Alles erscheint mir sinnlos

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nexx
neu an Bo(a)rd!
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Alles erscheint mir sinnlos

Beitrag Mo., 29.07.2013, 17:58

Wann meine Depressionen anfingen, kann ich nicht genau sagen...mit ca. 11 Jahren hatte ich schon mal eine Phase, wo ich sterben wollte. Ich wollte die Beeren auf dem Schulhof essen, weil mir jemand gesagt hat, dass die giftig sind, und ich hab mich einmal vor einen fahrenden Laster gestellt, aber als der gehupt hat, habe ich Angst gekriegt und bin noch zur Seite gesprungen.
Seit 2009 wurden meine Depressionen richtig schlimm. Alles erschien mir sinnlos, ich wollte am Liebsten nur noch von der Kanalbrücke springen. Etwa ein Jahr lang habe ich mir dauernd blaue Flecken gehauen. Das sah dann so aus, dass dann die schlechtesten Kindheitserinnerungen wie Filme durch meinen Kopf liefen. Das war dann für mich so, als würde ich es gerade in dem Moment erleben, obwohl das teilweise schon 10-20 Jahre her war. Dann fing ich an, rumzuschreien und habe mir blaue Flecken gehauen. Anschließend kam mir alles sinnlos vor, und ich wollte am Liebsten einfach so tot umfallen.
Mit der Zeit bekam ich meine Zwangsgedanken und Rumschrei-Anfälle in den Griff, und das verdanke ich nicht zuletzt meinem Sozialberater. Ihm konnte ich alles schreiben, was mir wichtig war, und durch ihn bekam ich eine Arbeitsstelle, in der ich mittlerweile seit anderthalb Jahren tätig bin. Es gefällt mir gut hier.
Aber irgendwie hat mein Sozialarbeiter nie Zeit für mich. Das letzte Mal haben wir uns im Februar gesehen, und seitdem wird der Termin dauernd um eine Woche nach hinten verschoben. Wir hatten am 9.Juli einen Termin, und am 8.Juli kam die Absage.
Seitdem bin ich wieder ganz unten. Die schlechtesten Kindheitserinnerungen kommen als Filme wieder, ich bleibe immer wieder darin hängen und kann keine anderen Gedanken mehr fassen. Es ist für mich wieder so, als würde ich es gerade in dem Moment erleben, wie ich zu Hause angeschrieen, verletzt und gedemütigt wurde. Dann fange ich wieder an, rumzuschreien, und danach bin ich ganz kraftlos und kann mich über gar nichts mehr freuen. Irgendwie erscheint mir wieder alles sinnlos. Vor allem mein Dasein, mein ganzes Leben erscheint mir sinnlos. Mein ganzes Leben ist eine einzige Depression, und ich habe das Gefühl, es wird nie wieder besser werden.

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nimsaj91
sporadischer Gast
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Beiträge: 13

Beitrag Sa., 03.08.2013, 18:11

lieber nexx,
du solltes dein leben und verhalten nicht von einer person abhängig machen. freunde sind meisst lebensabschnittspartner und kommen und gehen.
du könntest deine situation so betrachten: dein sozialarbeiter war ein lebensabschnittspartner der dir sehr geholfen hat, doch die zeiten der depression und anfälle sind jetzt vorbei.
du solltest mit deiner vergangenheit frieden schließen und den menschen die dich verletzt haben verzeihen.
das wird dir helfen wieder befreit und unbeschwert in die zukunft sehen zu können.

ein freund von mir hatte auch eine sehr traumatische kindheit, diesem hat ein buch:
"Robert Petz - Raus aus den alten Schuhen"
sehr geholfen! ich würde es auch dir empfehlen!

ich wünsche dir von ganzem herzen alles gute und glück auf erden!
MFG
LEBEN & LEBEN LASSEN!!!

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hope_81
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 33
Beiträge: 1805

Beitrag Sa., 03.08.2013, 18:23

Lieber Nexx,
du scheinst nicht nur unter Depressionen zu leiden, sondern auch unter Flashbacks.
Ich weiß wie furchtbar sich das anfühlt auf einmal wieder im alten Film zu sein.
Hast Du schon einmal eine richtige Psychotherapie gemacht, am besten auf Traumata spezialisiert?
In dir scheint extrem viel Hass und Wut zu sein, die Du gegen Dich richtest. Daran musst Du dringend
arbeiten, dann wird Dein Leben wieder sinnvoller werden.
Liebe Grüße
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Henrike76
Forums-Gruftie
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männlich/male, 49
Beiträge: 621

Beitrag Sa., 03.08.2013, 18:32

Hallo nexx,

zunächst einmal hast Du da mein Mitgefühl für Deine Depressionen.

Ich erlebe selbst die Flashbacks so nicht (weil ich die Traumata verdränge) höchstens als Alptraum.
Bei mir sucht sich das dann andere Wege an die Oberfläche.

Zunächst einmal hat Dir der Sozialarbeiter sehr geholfen. Dafür gehört auch ihm Lob.
Habe aber die Erfahrung gemacht, dass die mit Traumata recht wenig anfangen können (oft weisen die noch nicht mal darauf hin, dass man da mal PT machen sollte!). Auch schon mehrfach erlebt.

Also PT angehen, (ggf. Traumatherapie), ne Selbsthilfegruppe und ggf. ne Hobbygruppe. Das kann andere Gedanken bringen.
Und nach Möglichkeit positive Kindheitsberichte schreiben (in Absprache mit PT) also die guten Helfer, die man oft meint nicht gehabt zuhaben!

