Lebenslang

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Mascha
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Lebenslang

Beitrag Fr., 03.04.2015, 19:23

Liebes Forum,

jahrelange Therapien, Medikamente, Alltagsstrukturierung, Skills haben nichts geändert.
Ich bin verzweifelt, weil ich seit 15 Jahren diesen Mist mit mir rum schleppe. Diese ewige Traurigkeit, diese Leere in mir, diese Einsamkeit.
Wohin soll das ganze führen?
Aktuell habe ich mich getrennt von meinem Partner und nun geht gar nichts mehr. Davor war mir ein normales Gefühlsleben auch schon fremd. Nun bin ich allein und es ist kaum zu ertragen.
Ich weiß nichts aber auch gar nichts mit mir anzufangen, meinen Beruf krieg ich hin - das ist das einzige.
Um mich ist Chaos. Ich schaffe es nicht meine Wohnung aufzuräumen, ich schaffe es nicht meinen Tag zu gestalten, wenn ich frei hab. Ich schlafe, esse, rauche, manchmal geh ich ne Runde spazieren oder laufen, bade, geh wieder ins Bett.
Ich kann mich einfach zu nichts motivieren. Nichts macht mehr Sinn.
Ich bin so einsam...
Es ist mir noch nicht mal mehr möglich meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, es kostet so unglaublich viel Kraft.
Ich bin es so leid zu kämpfen.
Ich bin so müde, bin so erschöpft.
Könnt ihr mir helfen?

danke fürs Lesen
Mascha

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ingwer75
Helferlein
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weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Beitrag Sa., 04.04.2015, 16:03

Manchmal muss man erst ganz, ganz tief nach unten, um versuchen zu wollen wieder etwas nach oben zu kommen.
Versuche Kleinigkeiten...........wenn du z. B.laufen gehst bewusst wahr zu nehmen.
Laufe nicht einfach nur. Sieh dich um - kannst du etwas sehen? Falls ja, dann mache dir bewusst, dass es nicht jeder kann. Immerhin hast du noch einen Beruf. Wenn sonst rundum momentan nichts geht, erfreue dich daran.
Im Grunde sind wir Krieger, Stehaufmännchen, nenne es wie du willst.
Nicht jeder Tag ist ganz gleich. Aber das kann man nur erkennen, wenn man einen etwas besseren Tag hat.
Ich glaube, dass wir daran festhalten müssen und sollen.
Mir persönlich helfen unsere Haustiere sehr viel. Sie nehmen mich an so wie ich gerade drauf bin .... vor allem ganz egal wie lange ich so drauf bin.
Auch ich bin heute sehr down aufgrund der Osterfeiertage. Der Tag wird vergehen, so oder so und es wird wieder anders werden. Vielleicht zwar nicht lange, aber es wird.
Ich wünsche dir viel Kraft zum Kämpfen, wenn du kämpfen möchtest.
Ansonsten lebe einfach, ohne zu kämpfen.
Alles Liebe und möglichst angenehme Ostertage!

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Thread-EröffnerIn
Mascha
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weiblich/female, 29
Beiträge: 3

Beitrag Di., 07.04.2015, 16:51

Hallo ingwer,

danke für deine aufmunternden Worte.
kämpfen.. dafür habe ich gerade keine kraft. es gab zeiten, da hat mich nach den tiefsten phasen immer wieder etwas hoch gezogen und plötzlich war wie aus dem nichts wieder schwung da. dieses mal ist es anders...
hmm... vielleicht bin ich noch nicht tief genug?
aber wie tief muss es gehen? reicht nicht tägliches weinen, aufwachen mit angstzuständen, das gefühl isoloiert, einsam, unverstanden zu sein, sich selbst so fremd zu sein...
ich habe so ein tiefes bedürnis danach, dass mich JEMAND hoch zieht.
doch dieses elend kann man doch auch keinem dauerhaft zumuten.
irgendwie bin ich durch die trennung in eine existentielle krise geraten. ich weiß einfach nicht wohin mit mir.
einfach leben... was bedeutet das? mein leben wird beherrscht von meinen gefühlen.
ich fühle mich gerade wie ein teenager..

