Hallo zusammen,
vor einiger Zeit war ich bereits mehrere Monate in der Reha und Tagesklinik.
In den letzten 10 Jahren ist bei mir kaum noch ein Stein auf dem anderen.
Zu meinem ältesten Bruder hatte ich in den letzten Jahrzehnten kaum noch Kontakt.
Als ich 5 Jahre alt war, hat er das Elternhaus verlassen - so war auch nach dem frühen Tod
unseres Vaters und einer Großmutter - ich war damals 11 Jahre alt - kaum eine Verbundenheit
da. Eigentlich nur noch Geburtstagsanrufe und Weihnachtskarten. Ich kann sagen, dass ich ihn
in den letzten 50 Jahren max. 50x gesehen habe, eher seltener.
Als die Mutter vor 10 Jahren dann ebenfalls starb, wirkte er auf mich völlig unbeteiligt und Erb-
streitigkeiten zwischen den ältesten Brüdern haben mich dazu gebracht, den Kontakt völlig
abbrechen zu lassen und damit unfreiwillig auch auf einen Teil meines Erbes zu verzichten.
Seit September stehe ich wieder auf der Warteliste der Tagesklinik. Es geht eigentlich nur
wieder abwärts - gestern hätte ich dort anrufen sollen, um weiterhin Interesse zu zeigen.
Ich weiß nicht, wie das dieses Mal ablaufen soll. Ich habe einen Hund, der 3x täglich Tabletten braucht und weiß nicht, ob ein Bekannter damit umgehen kann.
Gestern abend nun die Nachricht auf dem Anrufbeantworter - mein Bruder ist verstorben.
Ich komme mir so oder so schäbig und selbst unsympathisch vor. Von mir wird Trost erwartet,
den ich nicht geben kann. Die Nacht war fürchterlich. Ich hätte mir am liebsten ein Taxi gerufen,
um in die nächste Klinik zu fahren. Doch da ist noch das Tier. Also so weit möglich Tabletten
einnehmen. So fühle ich mich heute auch - eher weggedämpft.
Wie gehe ich mit dem Tod des Bruders um?
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Er hat dir zu seinen Lebzeiten nix bedeutet, warum soll dir dann jetzt sein Tod etwas bedeuten ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich
Eigentlich ist das auch so. Aber, "Bauch sagt Kopf ja ...".
Hallo Suchender,
also erstmal:
Es tut mir sehr leid, dass Du Dich gerade so besch... fühlst.
Ich verstehe Deine Gedankenspirale sehr gut.
Aber wird denn wirklich von Dir Trost erwartet? Wer erwartet das und wie hat derjenige das geäußert? Oder ist das vielleicht nur eine Erwartungserwartung, hm? Denkst Du vielleicht nur, dass "man das jetzt so macht" und dass deshalb so eine Erwartung an Dich im Raum stünde? Wenn ich selbst mich so unter einem Erwartungsdruck fühle, dem ich nicht standhalten kann, hilft es mir immer, mir diese Fragen sehr genau zu stellen. Fast immer kommt dabei raus, dass tatsächlich niemand außer mir selbst Erwartungen an mich hatte. Und selbst, wenn da mal tatsächlich eine Erwartung von außen ist, ist es erstmal auch nur das, eine Erwartung. Erwarten können die Leute viel. Nur Du alleine entscheidest, welche Erwartungen Du erfüllen willst und vor allem kannst. Und so, wie Du Dich gerade liest, KANNST Du einfach gerade nicht für andere da sein. Das ist doch nichts Verwerfliches. Du brauchst im Moment Dein bisschen Kraft, um Dich um Dich selbst zu kümmern und für Dich zu sorgen.
Bitte, bitte klemm Dich hinter Deinen Tagesklinikplatz. Ruf dort an.
Und wenn Du das Gefühl hast, bis dahin nicht alleine zurecht zu kommen und akut Hilfe zu brauchen, dann geh in eine Klinik. DU stehst an erster Stelle. Dann kommt Dein Hund. Nicht umgekehrt. Wenn Du nicht mehr kannst, gibt auch keiner Deinem Hund Tabletten. Warum sollte Dein Bekannter damit nicht zurecht kommen? Und ansonsten sprich das in der Klinik an, dass es einen unversorgten Hund gibt. Da bist Du doch bestimmt nicht der Erste, der ein unversorgtes Haustier zurücklässt und die wissen bestimmt, was zu tun ist, wo man den unterbringen könnte.