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Widow
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag Sa., 03.08.2013, 22:49

nimsaj91 hat geschrieben:freunde sind meisst lebensabschnittspartner und kommen und gehen.
Aha. So denkt man darüber, heute, mit 20something. Aha.

Alles austauschbar. Wie die elektrische Zahnbürste, der BH, die Praktikumsposition. Na klar. Warum sollten ausgerechnet Menschen da was anderes sein in diesem Konsum(=Verbrauchs)güter-Zug namens "Leben"?
Wenn man Glück hat, sitzt man grad drinnen und langt ins Gepäckfach, hat dann ne Liebe gegriffen, saugt die aus wie die Capri-Sonne*, knüllt sie zusammen und wirft sie dann hinter sich. ("Papierkooorb??!! - ey, Alte, wat is dat denn?! Wir schaffn Arbeit! Wir lassen uffheben, unsere papierkorbaffinen Restbestände!")
Wenn man Pech hat, wurde man selbst auf den Bahnhof gekickt, nach dem Zusammenknüllen, hat sich wieder ein wenig aufgeblasen, steht da jetzt dumm rum und wartet auf den nächsten Lebensabschnittsbeföderungspartner.

Gutes Warten dann, wenn's bei Dir soweit sein sollte, nimsaj91,
wünscht Dir
Widow

*PS: Diesen Markennamen hätte ich mich nicht getraut, hier anzubringen, weil ich dachte, der wäre längst out, die "Marke" ewig so tot wie ich. Doch kürzlich saßen junge Menschen auf der Schwelle des Hauses, in dem ich zufällig wohne. Die knackten Pinienkerne im Gebetsperlenrhythmus und die saugten Capri-Sonnen wie Babies die Brust.
- Sie machten blöden Dreck mit ihren Pinienkern-Schalen, doch sie rührten mich, wie sie da so verloren saugten, an ihren Capri-Sonnen-Strohhalmen ...

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Carlin
sporadischer Gast
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männlich/male, 42
Beiträge: 7

Beitrag Sa., 03.08.2013, 23:17

Widow, du bist wahre Kunst.

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nimsaj91
sporadischer Gast
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weiblich/female, 21
Beiträge: 13

Beitrag So., 04.08.2013, 10:36

ich habe nicht gemeint dass er einen freund einfach wegwerfen soll! ich wollte nur sagen dass er sich nicht von anderen personen abhängig machen sollte! denn wie solls denn weitergehn wenn der weiterhin termine verschiebt? soll er dann so weiter leben, oder in seine zukunft sehen, das beste daraus machen und sein leben leben? lebt doch in der gegenwart, im hier und jetzt. die vergangenheit ist geschehen, die könnt ihr nicht verändern. doch die gegenwart und zukunft liegt in eurer macht. und ihr wollt doch nicht den rest eures lebens über die schmerzhafte vergangenheit grübeln. dass kann euch wohl kaum glücklich machen! mach dich nicht weiterhin zum opfer deiner selbst, lerne die vergangenheit wie sie war anzunehmen, egal wie oft du noch daran denkst, sie analysierst, sie wird nicht besser. du kannst nur damit frieden schließen und deine zukunft besser gestalten.

ich habe nichts böse gemeint, wollte nur helfen. mein freund hatte ähnliche probleme, wurde als baby seiner mutter weg genommen, kam bis zu seinem 7ten lebensjahr zu einer pflegefamilie wo ihn der mann täglich nachts aus dem bett zog, in denn keller sperrte, misshandelte, quälte, demütigte.
mit 7 hatte es ein ende weil neue nachbarn immer schreie hörten danach kam er ein jahr lang in die kinderpsychiatrie und danach in ein heim weil seine mutter ihn einfach nicht will und auch nicht sagt wer sein vater ist.
diese vergangenheit ist ihm immer nachgehängt, er war auf drogen und kaum im stande sein leben zu leben. er lehnte jede art der therapie ab doch dieses buch hat ihm sehr geholfen, er ist jetzt stabil und schaut optimistisch in die zukunft. genau das wünsche ich dir auch! dass du glücklich bist, voll lebensfreude und dass du dich magst!
glg
LEBEN & LEBEN LASSEN!!!

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Farinata
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 54
Beiträge: 149

Beitrag So., 04.08.2013, 14:39

Mein Eindruck ist, du wolltest nie wirklich weg aus diesem Leben, sondern hast wahrhaftig auf alle nur denkbare Art um Hilfe und Beachtung gerufen! Und mit dem was du machtest, mit all den Signalen äußerster Hilflosigkeit, wenn nicht auf dieses hin - wann käme denn dann die Beachtung, die ein Mensch so notwendig hat wie Wasser und Brot? Ich kann deine Verzweiflung nur zu gut nachvollziehen.

Aber du wurdest enttäuscht, wieder und wieder. Und hast es niemals lernen können, diese Beachtung dir selbst zu spenden; wahrscheinlich klingt dir das sogar absurd. Ich glaube aber ganz gewiss, deine Lösung läge darin, erst einmal dich selbst lieb zu gewinnen und dann nach und nach auch psychisch für dich zu sorgen, heute als erwachsener Mensch müsste das machbar sein. Aber es ist ein Lernprozess, und dazu bräuchtest du vermutlich alles an Hilfestellung, was du nur bekommen kannst. Dein jetziger Helfer scheint mir nicht auszureichen.

Ich würde es angehen, über einige Wochen in eine entsprechende Maßnahme zu gelangen, das ginge am besten über deinen Hausarz oder einen Facharzt. Es gibt auch unterstützende Gruppen, hast du es damit schon versucht?
Bester Gruß,
Farinata

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