Hallo liebe Forums-Mitglieder!
Glaubt ihr, dass man eine Depression überwinden kann, wenn sich die äußeren Lebensumstände, die die Depression (vermutlich) (mit-)bedingen, nicht ändern? Wie seht ihr den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung von Depressionen?
Seit ich denken kann, fühle ich mich unsicher. Ich mache mir permanent Gedanken darüber, was andere Menschen von mir denken und gehe meist davon aus, dass es einfach negativ sein MUSS. In meiner Kindheit war ich immer das "liebe Mädchen", das es allen Recht machen wollte. Meine Angepasstheit rührte mit Sicherheit daher, dass ich zwei behinderte Geschwister und eine Mutter mit Depressionen habe und daher immer alles besonders gut machen wollte.
So spielte ich bis vor einigen Monaten die Rolle der "unproblematischen" Tochter, auf die Eltern stolz sein können, zumindest nach außen hin nahezu perfekt (innerlich fühlte ich mich schon seit Jahren schlecht): sehr gutes Abitur sowie 1. Staatsexamen und auch sonst keine negativen "Vorfälle". Einziger "Makel": ich hatte nie eine wirkliche Beziehung, auch wenn ich mich immer danach gesehnt habe. Aber na ja, wer sich selbst schon nicht mag...
Mittlerweile befinde ich mich in einer totalen Krise: ich bin mit meinen 23 Jahren wieder bei meinen Eltern und Geschwistern eingezogen, da ich zurzeit keine berufliche Perspektive habe (mein 2. Staatsexamen will ich nicht machen, da ich mich für diesen Beruf nicht geeignet fühle); ich fühle mich ungeliebt und einsam (ich habe zwar viele Freundinnen, aber eben keinen Freund).
Ich würde zwar gerne arbeiten und wieder bei meinen Eltern ausziehen, aber ich kann nicht - das geht wohl nur, wenn ich aus meiner Depression herauskomme. Andererseits wird das doch nur passieren, wenn ich wieder Perspektiven habe? Ein Teufelskreis...
Mein (bisheriges) Leben erscheint mir als eine einzige Quälerei, ohne irgendeinen Hoffnungsschimmer
Ich weiß nicht, was ICH will, sondern nur, was andere wollen!
LG Jojo
Depression und Lebensumstände
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Hallo jojo124!
Gut, du musst wieder zu Hause wohnen, ist nicht gut, das weiß ich.
Aber was machst du denn so, wenn du nicht arbeitest oder studierst?
Wie sehen deine Tage aus? Hast du irgendwelche Pläne oder Strukturen, wie du einen Tag verbringst?
lg
Flo384
Was ist denn da dann passiert vor ein paar Monaten?jojo124 hat geschrieben: So spielte ich bis vor einigen Monaten die Rolle der "unproblematischen" Tochter, auf die Eltern stolz sein können, ...
Was meinst du mit totaler Krise?jojo124 hat geschrieben: Mittlerweile befinde ich mich in einer totalen Krise: ich bin mit meinen 23 Jahren wieder bei meinen Eltern und Geschwistern eingezogen,...
Gut, du musst wieder zu Hause wohnen, ist nicht gut, das weiß ich.
Aber was machst du denn so, wenn du nicht arbeitest oder studierst?
Wie sehen deine Tage aus? Hast du irgendwelche Pläne oder Strukturen, wie du einen Tag verbringst?
lg
Flo384
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Ja, da äussere Umstände selten eine Depression bedingen. Oft sind es eher erlernte Verhaltensmuster oder Erlebnisse aus der Kindheit, die einen die jetzzeitige Realität "falsch" beurteilen lassen. "Falsch" daher, weil unrealistisch und mit gewissen Ängsten, Fehlbewertungen usw., die man damals erlernt hat.Glaubt ihr, dass man eine Depression überwinden kann, wenn sich die äußeren Lebensumstände, die die Depression (vermutlich) (mit-)bedingen, nicht ändern?
Ändern sich die äusseren Umstände, ändert sich an diesen "inneren" Sachen in dir gar nichts.
Vermutlich solltest du daran arbeiten, am Besten mit Begleitung eines Psychologen. Alleine kann man sich schlecht "therapieren", da man nicht unparteisch ist und einem auch die dazu gehörige Ausbildung fehlt.Seit ich denken kann, fühle ich mich unsicher. Ich mache mir permanent Gedanken darüber, was andere Menschen von mir denken und gehe meist davon aus, dass es einfach negativ sein MUSS. In meiner Kindheit war ich immer das "liebe Mädchen", das es allen Recht machen wollte.
Hast du deine "inneren Probleme" gelöst, lösen sich die äusseren bestimmt von ganz alleine, weil du dann völlig anders an die Sache herangehst (viel zuversichtlicher, selbstsicherer, mit Glaube an dich selbst und an deine Zukunft).
