Sinnlosigkeit

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why_here
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Sinnlosigkeit

Beitrag Do., 14.02.2013, 13:45

Hallo zusammen,

es ist schwierig, wie man das Thema aufgreifen soll, wenn es so umfangreich ist...ich versuche es mal kurz zu umreißen.
Ich war über zehn Jahre lang in einem Unternehmen angestellt, in dem ich hoffnungslos für ein schmales Gehalt wirklich
derbe ausgebeutet wurde. Meiner damals recht "hibbeligen" Art ist es zu verdanken, das ich in diesem recht großen mittelständischem Unternehmen
an sehr vielen Stellen parallel eingesetzt wurde und dies einige Zeit lang auch ganz gut funktionierte.

Im Laufe der Jahre war an ein "vorankommen", weder im Bezug auf die Positionierung im Unternehmen, noch vom Gehalt,
überhaupt nicht zu denken. Bedingt dadurch hatten sich dann langsam die ersten Panikattacken entwickelt,
dazu gesellte sich dann später eine Agoraphobie, Höhenangst, Klaustrophobie und diverse andere kleine Problemchen
wie Hypochondrie, Soziophobie etc. Im privaten Bereich kaum Freunde, eine gammelige Altbauwohnung, ständig uralte Karren, die von mir bis zum Kolben herunter repariert werden mussten, weil kein Geld da war; der letzte Urlaub liegt 20 Jahre zurück, immer wieder finanzielle Sorgen, Schulden,
Verwandschaft, die sich einen Dreck um mich schert, falsche Freunde, Kindheit und Jugend der Horror wegen Ablehnung, lächerlich machen, Schläge etc. Teilweise war ich letztendlich deswegen so angespannt und nervös, das ich es nicht mal mehr fertig gebracht hatte, einen Bissen herunterschlucken zu können, ohne zu glauben, das er mir im Hals stecken bleibt.

Nun, das Unternehmen war nach einigen Jahren, bedingt durch massive Fehlentscheidungen und Investitionsstau, dem Unterngang geweiht und ich war durch das massive Auspowern von mir selbst und mit den Ängsten im Nacken nicht mehr "brauchbar" und habe dann freiwillig auf Anraten des Psychotherapeuten per Attest gekündigt.

Daraufhin fing ich mal hier an zu arbeiten, oder auch dort, habe immer wieder gemerkt, das es nicht geht, weil ich irgendwie aufgrund meiner schlechten sozialen Stellung und meinem mittlerweile allgemein recht desolatem Zustand nicht an die Leute "herankam", oder ich habe es aufgrund massiver Konzentrationsprobleme udn starker Müdigkeit einfach nicht geschafft. Prinzipiell bin ich nicht "blöd" und kann sehr viel, aber meine Leistungsfähigkeit erstreckt sich nur auf einen sehr kurzen Zeitrahmen.

Seit einer Weile bin ich einfach an einem Punkt angekommen, in der mir jede Aktion, die ich vornehmen könnte, sinnlos erscheint. Nichts zu tun erscheint genauso sinnvoll, oder gar sinnvoller, als irgendwas zu tun, denn etwas zu tun; so war mein bisheriger Lernprozess durch erlebte Erfahrung; führt zu noch größeren Problemen, als überhaupt nichts zu tun. Etwas für mich selbst zu tun fühlt sich an wie eine große Lüge mir selbst gegenüber. Ich denke, wenn ich etwas tue, dann hat es nur einen Zweck für andere und ich gehe wie üblich leer aus. Somit hat sich die Sinnhaftigkeit eines Unterfangens für mich erledigt. Ich merke auch, das mein Kopf immer versucht, bei Aktionen mit Konzentrationsproblemen bzw Dereaisierungsgefühlen oder Angst gegenzusteuern. Ich kann dem nicht einmal irgendetwas negatives entgegensetzen, denn der Kopf hat ja eigentlich Recht. Er versucht ja nur zu vermeiden, in noch größere Probleme zu kommen, wenn seine Aktion wieder ins Versagen führt. Ich war eigentlich imemr ein netter, gutmütiger, freundlicher, hilfsbereiter Kerl und das hat mir die Probleme eingebrockt, in denen ich heute stecke. Heute will davon keiner etwas wissen, vor allem diejenigen, die einen großen Anteil daran tragen. Ein "selbst schuld, wenn Du dich geradezu dazu anbietest, dich kaputtmachen zu lassen" aufgrund meiner positiven Eigenschaften akzeptiere ich mir selbst gegenüber nicht, denn ich sehe es nicht ein, für meine positiven Eigenschaften auch noch Rechenschaft ablegen zu müssen und mir selbst bestätigen müssen, das doch -ich- schuld an der ganzen Misere sei.