geht es dir wieder besser? wie schaffst du es, wieder nach oben zu kommen?
haustiere können da helfen, ja. das kann ich mir sehr gut vorstellen. sie geben einem ruhe. welche tiere hast du denn?
achtsamkeit, bewusstes wahrnehmen, manchmal gelingt mir das. danke für den impuls.

liebe grüße,mascha

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Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Do., 09.04.2015, 14:21

Hallo,
wenn die "geistigen" Therapien bisher nicht geholfen haben, vielleicht hilft es dir dann, mal nach körperlichen Ursachen und Therapien zu suchen. Z.B. Vergiftungen, Mangelerscheinungen (Vitamine, Licht, Spurenelemente...), Enzymungleichgewichte usw... oder vielleicht gibt es eine organische Ursache im Gehirn? Und selbst wenn das nichts bringt, hast du das immerhin ausgeschlossen und weißt, daß du körperlich zumindest in der Lage bist, wieder "hochzukommen". Alles Gute!

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Ambi14
Helferlein
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weiblich/female, 42
Beiträge: 144

Beitrag Fr., 10.04.2015, 12:59

Hallo Mascha,

ja, vielleicht könnte es helfen, das Ganze weniger kognitiv anzugehen.

Ich kenne das von mir auch, dieses immer wieder ins Loch fallen, das Gefühl kämpfen zu müssen, irgendwann nicht mehr kämpfen zu können.
Und vor allem diese Sehnsucht nach Halt oder Hilfe von außen. Nach diesem "Jemand".

Kennst du denn die Ursache deiner Depressionen?

Mir hilft so langsam meine neue Therapie.
Eine tiefenpsychlogisch fundierte, mit dem Zusatz Traumatherapie.
Zuerst habe ich 14 Monate lang eine Psychoanalyse gemacht, kam dabei aber nicht an meine Gefühle ran. Sehr verdeckte und verdrängte Gefühle, die Ursache meiner Depressionen waren oder auch noch sind.

Rein "kognitiv" wusste ich schon immer, mir zu helfen. Was tut mir gut? Wie lenke ich mich ab?
Aber all das ließ diese tiefe und innere Einsamkeit nicht verschwinden. Die sich breit macht, wenn ich nicht mehr "in Action", in durchaus schönen Erlebnissen oder sonstiger Ablenkung stecke.

Medikamente, Skills - das sind sicherlich erst einmal Hilfen, um überhaupt wieder etwas zu schaffen. Aber sie beseitigen nicht die Ursache der Probleme.
Für mich sind es Hilfsmittel, um im Alltag funktionieren zu können.

In meiner jetzigen Therapie fange ich wieder an zu fühlen - sehr alte Gefühle "hochzuholen", aber mit Hilfe des Theras ansehen und auch verarbeiten zu können.

Denn letztendlich ist es das Ziel, diesen äußeren Halt, diesen "Jemand" gar nicht mehr zu brauchen. Sondern sich selbst dieser Jemand zu sein. Die Mutter, die evtl. in der Kindheit nicht da war, der enge Freund, wer auch immer.
Auch wenn der Gedanke erstmal beängstigend ist, oder auch traurig, man sich vielleicht nicht vorstellen kann, sich selbst helfen zu können oder gar zu müssen.

Selbstfürsorge kann man wirklich erlernen, dann kommt die Kraft nach und nach von innen. Auch wenn der Weg dorthin erst einmal nicht einfach und schmerzvoll ist.
Es kleine Schritte sind, die mal vor, auch mal zurück gehen.

Was für Therapieformen hast du denn gemacht? Vielleicht war wirklich noch nicht die richtige dabei, oder die richtige Konstellation, denn die Beziehung zum Therapeuten ist ja auch wichtig.

Viel Mut und Kraft wünsche ich dir. Dass du doch noch einen Weg findest, der dir helfen kann.

