Fortschritt oder Rückschritt - Akzeptanz oder Selbstablehnung

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stucked
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Fortschritt oder Rückschritt - Akzeptanz oder Selbstablehnung

Beitrag Fr., 05.01.2018, 01:15

Hallo liebes Forum,

ich lese öfters mit hier im Forum und möchte mich heut gern selbst mit eins, zwei Fragen an Euch wenden.
Vorher aber ein paar Zeilen zu mir und meiner Situation, vermutlich passen sie in dieses Unterforum am Besten.

Nach ca. 1,5 Jahren analytischer Therapie sehe ich mich aktuell übermässig konfrontiert mit meinem diffusen und wenig differenzierten Selbstbild und daraus resultierenden Sozial- und Versagensängsten. Ein Vorgefühl dazu hatte ich schon Zeit meines Lebens, mehrere depressive Episoden und eine Therapiehistorie in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass das Ganze nun vor mir steht wie aus Stein gemeisselt...

Dazu gesellen sich recht ausgeprägte Selbstvorwürfe und Scham mir selbst gegenüber in Bezug auf Vergleich mit anderen Menschen (die mit meiner eingefärbten Weltsicht meist besser abschneiden als ich. Themen sind hier z.B. Wissen & Identifikation/Interesse an individuellen Themen der pers. Lebenswelt, deren Unbefangenheit im Auftreten usw.). Allgemeinn kann man sagen, Idealisierung und Entwertung spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Mir selbst gegenüber und auch anderen Menschen. Leider ein Automatismus, den ich noch nicht wirklich im Griff habe.

Momentan fühlt sich alles sehr nach Abwärtsspirale an. Ich treibe mehr und mehr in den Isolationsmodus hinein und bleibe lieber alleine. An Menschen und Austausch habe ich kein großes Interesse weil es mich sehr mit den Versagensängsten, die so lange nicht an die Oberfläche durften, konfrontiert. Menschliches Miteinander löst bei mir oft nur gefühlte Minderwertigkeit aus. Ich habe das Gefühl, um so mehr ich hinter die Kulissen schaue bei mir selbst, um so hilfloser und orientierungsloser komme ich mir dabei vor. Aussenwahrnehmung entspricht auf jeden Fall nicht meiner Innenwelt, ich denke für andere Menschen ist das alles nicht sichtbar.

Ich habe das auch schon in der Therapie geäussert, stoße auch auf Verständnis, was meine Ängste angeht, aber mittlerweile habe ich das Gefühl ich komme nicht mehr weiter mit meinen Erkenntnissen. Es ist einfach nur noch ein Gefühlssumpf aus Traurigkeit, manchmal Wut, aber vor allem sehr viel Resignation.

Mir ist leider unklar, wie ich mir selbst eine Hilfe sein kann, mir etwas spürbar Gutes zu tun oder mir ein "guter" Freund zu sein. Kommt leider nix an emotionstechnisch. Wer nicht richtig weiß was ihn glücklich macht und seine Präferenzen kennt, hat es ja hier eh schon schwer.

Wo fängt man da an, wenns gefühlstechnisch nicht "Klick" machen will? Ein Buch zu lesen oder ins Kino zu gehen, Freunde zu treffen oder irgendwas zu unternehmen fühlt sich eher an wie "zu funktionieren" als Vergnügen dabei zu empfinden...ganz zu schweigen davon, dass ich egal bei was, eher im Grübeln feststecke, anstatt in der Situation zu "sein". Der Rückzug zu Hause fühlt sich dagegen an wie Stagnation.

Spaß oder Entspannung kommt in beiden Fällen leider selten auf. Kleine Dinge zu schätzen fällt mir wirklich schwer, vermutlich weil ich bisher in meinem Tun unterbewusst meist den großen Sinn und die große Zufriedenheit gesucht habe. Irgendeine Art grundlegende und dauerhafte Stabilität und Sicherheit, die ich mir selbst nicht geben kann (oder mir früher nicht gegeben wurde)...

Dabei fällt mir immer mehr auf, wie sehr ich das Angewiesen sein auf eine "Orientierung" im außen (an anderen Menschen und deren Interessen oder Verhalten), kultiviert habe seit je her. Zumindest ist es das was ich bis heute wohl betrieben habe, um meine innere Leere zu verdrängen, bzw. dieses Gefühl der inneren Orientierungslosigkeit und dabei so eine Art Pseudo-Selbstbild zu empfinden. An einer eigenen Lebensphilosophie haperts leider, ich denke sowas kann einem sehr nützlich sein. Momentan beschränkt es sich eher aufs "durchhalten".