Lg, Nachtvogel
@ Flo:
Dass ich eine totale Krise habe heißt in meinem Fall, dass ich ständig am Heulen und sehr hoffnungslos bin, überhaupt keinen Appetit mehr habe und ich mich zu nichts mehr aufraffen kann. Manchmal ist es mir schon zuviel, ans Telefon zu gehen... Oft muss ich mich zwingen, überhaupt noch etwas mit Freunden zu unternehmen - das mache ich nur noch, um zu verhindern, dass ich noch mehr "abrutsche" und hinterher völlig alleine bin.
Abgesehen von meinem Nebenjob habe ich momentan überhaupt keine Struktur in meinen Tagesabläufen. Seit Jahren überlege ich intensiv, was ich beruflich machen soll, komme aber zu keinem Ergebnis. Um nicht völlig den "roten Faden" zu verlieren, habe ich mein "ungeliebtes" Studium abgeschlossen, aber jetzt stehe ich da und weiß nicht weiter, weil ich in diesem Beruf definitiv nicht arbeiten will und kann.
@ Nachtvogel:
Ich hoffe auch, dass sich meine äußeren Probleme zumindest leichter lösen lassen, wenn ich erstmal die inneren Schwierigkeiten bewältigt habe. Seit Jahren fühle ich mich "blockiert" (ich kann dieses Gefühl gar nicht so genau beschreiben) - da ist es sicherlich auch kein Wunder, wenn ich sowohl privat als auch beruflich keine Entscheidungen treffen kann bzw. die falschen treffe. Mit Sicherheit hätte ich schon viel früher eine Psychotherapie machen müssen, aber hinterher ist man ja immer klüger...
Ich dachte immer, meine Probleme seien nicht so schlimm, habe oft alles heruntergespielt, andere haben schließlich auch Probleme etc. - auf jeden Fall hat mich meine Psychologin in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt.
LG Jojo
Dass ich eine totale Krise habe heißt in meinem Fall, dass ich ständig am Heulen und sehr hoffnungslos bin, überhaupt keinen Appetit mehr habe und ich mich zu nichts mehr aufraffen kann. Manchmal ist es mir schon zuviel, ans Telefon zu gehen... Oft muss ich mich zwingen, überhaupt noch etwas mit Freunden zu unternehmen - das mache ich nur noch, um zu verhindern, dass ich noch mehr "abrutsche" und hinterher völlig alleine bin.
Abgesehen von meinem Nebenjob habe ich momentan überhaupt keine Struktur in meinen Tagesabläufen. Seit Jahren überlege ich intensiv, was ich beruflich machen soll, komme aber zu keinem Ergebnis. Um nicht völlig den "roten Faden" zu verlieren, habe ich mein "ungeliebtes" Studium abgeschlossen, aber jetzt stehe ich da und weiß nicht weiter, weil ich in diesem Beruf definitiv nicht arbeiten will und kann.
@ Nachtvogel:
Ich hoffe auch, dass sich meine äußeren Probleme zumindest leichter lösen lassen, wenn ich erstmal die inneren Schwierigkeiten bewältigt habe. Seit Jahren fühle ich mich "blockiert" (ich kann dieses Gefühl gar nicht so genau beschreiben) - da ist es sicherlich auch kein Wunder, wenn ich sowohl privat als auch beruflich keine Entscheidungen treffen kann bzw. die falschen treffe. Mit Sicherheit hätte ich schon viel früher eine Psychotherapie machen müssen, aber hinterher ist man ja immer klüger...
Ich dachte immer, meine Probleme seien nicht so schlimm, habe oft alles heruntergespielt, andere haben schließlich auch Probleme etc. - auf jeden Fall hat mich meine Psychologin in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt.
LG Jojo
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Hallo Jojo,
LG, Nachtvogel
Das scheint vielen so zu gehen, mich mit eingeschlossen. Manchmal liest man hier im Forum auch richtig heftige Stories und darunter dann den Satz "ich weiss gar nicht, was mit mir los ist - so schlimm sind meine Probleme doch gar nicht". Woran das liegt, weiss ich auch nicht. Vielleicht Verdrängung? Oder man "gewöhnt" sich an gewissen Dinge einfach? Oder man kennt's halt nicht anders?Ich dachte immer, meine Probleme seien nicht so schlimm, habe oft alles heruntergespielt, andere haben schließlich auch Probleme etc. - auf jeden Fall hat mich meine Psychologin in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt.
LG, Nachtvogel
Hallo Nachtvogel!
Ich würde sagen, dass wir uns einfach dran "gewöhnt" haben
Zudem würde ich vermuten, dass es vielleicht gerade den Leuten, die lange Zeit nicht "jammern" wollen oder können, am schlechtesten geht...