Es ist eine übelst verzwickte Situation und wenn es so weitergeht, lande ich auf der Straße, was mir aber gefühlssseitig irgendwo auch langsam vollends egal ist. Ich denke mir, wenn ich jetzt etwas tue und es führt zu einem klitzekleinen Erfolg, wird der Erfolg wieder durch fünfzig andere Probleme zunichte gemacht und auf Hilfe von außerhalb kann ich nicht hoffen. Wie auch, wenn die meisten Leute um mich herum nur darauf bedacht sind, von mir sogar das letzte Hemd zu holen, nur, um ihren eigenen Vorteil aus meiner Existenz zu ziehen.

Wie nur kann man aus diesem Teufelskreis ausbrechen, wenn das durchaus angebrachte "tue etwas" in das Gefühl der Selbstlüge und nicht-Aktion ausartet?

Ich bedanke mich bei euch im voraus....

Viele Grüsse

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Jugendstil
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Beitrag Do., 14.02.2013, 13:57

Meine Antwort wird die nicht gefallen, aber das eigene Lieben ist IMMER ein Resultat der bisherigen Gedanken, Worte und Taten - zwangsläufig.

Und nur du selbst kann folgerichtig durch Veränderung von Gedanken, Worten und Taten dein eigenes Leben ändern, entsprechend wird sich auch dein Umfeld verändern. Das geht meistens nicht von heute auf morgen, außer in einem Hauruck-Akt, der kaum zu empfehlen ist.

Eventuell kann dich ein Psychologe oder Therapeut auf dem sicher nicht ganz einfachen Weg begleiten.

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why_here
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Beitrag Do., 14.02.2013, 14:10

Danke für die Worte.

Ich verstehe es ,das sich das Leben irgendwie aus Erfahrungen zusammensetzt und das positives Denken hilfreich sein kann.
Aber Du wirst lachen - ich weiß nicht mehr, wie man positiv denkt. Wirklich nicht. Ich habe als Überlebensstrategie der
vergangenen Jahre alle emotionalen Register inklusive des positiven Denkens gezogen, nur, um mich weiter durchhangeln
zu können. Der "Positiv-Pott", aus dem ich mich bedienen müsste, ist einfach leer, weil dem nichts gegenüberstand,
was ihn hätte auffüllen können. Gefühlsseitig ist dieser Pott nicht mal mehr vorhanden. Ich kann mich ja nicht mal mehr über die
einfachsten Kleinigkeiten freuen, weil sie gefühlsseitig nichts auslösen. Wut, Trauer, Schmerz (außer reeller), Freude sind
für mich mittlerwiele unbekannte Komponenten.

Grüsse

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why_here
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 03:32

Derzeit ist es einfach so, das wenn ich versuche, positiv zu denken, daraufhin mein Kopf gegensteuert.

Ich esse z.B. irgendetwas, versuche mir dabei zu sagen, "Mann, schmeckt das gut"., im gleichem Atemzug meint ein anderer Gedanke "jaja, schwätz Du nur, du weißt doch selbst, das es beschissen schmeckt". Ich hab irgendwie so einen richtigen Dauerpessimisten im Kopf, der auch mit körperlichen Symptomen gegensteuert, wenn ich zu agil werde.

Ich muß aber nochmal fragen - was ändert positives Denken tatsächlich? Ich meine, die Realität kanns ja nicht ändern. "Andere Sichtweise auf die Dinge" - naja. Ich sehe was schlechtes und versuche mir dann, was gutes darauf einzubilden. Da hakt es bei mir an der Logik.

Grüsse

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Chancen
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Beitrag Sa., 16.02.2013, 11:57

Hallo why_here

du liest dich so als wäre deine Kraft und Energie am Ende, so als ob du durch die Jahre ganz einfach ausgelaugt worden bist. Aber dieser Zustand kann sich wieder verbessern! Nicht von heute auf morgen. Seine Energien wieder aufzufüllen benötigt Zeit und Geduld. Es gibt dabei KEINEN Schalter im Kopf, den du bloß finden müsstest. Und der Rat "denk einfach positiv" ist meiner Erfahrung nach zwar gut gemeint, aber unmöglich zu befolgen, wenn man so kraftlos angekommen ist, und seine ganze Erfahrung der letzten Jahre und vielleicht schon des gesamten Lebens auf Negativem basiert. Also die Hoffnung, dass du eine schnelle Lösung für das Tief findest, musst du denke ich, begraben.