Hier also meine Frage an alle, die so etwas auch erfahren haben oder sich wieder erkennen:

Wie handhabt ihr solche Zustände ohne ins "Aussitzen" zu geraten? Wie kann man lernen, sich selbst zu zuwenden und lernt zu finden und zu akzeptieren was man in sich trägt (positive wie negative Anteile)? Dieses gefühlte "nichts wissen über sich"...was macht man damit ohne in die Passivität abzurutschen? Was tun, wenn alles wie Sand zwischen den Fingern durchrieselt gefühls- und erinnerungstechnisch?

Falls jmd. dazu einen Gedanken, Anregungen oder sonstige Einwürfe loswerden will, danke schon mal im Voraus :)

schöne grüße
stucked

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Fluxkompensator
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 01:28

Mein Bruder meinte mal: das Leben ist ein Spiel, spiel einfach mit.
:stupid: Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt.


Flowfalls
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Beitrag Fr., 05.01.2018, 02:13

Willkommen im Forum. Einen allgemeinen Tipp kann man hier eh nicht geben. Vieles hast Du während dem Schreiben bereits reflektiert finde ich. Vielleicht stünde ein Therapiewechsel an weg vom analytischem zum Verhaltenstherapeutischem?

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stucked
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 10:45

Hi Flowfalls,

danke für die Begrüßung und den Tipp. Ich bin momentan zeimlich unsicher was das angeht. Raus aus der Therapie oder vielleicht lieber doch nicht...weil es könnte ja auch ein wichiger Zwischenschritt sein gerade. Eigentlich fühl ich mich durch die analytische Therapie im Moment völlig "eintkleidet" und noch viel unsicherer als vorher. Dachte immer nach so einer langen Zeit müsste sich irgendwann ein kleiner Funken der Selbstangenommenheit einstellen, trotz der individuellen Problemlage. Auch so etwas wie ein kleines aber ehrliches Selbstverantwortungsgefühl. Irgend etwas, was mir etwas das Gefühl der Erdung gibt, schliesslich bin ich genau aus diesem Grund in die Therapie. Ist das eine zu hohe Erwartugnshaltung nach 1,5 Jahren?

Momentan ist eigentlich genau das Ggenteil der Fall. Es verwässert alles nur noch mehr. Bin deswegen auch nicht sicher, ob ich im verhaltenstherapeutischen Kontext so natlos weitermachen könnte im Moment. Ich fühl mich total destabilisiert. Ich hab nicht mal ne Idee davon, ob mein momentaner Zustand ein notwenidges Übel ist, oder eher ein Alarmsignal. Diese Zerrissenheit häl mich auf jede Fall davon ab, gerade irgendwelche Entscheidungen zu treffen oder irgendwie "vorwärts" zu gehen. Eigentlich auch ein wichtiges Thema für mich in der Therpie generell.

Ich weiß nicht ob ich ein naives Bild habe von der Therapie, da es mir gefühlt echt schwer fällt, zu behalten, über was wir uns unterhalten. Ich habe auch Probleme, differnziert zu betrachten, was passiert, wenn ich in der Stunde bin. Ist immer alles wie ausgelöscht nach kürzester Zeit und alles was mir bleibt zum nachdenken sind so fragmentierte Teilzusammenhänge. Das ist auch ein Grund warum ich überhaupt dort bin, zerfasertes Denken, schlechtes Erinnerungsvermögen, mangelnde konkretiesierbarkeit eigener Themen...

Jedenfalls dachte ich, irgendwan ermöglicht mir die Therapie etwas mehr Klarheit in meinem Kopf & Bauch, weniger Zerfahrenheit in den Gedanken, weniger Grübelei, einen Zugang zu meinem "Ur-Selbst" wenn man das so sagen kann. Das war mein Wunsch, aber so richtig ist davon nichts zu spüren.

Deswegen hader ich auch mit mir, gleich einen nächsten Therapieansatz auszuprobieren.

LG
stucked

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 11:21

Ich fühle mich im Moment ziemlich identisch, aber ich habe auch noch keine Lösung gefunden.