Es gibt keine unlösbaren Probleme!
Pass auf Dich auf.
Liebe Grüße
Siren
also erstmal:
Es tut mir sehr leid, dass Du Dich gerade so besch... fühlst.
Ich verstehe Deine Gedankenspirale sehr gut.
Aber wird denn wirklich von Dir Trost erwartet? Wer erwartet das und wie hat derjenige das geäußert? Oder ist das vielleicht nur eine Erwartungserwartung, hm? Denkst Du vielleicht nur, dass "man das jetzt so macht" und dass deshalb so eine Erwartung an Dich im Raum stünde? Wenn ich selbst mich so unter einem Erwartungsdruck fühle, dem ich nicht standhalten kann, hilft es mir immer, mir diese Fragen sehr genau zu stellen. Fast immer kommt dabei raus, dass tatsächlich niemand außer mir selbst Erwartungen an mich hatte. Und selbst, wenn da mal tatsächlich eine Erwartung von außen ist, ist es erstmal auch nur das, eine Erwartung. Erwarten können die Leute viel. Nur Du alleine entscheidest, welche Erwartungen Du erfüllen willst und vor allem kannst. Und so, wie Du Dich gerade liest, KANNST Du einfach gerade nicht für andere da sein. Das ist doch nichts Verwerfliches. Du brauchst im Moment Dein bisschen Kraft, um Dich um Dich selbst zu kümmern und für Dich zu sorgen.
Bitte, bitte klemm Dich hinter Deinen Tagesklinikplatz. Ruf dort an.
Und wenn Du das Gefühl hast, bis dahin nicht alleine zurecht zu kommen und akut Hilfe zu brauchen, dann geh in eine Klinik. DU stehst an erster Stelle. Dann kommt Dein Hund. Nicht umgekehrt. Wenn Du nicht mehr kannst, gibt auch keiner Deinem Hund Tabletten. Warum sollte Dein Bekannter damit nicht zurecht kommen? Und ansonsten sprich das in der Klinik an, dass es einen unversorgten Hund gibt. Da bist Du doch bestimmt nicht der Erste, der ein unversorgtes Haustier zurücklässt und die wissen bestimmt, was zu tun ist, wo man den unterbringen könnte.
Es gibt keine unlösbaren Probleme!
Pass auf Dich auf.
Liebe Grüße
Siren
Ich wäre gerne nett.
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Hallo Siren,
danke für die Zuschrift.
Als ich gestern die Nachricht abhörte, war ich so unvorbereitet nicht.
Beim Wort „verstorben“ habe ich den AB erstmal ausgemacht – meine Nichte hat mir die
Nachricht überbracht. So, wie auch vor einigen Wochen, dass mein Bruder im Koma liegt.
Unsere Mutter, zwar mit fast 85, lag auch im Koma – mein Bruder ließ sich davon kaum beeindrucken.
Ich habe auch überhaupt keinen Groll auf meine Nichten und Neffen – nur auf meine Geschwister, von denen ich in den letzten Jahren ein anderes Verhalten erwartet hätte.
Und, hier tobt es in mir – als ich dann den AB komplett abgehört habe, musste ich so Aussagen
wie: „… ich werde dich nun nie wieder belästigen“ und „...einfach nur traurig“ anhören.
Ich habe dadurch einfach das Gefühl, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss.
Nach all den Pleiten und Pannen der letzten Jahre ist mein Hund das Wichtigste, was ich habe und
was mich manchmal morgens überhaupt noch aufstehen lässt.
Gruß
Suchender
danke für die Zuschrift.
Als ich gestern die Nachricht abhörte, war ich so unvorbereitet nicht.
Beim Wort „verstorben“ habe ich den AB erstmal ausgemacht – meine Nichte hat mir die
Nachricht überbracht. So, wie auch vor einigen Wochen, dass mein Bruder im Koma liegt.
Unsere Mutter, zwar mit fast 85, lag auch im Koma – mein Bruder ließ sich davon kaum beeindrucken.
Ich habe auch überhaupt keinen Groll auf meine Nichten und Neffen – nur auf meine Geschwister, von denen ich in den letzten Jahren ein anderes Verhalten erwartet hätte.
Und, hier tobt es in mir – als ich dann den AB komplett abgehört habe, musste ich so Aussagen
wie: „… ich werde dich nun nie wieder belästigen“ und „...einfach nur traurig“ anhören.
Ich habe dadurch einfach das Gefühl, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss.