Vor ein paar Jahren war ich auch ganz am Ende meiner Kräfte. Ängste, Kreislaufprobleme, Panikattacken, Sinnlosigkeitsgefühle, Leere. Die ganze Pallette. Und langsam, ganz langsam wurde es besser. Es kamen immer wieder kleine Momente der absoluten Freude auf, die ich garnicht mehr gekannt habe. Ganz langsam kam ich wieder zu Kräften und zu mir selbst, so wie ich mich vorher nie gekannt habe.

Diese langsamen und kleinen Schritte in diese Richtung können verschieden erfolgen. Bei mir waren es am Anfang einfache Übungen, die mir Ruhe brachten und die meine ständigen Gedanken im Kopf zumindest für ein paar Minuten ruhig stellten. Je öfter ich sie übte und je länger ich mir diese paar Minuten Ruhe schenkte, desto besser begann ich mich zu fühlen. Irgendwann konnte ich mir dann auch Gutes tun, ohne mich im gleichen Atemzug wieder zu entmutigen. Und mit jedem Schritt des Gutes-Tun kam die Energie mehr und mehr zurück. Ich begann, mich mit gutem Essen auseinanderzusetzen und für mich zu kochen, und mir wirklich Zeit dafür zu nehmen, herauszufinden, was ich mag, was mir gut tut und wie es schmeckt. Sobald die Sonne schien, begann ich rauszugehen und die Sonnenstrahlen zu genießen, da ich gehört hatte, dass Sonne unbedingt wichtig ist, damit man sich gut fühlt. Und alle diese kleinen Dinge haben beigetragen, dass die Welt heute für mich wieder bunt ist. Natürlich nicht alle Tage. Aber im Vergleich zu vor ein paar Jahren bin ich jetzt glücklich. Und das nachdem ich dachte, dass es Glück nur für die Anderen gibt.

Also gib nicht auf. Mit kleinen Schritten die Reise beginnen.

Als Übungen habe ich damals Achtsamkeitsübungen (Kabat-Zinn) gemacht. Da gibt es auf Youtube einige Videos, aus denen man sich das was einem gefällt rausholen kann. Auch Qi Gong Übungen oder Zhan Zhuang. Ist alles auf Youtube zugänglich. Du könntest sofort loslegen und ausprobieren, ob dir das liegt.

Chancen

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why_here
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Beitrag Di., 19.02.2013, 06:48

Hallo Chancen,

ja, da ist durchaus etwas dran mit der Energielosigkeit. Ich habe mich jahrelang über mich selbst gestellt, geistig wie körperlich ausgepowert
und sicherlich auch den einen oder anderen Burnout "übersprungen". Zu Zeiten, als die Tätigkeit mehr oder weniger körperlichen Einsatz forderte und auf eine Tätigkeit beschränkt war, "ging" es eigentlich noch. Ich war zwar teilweise wirklich kaputt, aber die körperliche Tätigkeit hat mir wenigstens geistige Stabilität verschafft. Als ich dann aufgrund meines nicht unwesentlichen Wissensstandes und meiner Fähigkeiten noch einige Büro-Zusatztätigkeiten im selben Haus annahm und mehr ins sitzen leif, ging es dann irgendwann rapide bergab. Irgendwie hat es erst mit Panikattacken angefangen, irgendwann habe ich dann auch seltsame Geisteszustände bekommen. Ich kann es schlecht beschreiben. Ich bin z.B. nach Hause gefahren und habe gemerkt, das ich irgendwie nicht mehr "bei der Sache bin" und habe mich so irgendwie nach Hause getastet. Kein Schwindel, irgendwie wie ein geistiges Anspannungsgefühl mit irgendeiner Form der Derealisierung und verzögerte Wahrnehmung. Wenn ich es detalierter beschreiben müsste, dann hätte ich gesagt, wie eine totale Übermüdung mit Ausblenden der Wahrnehmung, aber ohne Müdigkeitsgefühl; in jedme Falle schwer zu beschreiben. Selbst Augenbewegungen haben in einem fühlbaren körperlichen "Zucken" gemündet. Das "Zucken" kenne ich von daher, wenn ich z.B. schlecht geschlafen habe bzw. unter Streß stand.

