Negative Gedankenspirale stoppen

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lelorra
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Negative Gedankenspirale stoppen

Beitrag Mo., 21.09.2015, 19:09

Hi, ich bin Laura.
Zur Zeit leide ich wieder sehr an meinen depressiven Gedanken und auch häufig an richtigen Angstzuständen, in denen ich mich wie gelähmt fühle. Oft finde ich nichts mit dem ich mich von meinen Gedanken ablenken könnte.

Hat irgendjemand eine Idee?? Irgendwas was euch hilft??

Ich werde mir definitiv wieder psychische Beratung suchen, bin aber noch drei Wochen für ein Praktikum im Ausland und kann hier nicht einfach weg. Ich zähle schon die Tage aber ehrlich gesagt habe ich auch vor zu Hause Angst. Ich kann zwar die Szenerie ändern, aber nicht die Situation.

Gerne würde ich mich auch privat mit jemanden unterhalten.

Vielen Dank für eure Hilfe

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Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 78
Beiträge: 2424

Beitrag Di., 22.09.2015, 14:17

Hallo Laura.

die Gedankenspirale ist typisch für Depressionen. Und irgendwann bekommt sie eine Art Eigenleben, von dem man später denkt, "versteh ich garnicht, wieso ich damals immer wieder über das gleiche Thema auf gleiche Art und Weise nachgedacht hab" (und dennoch nicht bemerkt hab, dass das nicht zu einem anderen Ergebnis führen kann.

Du könntest eine lange Wanderung durch die Natur machen, ohne Ziel, ohne Plan ohne Handy, ohne dass du irgendetwas besonderes erleben möchtest. Einfach mal alles anfassen, was du möchtest, eine Pfütze, ein Pferd, Gras...die Luft riechen, dich mal irgendwo hin setzen.

Du kannst auch mal versuchen mit wenigen Sätzen zusammenzufassen, was du gerade schlecht und was du gut findest, was du in Zukunft willst und was nicht, wie du dein leben gestalten möchtest. Das in nur 2-3 Sätzen, ist schwierig. Du könntest es so formulieren, alsob dir jemand zuhört, auf den du große Stücke gibst...vor dem du nicht irgendeinen Blödsinn dahin reden möchtest, sondern dem du deine Lage auf den Punkt beschreiben willst. Wenn du magst, ruhig als leises Selbstgespräch mit Rollenverteilung...du kannst dich aus der anderen Position auch fragen und du selber antwortest dann. Das hilft, die Gedanke zu ordnen. Diese Situation kannst du auch im Dunkeln, abends daheim in einem leeren Zimmer mal durchspielen. Dabei merkst du vielleicht, dass es nicht einfach ist, sich so zu konzentrieren, dass es aber sinnvoll ist, um einem anderen Menschen mal wirklich verständlich zu machen, was dich bewegt. Und dabei hörst du dir dann selber zu. Das gleiche kannst du auch aufschreiben, in einer Art unregelmäßigem Tagebuch oder auf losen Zetteln, vielleicht mit Datum. Indem du dann altes auch später mal nachliest, gewinnst du eine Art Beobachterhorizont dazu. Eine neue Sichtweise, die deine eigenen Gedanken und damit verbundenen Empfindungen sehen kann. Diese Beobachterposition könnte zu deinem neuen Freund werden, dem du dich anvertrauen kannst. wo es nicht um irgendwelche Erwartungen ("ich müsste", "ich sollte") von außen, sondern um dich und dein Lebensempfinden geht. Schließlich ist es dein Leben und da gehts um dich.

Vielleicht versuchst du das mal als erste Übung. Die Wanderungen würde ich nicht in städtischem Gebiet machen, da sind zu viele Gesichter, vor denen man sich verstellen muss. Es sollte niemand da sein, außer vielleicht einer Kuh...aber vor der brauchst du dich nicht zu verstellen. Allein die Zeit, die du so unbeobachtet verbringen kannst, bewirkt etwas. Warum? Weil dein Denken eigentlich eher ein Hilfsmittel ist, eine Art Arbeitsspeicher, der sich mal abkühlen muss (schlafen, rumbummeln...), also eher wie ein großer Muskel, der auch mal Ruhe braucht. Das Denken ist nur ein Bestandteil von dir. Durch soeine Wanderung oder meinetwegen ein Bad in einem recht kalten See oder indem du dir einen Strauß Wildblumen pflückst...kümmerst du dich darum und gönnst du dem Denken einfach mal Ruhe. Das ist wie bei meinem Hasen, den muss ich auch ab und an ausmisten.

Viele Grüße
Hiob


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Di., 22.09.2015, 15:13

Hallo Laura,

Natur wirkt wirklich. Da erzählt dir Hiob keine Märchen. Wenn ich mich depressiv verstimmt fühle, gehe ich oft in den Wald. Weil ich genau weiß, dass ich anschließend 'geheilter' aus ihm in das zwanghaft Urbane zurückkehren werde. Wenn du dich wirklich auf den Wald einlässt, wirst du die Erfahrung machen, dass einige deiner Neurosen sich zu relativieren beginnen. Und ja: Lass unbedingt mal das Handy zu Hause - so schwer das auch fällt. Mir scheint nämlich, dass der Zwang zum Handy heutzutage eines der heftigsten Symptome schwerer zivilisationsbedingter Neurosen ist.
Hiob hat geschrieben:Es sollte niemand da sein, außer vielleicht einer Kuh...aber vor der brauchst du dich nicht zu verstellen.
Sag das mal nicht so leichtsinnig daher. Ich wurde gerade erst vorhin hierauf aufmerksam gemacht: Anatidaephobie (die Angst, von Enten beobachtet zu werden ). Was es nicht alles gibt! Und Kühe scheinen - im Gegensatz zu Enten - das, was sie beobachten, noch viel menschlicher zu betrachten. Man weiß ja nie.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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