Alles Gute,
Ambi.
Wunderbar, dieses wacher und wacher werden. (Lallaji)

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blacktomcat
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männlich/male, 41
Beiträge: 53

Beitrag Fr., 10.04.2015, 20:36

Also mir hat eigentlich nur eines geholfen, als ich nicht mehr weiter wusste. Ich musste eine Psychologin aufsuchen. Die hat mit mir immer normal geredet, sie sah mich nie krank an, obwohl sie mich drei Monate krank geschrieben hat. Nach einiger Zeit sagte sie oder sie machte mir den Vorschlag, dass ich mir ein Haustier zutun soll. Entweder ein Hund oder Katze. Ich fand die Idee gut, nur traute ich mich bis dahin nie diesen Schritt zu machen wegen dem Aufwand. Also gab Sie mir einfach die Aufgabe bis zum nächsten Termin ein Haustier anzuschaffen. Klar Sie meinte es eigentlich nicht ernst, aber ich hatte einen Auftrag. Und das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich fuhr ins Tierheim (kein Züchter!) und nahm am gleichen Tag zwei erwachsene Katzen mit nach Hause. Und bei mir sind sie bis heute.
Der Vorteil, sie verurteilen dich nicht, sie wollen dich nicht ändern, sie wollen eigentlich nur deine nähe. Klar sie geben Arbeit, aber was ich gemerkt habe, ich habe seit da täglich eine Aufgabe, ich werde gebracht! Und das ist das wichtigste, glaube ich. Und was gibt es schöneres als wenn man auf dem Sofa liegt, wenn plötzlich eine Katze neben Dir liegt und sich an dich kuschelt? Der ist es egal welche Stimmung Du hast. Du kannst sie auch weg stossen, sie ist nicht nachtragend.

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blacktomcat
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männlich/male, 41
Beiträge: 53

Beitrag Fr., 10.04.2015, 20:39

PS: Ach ja, ich hoffe nicht, dass Du es lebenslang ertragen musst. Das hoffe ich für mich auch nicht, obwohl ich seit mehr als sechs Jahren Single bin. Irgendwann muss es aufhören und wir müssen wieder ein völlig normales glückliches Leben leben können.

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Mascha
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weiblich/female, 29
Beiträge: 3

Beitrag Sa., 11.04.2015, 20:58

Hallo Krang2,
teilweise ist es körperlich bedingt, vermute ich. Mein Vater hatte schon schwere depressive Episoden und ist er ist Alkoholiker, mein Bruder ebenso, meine Mutter ist neurotisch und zwanghaft, andere Verwandte sind psychisch auch ziemlich fertig. Kurz nachdem ich den Thread geschrieben habe bekam ich meine Regel, da besteht auf jeden Fall auch ein Zusammenhang. Wenn ich regelmäßig Sport mache, viel Sonne ab bekomme und mich gesund ernähre geht es mir auch besser...

Hallo Ambi,
die Ursache meiner Depression... nunja, vermutlich eine Mischung aus Veranlagung, ungünstiger Kindheitsgeschichte, meiner eigenen Sensibiltät und einer aktuellen Umbruchsituation durch die Trennung von meinem Partner.
Insgesamt hab ich mich mein ganzes Leben immer sehr einsam gefühlt, habe eine frühe Trennung erlebt, wiederholte Ablehnung erfahren und immer wieder das Gefühl bekommen nirgendwo hin zu gehören... Durch die Trennung ist das alte Gefühl des Alleine seins wieder sehr stark.
Selbstfürsorge, ja, das ist der Schlüssel. Daran habe ich in meiner letzten Therapie auch ein bisschen gearbeitet (tiefenpsychologisch und in Ansätzen Arbeit mit dem Inneren Kind). Darf ich dich fragen, wie bei dir die Selbstfürsorge und die Verarbeitung alter Gefühle konkret aussieht?
Ich glaube ich habe schon einiges gelernt in den letzten Therapien, doch manchmal hatte ich das Gefühl es geht nicht tief genug... meine Therapeutin hat sehr ressourcen und alltagsorientiert gearbeitet, das war einfach ihre Art, manchmal hat sie mich nicht richtig verstanden und ist an ihre Grenzen gestossen. Vielleicht sollte ich mir noch mal jm. anderen suchen, aber meine Stunden sind jetzt eh erst mal fast aufgebraucht... Andererseits war sie was die Arbeit mit dem inneren Kind angeht nicht schlecht... welche Art der Traumatherapie machst du?

Hallo blacktomcat,
schön, dass es dir hilft Tiere zu haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass mir das gut tun würde, bin jedoch (noch) nicht wirklich sesshaft und häuslich verwurzelt, möchte wieder reisen und kann die Verantwortung für ein Tier nicht übernehmen.

Alles liebe, Mascha


Ambi14
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weiblich/female, 42
Beiträge: 144

Beitrag So., 12.04.2015, 00:52

Liebe Mascha,

ich stecke da selbst noch in den Anfängen, was es betrifft, dass mein Thera mir einen Zugang zu meinen Gefühlen ermöglicht.
Wie gesagt, die Therapieform selbst ist tiefenpsychologisch fundiert, zusätzlich hat er eine Zusatzausbildung als Traumatherapeut - arbeitet nach verschiedenen Ansätzen.
Nach Reddemann, Sachsse, Nijenhuis etc... Soweit ich davon mal was im Netz aufgeschnappt habe oder es der Vita entnehmen kann.

Und er arbeitet mit verschiedenen inneren Anteilen, was wiederum aus der Systemischen Therapie stammt?
Dieser Ansatz hilft mir persönlich eigentlich am meisten.

Wenn ich in alte Gefühle hineingerate, findet er einen behutsamen Weg, diese erst einmal wahrzunehmen, anzuschauen, und dann aus bestimmten Situationen oder Gefühlslagen besser "herauszukommen" als damals als Kind, Jugendliche, junge Erwachsene...

Ich kann das schwer beschreiben, und auch das mit der Selbstfürsorge klappt noch lange nicht immer oder gut.
Genauso, wie ich leider noch nicht wirklich handlungsfähig bin, was so manche persönliche Bereiche meines Lebens angeht. Aber ich habe das Gefühl, dass meine inneren Blockaden allmählich aufweichen, die sicherlich dafür (mit) verantwortlich sind, oft gefühlstaub, leer, depressiv zu sein, oder auch im Verdrängungsmodus zu "funktionieren" (mehr schlecht als recht).

Meine Ressourcen werden auch gestärkt, manchmal ist auch wieder der "Alltag" Thema. Dann wieder bin ich bereit, mich tief einzulassen, was mir noch nie verwehrt wurde.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mittlerweile sehr vertrauen kann, mein Thera auch mir vertraut, was er mir zumuten kann. Er fragt auch nach, vergewissert sich. Grenzen habe ich in den Stunden noch nie erlebt, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er welche setzen oder an welche stoßen würde. Ist aber auch ein "alter Hase"

Sicherlich ist diese Arbeit mit den Anteilen / Ego States etwas vergleichbar mit der Arbeit mit dem inneren Kind.
Aber so richtig "vom Fach" bin ich da ja auch nicht. Ich habe mal hier und da etwas gelesen, mich ausgetauscht - aber am meisten verlasse ich mich eigentlich auf mein Bauchgefühl, das mehr und mehr zum Vorschein kommt.

Trotzdem, es gibt auch noch manch düstere Tage...
Die versuche ich mittlerweile aber mehr anzunehmen, traurige Gefühle auch zuzulassen, anstatt mich direkt in Ablenkung zu flüchten.
Und dann wieder tue ich mir was Gutes.

Ist alles noch ein Auf und Ab bei mir, und es fühlt sich an, als würde noch so einiges hochkommen und mich evtl. auch überfluten. Aber gefühlt geht es trotzdem eher bergauf


Und einen Weg "bergauf" wünsche ich dir natürlich auch!

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