Mein vorherrschendes Problem ist seit einer ganzen Weile die Konzentrationsfähigkeit. Wenn ich an irgendetwas herangehe, merke ich, wie der Geisteszustand kippt, das irgendwie der Kopf versucht, die Aufgabe "auszublenden". Ich bin zwar in dem Moment noch auf irgendeine gewisse Art und Weise leistungsfähig und weiß, was ich tue, aber mit einem "Filter vor den Augen" und irgendwie mehr automatisiert als "bei der Sache". Oftmals muß ich dann -wenn vielleicht auch nur kurzfristig-, den Kopf durch einen kurzen Schlaf "resetten".

Bei mir in der Familie treten AHDS-Fälle gehäuft auf; ich bin allerdings nie darauf "getestet" worden. Ob da mit diesem "Filter", der mich verunsichert und blockiert, eventuell ein Zusammenhang besteht? Man sagt ja, bei AD(H)s´lern würde dieser Filter nicht funktionieren. Ich kann mich, abseits davon, daran erinnern, das mich als Kind und Jugendlicher vornehmlich alles, was blinkt, schimmert, oder auch Gebäude mit harten geometrischen Strukturen fasziniert und inspiriert haben; wo die einen sagen, die Betonbauten aus den 60ern und 70er wären für sie architektonisch abstoßend, so ziehen sie mich irgendwie magisch an; Beispiel vielleicht das Bensberger Rathaus oder das Münchner Olympiadorf.

Da war ich auch noch mehr "ich selbst", Angst kannte ich zwar schon damals, aber nur in "begründeten" Fällen. Heute bin ich irgendwie total in mich selbst gekehrt, von mir selbst nicht mehr überzeugt, bin für die Dinge, die mich damals inspiriert haben, nicht mehr empfänglich; anstriebslos, lustlos, kreativlos (eine meiner früheren ganz großen Stärken), stelle ständig jedes Vorhaben in Frage, keien Pespektiven, ein allgemein immer schlechterer sozialer Status, körperlich desolat mitsamt den dazugehörigen Angeststörungen. Ich wage mal die Vermutung, das mich die massive Überforderung "umprgrammiert" hat.

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why_here
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Beitrag Di., 19.02.2013, 06:50

Ich kann versuchen mich körperlich zu erholen, wie ich will. Schlaf z.B. kann bei mir ins Gegenteil der Erholung führen, weil mein Kopf sich aufgrund der fehlenden Grundlagen der "Verarbeitung"; d.h. fehlende kompensatorische Möglichkeiten aus Erfolgserlebnissen; irgendetwas im Schlaf zusammenspinnt. Ich mag dann zwar körperlich erholt sein, aber geistig noch desolater als am Vorabend. In ganz krassen Fällen habe ich sogar im Schlaf von einem Psychologen geträumt, der mich in die Mangel genommen hat und es mir einige Tage lang sogar besser ging als vorher. Aber vornehmlich werden die ungelösten Konflikte im Schlaf durchgenommen und der Geist versucht nicht, sie zu lösen, sondern sie werden noch bis ins maximale überspitzt dargestellt. Das heißt, ich stehe auf und habe nicht einmal die geistige Grundlage, es am neuen Tag besser zu machen, sondern gehe eigentlich mit noch denkbar schlechteren Voraussetzungen in den neuen Tag und werde durch die im Schlaf übertrieben dargestellten Probleme -noch- empfindlicher für neue Probleme. Selbst -bestehende- Probleme verstärken sich dadruch, nicht, weil ich in der Realität ständig schlechte Erfahrungen machen würde, sondern weil sich mein Kopf im Schlaf eine schlechte Erfahrung zusammenspinnt und es als "Realitätsgrundlage" nimmt.

Der Deal bedeutet zu sagen, "ja, dann löse doch deine reellen" Probleme. Ich laufe mit -der- Vorraussetzung aber Gefahr, das die unrealisitschen Befürchtungen ihre Bestätigung erhalten und sich -noch weiter- ausdehnen. Das mag eine Schutzbehauptung sein, um das Problem nicht angehen zu müssen, nach dem Motto "Ja, Angst lebt von der Angst". Die ständig anhaltende Erfolglosigkeit, auch wenn die Problemlösung versucht wird, gibt -meiner Denke- zumindest aber Recht. Ich habe mich in vielen Belangen "verbessert", wie z.B. der schrittweise Abbau meiner Agoraphobie, kann es aber sehr langsam angehen, eben -weil -ich ,trotz begleitender wöchentlicher Therapie (Gespräche), ansosnten auf mich alleien gestellt bin. Zuviel Belastungsdruck auf einmal halte ich nicht lange durch.

