Lass mich immer wieder fertig machen.

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Medea
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Beiträge: 410

Lass mich immer wieder fertig machen.

Beitrag Sa., 05.09.2009, 16:57

Hier kommt ein leises Hallo,
bin total verwirrt,
weil ich mit diesem heutigen Rückfall nicht gerechnet habe.
Gar nichts von dem, was ich nun in 8 Monaten Therapie gelernt habe, konnte ich umsetzen. War nun alles umsonst?

Hatte ein sehr schlimmes Erlebnis mit meiner Schwiegermutter, die in meiner Therapie schon sehr oft das Thema war. Ich fühlte mich so stark, es war alles so klar für mich, wie ich mit ihr umgehen kann, wenn mich ihr Verhalten verletzt.
Aber nun, in der Situation bin ich heulend wie ein kleines Kind davon gerannt, hatte wahnsinnige Angst vor ihr.

Sie stand plötzlich vor mir im Flur, als ich gerade mit den Kindern zu einem Ausflug aufbrechen wollte und es regnete sofort einen Schwall von Anschuldigungen über mich herab.
Dass ich undankbar sei, zu wenig am Bauernhof mithelfe, nie ihre Einladungen zum Essen annehme, so distanziert bin, dass meine Wohnung unordentlich ist und sie sich dafür schämt, dass ihr nicht passt, wenn ich das Garagentor nicht richtig schließe und die Kinder ihre Spielsachen im Garten liegen lassen.
Sie brüllte nur so drauf los, ich kam nicht zu Wort. Ich versuchte erst einzulenken, ob wir uns für ein Gespräch nicht setzen wollen und ob sie bitte nicht so schreien kann und wir über alles reden können, aber das hat sie nicht gehört weil sie so auf 180 war.

Da verlor ich die Fassung und die Tränen kamen, ich lief davon wie ein kleines Kind und verkroch mich in der Wohnung.
Als ich mich halbwegs beruhigen konnte hab ich die Kinder eingepackt und bin zu meiner Mutter heim gefahren (mein Mann ist leider übers Wochenende beruflich weg).
Ich habe solche Angst...
Ich weiß, dass meine Wohnung nicht unordentlich ist, dass ich nicht faul bin und ich meide auch bewußt den Kontakt, weil ich momentan dran arbeite mich besser abzugrenzen.... Meine Schwiegermutter würde mich sonst fast täglich zum Essen einladen und ich brauche einfach Abstand, weil sie mir bei jeder Gelegenheit sagt, was ich alles falsch mache.
Fakt ist, dass ich bei meinem 32 Stunden Job, Familie und Haushalt nicht am Bauernhof helfen kann, wenn ich nachmittags um 4 mit hungrigen Kindern nach Hause komme.
Sie will, dass ich mit anpacke am Hof, was ich aber einfach nicht leisten kann. Keine Ahnung, wie ich ihr das verständlich machen kann.

Ich habe keine Ahnung, ob ich die kommenden 9 Monate dort noch überlebe (dann können wir ausziehen) und wie ich diese ständigen Brüll Attacken überstehe.

Was würdet ihr denn tun?

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estelle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1767

Beitrag Sa., 05.09.2009, 22:33

Hallo Medea,
ja,ich kenne sowas auch gut,da kannst du dich wirklich nur gut abgrenzen gegenüber deiner Schwieger-
mutter,geh ihr einfach so gut es geht aus dem Weg. Wenn sie im Flur anfängt zu brüllen gehe weiter
und lass sie da einfach stehen,du kannst ihr ja sagen du hast noch anderes zu tun! Denk an deine
Gesundheit.
Lass es nicht so weit kommen,wie ich,die so lange auf sich einreden läßt bis sie umkippt und das von
der eigenen Mutter,das ist zwar schon Jahre her,aber heute ist es mir in einem anderen Fall gerade
wieder passiert. Ich habe gestern eine schlechte Nachricht von meinem Vater bekommen. Obwohl es für
ihn eine gute Nachricht ist und er sich freute und er weiß nicht,dass diese Nachricht für mich katastrophal ist. Sonst würde er sich vielleicht noch mehr freuen.
Jadenfalls hat die Nachricht bei mir heute noch derartig nachgewirkt,dass ich einen Drehschwindel
bekommen habe,mich gerade noch rechtzeitig hingelegt habe und sich das ganze Zimmer drehte.
Ich konnte auch nicht wieder aufstehen,meine Tochter mußte mir eine Schmerztablette bringen(anderes
habe ich nicht im Haus) und ich habe dann vier Stunden geschlafen.Jetzt geht es wieder.
Also pass gut auf dich auf und auf deine Gesundheit!
Liebe Grüße,Violetta.