Was das Treffen mit Menschen angeht, denke ich aber, dass es sehr wichtig ist, wenigstens ein Minimum an Kontakten zu haben, und das ist einer der wenigen Punkte, die sich bei mir in den letzten Wochen positiv entwickelt haben. Ich konnte zwei Bekanntschaften ein wenig intensivieren, sodass sich daraus allmählich Freundschaften entwickeln. Ich habe das durch mehr Offenheit diesen Leuten gegenüber erreicht, d.h. ich habe ihnen von meiner Diagnose erzählt und dass eben nicht alles so perfekt ist, wie ich es sonst immer aussehen lassen will. Dadurch ist mehr Nähe entstanden, und offenbar waren es auch die richtigen Leute dafür.
Außerdem habe ich auf eine Anzeige im Internet reagiert, wo Leute für regelmäßige Spieleabende gesucht wurden. Da war ich jetzt zwei Mal, und das hat mich wenigstens für zwei Stunden mal zum Lachen gebracht. Spieleabende habe ich mir extra ausgesucht, weil ich finde, dass die Kommunikation da am einfachsten ist und man nicht so viel falsch machen kann. Durch die Spiele hat man ein Thema und muss nicht so gezwungen Smalltalk machen.
Wäre das vielleicht auch etwas für dich? Oder spielst du eher nicht so gern? Vielleicht gibt es dann eine andere Aktivität, die dir Spaß macht und wo du dich im Umgang mit den anderen vergleichsweise sicher fühlst.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 12:24

Hallo stucked,

manches von dem was du schreibst, hört sich für mich vertraut an, anderes nicht so sehr. Beim Lesen kam mir der Gedanke, ob du generell ein Mensch bist, der sehr stark über den Kopf und den Verstand funktioniert?

Das hieße im Umkehrschluss, dass du vielleicht einen Großteil deiner Gefühle und Empfindungen ausblendest und nicht wahrnimmst. Bei mir war das die Ursache für dieses Gefühl der "inneren Zerrissenheit". Ist auch logisch, weil ich ja etwa die Hälfte des Bildes oder noch mehr einfach abgeschnitten hatte.

Was mir geholfen hat: Ins Fühlen kommen. Erstmal in der Therapie mit Therapeutinnen, die mich da immer wieder in die "Zange" genommen haben, mich nicht von der Angel gelassen haben, wenn ich mich ins Rationalisieren flüchten wollte. Sondern immer wieder gefragt haben: Frau lisbeth, das sind Gedanken. Aber was *fühlen* Sie gerade, wenn Sie mir das erzählen? Und wo fühlen Sie das (in Ihrem Körper)? Fühlt sich das gut an, oder weniger gut? Was macht das mit Ihnen, wenn Sie diesem Gefühl ein wenig nachgehen? Welcher Impuls entsteht?

Parallel dazu hat mir eigentlich alles geholfen, was mich dabei unterstützt hat, mehr in Kontakt mit mir selbst und meinem Körper zu kommen. Das "aktive" Ausblenden zu beenden. Mediationen, Achtsamkeit, bewusst auf meine Umgebung achten. Mir auch mal Zeit und Ruhe nehmen für mich selbst. Nicht immer auf Achse sein. Denn dann komme ich gar nicht dazu, mich zu spüren.
stucked hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 10:45 da es mir gefühlt echt schwer fällt, zu behalten, über was wir uns unterhalten. Ich habe auch Probleme, differnziert zu betrachten, was passiert, wenn ich in der Stunde bin. Ist immer alles wie ausgelöscht nach kürzester Zeit und alles was mir bleibt zum nachdenken sind so fragmentierte Teilzusammenhänge.
Das hört sich für mich fast so an, als ob es dir Angst macht, wenn du dir selbst ein wenig näher kommst. Mir geht es immer so, wenn wir in der Therapiestunde über schwierige Dinge/Gefühle geredet haben. Dann ist der Gesprächsinhalt hinterher ganz oft wie ausradiert. Ich habe da keinen Zugriff mehr drauf. Ist auch eine Art innerer Schutzmechanismus, das man diese Dinge von sich abkoppelt.

Sprichst du darüber in deiner Analyse, was das mit dir macht? Ist dein Analytiker aktiv und greift ins Gespräch ein, helfen dir seine Hinweise? Für mich ist Handeln ganz wichtig, darüber verändert sich was, Handeln, neue Erfahrungen machen und sich dabei spüren und bewusst wahrnehmen. Allein vom Reden und Zusammenhänge erkennen hat sich bei mir persönlich nicht viel bewegt oder verändert, weil das die emotionale Ebene komplett außen vor gelassen hatte.
Kann dein Analytiker dir irgendwie helfen, mit deiner Gefühlsebene besser in Kontakt zu kommen?

Für mich hat sich dadurch (das In-Kontakt-Kommen) viel geändert. Ist nicht unbedingt alles einfacher oder unkompliziert geworden. Aber ich fühle mich viel lebendiger. Und das ist wirklich etwas.