Sorry, das ich so abgeschweift bin.

Grüsse

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Chancen
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Beitrag Di., 19.02.2013, 09:01

Hallo

diese "seltsamen Geisteszustände" die du beschreibst sind vollkommen normal, wenn man Panikattacken, Depressionen oder burnoutähnliche Zustände hat. Manche beschreiben es so, dass sich plötzlich nicht mehr wirklich da sind, wie in Watte gepackt, im Kopf. Oder plötzlich "außer sich" und wie in Zeitlupe, unrealistisch. Nicht mehr wirklich verbunden mit sich. Das alles sind Zeichen, das Einiges aus dem Lot geraten ist. Dass der Körper und Geist überwältigt sind von Belastungen, Anstrengungen, Anforderungen.

Diese Zustände verschwinden aber wieder, wenn du dir Zeit gibst, dich selbst aufzupäppeln. Ich hatte sie teilweise jeden Tag, manchmal auch über längere Zeit. Mittlerweile habe ich sie schon Monate, beinahe Jahre nicht mehr. Und wenn hin und wieder dennoch soetwas auftritt, dann weiß ich, dass ich wieder an meine Belastungsgrenze stoße, und versuche mich zurückzunehmen. Ich nehme das dann als Warnsignal wahr.

Ob du übrigens ADHS hast oder nicht finde ich garnicht so wichtig. Psychische "Krankheiten" sind ja nicht so eindeutig voneinander abgrenzbar, sondern vielmehr Konstrukte, deren sich die Medizin/Psychologie bedient, damit man etwas darüber sagen kann. Aber oft gehen die Diagnosen ineinander über und der eine Psychologe oder Psychiater diagnostiziert etwas anderes als ein anderer. Mit Angstzuständen und Depressionszuständen bist du bestens bedient. Ob ADHS Anteile dabei sind oder sonstwas, ist meiner Meinung nach vernachlässigbar. Die Therapie ist ja sowieso bei allen Dingen gleich: Psychotherapie und oder Medikamente ziemlich gleicher Art.
Die Wunderpille zur Diagnose gibt es leider nicht.

Wie schon in meinem ersten Beitrag beschrieben, wirst du dich auch nicht von heute auf morgen erholen können.

Das erklärt auch, warum dich Schlaf nicht so wirklich weiter bringt, und du dich danach manchmal noch kaputter fühlst. Der kraftlose Zustand in dem du dich befindest ist nichts was man mit einmal oder auch zehn mal wirklich ausschlafen beheben könnte. Das braucht Zeit. Viel Zeit. Monate! Und allein Schlaf reicht nicht.

Gib dir selbst die Zeit. Jeder längere Schlaf hilft und trägt dazu bei, auch wenn du dich nachher schlapp fühlst. Du musst zusehen, dass du dich langsam, ganz langsam aufpäppelst. Schlafe, iss gute Dinge, mach ein bisschen Sport oder körperliche Arbeit (du schreibst, dass dir das gut tut im Vergleich zu geistigen Tätigkeiten).
Bei all diesen Dingen beruhigt sich der Geist und der Körper kommt auch zur Ruhe.

In ein paar Monaten kann es dir besser gehen. Bleib nur dabei und gib nicht auf, wenn sich der schnelle Erfolg nicht einstellt. Das ist wirklich ein Zustand der sich über Jahre, ja über dein ganzes Leben hin aufgebaut hat. Den wirst du nicht in zwei Wochen los. Ich kann es nur wiederholen: langsam, mit Ruhe und stetigen Schritten in die richtige Richtung. Auch wenn kleine Rückschläge auftauchen, einfach immer stetig weitergehen und dich aufpäppeln und gut zu dir selbst sein. Schlafen, essen, Sport oder Entspannung. Bleib dran.


Chancen

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why_here
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Beitrag Do., 21.02.2013, 15:58

Hallo,

ich danke Dir.