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Anne1997
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 53
Beiträge: 625

Beitrag So., 06.09.2009, 09:23

Hallo Medea,

das ist eine schwierige Situation, die immer ein "Sich-darauf-einlassen-und-damit-Umgehen" erfordert,
gerade wenn man auf einem Hof lebt.
Bei einem fast Vollzeit-Job, Deinen Kindern und dem Haushalt hast Du natürlich genug zu tun und nur vor Dir allein oder gemeinsam mit Deinem Mann solltest Du Dich / solltet ihr euch über Zustand der Wohnung, euer Engagement für die Kinder etc. vergewissern bzw. austauschen, Änderungen in Angriff nehmen, wenn die Kinder älter werden etc. - Und mit Kindern dürfen (Teile der) Wohnungen auch mal unordentlich sein, dann wird wieder gemeinsam aufgeräumt. Das ist normal....

Nein, das, was Du in der Therapie gelernt hast, war sicher nicht umsonst. Manchmal ist es wie eine Spirale: scheinbar kreist Du immer wieder um das Gleiche, tappst scheinbar in die gleichen Fallen und trotzdem ist es anders, weil Du ja etwas gelernt und ein Thema von verschiedenen Seiten betrachtet hast. Dadurch hattest Du schon einmal eine gewisse Distanz.
Die Umsetzung ist immer schwer und auch abhängig von Tagesform etc.
Du hattest die Kinder (und damit auch deren Bedürfnisse) um dich rum, das ist einfach manchmal sehr anstrengend und kräftezehrend. Und ihr (= Schwiegermutter) Verhalten ist einfach grenzüberschreitend.
Du hast das Gespräch gut angefangen (sich erst mal setzen, nicht zu schreien etc.)!

Vielleicht könnte es Dir noch helfen bei solchen Schwiegermutter-Begegnungen klare Ansagen (möglichst kurze Sätze!) zu üben (erst mal üben, dann umsetzen ), z.B. (formuliere dies in Deinen Worten....):
  • "Auf dieser Basis [wenn sie so brüllt] ist für mich leider kein Gespräch möglich. Schade! Aber so werde (kann) ich mich mit Dir nicht unterhalten!"
  • "Tut mir leid, so ist kein Gespräch möglich. Auf Wiedersehen."
  • "Wir führen ein Familienleben mit gemeinsamen Mahlzeiten. Deshalb kann und werde ich die Einladungen zum Essen nicht annehmen."
  • "Wir kommen gerne mal zum Essen, wenn wir uns nicht unter Druck gesetzt fühlen [und Du mir nicht dauernd Vorwürfe machst.]" [Hier evtl. genauer nachforschen, was Dich unter Druck setzt, was für Dich als Vorwurf ankommt und in kurzen klaren "Ich-Botschaften" zurückmelden, erst mal für Dich selbst, in der Therapie, dann evtl. - falls möglich - der Schwiegermutter gegenüber.]
  • "Es ist nicht in Ordnung, wie Du mit mir umgehst." bzw.:
  • "Danke. Auch ich bin jemand - und so kannst Du mit mir nicht umgehen." (So gehe auch ich nicht mit Dir um.)
  • "Schade, eigentlich würde ich mich manchmal gerne mit Dir austauschen. Nur so ist das momentan nicht möglich."
  • "Auch ich führe eine Familie und ich mache das bewusst und gut!"
  • (Hinweise darauf, wie es bei ihr wohl war, als sie junge Mutter war, ob da auch ihre (Schwieger)Mutter mitgeredet hat.)
Manchmal hilft auch (wie Violetta schrieb) gar nichts zu sagen, ruhig (na ja, so ruhig wie möglich) weiterzugehen, sich aufrichten und den Raum verlassen - ohne Türenschlagen.
Und manchmal darf man auch mal guten Gewissens "auf den Tisch hauen"..., um dadurch Grenzen zu setzen.

Mit Deinem Mann solltest Du (vielleicht habt ihr es ja auch schon) klare Absprachen über Tätigkeiten auf dem Hof treffen und diese ebenso formulieren: zu dieser oder jener Tätigkeit seid ihr bereit, anderes wird
nicht gemacht usw. - klar, deutlich, ohne Aggressionen formulieren, stehen lassen und - bei Nicht-Verständnis - erst mal gehen und ruhen lassen.
Wie weit unterstützt Dich Dein Mann darin, wie ist sein Verhältnis zur eigenen Mutter? -
Das ist ein ganz wichtiger Punkt!

