, ich merke, er wird "gedämpft".
Gerade diese Depressionen wenn sein Tagesablauf nicht mehr geregelt ist, wenn er nicht zur Arbeit kann, wenn eine Veränderung eintritt, veranlassten mich hier zu dieser Frage. Was passiert, wenn da plötzlich nach so vielen Jahren Gefühle für eine Frau in sein Leben treten? Ich denke schon, dass er hie und da verliebt war, es jedoch immer abblockte oder die Frauen sich nicht auf eine Beziehung mit ihm einliessen, da er nun mal krank ist.
Nun, letzte Woche war er sehr offen, hat mich spontan eingeladen und wollte mich mit zu seiner Mutter nach Hause nehmen. Da dies zu kurzfristig war (ich hätte sofort gehen müssen), konnte ich jedoch nicht mit zu seiner Mutter, was ich im Nachhinein sehr bedaure. Denn nun gestern bemerkte ich, dass er mir ausweicht, seinen Sonntagscafe in einem anderen Restaurant trinkt. Wie sahen uns nur immer im Bistro am Sonntag. Ich kann spüren, dass es in ihm innerlich kämpft. Ich habe jedoch Geduld, kann mich einfühlen und spüre vieles. Ich bin sehr sensitiv veranlagt.

Ja, es ist schon alles anders, schwieriger und komplexer und es wird nicht einfacher. Aber es lohnt sich Geduld zu haben, er ist ein herrlicher, wunderbarer und wertvoller Mensch. Spüre ich jedoch, dass er aus der Bahn fällt, weil er damit nicht umgehen kann, zu grosse Angst hat oder was auch immer, dann muss ich wohl Abstand nehmen. Dann helfe ich ihm bremsen....Denn Schaden anrichten oder in ihm ein Chaos verursachen, das will ich keinesfalls.

Liebe Grüsse
Eye

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candle
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Beitrag Di., 23.02.2010, 08:19

So recht weiß ich nicht was Du eigentlich anstrebst. Du hast es ja sehr gut beschrieben wie es ihm geht und Du müßtest damit ja dann auch leben. Wäre Dir das nicht wirklich zu anstrengend immer wieder auf diese grenzen zu stossen? Was ist denn mit Deinen Bedürfnissen. Möglicherweise werden die durch ihn nie erfüllt werden.

candle
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Emely
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Beitrag Di., 23.02.2010, 16:57

Hallo Eye,

ich würde gerne nochmal auf deine Ausgangsfrage zurückkommen. Ich glaube nicht, dass Gefühle einem manisch-depressiven Menschen schaden. Ich denke, das Problem stellt sich etwas anders dar. Dein Bekannter ist nur eingeschränkt "lebenstauglich". In dem Rahmen, in dem er sich gerade bewegt, schafft er mit Hilfe von Medikamenten gerade so seine Arbeit. Aber alles was darüber hinausgeht überfordert ihn. Da er noch bei seiner Mutter wohnt, wird ihm bestimmt das Alltägliche abgenommen. Ohne eine Hilfe im Alltag wird er wohl nicht alleine leben können, wenn seine Mutter ihn mal nicht mehr unterstützen kann. Die Krankheit kann sich mit der Zeit auch noch verschlimmern. Mein Vater hat auch bis 47 gearbeitet und irgendwann ging nichts mehr obwohl er Medikamente genommen hat. Nicht, dass du mich falsch verstehst, ich möchte dir eine Beziehung mit diesem Mann nicht ausreden. Ich kann dich sogar irgendwie verstehen. Mein Vater war im Grunde auch eine Seele von Mensch. Aber dieses Wissen hat mir nichts geholfen. Er konnte mir nicht wirklich ein Vater sein, obwohl er das sicher gerne gewesen wäre. Im Prinzip war er nach dem Tod meiner Mutter wie ein schwieriges Kind für mich. Und so kann ich es mir auch bei deinem Bekannten vorstellen. Ein Lebenspartner im eigentlichen Sinne wird er dir wahrscheinlich nicht sein können. Wenn du das für dich akzeptieren kannst, okay.

LG
Emely

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