Was ich im Prinzip für mich erkannt habe und ein ganz wichtiger Aspekt ist, ist die fehlende Motivation, irgendetwas zu tun. Schlimmer noch, ich denke, das -wenn -ich irgendetwas tun sollte, ist es -grundsätzlich- zum Wohle anderer, beziehungsweise anderen zweckdienlich. Ein "ich tue es für mich" kenne ich mittlerweile gar nicht mehr, oder Dinge aus "Spaß" zu tun.

Ich denke,je mehr ich irgendetwas für mich tue, desto "ausnutzbarer" werde ich, weil ich ja darin resultierend das Bild eines "energiegeladen und voller Tatendrang" stehenden Menschen abgebe, den man durch den Fleischwolf drehen kann, obwohl das -von der Leistungsfähigkeit her gesehen- gar nicht den Tatsachen entspricht. Das kommt von diesen massiven Versuchen und dne Enttäuschungen aus der Vergangenheit, weil es fast niemals auf irgendetwas, oder in irgendeiner Art und Weise in positives Feedback dafür gegeben hat, was man tat, und ich habe teilweise wirklich über Jahre hinweg mir gegenüber unmenschliche Dinge geleistet, sowohl beuflich, als auch im privaten, nur, um voranzukommen, oder um überhaupt vorwärts zu kommen.

Da meinte ich mit dieser gewissen "Lüge", die man eigentlich "Motivation" nennen müsste. Man tut irgendetwas, hat ein Ziel vor Augen, doch das erreichen des Ziels ist abhängig von der Willkür anderer. Eine Garantie, sein Ziel zu erreichen, hat niemand. Bei mir ist die Motivation, die anderen noch Hoffnung und Antrieb gibt, -so im Keller-, das ich mir es vorweg nehme, es erst gar nicht zu -versuchen-, weil das Ende nur -so- aussehen -kann-, wie ich es "gewohnt" bin. Egal, was ich tue - es ist, wenn überhaupt. nur zweckbehaftet. Obwohl ich weiß, das mich dieses Verhalten immer weiter nach unten bringt, ist es für mich -mit allen Konsequenzen, die dahinter stehen, leichter zu ertragen, als irgendwo unnütz Energie hineinzuinvestieren und dann trotzdem nichts davon -für sich- zu haben.

Ich bin wahrlich nicht doof, ich kann sehr viel, sogar soviel, das es mir vermutlich zu einem schönen Leben reichen würde, wenn sich nicht ständig unüberwindbare Barrikaden auftürmen würden. Ich bringe als Person nicht die Eigenschaften mit, die mich einen erfolgreichen Menschen werden lassen; meine Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft etcpp sind in der Geschäftswelt einfach Faktoren, die ohne Rücksicht auf Verluste meinerseits ausgenutzt werden. Das Wissen darum blockiert mich noch zusätzlich. Gleichsam wehre ich mich aber auch mit Händen und Füßen darum, diese Eigenschaften abzulegen, weil das Ablegen meiner Persönlichkeitsmerkmale "mich selbst eliminiert". Diesen Schalter "hier musst Du Person X sein, und dort Person Y" kenne ich nicht. Nicht ,das ich mich vor ausgewählter Kundschaft zum Affen machen würde. Ich war auch unter Geschäftsleuten höheren Ranges immer respektvoll im Umgang mit selbigen, habe mich gewählt ausgedrückt, versuchte, einen professionellen Eindruck zu hinterlassen. Nur hat dieses Verhalten ein ständiges -Unterdrücken- meiner Person "als solche" erfordert und ich habe immer wieder versucht, auch mal einen etwas persönlicheren Umgang zu fordern, was man nach über zehn Jahren ja auch mal langsam erwarten darf, zudem sich meine persönliche Grundeinstellung natürlich auch versucht hat, ihren Freiraum zu schaffen. Sie beiseite zu stellen und bei Bedarf Person X zu aktivieren und bei Gelegenheit Person Y schaffe ich nicht, weil ich dies nicht kenne. Mein Grundproblem ist eben, das ich auf der einen Seite für das, was ich darstelle oder bin, nicht zu dem passe, was ich kann. Und dies anzugleichen bedeutet für mich aber, das ich im Endeffekt "mich selbst" abschalten müsste und eigentlich nur noch eine zweckdienliche und funktionierende, seelenlose Hülle sein müsste, um anderen gerecht zu werden. Aber ich werde mir dadurch -nicht selbst- gerecht, auf der einen Seite "aggressiv und seelenlos" zu sein und auf der anderen Seite nach Bedarf und "Befehl" "liebevoll und hilfsbereit". Das -schmerzt- in der Seele. Für mich ist ein ständiges hin und herschalten zwischen den "Fronten" -unerträglich- und in meinem derzeitigen Seelenzustand ohnehin undenkbar.


