Unterscheidung Depression und Borderline

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
zombie78
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 424

Unterscheidung Depression und Borderline

Beitrag Fr., 29.04.2016, 10:29

Hallo,

mich würde interessieren, was der Unterschied bezüglich der gefühlten" Leere" bei Borderline und Depression ist. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich Borderlinerin bin. Ich kenne eine und die ist völlig anders als ich. Sie streng mich auch oft extrem an. Deshalb habe ich Angst evtl. auch eine zu sein. Manchmal gibt es eben so Dinge die passen könnten. Andere Dinge, z.B. SSV könnte ich mir im Leben nicht vorstellen. Habe ich deshalb so Angst davor, weil ich eine kenne, die mich anstrengt?
Ich hätte für mich gerne Klarheit. Mein Therapeut nennt aber grundsätzlich keine Diagnosen und bei Borderline habe ich ihm schon angekündigt, dass ich damit nicht zurecht käme, sodass ich ihm zutraue, dass er es mir schon deshalb nicht mehr sagen würde, selbst wenn er es so diagnostizieren würde.

Ich würde mich freuen, wenn ihr ein wenig schreiben könntet, worin ihr die Abgrenzung zwischen Depression und Borderline seht.

Vielen Dank schonmal

Werbung

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 31
Beiträge: 5058

Beitrag Fr., 29.04.2016, 10:50

Hi

Ich versuch's mal: Ich glaube ein Depressiver, der Leere empfindet, empfindet diese vor allem durch seinen Gemütszustand.
Ein Borderliner braucht jedoch ein Gegenüber, um keine Leere zu empfinden, weil er sich nur dann "vollständig" führt - er braucht also die Symbiose.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
zombie78
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 424

Beitrag Fr., 29.04.2016, 11:08

ja, könnte sein. Wobei ich mich dann deutlich in der Depression sehe. Ich brauche sehr oft das alleine sein. Was ja eigentlich dann völlig gegen Borderline sprechen würde. Symbiose mit irgend jemand der grad da ist?
Ich kenne das Gefühl jemanden zu haben, mit dem man auf mehreren Ebenen Symbiose erleben möchte. Ist das damit gemeint?

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Fr., 29.04.2016, 13:13

soweit ich weiß, hast Du ein Recht darauf, Deine Diagnose zu erfahren.

Wie kommst Du auf die Diagnose Borderlinie?

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
zombie78
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 424

Beitrag Fr., 29.04.2016, 13:43

saffiatou hat geschrieben:
Wie kommst Du auf die Diagnose Borderlinie?

Alles Gute,
Saffia
Ganz am Anfang hatte er u.a. mal gemeint, ich hätte "etwas Borderliniges, also nicht direkt Borderline. Er War sich da aber insgesamt noch nicht sicher. Später sagte er " ich sehe in Ihnen kein Borderline". Da wusste er allerdings aber auch schon, wie ich zu einer Borderlinediagnose stehen würde. Ich habe ihm grsagt, dass diese Diagnose für mich vernichtend wäre. Ich möchte einfach nicht so auf mein Umfeld wirkrn, wie meine Bekannte auf ihr Umfeld wirkt. Das ist schon ein sehr negatives Bild und sie ist recht anstrengend.

Aber es gibt eben auch vieles was so gar nicht auf mich zutrifft. Keine Ahnung warum mir das so Panik macht.

Lg

Benutzeravatar

werve
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 44
Beiträge: 363

Beitrag Fr., 29.04.2016, 13:59

Depression ist eine "Oberflächendiagnose", d. h. sie beschreibt eine bestimmte Symptomatik, unabhängig davon, was die Ursache ist. Sie kann auftreten im Rahmen von Neurosen, Psychosen, Demenzen, Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgestörungen, reaktiv, auch in der Folge von körperlichen Störungen (z. B. Schilddrüse). Sie ist in der Regel zeitlich begrenzt.

"Borderline" ist eine Strukturdiagnose, d. h. sie beschreibt eine Persönlichkeitsstruktur, die erstmal konstant ist. Selbstverständlich ist dies nicht so disparat, wie die Diagose vorgaukelt, sondern ist dimensional, da viele Ausprägungen bestehen und die Störung veränderbar ist. Das wichtigste an der Borderline-Störung sind Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung und -fähigkeit.