Nach all den Pleiten und Pannen der letzten Jahre ist mein Hund das Wichtigste, was ich habe und
was mich manchmal morgens überhaupt noch aufstehen lässt.
Gruß
Suchender
Hallo Suchender,
wenn Dein Hund Dir im Moment ausreichend Halt geben kann, ist es ja auch gut. Es klang nur vorhin so, als würde er Dich daran hindern, Dir in einer Notsituation Hilfe zu holen. Und nochmal: In so einem Fall wird es sicherlich immer eine Lösung für Euch beide geben.
Du musst sicherlich kein schlechtes Gewissen haben, nur weil Deine Nichte es so möchte. Warum auch immer die nun gerade derart um sich schlägt: Das ist nicht Dein Film, sondern ihrer.
Überleg Dir in Bezug auf den Tod Deines Bruders ganz in Ruhe, was Du aus Dir heraus jetzt tun oder nicht tun möchtest, womit Du Dich ohne Gedanken an etwaige oder eingebildete Erwartungen anderer in Deiner jetzigen Situation am besten fühlst. Und das tust Du dann. Und wenn es einfach gar nichts ist, weil ihr bisher auch nichts miteinander zu tun hattet, dann ist das in Ordnung. Beziehungen kann man auch innerhalb der Familie nicht erzwingen.
Ich weiß da ganz gut, wovon ich spreche, denn ich habe gerade erst vor gut zwei Monaten den Kontakt zu meiner Familie für immer abgebrochen. Für die kam es aus dem Nichts und ich wurde vehement angefeindet und unter Druck gesetzt. Auch mir sollte mit aller Gewalt ein schlechtes Gewissen eingeredet werden. Und auch wenn ich tausendmal weiß, dass das die für mich richtige Entscheidung war, geht es nicht ohne Zweifel und ohne Schuldgefühle. Und das wird immer so bleiben.
Vielleicht werden jetzt ja bei Dir durch den Tod Deines Bruders diese ganz normalen Schuldgefühle gerade nochmal hochgespült. Verbunden mit dem Wissen, dass Euer Kontakt sich nun nicht mehr herstellen lässt, weil er tot ist, ist das bestimmt noch fieser. Aber Du hattest in seinem Leben sicherlich Deine Gründe und die bleiben richtig, auch wenn er jetzt nicht mehr da ist.
Du bist im Moment offenbar ohnehin extrem angeschlagen. Klar, dass Dich sowas dann nochmal extra runter reißt.
Achte auf Dich. Mach das, was sich für Dich gut anfühlt.
Liebe Grüße
Siren
wenn Dein Hund Dir im Moment ausreichend Halt geben kann, ist es ja auch gut. Es klang nur vorhin so, als würde er Dich daran hindern, Dir in einer Notsituation Hilfe zu holen. Und nochmal: In so einem Fall wird es sicherlich immer eine Lösung für Euch beide geben.
Du musst sicherlich kein schlechtes Gewissen haben, nur weil Deine Nichte es so möchte. Warum auch immer die nun gerade derart um sich schlägt: Das ist nicht Dein Film, sondern ihrer.
Überleg Dir in Bezug auf den Tod Deines Bruders ganz in Ruhe, was Du aus Dir heraus jetzt tun oder nicht tun möchtest, womit Du Dich ohne Gedanken an etwaige oder eingebildete Erwartungen anderer in Deiner jetzigen Situation am besten fühlst. Und das tust Du dann. Und wenn es einfach gar nichts ist, weil ihr bisher auch nichts miteinander zu tun hattet, dann ist das in Ordnung. Beziehungen kann man auch innerhalb der Familie nicht erzwingen.
Ich weiß da ganz gut, wovon ich spreche, denn ich habe gerade erst vor gut zwei Monaten den Kontakt zu meiner Familie für immer abgebrochen. Für die kam es aus dem Nichts und ich wurde vehement angefeindet und unter Druck gesetzt. Auch mir sollte mit aller Gewalt ein schlechtes Gewissen eingeredet werden. Und auch wenn ich tausendmal weiß, dass das die für mich richtige Entscheidung war, geht es nicht ohne Zweifel und ohne Schuldgefühle. Und das wird immer so bleiben.