Grüsse

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Henrike76
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Beitrag Do., 21.02.2013, 17:51

Hallo why here,

was Du schreibst ist schon auch beim Lesen als Fremder frustrierend. Und ich bin kein professioneller Helfer. Ich kann das aber weitestgehend verstehen (Kindheitstraumata).

Du hast aber schon den ersten Schritt gemacht und um Rat gesucht.
Vielleicht versuchst Du noch einen Psychologen mit einzubeziehen. Das könnte ja durchaus eine mittelschwere (oder schwere) Depression sein bei Dir. Da findest Du dann selbst kaum raus.

Ich war im Herbst 2012 (Freistellung in der Fa., in der ich mehr als 11 Jahre in recht verantwortungsvoller Position mit Herzblut gearbeitet habe) in einer ähnlichen Situation.

Für meinen Teil habe ich mir trotz aller Depressionen eine Aktionspunktliste gemacht mit Dingen, die ich das nächste halbe Jahr machen will (die Liste hat heute aber bereits eine anderen Umfang, weil auch neue Dinge dazu kamen). Und ich hatte einen riesigen Berg abzuarbeiten.

Also Dinge aus dem priv. Bereich (Selbsthilfegruppe neu orientieren, Fussball-Fanclub basteln, Sachbuch schreiben, Wohnung umzugsbereit machen, Fitnessstudio erneuern) und beruflich (Fachprüfungen und Zertifikate nachholen bzw. fertigmachen, Bewerbungsmappe fertigmachen, usw.).

Und alles wie im Projektstatusbericht (dürftest Du kennen aus dem Berufsleben) mit Prozentzahlen (jeden Monat) aktualisiert ausdrucken.

Das hilft mir mehr als alles andere wenn ich mich als faul fühle, zu sehen, was alles schon gelungen ist.

Für manches hatte ich angenommen, das musst Du in 2 Monaten fertig haben, es stellt ich raus dass ich da 5 für brauche.

Da siehst Du dann ganz genau, dass (fast) alles bei Null Prozent stand und jetzt im Schnitt 50 % fertig ist (manches 100 %, anderes zu 10 %).

Hilfe dazu bekam ich fast von keinem (das ist denen fast zu viel die Líste mal zu lesen!).
Freunde in der Not gehen wie Hundert auf ein Lot, sagt der Kölsche.

Wenn Du Lust hast poste mal ne kleine Aufstellung.
Da kannst Du aber auch Sachen draufschreiben, die schon zu 75 % Fertig sind, dann sieht es wiederum noch positiver aus. Du hast mit Sicherheit schon einiges geschafft, was Du im Moment noch nicht wahrnehmen kannst.

Also wie gesagt nur ein Denkansatz um das Knäuel etwas zu entwirren. Wie gesagt bin Laie, kann aber Probleme lösen (brauch nur dann auch manchmal selbst Hilfe).

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why_here
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Beitrag Di., 26.02.2013, 23:12

Hallo Henrike,

das mag bei mir auch durchaus zutreffen nicht zu sehen, was man "auch so nebenher" leistet. Leider habe ich bei mir allerdings den Eindruck, das ich, seit ich etwas zur Ruhe kommen konnte, irgendwie "vehement faul" werde. Manchmal kann ich wirklich nicht einschätzen, ob meine Antriebslosigkeit aus Energiemangel und den Problematiken heraus entsteht, oder ob ich gerade nur einen übelsten Müßiggang habe.