Benutzeravatar

ENA
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag Fr., 29.04.2016, 14:02

Ich möchte nur kurz ergänzen, dass nicht nur jemand mit Borderline zu autoaggressiven Gedanken und Handlungen neigen kann und dass auch jemand mit Borderline depressiv sein kann.

Benutzeravatar

CrazyChild
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 942

Beitrag Fr., 29.04.2016, 17:27

Den "klassischen" Borderliner gibt es nicht so oft. Also jemand, der alle ICD Kriterien erfüllt und sonst nichts. In der Regel ist es so, daß sich vieles aus verschiedenen Störungen vermischt und deshalb eine klare Diagnosestellung schwierig sein kann. Es könnte gut sein, daß Du einige Kriterien von BL erfüllst aber auch von anderen Störungen. Deswegen wird Dein Thera das so klar wie Du Dir das wünscht auch nicht benennen können. BL bedeutet nicht automatisch SVV. Nicht jeder BLer macht SVV und auch nicht jeder, der sich selbst verletzt ist automatisch BL. und nicht jeder BL ist so anstrengend wie die Person, die Du kennst. Manche Borderliner können sich gut in ein soziales System eingliedern, haben aber eben andere Schwierigkeiten. Genauso ist es mit der Depression. Depression tritt selten so ganz allein auf. Das ist eigentlich immer was von anderen Störungen dabei, auch u.U.von BL fast alle Störungen lösen über kurz oder lang eine Depression aus. Das hängt alles zusammen.
LG, CrazyChild

***stay strong***

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Fr., 29.04.2016, 21:40

Es müssen nicht alle Kriterien für eine Boderlinediagnose erfüllt seine sondern
laut DSM 5 von 9: https://de.wikipedia.org/wiki/Borderlin ... %C3%B6rung

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:
1.Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
2.Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
3.Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
4.Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu viel oder zu wenig essen). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
5.Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
6.Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
7.Chronische Gefühle von Leere.
8.Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
9.Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Fr., 29.04.2016, 21:45

Und hier die Symptome der Depression:
https://de.wikipedia.org/wiki/Depression

Nach der fachärztlichen Leitlinie „Nationale VersorgungsLeitlinie – Unipolare Depression“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) von 2011 wird empfohlen, zum Zwecke der Diagnose nach ICD-10 zwischen drei Haupt- und sieben Zusatzsymptomen zu unterscheiden.[12]

Die Hauptsymptome sind:[12]
depressive Stimmung: Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung oder bei einer schweren Depression dem „Gefühl der Gefühllosigkeit“ bzw. dem Gefühl anhaltender innerer Leere.
Interessensverlust, Freudlosigkeit: Verlust der Fähigkeit zu Freude oder Trauer; Verlust der affektiven Resonanz, das heißt, die Stimmung des Patienten ist durch Zuspruch nicht aufzuhellen.
Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit: Ein weiteres typisches Symptom ist die Antriebshemmung.[13] Bei einer schweren depressiven Episode können Betroffene in ihrem Antrieb so gehemmt sein, dass sie auch einfachste Tätigkeiten wie Körperpflege, Einkaufen oder Abwaschen nicht mehr verrichten können.

Die Zusatzsymptome sind:[12]
verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
Schuldgefühle und Gefühle von Minderwertigkeit
negative und pessimistische Zukunftsperspektiven: Charakteristisch sind übertriebene Sorge um die Zukunft, unter Umständen übertriebene Beunruhigung durch Bagatellstörungen im Bereich des eigenen Körpers (siehe Hypochondrie), das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, der Hilflosigkeit oder tatsächliche Hilflosigkeit
Suizidgedanken oder -handlungen: Schwer Betroffene empfinden oft eine völlige Sinnlosigkeit ihres Lebens. Häufig führt dieser qualvolle Zustand zu latenter oder akuter Suizidalität.[14] Man geht davon aus, dass rund die Hälfte der Menschen, die einen Suizid begehen, an einer Depression gelitten haben. 2010 verübten in Deutschland rund 7000 Menschen mit Depression Suizid.[15] Bei der Depression handelt es sich daher um eine sehr ernste Störung, die umfassender Therapie bedarf.[16][17]
Schlafstörungen
verminderter Appetit