Alles Gute, lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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stucked
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 18:38

Hi Kaonashi,
Kaonashi hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 11:21 Was das Treffen mit Menschen angeht, denke ich aber, dass es sehr wichtig ist, wenigstens ein Minimum an Kontakten zu haben, und das ist einer der wenigen Punkte, die sich bei mir in den letzten Wochen positiv entwickelt haben. Ich konnte zwei Bekanntschaften ein wenig intensivieren, sodass sich daraus allmählich Freundschaften entwickeln. Ich habe das durch mehr Offenheit diesen Leuten gegenüber erreicht, d.h. ich habe ihnen von meiner Diagnose erzählt und dass eben nicht alles so perfekt ist, wie ich es sonst immer aussehen lassen will. Dadurch ist mehr Nähe entstanden, und offenbar waren es auch die richtigen Leute dafür.
Außerdem habe ich auf eine Anzeige im Internet reagiert, wo Leute für regelmäßige Spieleabende gesucht wurden. Da war ich jetzt zwei Mal, und das hat mich wenigstens für zwei Stunden mal zum Lachen gebracht. Spieleabende habe ich mir extra ausgesucht, weil ich finde, dass die Kommunikation da am einfachsten ist und man nicht so viel falsch machen kann. Durch die Spiele hat man ein Thema und muss nicht so gezwungen Smalltalk machen.
Wäre das vielleicht auch etwas für dich? Oder spielst du eher nicht so gern? Vielleicht gibt es dann eine andere Aktivität, die dir Spaß macht und wo du dich im Umgang mit den anderen vergleichsweise sicher fühlst.
Danke für deinen Vorschlag und ja ich gebe dir recht: das Minimum an Sozialleben absterben zu lassen wäre verkehrt. Ich versuche hier und da auch nicht ganz in der Nabelschau unterzugehen und ab und an Leute zu treffen. Momentan liegt es mir eher, das auf vertraute Menschen zu beschränken...also nen gemütlichen Abend mit Kochen, ner Runde Brettspiel oder Konsole...das geht schon. Für den Moment is das auch ok, aber es lässt mich tendenziell kalt und ich bin da auch grad eher passiv unterwegs. Wenn es sich ergibt ok, wenn nicht, auch gut.

Find ich cool, wenn du neue Menschen an deinem Innenleben teilhaben lässt und sich dadurch Nähe entwickelt, damit tu ich mich schwer. Das hat viel damit zu tun dass ich bei Freunden und Bekannten einfach in so einen Rollenmodus verfalle. Da könnte man auch gleich mal den Begriff "Freundschaft" hinterfragen.

Ich habe aber auch zwei Menschen, die recht gut über mich als "Gesamtpaket" bescheid wissen und dafür bin ich sehr dankbar.

Deinen Einwurf, vielleicht trotz der Widerstände, etwas aktiver zu werden, darüber schlaf ich mal ne Nacht :)
Ich frag mich grad oft, ob ich mich nur selber abhalte, einfach neue Erfahrungen zu sammeln. Hat auch viel damit zu tun, dass ich oft nicht weiß, wo ich anfangen soll. Die Angst frisst grad die Überwindung. Klein anfangen, nicht zu viele Erwartungen haben, davon ausgehen, dass man währenddessen wieder gedankenvergessen an einer neuen Erfahrug vorbeilebt...

Grüße
stucked

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stucked
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 19:01