Fakt ist, das ich im Kopf "reel" ein "Ablenkungsmanöver" merke, wenn ich an irgendetwas konzentriert arbeiten möchte und das geht so weit, bis ich die Aufgabe fallen lasse. Ich schaue irgendwo hin, versuche mich zu konzentrieren und merke, wie die Augen nicht dort bleiben, wo sie bleiben sollen und je mehr ich es versuche, desto mehr driften die Augen weg und die Konzentration ist vollkommen im Eimer. Das kann auch schon morgends nach dem Aufstehen der Fall sein. Hinsetzen; Kaffe trinken, Zeitung lesen, schon geht´s ab. Nicht, das ich Kreislaufprobleme hätte. Das ist irgendetwas anderes. Man kann ohnehin sagen, das es mir durch den Einfluß von Nikotin, Koffein und Alkohol wesentlich schlechter geht und ich weiß, das ich auch eine gewisse Mißbrauchstendenz bei diesen Substanzen hatte=>deswegen auch der Hinweis bezogen auf das ADHS. Ich konnte mir am Tag beim arbeiten locker alleine eine anderthalb Liter Kanne Kaffee durch die Leitungen ziehen. Selbst unter "nicht-Streß-Konditionen" habe ich mir am Tag auch schon mal 6-8 Espressos genehmigt und das bei Untergewicht. Wobei ich dazu sagen muß, das ich ohnehin einen Stoffwechsel wie eine Rakete habe. Ich könnte jeden Tag zwei Schwarzwälder Kirsch alleine wegdrücken und das Kraftwerk im Kopf verbrennt so schnell jegliche Nahrung, das nichts davon irgendwo ansetzen könnte.

Seit zwei Tagen versuche ich nun Nikotin und Koffein komplett zu vermeiden. Das ging anfangs mit sehr bösen Kopfschmerzen einher und ich meine, das ich etwas klarer im Kopf, ruhiger werde werde und mich leichter zum Aktionismus überreden lasse. Ich kann problemlos monateweise aufhören zu rauchen, habe ich schon oft durchgezogen. Nur der dritte Monat ist immer irgendetwas, an dem man gerne "die ganze Angelegenheit überdenkt". Rauchen ist vielleicht nicht mal wirklich mein Problem, aber der Kaffee verbiegt mir schon die Rübe. Ob das dem Koffein geschuldet ist, weiß ich nicht; prinzipiell kann ich auch "genußvoll" einen Liter Cola wegziehen mit vermutlich höheren Koffeingehalt und mir gehts eigentlich (vermutlich auch wegen des Zuckers darin) recht gut.

Prinzipiell kann man aber sagen, das Koffein schon mein Hauptbegleiter in den Streßphasen war.

Ich werde die Liste mal in jede Falle machen und schauen, ob es mir hilft, wenn ich einen Überblick darüber erhalte und sehen kann, was ich bereits getan habe und was nicht.

Viele Grüsse

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Henrike76
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Beitrag Mi., 27.02.2013, 00:08

Hallo why_here ,

Klasse dass ich Dir vielleicht bischen helfen kann. Das fühlt sich dann auch für mich gut an.

Ich würde mir wg. dem Koffein nicht unbedingt so einen Kopf machen. In dem Bürojob den ich hatte, hat doch bald jeder 8 Tassen am Tag gesoffen (und dann die 0,25 Liter-Tassen).

Vielleicht ist meine Liste ja ein Novum und ich kann mit der Idee Geld verdienen.

Als Beispiel: Habe ca. 267 Papierordner zu sortieren (also umzugsbereit machen den Krempel) und das in ner 25 m²-Bude!
Der reinste Wahnsinn (schmeisse natürlich auch viel weg). Jetzt mache ich daraus ca. 36 Kisten (die beschriftet sind, aber keine Pappkisten). 40 % davon lag im Kellerraum , der vielleicht 3 m² gross ist (über 15 Jahre dahingeschmissen, Regal zusammengekracht wie bei Loriot).

Ich denke Ende Mai sollte ich da grob mit durch sein.

"Ich werde die Liste mal in jede Falle machen und schauen, ob es mir hilft, wenn ich einen Überblick darüber erhalte und sehen kann, was ich bereits getan habe und was nicht."

Ich würde dort unbedingt den Projekt-Fortschritt eintragen. Bei mir ist ja vieles dabei was ich vor mir hergeschoben habe (oder einfach keine Zeit für hatte bei der 50h-Woche). Manches schiebe ich immer noch!

Deine Posts sind sehr ausführlich, verzeih wenn ich da nur 20 % aufnehmen konnte. Sprich den Krempel (auch die Liste) mt dem Thera durch (nicht dass ich Dich da auf eine falsche Fährte locke).

Wie stark Dein Burnout ist sollte ja feststellbar sein. Das kann sich aber auch wieder bessern (wie die Vorschreiber richtig schrieben).

Ist denn bei Dir ne Kur angedacht? Das könnte ja auch mal ein Ansatz sein.

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