Ferner kann zusätzlich noch ein somatisches Syndrom vorliegen:
Interessenverlust oder Verlust der Freude
mangelnde Fähigkeit, emotional auf die Umwelt zu reagieren
frühmorgendliches Erwachen: Der Schlaf ist gestört in Form von vorzeitigem Erwachen, mindestens zwei Stunden vor der gewohnten Zeit. Diese Schlafstörungen sind Ausdruck eines gestörten 24-Stunden-Rhythmus. Die Störung des chronobiologischen Rhythmus ist ebenfalls ein charakteristisches Symptom.
Morgentief: Häufig geht es dem Kranken vormittags besonders schlecht. Bei einer seltenen Krankheitsvariante verhält es sich umgekehrt: Es tritt ein sogenanntes „Abendtief“ auf, das heißt, die Symptome verstärken sich gegen Abend und das Einschlafen ist erschwert oder erst gegen Morgen möglich.
psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit: Die Hemmung von Bewegung und Initiative geht häufig mit innerer Unruhe einher, die körperlich als ein Leibgefühl wahrgenommen wird und sehr quälend sein kann (stumme Exzitation, lautlose Panik).[18]
deutliche Appetitlosigkeit,
Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme („Kummerspeck“),
Auch kann sich das sexuelle Interesse vermindern oder erlöschen (Libidoverlust).

Depressive Erkrankungen gehen gelegentlich mit körperlichen Symptomen einher, sogenannten Vitalstörungen, Schmerzen in ganz unterschiedlichen Körperregionen, am typischsten mit einem quälenden Druckgefühl auf der Brust. Während einer depressiven Episode ist die Infektionsanfälligkeit erhöht. Beobachtet wird auch sozialer Rückzug, das Denken ist verlangsamt (Denkhemmung), sinnloses Gedankenkreisen (Grübelzwang), Störungen des Zeitempfindens. Häufig bestehen Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Hinzukommen kann eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen.


Der Schweregrad wird nach ICD-10 gemäß der Anzahl Symptome eingeteilt:[12]

Leichte Depression: zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome

Mittelschwere Depression: zwei Hauptsymptome und drei bis vier Zusatzsymptome

Schwere Depression: drei Hauptsymptome und fünf oder mehr Zusatzsymptome




Und wenn man sich mal die Symptome beider Diagnosen, Borderline und Depression vergleicht, ist der Unterschied sehr deutlich zu erkennen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Alienia
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 28
Beiträge: 241

Beitrag So., 01.05.2016, 22:55

Also bei Borderline wechseln eben die Stimmungen recht schnell. Also man kann auch mal so depressive Symptome haben. Aber oft nur so ein paar Tage. Und dann ist man wieder glücklichste Mensch der Welt. Es schwankt halt sehr.

Und auch bei einer Borderline Störung kann man sehr gern allein sein. Jeder reagiert ja anders auf die Zwischenmenschliche Probleme die sich ergeben. Manche Borderliner ziehe sich sehr von anderen zurück. Man ist ja lernfähig. Und wenn man verletzt wurde, dann vermeidet man so was eben in Zukunft.

Es gibt Tausend verschieden Ausprägungen von Borderline. Aufgrund dass es 9 Diagnosekriterine gibt von denen aber nur einiger erfüllt sein müssen. Allein dadurch ergeben sie schon sehr viele Ausprägungen von Borderline. Außerdem gibt es dann noch 128989 verschiedene Möglichkeiten wie jemand mit Borderline mit seinen Problemen umgeht. Also ist es ein Sammelbecken von sooooooo vielen unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Problemen mit den jeweiligen Bewältigungsmechanismen. Also wirst du garantiert nicht so wie deine Bekannte sein. Keine Angst, du bleibst genau der gleiche Mensch wie vorher und kein Borderliner ist so wie der andere.

Bei einer Depression hat man ja wochenlang oder monatelang diese gedrückte Stimmung und Leere.

Natürlich kann man aufgrund der Belastung durch die Borderline Störung dann auch eine Depression entwickeln.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Di., 03.05.2016, 22:33

Wie man nachlesen kann, ist eine Depression viel viel mehr als nur eine gedrückte Stimmung.



Das was Du Alienia als depressive Symptome bei Borderline nennst findest Du hier:

6.Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
Liebe Grüße
Lockenkopf

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag