Isolation während depressiver Phase

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opossum
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Isolation während depressiver Phase

Beitrag Mo., 30.06.2014, 09:53

Hallo,

Ich befinde mich grade in einer Phase, wo mich alles so richtig runterzieht und ich weiß eigentlich, dass ich mit jemandem darüber sprechen sollte.
Aber wenn ich daran denke, irgendwem zu sagen, wie es mir geht, dann habe ich das Gefühl, dass in mir etwas blockiert - nicht einmal mit meinem Mann kann ich offen darüber reden.
Ich sperre mich in mir selbst ein und es ist mir nicht möglich, die Türe auch nur einen Spalt zu öffnen. Meine Therapie habe ich für diese Woche abgesagt, weil mir allein der Gedanke, das alles anzusprechen, beinahe körperliche Schmerzen bereitet.
Und mein Körper reagiert eh schon auf seine ganz eigene Art: mit einer heftigen Halsentzündung und Heiserkeit.

Aber ich muss mich irgendwie mitteilen, da ich sonst noch viel tiefer da reinrutsche und das wird irgendwann gefährlich. Denn dann finde ich überhaupt nicht mehr raus.

Etwas mehr zu den Gedanken, die ich grade hab:
- ich bin für nichts gut genug
- ich habe in den wichtigen Dingen total versagt
- ich bin nicht stark genug
- ich bin nichts wert

Eigentlich weiß ich ja, dass hier die Depression spricht, aber zur Zeit kann ich mich kaum gegen diese Gedanken wehren.
Werd es wohl mal mit meinem Bedarfsmedikament versuchen müssen...

Und ich merke schon, dass mir das Schreiben gut tut.
Danke fürs Zuhören.

lg
opossum

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Heimweh
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Beitrag Mo., 30.06.2014, 10:38

Liebe Opossum,

das ist doch schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Du hast es ja selber erkannt: es ist die Depression, die da spricht. Das ist einem manchmal rein logisch ganz klar und doch schwer zu ändern.
Du bist ja in Therapie, wenn ich das richtig interpretiere. Was für einen Notfallplan hast Du denn mit Deinem Therapeuten erarbeitet für solche Phasen??

Und einen Tipp möchte ich Dir ans Herz legen: auch wenn Du Deine Termine abgesagt hast....Du kannst immer noch zum Telefon greifen und um ein Gespräch bitten, oder?? Vielleicht wäre es einen Versuch wert.

Fühl Dich mal gedrückt


LG Heimweh
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wenn du danach im Stillen weinst.

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Thread-EröffnerIn
opossum
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Beitrag Di., 01.07.2014, 10:26

Hallo Heimweh,

Vielen lieben Dank für deine Antwort.
Es ging mir nach dem Schreiben tatsächlich schon besser und auch einer meiner Lieblingsfilme hat mich wieder ein wenig aufgerichtet.

Ja, ich bin in Therapie aber erst wieder seit kurzem.
Davor war ich seit Herbst überhaupt nicht mehr in der Lage, mich irgendwem mitzuteilen und bin erst durch einen 8wöchigen Aufenthalt in der Tagesklinik vor knapp zwei Monaten wieder halbwegs auf die Beine gekommen.

Dort habe ich einige Notfall-Werkzeuge gelernt, die ich nun auch bei Bedarf einsetzen kann, wie z.B. schreiben, Duft-Öle, Gebet, Film schauen...
Aber wenn ich dann relativ plötzlich abrutsche, so wie es in den letzten Tagen der Fall war, dann scheinen diese Dinge außer Reichweite zu sein.
Da muss ich sicher noch weiter daran arbeiten, dass ich zumindest irgendein Hilfsmittel immer verfügbar habe und auch in der größten Krise nicht darauf vergesse, es auch anzuwenden.
Denn die Depression blockiert immer wieder den Zugang zu Hilfe und gaukelt einem vor, man wäre vollkommen allein und verloren. Das ist echt fies...
Und ich bin damit noch nicht so vertraut, sondern habe erst in der Tagesklinik gelernt, die Depression zu identifizieren und bewußt damit umzugehen.

Heute hab ich wieder etwas festeren Boden unter den Füßen - es geht eben immer auf und ab.

Bzgl. der Therapie - es paßt jetzt eh ganz gut, dass ich die Stunde erst nächte Woche hab. Diese Woche hat sich ein anderes wichtiges Gespräch ergeben.

Danke fürs Zuhören.

lg
opossum

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Heyoka
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Beitrag Sa., 05.07.2014, 17:16

Ich hab zwar keine endogene Depression, doch immer wieder mal depressive Schübe, wo ich mich einfach nur verkrieche, könnte deine Symptomenlist noch ergänzen um:wirklich mag mich sowieso keiner, wie kann ich mich am besten so umbringen, dass ich wirklich tot bin, ich bin zu gar nichts gut, ich bin nur ein fressender und scheißender Schmarotzer, totale Leere, will nix kann nix bin nix und so fort...
Mir hilft es dann, mich wirklich zu verkriechen, in meinem bett rumzuliegen, die Gedanken einfach sein lassen wie sie sind, handy aus, telefonverweigerung, türklingel ignorieren, und mein special sind dann wannenbäder mit Duftsalz, kerzen an, musik ins Badezimmer, vielleicht einen Likör oder einen leckeren Tee trinken und mich dem Weh voll hingeben. meist ist nach 3-5 tagen der isolation das schlimmste überstanden. wenn sommer ist und ich am ende vom tunnel bin, verordne ich mir Lichttherapie. das heißt, voll in die sonne, mit möglichst viel haut, und immer wieder zum himmel-nicht direkt in die sonne- gucken und die augen dabei aufreißen. im winter tuts auch mal ein solarium.
aber die isolation ist wichtig-für mich- damit sich irgendwas wieder richten kann, weiß nicht wie ichs beschreiben kann. "Erst wenn du ganz unten bist, kannst du wieder nach oben klettern"

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opossum
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Beitrag Sa., 05.07.2014, 18:53

Hi heyoka,

Wäre schön, wenn ich das auch mal tun könnte, aber mit Vollzeit-Job und Teenie-Tochter und Mann und drei Katzen - da kann man nicht so einfach aussteigen. Denn dann ist bald mal der Job weg und für die Familie muss ja auch gesorgt werden.
Da muss man sich durch diese Phasen dann leider im Alltag durchkämpfen...

Aber ich finds gut, wenn diese Auszeiten für dich möglich sind und dir helfen.

lg
opossum

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Sillux
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Beiträge: 15

Beitrag Sa., 05.07.2014, 21:11

Hallo opossum

Ist ja jetzt schon wieder einige Tage her.
Wie geht es dir momentan.

(Habe auch Depressionen)

MfG Sillux

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Thread-EröffnerIn
opossum
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Beiträge: 10

Beitrag So., 06.07.2014, 12:15

Hi sillux,

Danke der Nachfrage.
Fühle mich wie auf einem Boot bei starkem Wellengang. Immer auf und ab und dabei sollte man sich irgendwie auf den Beinen halten...
Aber eine Woche noch, dann kommt der Urlaub... Das hält mich aufrecht.

Wie heftig ist es bei Dir?
Nimmst Du Medikamente?

Ich noch nicht - hatte vor zwei Jahren schon mal über eine längere Zeit hinweg Antidepressiva genommen, hab mich aber überhaupt nicht wohl gefühlt damit.
Aber es kommt wohl wieder auf mich zu, wenn ich das nicht in den Griff bekomme.

Momentan kämpfe ich nicht gegen die Depression, sondern versuche sie zu akzeptieren und mit den Schwankungen klar zu kommen.

lg
opossum

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Heyoka
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Beiträge: 9

Beitrag Di., 08.07.2014, 16:16

Das klingt ja wie eine Burn-Out Depression, wenn du dir nichtmal eine kurze auszeit gönnen kannst. ich wünsch dir einen voll schönen, erholsamen urlaub!!!

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Thread-EröffnerIn
opossum
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Beiträge: 10

Beitrag Mi., 09.07.2014, 07:22

Hi heyoka,

Jup, bei mir ist von allem ein bißchen dabei - Burnout, Depression, Angstzustände, diverse psychosomatische Probleme...
Die Psychiaterin in der Tagesklinik hat gesagt, eine genaue Diagnose ist schwierig, am ehesten könnte man es noch unter "komplexe posttraumatische Belastungsstörung" zusammenfassen > aufgrund meiner Kindheit und der sehr schwierigen Lebenssituation in den letzten Jahren.

Eine Auszeit war der Aufenthalt in der Tagesklinik - aber zwei Wochen danach ist zu Hause wieder alles total eskaliert und diesmal noch viel schlimmer als zuvor. Damit war dann vieles von dem, was ich grade aufgebaut hatte, wieder dahin. Aber ohne die Tagesklinik davor wäre ich in dieser Situation wohl komplett zusammengebrochen. So konnte ich alles halbwegs gut überstehen, auch wenn ich jetzt das Gefühl habe, ich könnte schon wieder einen solchen Aufenthalt brauchen...

Aber der Urlaub wird jetzt hoffentlich erholsam - ich freu mich schon sehr darauf.
Danke für die guten Wünsche!

lg
opossum

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Heimweh
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Beiträge: 20

Beitrag Mi., 09.07.2014, 11:05

Den guten Wünschen schließe ich mich an...erhol Dich gut

LG Heimweh
Verberge deine Tränen nicht hinter
deinem Lachen, es bringt dir nichts,
wenn du danach im Stillen weinst.

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