Vielleicht werden jetzt ja bei Dir durch den Tod Deines Bruders diese ganz normalen Schuldgefühle gerade nochmal hochgespült. Verbunden mit dem Wissen, dass Euer Kontakt sich nun nicht mehr herstellen lässt, weil er tot ist, ist das bestimmt noch fieser. Aber Du hattest in seinem Leben sicherlich Deine Gründe und die bleiben richtig, auch wenn er jetzt nicht mehr da ist.
Du bist im Moment offenbar ohnehin extrem angeschlagen. Klar, dass Dich sowas dann nochmal extra runter reißt.
Achte auf Dich. Mach das, was sich für Dich gut anfühlt.
Liebe Grüße
Siren
Ich wäre gerne nett.
Ja, danke Siren,
mit dem Hund bin ich früher über den Tag verteilt, bis zu 20 Km gelaufen.
Leider ist das bei ihrer Krankheit zur Zeit nicht mehr möglich.
Ich hatte zu den anderen Geschwistern immer ein gutes Verhältnis. Ich musste aber irgendwann feststellen, wieviel Neid und Eifersucht in einer Familie vorkommt. Ihn sehe ich darin nicht unbeteiligt.
Mein ältester Bruder hatte immer die Eigenschaft, die Dinge anschließend wieder anders aussehen zu lassen.
Bei seinen letzten beiden Besuchen war sein Verhalten wohl eher zweifelhaft – letztlich hat er mich
ja eigentlich seit jeher wie Luft behandelt.
Ich hatte eigentlich auch schon vor 20 Jahren die Konsequenzen gezogen; ihm jedoch trotzdem nach dem Tod unserer Mutter 3x die Gelegenheit gegeben, an mich heranzukommen, was dann u. A. in Verspottung und Beschimpfung geendet ist.
Ich bin heute froh darüber, dass ich manche Gedanken über ihn danach niemals ausgesprochen habe.
Vielleicht ist es dann auch nur diese Gewissheit, die Dinge nie wieder bereinigen zu können.
Ein anderer Bruder ist bereits vor ein paar Jahren verstorben. Das versuche ich immer noch wegzustecken.
Vor 3 Jahren habe ich bereits meine beste Freundin verloren – im letzten Jahr eine gute Bekannte.
Viel Spielraum ist da nicht mehr.
Wie gesagt: „Bauch sagt Kopf ja ...“.
Wenn ich das auch alles so genau weiß, um 1.00 Uhr heute Nacht hilft mir das auch wieder nicht.
Ich muss nun irgendwie versuchen, erstmal das Wochenende rumzukriegen. Der nächste Therapie- Termin ist erst in 2 Wochen.
Also Siren, nochmals danke.
Gruß
Suchender
mit dem Hund bin ich früher über den Tag verteilt, bis zu 20 Km gelaufen.
Leider ist das bei ihrer Krankheit zur Zeit nicht mehr möglich.
Ich hatte zu den anderen Geschwistern immer ein gutes Verhältnis. Ich musste aber irgendwann feststellen, wieviel Neid und Eifersucht in einer Familie vorkommt. Ihn sehe ich darin nicht unbeteiligt.
Mein ältester Bruder hatte immer die Eigenschaft, die Dinge anschließend wieder anders aussehen zu lassen.
Bei seinen letzten beiden Besuchen war sein Verhalten wohl eher zweifelhaft – letztlich hat er mich
ja eigentlich seit jeher wie Luft behandelt.
Ich hatte eigentlich auch schon vor 20 Jahren die Konsequenzen gezogen; ihm jedoch trotzdem nach dem Tod unserer Mutter 3x die Gelegenheit gegeben, an mich heranzukommen, was dann u. A. in Verspottung und Beschimpfung geendet ist.
Ich bin heute froh darüber, dass ich manche Gedanken über ihn danach niemals ausgesprochen habe.
Vielleicht ist es dann auch nur diese Gewissheit, die Dinge nie wieder bereinigen zu können.
Ein anderer Bruder ist bereits vor ein paar Jahren verstorben. Das versuche ich immer noch wegzustecken.
Vor 3 Jahren habe ich bereits meine beste Freundin verloren – im letzten Jahr eine gute Bekannte.
Viel Spielraum ist da nicht mehr.
Wie gesagt: „Bauch sagt Kopf ja ...“.
Wenn ich das auch alles so genau weiß, um 1.00 Uhr heute Nacht hilft mir das auch wieder nicht.
Ich muss nun irgendwie versuchen, erstmal das Wochenende rumzukriegen. Der nächste Therapie- Termin ist erst in 2 Wochen.
Also Siren, nochmals danke.
Gruß
Suchender
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