Hallo lisbeth,
lisbeth hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 12:24 Das hieße im Umkehrschluss, dass du vielleicht einen Großteil deiner Gefühle und Empfindungen ausblendest und nicht wahrnimmst. Bei mir war das die Ursache für dieses Gefühl der "inneren Zerrissenheit". Ist auch logisch, weil ich ja etwa die Hälfte des Bildes oder noch mehr einfach abgeschnitten hatte.
Absolut ins Schwarze getroffen!
Da ich das vermutlich nie richtig gelernt habe, findet meine Selbstwahrnehmung eigentlich immer nur im Vergleich nach aussen statt. Das war halt Zeit meines Lebens das Mittel der "Wahl" und das löst auch diesen immensen innerlichen Druck aus.
lisbeth hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 12:24 Was mir geholfen hat: Ins Fühlen kommen. Erstmal in der Therapie mit Therapeutinnen, die mich da immer wieder in die "Zange" genommen haben, mich nicht von der Angel gelassen haben, wenn ich mich ins Rationalisieren flüchten wollte. Sondern immer wieder gefragt haben: Frau lisbeth, das sind Gedanken. Aber was *fühlen* Sie gerade, wenn Sie mir das erzählen? Und wo fühlen Sie das (in Ihrem Körper)? Fühlt sich das gut an, oder weniger gut? Was macht das mit Ihnen, wenn Sie diesem Gefühl ein wenig nachgehen? Welcher Impuls entsteht?
Ich bin mir grad nicht sicher, wie ich das einschätzen soll. Momentan hab ich schon das Gefühl ich bewege mich vordergründig völlig rational durch die Therapie und mein Leben. Ich habe auch schon ein paar mal den Ratschlag bekommen von meiner Therapeutin, mich mal etwas von der logisch/rationalen Ebene zu lösen. Aber da steh ich echt im Wald. Ich fühle oft nur gähnende Leere, begleitet von stumpfer Traurigkeit und Resignation, wenn ich mir diese Frage stelle. Das habe ich ihr auch mehrfach schon beschrieben. Inklusive dessen, dass ich mich schäme so im Wald zu stehen und eben keine Ahung habe, was ich damit machen soll. Aber richtig konkret fragen, was ich in dem Moment fühle wenn ich etwas erzähle, das tut sie nicht. Dafür bekomme ich öfters die Frage was ich "denke" wenn ich still bin.
lisbeth hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 12:24
stucked hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 10:45 da es mir gefühlt echt schwer fällt, zu behalten, über was wir uns unterhalten. Ich habe auch Probleme, differnziert zu betrachten, was passiert, wenn ich in der Stunde bin. Ist immer alles wie ausgelöscht nach kürzester Zeit und alles was mir bleibt zum nachdenken sind so fragmentierte Teilzusammenhänge.
Das hört sich für mich fast so an, als ob es dir Angst macht, wenn du dir selbst ein wenig näher kommst. Mir geht es immer so, wenn wir in der Therapiestunde über schwierige Dinge/Gefühle geredet haben. Dann ist der Gesprächsinhalt hinterher ganz oft wie ausradiert. Ich habe da keinen Zugriff mehr drauf. Ist auch eine Art innerer Schutzmechanismus, das man diese Dinge von sich abkoppelt.
Ehrlich gesagt, habe ich überhaupt keine Vorstellung was es bedeutet mir näher zu kommen. Und ja: ich denke ich hab so einiges abgekoppelt.
Habe auch nicht das Gefühl, dass ich mich auf Grund meines Zustandes etwas an die Hand nehmen kann. Also echt keine Ahnung, ob das bei mir so verhunzt ist, dass ich mir einfach überhaupt keine Vorstellung davon machen kann.
Deswegen frage ich mich auch immer, wie jemand ein ganz selbstverständliches Gefühl für sich entwicklen kann oder einfach davon ausgeht dass es da ist und man da ja nur "zugreifen" muss :)
lisbeth hat geschrieben: Mi., 10.01.2018, 12:24 Sprichst du darüber in deiner Analyse, was das mit dir macht? Ist dein Analytiker aktiv und greift ins Gespräch ein, helfen dir seine Hinweise? Für mich ist Handeln ganz wichtig, darüber verändert sich was, Handeln, neue Erfahrungen machen und sich dabei spüren und bewusst wahrnehmen. Allein vom Reden und Zusammenhänge erkennen hat sich bei mir persönlich nicht viel bewegt oder verändert, weil das die emotionale Ebene komplett außen vor gelassen hatte.
Kann dein Analytiker dir irgendwie helfen, mit deiner Gefühlsebene besser in Kontakt zu kommen?
Ja ich spreche das schon an in letzter Zeit, auch meine Zweifel an der Therapie. Letztens habe ich den Vorschlag bekommen, eben mal in die Buchhandlung zu gehen und mir ein Buch raus zu suchen was mir gefällt. Also ich versteh das auf jeden Fall als Vorschlag. Hier hat sie aber bei mir einen wunden Punkt getroffen, den ich gern nochmal ansprechen will beim nächsten mal. Bezogen auf oben--->einfach mal losziehen und auswählen worauf man Lust hat, "zugreifen" was einen anspricht sozusagen...da gehen bei mir echt die Alarmglocken an. Da müsste ich jetzt aber etwas weiter ausholen um das zu erklären.

Ich werde sie auf jeden Fall mal drauf ansprechen, wie wir das evtl. gemeinsam etwas mehr fokussieren können mit dem gefühlsmäßigen-in-Kontakt-kommen. Hab da grad keine Vorstellung davon, klingt aber sehr hilfreich.

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