Herzliche Grüße und alles Gute für Dich und Deine Kinder ,
Anne

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lingaroni
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 45
Beiträge: 666

Beitrag So., 06.09.2009, 12:36

@medea
Was würdet ihr denn tun?
ich würde jedesmal, wenn sie mit vorwürfen kommt, das Zimmer verlassen und ihr auch klar und deutlich sagen, dass ich nicht mehr bereit bin, ihr zuzuhören.
LG

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candle
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 06.09.2009, 12:41

Warum hattest Du das Bedürfnis mit Deiner Schwiegermutter zu reden? Und was hättest Du ihr sagen wollen mit welchem Ergebnis?

Ich wäre einfach gegangen und hätte sie stehenlassen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 38
Beiträge: 9774

Beitrag So., 06.09.2009, 12:44

Medea hat geschrieben:Hier kommt ein leises Hallo,
bin total verwirrt,
weil ich mit diesem heutigen Rückfall nicht gerechnet habe.
Gar nichts von dem, was ich nun in 8 Monaten Therapie gelernt habe, konnte ich umsetzen. War nun alles umsonst?
Hi,

also ich glaube, da hattest du massiv überzogene Erwartungen an diese Therapie.

Solche massiven Ängste zu verändern ist eine Lebensaufgabe. Die gehen nicht mal eben in ein paar Monaten weg.

Hier gehts nicht um "was umsetzen" wie in einem Sprachkurs. Hier gehts um ganz tiefsitzende Ängste. Und so lange die vorhanden sind wird das auch immer wieder passieren.

Ich hab da selbst so ein paar Baustellen

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag So., 06.09.2009, 12:48

Medea,

was sagt denn Deine eigene Mutter, zu der Du ja geflüchtet bist? Kennt sie die Schwiegermu?

Was sagt denn Dein Mann, der seine Mutter sicherlich in der Richtung auch gut kennt? Stellt er sich ggf. schützend hinter Dich?

Falls Du die beiden auf Deiner Seite haben solltest und auch im anderen Fall - was hindert Dich, Dich einfach so wie Candle zu verhalten? (Hab ich mal so mit brüllendem Chef gemacht: raus und weg! "So reden Sie mit mir nicht!" Nachher hat er sich entschuldigt)

Eve

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag So., 06.09.2009, 12:48

Medea,

was sagt denn Deine eigene Mutter, zu der Du ja geflüchtet bist? (Das war übrigens gar nicht so verkehrt.) - Kennt sie die Schwiegermu? Was sagt Dein Mann, der seine Mutter sicherlich in der Richtung auch einschätzen kann? Stellt er sich ggf. schützend hinter Dich?

Falls Du die beiden auf Deiner Seite haben solltest, erst recht, und auch im anderen Fall - was hindert Dich, Dich einfach so wie Candle zu verhalten? Hab ich mal mit brüllendem Chef gemacht: raus und weg! "So reden Sie mit mir nicht!" Nachher hat er sich entschuldigt.

Auch wenn Du zitterst und Dein Herz klopft wie verrückt - GEH WEG! Nicht begütigen, das wird von Schreihälsen in der Regel nur als Schwäche ausgelegt!

Eve

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Carry
Forums-Insider
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weiblich/female, 48
Beiträge: 346

Beitrag So., 06.09.2009, 13:01

Hallo Medea,
manchmal gibt es Situationen, in den wir anderen Menschen ihre Grenzen zeigen müssen.
Genau so eine Situation hast du mit deiner Schwiegermutter erlebt.
Vllt.hilft es dir, wenn du das nächste Mal deine Hand mit der Handfläche zu ihr gerichtet laut und deutlich STOP sagst. Und zwar so lange bis sie mit ihrem Redeschwall aufhört. Sage ihr du möchtest nicht zwischen Tür und Angel mit ihr sprechen, sondern wenn auch du die Zeit dazu hast.
Hilft das nicht, bleibt dir wahrscheinlich nichts anderes übrig sie einfach stehen zu lassen.
Worst Case wäre: du müsstest noch 9 Monate durchhalten.

Außerdem brauchst du dich vor deiner Schwiegermutter nicht zu rechtfertigen, was du den ganzen Tag tust.
Jeder weiß, daß eine Berufstätige Frau, die sich um Haushalt, Mann und zwei Kinder kümmert sicher nicht unter Langeweile leidet.
Und denke immer daran: niemand hat diese Frau gezwungen ( hoffentlich nicht ) einen Bauern zu heiraten, sie wußte sicher, daß eine Menge Arbeit auf sie zu kommt. Aber das ist ihre Baustelle und nicht deine.

Liebe Grüße
Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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