Als ich das erste Mal bei meiner Psychologin war, kam ich mir schon fast lächerlich vor - bis sie dann sagte, dass ich nicht auf "hohem Niveau" jammern würde und sie das sehr gut unterscheiden könne. Auch meinte sie, dass uns ja wohl klar wäre, dass es hungernden, kranken Kindern in Afrika natürlich schlechter gehe als mir, es darauf aber jetzt nicht ankomme.
Lg Jojo
Ich würde sagen, dass wir uns einfach dran "gewöhnt" haben
Zudem würde ich vermuten, dass es vielleicht gerade den Leuten, die lange Zeit nicht "jammern" wollen oder können, am schlechtesten geht...
Als ich das erste Mal bei meiner Psychologin war, kam ich mir schon fast lächerlich vor - bis sie dann sagte, dass ich nicht auf "hohem Niveau" jammern würde und sie das sehr gut unterscheiden könne. Auch meinte sie, dass uns ja wohl klar wäre, dass es hungernden, kranken Kindern in Afrika natürlich schlechter gehe als mir, es darauf aber jetzt nicht ankomme.
Lg Jojo
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Moin Jojo!
Tja .. ich habe auch erst durch die Therapie gelernt, mich und meine Probleme besser zu verstehen. Es ist auch eine Art Flucht vor den eigenen Problemen (Verdrängung), wenn man die Probleme anderer wichtiger ansieht. Sowas mag Edel klingen, ist aber nicht immer wirklich so. Oft ist es eher eine unbewusste Flucht. Richtig (aus vollem Herzen) helfen kann man eigentlich doch nur, wenn man mit sich im Reinen ist. Ansonsten spielen noch andere Motive mit rein (wobei Helfen trotzdem nett ist, keine Frage).
Psychische Probleme sind nicht als "Wohlstandskrankheit" oder Lapalie zu verachten, weil sie genauso wie jede andere (körperliche) Krankheit massive Einschnitte in die Lebensqualität mitsich bringen können. Unbehandelt sind sie auch nich zu selten tödlich.
Ein ausgemergeltes Kind in Afrika ist vielleicht ein schrecklicherer Anblick als ein depressiv und apathisch im sorgsam gemachten Bett daliegendes Kind in Deutschland, mag sein.
LG, Nachtvogel
Tja .. ich habe auch erst durch die Therapie gelernt, mich und meine Probleme besser zu verstehen. Es ist auch eine Art Flucht vor den eigenen Problemen (Verdrängung), wenn man die Probleme anderer wichtiger ansieht. Sowas mag Edel klingen, ist aber nicht immer wirklich so. Oft ist es eher eine unbewusste Flucht. Richtig (aus vollem Herzen) helfen kann man eigentlich doch nur, wenn man mit sich im Reinen ist. Ansonsten spielen noch andere Motive mit rein (wobei Helfen trotzdem nett ist, keine Frage).
Der Vergleich hinkt, weil es sich bei den einen um physische und bei den anderen um psychische Probleme handelt. Physische Probleme können manchmal sogar "leichter" sein, weil die dann im Vordergrund stehen (Lebenserhaltung) und alles andere in den Hintergrund tritt. Das kommt dann erst wieder zum Vorschein, wenn es einem äusserlich gut geht.dass uns ja wohl klar wäre, dass es hungernden, kranken Kindern in Afrika natürlich schlechter gehe als mir
Psychische Probleme sind nicht als "Wohlstandskrankheit" oder Lapalie zu verachten, weil sie genauso wie jede andere (körperliche) Krankheit massive Einschnitte in die Lebensqualität mitsich bringen können. Unbehandelt sind sie auch nich zu selten tödlich.
Ein ausgemergeltes Kind in Afrika ist vielleicht ein schrecklicherer Anblick als ein depressiv und apathisch im sorgsam gemachten Bett daliegendes Kind in Deutschland, mag sein.
LG, Nachtvogel
Stimmt, aus dieser Perspektive betrachtet hinkt der Vergleich natürlich.
Andererseits hat er mir trotzdem geholfen, die Einstellung "Andere haben auch Probleme", weche mir v.a. meine Eltern früher immer einsuggerieren wollten, zu überdenken.
Dass psychische Probleme belastender sein können als phsysische, stelle ich nun auch fest. So fühle ich mich im Moment wirklich schlechter als in der Zeit nach einer doch recht schweren Operation vor ein paar Jahren...
Andererseits hat er mir trotzdem geholfen, die Einstellung "Andere haben auch Probleme", weche mir v.a. meine Eltern früher immer einsuggerieren wollten, zu überdenken.
Dass psychische Probleme belastender sein können als phsysische, stelle ich nun auch fest. So fühle ich mich im Moment wirklich schlechter als in der Zeit nach einer doch recht schweren Operation vor ein paar Jahren...
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